Purify Interview

Mit der Ämterakkumulation ist das ja so eine Sache – unser ehemaliger Buwimi Gralado (kurz für: Bundeswirtschaftsminister Graf Lambsdorff) saß bei fast jeder Bank und Versicherung im Aufsichtsrat. Wegen eines angeborenen Sprachfehlers war ihm das auch ohne weiteres möglich: Er konnte das Wort „Interessenkonflikt“ nämlich nicht mal buchstabieren. Seine breite Gewichtigkeit, Markus Hintzen hat es da schwerer und kann Purify nicht so ohne weiteres im Into The Pit präsentieren, das er ja selber herausgibt (im souveränen VÖ-Rythmus von 25 Monaten. Minimum!). Und weil die Musik in schönster Slayer-Manier losfetzt, interviewe ich ihn nun fürs Eternity.

Wie hat sich denn die Bandgründung zugetragen?
Als die Götter den Metal machten …ach ne, falscher Film. Tja, auf der einen Seite hat alles damit begonnen, daß Guido und Dave einen Sänger für DEADSPAWN (ihre andere Band, die z. Zt. aber leider aufgrund von Musikermangel auf Eis liegt) gesucht haben. Auf der anderen Seite,wurde ich vom Hille von SENSLES gefragt, ob ich einen Song bei ihrem nächsten Gig singen wolle, was ich natürlich tat. Wie es das Schicksal so wollte waren Guido und Dave auch da,und haben mich danach angequatscht, aber dazu weiter unten mehr.
Ich hab mir auf jeden Fall erstmal Bedenkzeit erbeten, und in dieser Zeit haben dann wohl Guido, Dave und unser erster Basser Lars den Entschluß gefasst, ne Thrash Band zu gründen. Tja, als mir Guido das dann mitteilte, blieb mir nix anderes übrig, als ‘ja’ zu sagen. Am 3.1.2001 stieg die erste gemeinsame Probe und irgendwie stimmte alles, so daß ich dabei blieb und PURIFY endgültig geboren wurde.

Bei eurer Mucke isses ja wurscht, ob man den Text kennt oder nicht, weils eh keiner versteht, aber ich kapier‘ immer noch nicht wie Herr Holzbein nach dem äh, Auftritt mit Sensles ausgerechnet auf eure Heiserkeit als Sänger kam?
Ne gute Frage, denn der ‘Auftritt’ ging total in die Hose. Da ich mir doch schon das ein oder andere Bierchen gegönnt hatte, vergaß ich den größten Teil vom Text (Stormrider von I.E.),was mich natürlich vollkommen rausbrachte und zu guter Letzt auch die anderen nicht mehr wußten wo sie waren. Aber das bißchen was sie gehört hatten, schien wohl genug für Guido und Dave gewesen zu sein, um mich einfach mal anzuhauen. Um ehrlich zu sein hat’s mich damals auch sehr gewundert.
Aber es hatte ja auch sein Gutes (außer PURIFY, versteht sich),denn seitdem weiß ich, daß ich vor Auftritten nichts trinken sollte und außerdem sorgt das Video vom Auftritt bei Videoabenden immer wieder für Lacher….

Habt ihr satanistische Texte?
Ja! Wir sind totale Satanisten! Na ja, eigentlich erst seit einem Monat, denn da habe ich meine ersten satanischen Texte geschrieben. Der eine heißt ‘Satan mit Moonboots’ und handelt davon, daß Satan mit seinen Monnboots durch die verschneiten Wälder Norwegens stapft. Der andere heißt ‘Satan hat die Faxen dick’ und geht darum, daß der Gehörnte die Schnauze voll hat von der Kälte und dem scheiß Schnee, nach Hawaii auswandert und nur noch Bermuda Shorts und Hawaihemden trägt. Also Du siehst, wir finden Satan voll töfte!

Auweh, et Hintzken auffen intellektüllen Trip. Seid ihr wenigstens gewaltverherrlichend?
Auf jeden Fall! Meine Texte handeln nur von unseren täglichen Beschäftigungen, so foltert der Guido seine Freundin, der Dave quält Schweine in der Familienmetzgerei und ich trinke Kinderblut um Satan zu huldigen! Aber im Ernst (muß ja sein, da einige Leute ja Ironie noch nicht mal erkennen, wenn man sie drauf stößt): Die Texte sind streckenweise schon sehr gewalttätig, aber niemals verherrlichend. ‘Psycho – Path’ basiert z.B. auf dem Buch ‘American Psycho’ von Bret Easton Ellis und ‘Don’t push me too far’ ist eigentlich nichts anderes als meinen inneren Hass nach Außen gekehrt. Was ‘Chainsaw Carnage’ angeht, so handelt es sich zum einen lediglich um eine Fantasie, die ich habe, aber niemals ausleben werde, zum anderen ist’s einfach nur guter Horrorstoff.

