Mevatron (ex-Sacralis) Interview Interview

Es gibt relativ wenig Frauen, die sich in den härteren Spielarten des Metals wohzulfühlen scheinen. Neben den griechischen Black Metallerinen von Astarte bildeten Sacralis(1993-2002) aus Ludwigsburg als auschließliche Frauenband eine große Ausnahme innerhalb der Metalszene. Doch nach ihrem zweiten Output „Infera Destino“ (Ende 2000) verschwanden sie in der Versenkung. Nach einiger Zeit erblickte Frontfrau Maritas neue Band Mevatron im Jahr 2002 das Licht der Welt. Im folgenden Interview erfahren wir, weshalb es zum Split von Sacralis und der Gründung von Mevatron kam. Außerdem berichten wir über die aktuelle MCD „Death Spawn“, ergründen, weshalb das letzte Sacralis Album „PHO-BOHS“ nie erschien ist und Marita nimmt Stellung zu dem Vorwurf, Sacralis hätten nur wegen ihres „femininen Exotenbonus“ Erfolg gehabt.

Seit dem Album „Infera Destino“ Euerer Vorgängerband ist ja einige Zeit vergangen und eigentlich lief es allem Anschein nach für Sacralis recht gut. Ihr habt kräftig getourt, führende Mailorder hatten Eure Scheibe im Programm, doch dann wart Ihr plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Was ist in der Zwischenzeit passiert und was war der Hauptbeweggrund, Sacralis aufzulösen und Mevatron zu gründen?
Marita: Um diese Frage zu beantworten, müsste ich jetzt sehr weit ausholen! Ich versuchs mal in der Kurzform. Es waren einige Dinge, die in dieser Zeit geschehen sind. Sacralis waren mit der 1. Aufnahme der letzten CD im Sup Zero überhaupt nicht zufrieden. Es gab großen Ärger! Die CD wurde dann noch einmal im Mastersound-Studio aufgenommen und mit dieser Aufnahme waren Sacralis dann mehr als zufrieden. Schon sehr schade das die Aufnahme nicht veröffentlicht wurde. Nein, es war schon besser, die Scheibe nicht zu veröffentlichen. Die Differenzen innerhalb der Band waren für mich einfach zu groß, um weiter in die Band zu investieren und an ein Fortbestehen zu glauben. Wollte dann auch mein neues Material nicht unter Sacralis veröffentlichen. Nein, ich bin einfach der Ansicht, dass die Zeit mit Sacralis für mich zuende war und so wurde das neue Projekt MEVATRON geboren!

Eigentlich sollte „PHO-BOHS“ das nächste Output von Sacralis werden, weshalb wurde die Scheibe nie veröffentlicht, obwohl das Material anscheinend doch fertig war. Man hätte ja die Platte sozusagen posthum veröffentlichen können?
Marita: Ja, aber wie schon erwähnt, waren Differenzen innerhalb der Band vorhanden. Es ist immer besser, sich das auch einzugestehen. Eine Neu-Veröffentlichung unter Sacralis war für mich nicht möglich.

Hast Du noch Kontakt zu Euren Ex-Bandkumpelinen Miriam (Schlagzeug) und Nadja (Bass/keys) oder streue ich gerade völlig unsensibel Salz in die Wunde?
Marita: Salz auf die Wunde? Ja, einfach war die Trennung bestimmt nicht nach so langer Zeit, aber mit der Zeit sind die „Wunden“ verheilt. Kontakt pflegen wir zur Zeit nicht mehr!

Wenden wir uns Mevatron zu. Was bedeutet der Name und wie seid Ihr auf ihn gekommen, habt Ihr stundenlang Fremdwörterbücher gewälzt um einen Namen zu finden, der zu einer Death Metal Band passt, oder wie muss man sich die Namensfindung vorstellen?
Marita: Vorstellen könnte man sich das schon so. Es ist wirklich nicht einfach, einen guten Namen für eine Band zu finden. Wir wollten einen Namen der sich gut anhört und zudem auch etwas aussagt. MEVATRON hat uns gleich sehr gut gefallen, da der Name sich nicht nur gut anhört, sondern sich auch von den üblichen Death-M.-Band Namen absetzt. MEVATRON ist ein Begriff aus der Medizin zur Bekämpfung von Hirntumoren. Der Gedanke dabei ist, dass viele Menschen in allen Gesellschaften auf diesem Planeten doch sehr schräg unterwegs sind (Ideologie/Religion) und diese dann wohl auch eine Art Hirntumor haben, der bekämpft werden sollten.