Warum laufen euch ständig die Bassisten weg? Hat es was mit Punkt 3 und 4 zu tun?
Gute Frage. Aber eigentlich laufen sie uns ja gar nicht weg, denn z.B. der Lars wurde rausgeschmissen. Tja, und der Marten war von Anfang an nur ne Übergangslösung, wofür er’s doch ziemlich lange ausgehalten hat bzw. immer noch aushält, denn er macht wohl noch so lange weiter, bis wir einen Neuen haben. Und jetzt sind wir halt wieder auf der Suche. Ich denke nicht, daß es an Punkt 3 oder 4 liegt, vielleicht eher an der Tatsache, daß es sich mit 3 Helge Schneider Fans manchmal nur sehr schwer aushalten läßt, hehe.

Volksmusikanten von eurer Herrlichkeit brauchen zwar keine Idole mehr, aber Faves is auch n schönes Wort…..
Kurze Frage, lange Antwort. Is nämlich gar nicht so einfach, da wir alle drei (bzw. noch vier) einen sehr breitgefächerten Musikgeschmack haben. Also metallisch steht der Guido z.B. auf Anthrax, Exodus, überhaupt Thrash, Ami Death wie z.B. Malevolent Creation oder Suffocation, aber auch auf abgedrehtes Zeug wie Gorguts und anderen Frickelkram. Ansonsten hört er aber z.B. auch Klassik (Strawinski…),Jazz oder 70er Prog bzw. Art Rock. Beim Dave sieht’s ähnlich aus, auch strekkenweise mehr in die Frickelrichtung, auch Meshugah oder Morbid Angel. Außerdem liegt er uns seit Monaten mit The Forsaken in den Ohren. Ach ja, so 70er Prog (Gentle Giant..)is auch sein Ding, genauso wie Jazz….Was mich angeht, isses auch schwierig, wobei ich wohl mehr auf die straighteren Sachen steh, wie z.B. W.A.S.P., Kreator, Darkness etc. sowie Thrash im Allgemeinen, aber auch Hardcore und Punk (Slime,Exploited) sind meine Welt. Allerdings stehe ich auch auf 80er Pop (Jaaaa!) oder Klassik (Beethoven…). Der Marten steht hauptsächlich auf moderneren Kram wie Fear Factory, aber auch auf Zeug wie Nevermore oder Testament und .Du siehst, keiner von uns beschränkt sich nur auf Metal. Is ja auch albern,ne. Ja, is ja albern. Et is aber auch albern. Alberne Purifixe.

Bleibt durch das Rumgeplärre eigentlich noch genug Zeit, euer Erzamt als Reichsheftklammer auszuüben?
Bei der Erscheinungsweise bleibt glaube ich noch genug Zeit um 70 Zentner Kohlen in den Keller neben den Ofen, der mit Erdgas läuft zu schippen. Aber is ja auch egal, Hauptsache das INTO THE PIT lebt weiter, und das tut es….wahrscheinlich zum Bedauern einiger Zeitgenossen, hehe.

Haltet ihr euch für einen guten Chefredakteur (vor allem in Hinblick auf die Führung der schollegebundenen Hörigen)?
Natürlich! Du mich etwa nicht? Außerdem möchte ich mal wissen, bei welchem Chef man so wenig zu tun hat…

Bei der fürstlichen Bezahlung kann man echt net meckern. Möchten eure politische Korrektheit mal Stellung zu den Umtrieben diverser Hochlandschwaben Stellung nehmen oder lieber was zum Text von "Don’t push me too far" ablassen ?
Moment mal,wer ist hier politisch korrekt? Ums mit Blackie Lawless zu sagen: I’m politically incorrect and damn proud of it! Aber es gibt nunmal eine Sache, die ich mit allen Mitteln bekämpfe, und das ist Faschismus, vor allem in der (sogenannten) Metal Szene. Wenn dadurch einige Herrschaften mit nem IQ von 2,5 (ne Pommes hat 2,8) meinen, sie müssten mich als Feindbild Nr.1 haben – bitte schön! Ich kann dazu nur sagen: Don’t push me too far…….and watch your back!

Das hat jetzt allerdings nix mit etwaiger Feigheit zu tun, aber von Vorne kann man sich diesen Prähominiden nicht nähern, ohne Lachen zu müssen (oder weinen, ganz nach Veranlagung) Hat Purifix eigentlich ne politische Ausrichtung?
Definitiv nein! Allerdings will ich hier nicht in die typischen, und genauso dämlichen ‘wir sind unpolitisch, Metal ist unpolitisch’ Arien verfallen., denn unpolitisch heißt nur, daß wir kein politisches System unterstützen o.ä.. Wir sind alles denkende Menschen und haben demnach auch ne Meinung zu politischen Themen, nur erzählen wir z.B. keinem ‘Demokratie ist scheiße, Kommunismus ist gut’(nur als Beispiel, keiner von uns ist Kommunist), das muß jeder für sich rausfinden und mit sich selbst ausmachen. Nur wenn ich einen Text wie ‘Streets of Terror’ schreibe, der den Konflikt in Israel behandelt, ist das ja wohl politisch – kritisch, ohne aber eine politische Ausrichtung zu haben. Oder ‘Next in Line’, der gegen Nazis, vor allem szeneintern gerichtet ist. Wenn Dir ‘politisch’ nicht gefällt, dann nenn’s meinetwegen sozialkritisch oder was auch immer. Der einzige in der Band, der etwas politisch aktiv ist, bin wohl wirklich ich, was sich allerdings fast ausschließlich auf den Kampf gegen Faschismus bezieht. So, das reicht!

Wie sieht es mit rundgepressten Tonkonserven aus, eure sentimentale Vinylfreundlichkeit?
Wir arbeiten daran! Eigentlich sollten ja schon die beiden Songs von der CD als Single gepresst werden, aber da wir nie Geld haben, is bis jetzt nix draus geworden, und wir nehmen lieber zwei neue Songs auf. Das sollte zwar auch schon längst geschehen sein, aber da kamen uns ein paar unvorhergesehene Dinge in die Quere (Gruß an die ‘Netten Jungs von Nebenan’),so daß da bis jetzt noch nix aufgenommen ist. Auf jeden Fall werden diese beiden dann als Split 7’ mit den Mannheimer Thrashcorelern von MUNDO MUERTO (Ihr wollt ein Brett? Die Jungs besorgens euch! www.mundomuerto.de) veröffentlicht, so demnächst halt….

Was treibt denn eure langhaarige Hochgeistigkeit im Privatleben (ausser faul in der Gegend rumzugammeln)?
Hauptberuflich bin ich Student der Geschichte und Germanistik und will den Schreiberlingjob irgendwann mal gegen Bezahlung machen (natürlich wird das INTO THE PIT ewig leben!!!) .Ansonsten renn ich auf allerlei Konzerte (Metal,Punk,Hardcore…) und zum Fußball (Borussia Mönchengladbach & wenn die Kohle langt auch noch zum SV Darmstadt 98). Tja,und das übliche Abgehänge in irgendwelchen Läden…..Aber interessiert das überhaupt irgend jemanden?

Nein, wahrscheinlich ebenso Wenige wie die nächste Frage.
Da das beste immer am Schluss kommt, solltet ihr vielleicht mal die beiden anderen Reichsstände vorstellen, die laute Geräusche machen. Laut Sachsenspiegel aus dem 12.Jhd kömmt dem Mainzer das Amt des Reichsgriffbrettwichsers zu. dann fehlt nur noch die Reichsschiessbudenfigur um die Combo zu komplettieren.
Na ja, eigentlich sind die Mainzer Ingelheimer, aber egal. Was soll ich zu den andern beiden noch sagen? Der Guido düdelt halt Gitarre, is der Band – Opa, hat ne Freundin und’n Job den er hasst (nur den Job natürlich), trinkt gerne Bier und spielt halt Gitarre(ich glaube, ich wiederhole mich).Der Dave trommelt sich einen ab, hat auch nen Job und ne Freundin, is das Nesthäkchen und trinkt gerne Cola (von pur hat keiner was gesagt).Ach ja, beide haben seit kurzem neue Autos! Ziemlich doof, so’ne Frage am Ende zu stellen…

Um richtig evil zu sein habt ihr auch Pseudonyme angeschafft, eure karnevalistische Lustigkeit?
Klar, was is denn so ne richtige satanische, gewaltverherrlichende Metal Band ohne Evil Pseudonyme? Also haben wir uns welche ausgedacht, so ist Guido eigentlich Gerd Gonzbach, Dave ist Peter Hettersheimer, ich bin Horst Patschulke und Guidos Freundin Prissy, die immer mit der Kamera dabei ist, heißt Heidi Runkelmann. Der Marten war bzw. ist noch Gregor Hartmann.

Sind die umweltfreundlich und biologisch abbaubar?
Die Pseudonyme? Undenkbar, die geben wir doch nicht mehr her. Wir thrashen bis ins Grab, und vorher legen wir sie auch nicht ab! Wären ja schön blöd….

Ich hab zwar zu allem ne Meinung, aber von nix ne Ahnung, deshalb sollten eure Redseligkeit zum Absch(l)uß mal die Blume der Eloquenz begiessen:
Jaja, Gärtnern können wir auch. Na, dann erstmal danke für’s Interview und ein herzliches ‘Guten Tach,auf Wiedersehen’ an die ETERNITY – Leser. Wer Interesse hat, sich unser Geschrammel mal anzutun, kann sich mit 3 EUR (inkl.) an mich wenden (Adresse schreibst Du! Hachja, von mir aus: Markus Hintzen, Hochheimer Strasse 16, 67549 Worms) oder einfach mal an purify@gmx.de schreiben. Wer einen Bassisten zu verschenken hat, kann sich auch melden. Gigs spielen wir natürlich auch (was wir nicht alles machen, wa?!).Was gibt’s sonst noch zu sagen? Na ja, vielleicht noch ‘Fuck the USA’, aber dann is auch wirklich Schluß. In diesem Sinne: If the Kids are united….

Eure Purifixe (gibt’s nicht von Knorr!)
Um Kaiser Franz Josef von Österreich-Ungarn zu zitieren: "’s war sehr schön, ’s hat uns sehr gfreut"
Auf Wiederschaun.

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