Wie habt Ihr Euren Schlagzeuger Mario gefunden, hat er bereits zuvor in anderen Bands gespielt?
Marita: Na ja, wir haben das Übliche unternommen. Anzeigen geschaltet, Flyers … Mario hat sich dann auf eine Anzeige in einem Zine bei mir gemeldet. Nach dem wir dann gesehen haben, was Mario am Schlagzeug drauf hat, haben wir nicht lange gefackelt und Mario in die Band aufgenommen! Mario spielt schon sehr lange Schlagzeug und das hört man auch! Außer bei MEVATRON spielt er noch Studioaufnahmen ein und bei Endzeit!

Könntest Du mir etwas über das Textkonzept von “ Death Spawn“ verraten? Von dem Klingonenthema habt Ihr Euch ja bereits nach der „Bortas“MCD weitestgehend getrennt. In einem anderen Interview erwähntet Ihr, dass Mythen und Legenden ihren Einfluss auf das aktuelle Album hatten. Da mir die Lyrics nicht vorliegen, spekuliere ich an dieser Stelle etwas wild.“Guardian Of The Gate“ läßt Assoziationen zur Edda, bzw. genauer Heimdall, dem Wächter der Regenbogenbrücke Bifröst, zu. Während „Ischtar“ eher vermuten lässt, dass auf Herrn Azagtoths Pfaden die Sumerer in irgendeiner Weise thematisiert werden. Bei „Devine Massacre“ gibt es ja auch mehrere Möglichkeiten, das Ragnaröck oder Zeus, der Chronos verdrischt?
Marita: Richtig, unsere Texte handeln von alten Mythen und Legenden/Religionen. Wir hatten uns diese Themen ausgesucht, da wir uns für alte Lebensweisen interessieren. Mit unseren Texten wollten wir auch die heutigen Religionen in Frage stellen. Letztendlich weiß niemand, welche von den „3000“ Religionen auf dieser Erde nun die richtige und einzig wahre ist. Oder sind wo möglich alle Religionen nur Einbildung und nette Geschichten??? Ich persönlich glaube an keine Religion! Bei Death Spawn haben wir uns das Thema Babylon ausgesucht wobei nicht alle Texte von alten Religionen und Lebensweisen erzählen.

Apropo Mythen und Legenden, was hälst Du von der “ Der Herr Der Ringe“ Triologie und mit welchem Geschöpf Tolkiens könntest Du Dich selbst am ehesten identifizieren? (Und jetzt antworte bitte nicht mit „Arwen“, an diesen Stellen bin ich im Kino immer urinieren gegangen…)
Marita: So so, urinieren!? Das Buch Der Herr der Ringe habe ich schon vor einigen Jahren gelesen, und mir hat das Buch damals schon sehr gefallen. Die Verfilmung hat mir auch super gut gefallen, da die Aufnahmen super sind. Die Helden hatte ich mir allerdings doch etwas anders vorgestellt, größer, darker!! Alle drei Teile haben mich auf jeden Fall gleich in Ihren Bann genommen, sind zur Zeit meine Lieblings-Filme.

Wer von Euch verfasst die Lyrics, was sind Eure, bzw. Deine Inspirationsquellen, Filme, Bücher, Computergames?
Marita: Die Lyrics haben Daniela und Ich verfasst. Inspirationsquellen sind Bücher und die Gesellschaft/Umwelt.

Marita, vewendest Du für Deine Vokals irgendwelche Effekte? Da Du gleichzeitig Gitarre spielst, musst Du ja dort, wo andere mit dem „Trichterhandgriff“ ums Mirkrofon Power sparen, vollen Stimmeinsatz bringen?
Marita: Es ist nicht zu glauben das werde ich ständig gefragt, wieso nur? Nein ich verwende keine Effekte. Nicht mehr und nicht weniger wie meine männlichen Kollegen. Wieso auch, haben Frauen vergrübelte Stimmbänder? Die Trichterhand vermisse ich nicht! Der Sound bei der Trichterhandverwendung gefällt mir persönlich nicht, verwischt sehr stark die Worte und nimmt die Härte raus. Klar, Gas geben muss ich beim Gesang auf jeden Fall, aber das macht mir nichts aus. Denke ist auch egal, ob man die Trichterhand verwendet oder nicht, jeder Sänger/Musiker muss sein Bestes geben.

Unterscheidet sich Mevatron grundlegend von Sacralis, was den Sound und Stil angeht, denn Keyboards wurden ja bereits auch bei Sacralis verwendet und stellen ja eigentlich keine Neuerung dar?
Marita: Hmm, schwere Frage! MEVATRON kann sich eigentlich nicht grundsätzlich von Sacralis unterscheiden, da ja auch bei MEVATRON meine Git.-Werke und Gesang zu hören ist. Nein, denke grundsätzlich nicht, aber die Schlagzeuglinien, Bass und B-Voice beeinflussen MEVATRON doch sehr stark. Mario ist mega schnell an seinem Schlagzeug und spielt ein völlig anderen Stil als bei Sacralis Miriam! Und Daniela unterscheidet sich von Nadja auch sehr stark, wobei Daniela noch zusätzlich B-voice übernommen hat. Das alles zusammen ergibt dann doch einen völlig anderen Sound eben MEVATRON! Die Keys sind in gewisser weise schon neu. Bei Sacralis hatten wir die letzte Scheibe Infera D. ohne Keys und auch die neue Scheibe sollte ohne Keys erscheinen! MEVATRON haben sich für dark Keys entschieden die den Songs noch mehr power verleihen!

Jetzt muß ich doch noch das Thema Frauen im Metal anschneiden. Böse Zungen behaupten, daß Sacralis lediglich ihren Status als Death Metal Band durch ihren „Exotenbonus“ als ausschließlich weibliche Band erlangt hätten. Verhält es sich tatsächlich so, seid Ihr mit Mevatron weniger erfolgreich, weil nun ein Mann hinter der Schießbude sitzt? Was würdet Ihr jemanden entgegnen, der so etwas behauptet?
Marita: Mit diesem Thema hatten und haben wir immer wieder zu tun. Ich frage mich was das soll!? Es ist doch jedem Metaller klar, dass bei Metall in erster Linie die Musik ausschlaggebend ist. Ob Mann oder Frau ist doch egal! Taugt der Sound nichts, bist du weg! Das ist bei einer Band in der Frauen mitwirken nicht anders. Es ist schon so das die Leute eher neugierig sind, aber die ist schnell befriedigt und nur aus Neugierde wird eine Band in der Metallszene nicht akzeptiert! Nein, wir müssen genauso hart arbeiten wie jede andere Band!

In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass gerade im Death Metal Bereich ein deutlich größerer Anteil weiblicher Fans bei Konzertbesuchen zu beobachten ist und damit meine ich keine klassischen Groupies sondern auch wirkliche Fans. Das amüsanteste war ein vermutlich 11 Jahre altes Mädchen, das auf dem Fuck The Commerce völlig ungeniert mit einem Lividity Longsleeve herumstromerte. Wie seht Ihr diese Entwicklung, habt Ihr eine Erklärung für dieses Phänomen?
Marita: Wenn ich ehrlich bin, ist mir diese Entwicklung nicht wirklich aufgefallen. Aber finde die Entwicklung gut! Einen Grund weis ich auch nicht, aber vielleicht haben die jungen Mädels diese Pop-Girly-Sch… einfach satt.

Es sei mir noch eine leicht ketzerische, chauvinistische Frage gestattet, wie reagiert Ihr auf dämliche Sprüche von – sagen wir mal – nicht unbedingt nüchternen Kerlen, die Euch eröffnen, sie würden Euch lieber nackig spielen sehen. Ist so etwas schon vorgekommen? Sind wir Metalmännchen tendenziell eher Schweinebacken oder Gentlemen?
Marita: Tja, was ist uns noch nicht alles passiert!? Klar, da gibt es schon solche, wie du so treffend formuliert hast, „Schweinebacken“. Aber was soll man dazu schon sagen, diese Jüngelchen haben noch in erster Linie ein großes Problem mit Ihrer Sexualität. Nein, da stehen wir drüber! Es sind auch nicht viele, die meisten „Metalmännchen“ sind wahre Gentlemen!

Okay, werden wir wieder seriöser. Wie kamst Du überhaupt zum Metal bzw. Death Metal? Wer hat Euch die erste Scheibe vorgesetzt, Kumpels, der große Bruder oder die große Schwester?
Marita: Zum Metall hat mich kein Anderer gebracht, das hab ich schon selbst für mich entdeckt! Habe die typische Einsteigerphase durchlebt, mit Rock angefangen, den ich im Radio/TV gehört habe und so hat sich das dann immer weiter entwickelt wie eine Droge bis hin zum Death-Metal. Na ja, und irgendwie bin ich dann beim Death-Metal hängen geblieben. Ist einfach der Sound für mich!

Welches war Deine erste Scheibe?
Marita: Meine erste härtere Scheibe war Judas Priest Turbo!

Wie sehen Eure momentanen Zukunftspläne was Mevatron anbelangt aus, habt Ihr schon eine neue Keyboarderin gefunden?
Marita: Pläne haben wir jede Menge! Zuerst wollen wir schnellstens unsere MCP Death Spawn veröffentlichen, dann Konzis spielen und so bald wie möglich unser neues bereits vorhandenes Material aufnehmen und veröffentlichen! Keyboard.-Frau/Mann haben wir noch niemand fest eingestellt, mal sehen!

Danke für das Interview! Willst Du noch ein paar Worte an die Leser richten?
Marita: Zuerst möchte ich mich für das Interview bedanken und an die Metaller: „Schmeißt eure Vorurteile weg und zieht euch mal unsere neue Scheibe rein!“ Dark greetings MEVATRON

www.mevatron.de

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