Opeth Interview

Opeth gelten bereits seit ihrem seeligen Debüt ‚Orchid‘ als absoluter Geheimtipp in Sachen progressiver, melodischer (Death) Metal. Bisher sind die vier Schweden jedoch über den Status des Geheimtipp noch nicht hinaus gewachsen. Ein Tatsache die sich spätestens mit ihrem aktuellen Album ‚Sill Life‘ – ihrem vierten – ändern müsste. Diese Platte ist einfach der blanke Wahnsinn und hat von mir gleich einen Platz in der Ehrenloge eingeräumt bekommen. Anwärter als Album des Jahres in meiner privaten Wertung inbegriffen. Dankenswerterweise war mein Gesprächspartner Mikael Ackerfeldt (gui/vox) alles andere als redefaul und so freue ich mich nun, eines der bisher wohl ausführlichsten Interviews mit Opeth präsentieren zu können.

Also Mikael, wie waren die Reaktionen auf ‚Still Life‘ bisher?
„Es ist unglaublich, ich habe für dieses Album schon so viele Interviews gegeben wie noch nie zuvor. Die Leute sind durchwegs begeistert und bestätigen uns ein überaus gelungenes Album. Wir sind also mehr als zufrieden.“

Inwiefern siehst du Unterschiede zwischen ‚My Arms, Your Hearse‘ und dem neuen Album ‚Still Life‘?
„Der größte Unterschied ist sicherlich die bessere Produktion, da wir viel mehr Zeit hatten. Des weiteren bin ich unheimlich stolz auf die Arrangements, weil wir für dieses Album vorher nicht geprobt haben.“

Wie Bitte!?!? Ihr saugt euch mal so eben ein derartiges Hammeralbum aus den Fingern, ohne auch nur einmal vorher zu proben?
„Nur zweimal, glaube ich. Wir hatten den Großteil der Songs jedoch noch nicht gehört, bevor wir ins Studio gegangen sind, da wir keine Zeit mehr hatten. Im Vorneherein standen lediglich die Grundgerüste der Songs und alles weitere wie Gesangslinien, Drumbeats, Basslinien oder Sologitarren wurden im Studio ausgearbeitet.“

Dafür ist allerdings ein großartiges Resultat heraus gekommen!
„Ja, aber es steckt auch ein großes Risiko dahinter. Ich finde es jedoch sehr inspirierend im Studio zu arbeiten, da die erste Idee, die man für einen Song hat eh meistens die Beste ist. Aufgrund der guten Erfahrungen werden wir wohl auch in Zukunft auf diese Weise weiter arbeiten.“

Ich finde, dass ‚Still Life‘ verglichen mit seinen drei Vorgängern auch merklich etwas kompakter klingt. Einige Stellen erinnern mich übrigens fatal an Edge Of Sanity. Ist das ein Kompliment für dich?
„Ich liebe Edge Of Sanity! Sie waren früher eigentlich kein Einfluss für mich, da ich die Band nicht kannte, bevor wir unser Debüt ‚Orchid‘ bei Dan Swanö aufnahmen. Heute sind sie für mich jedoch die Pioniere dieser Musik, da sie genau wie wir mehr als ‚nur‘ eine Death Metal Band sind. Es ist auf jeden Fall ein großes Kompliment für mich.“

Eigentlich sind Opeth ja eigenständig genug, um nicht mit anderen Bands verglichen werden zu müssen. Gäbe es dennoch einige Bands, die du als Vergleich herbeiziehen würdest?
„Ich denke wir sind auf jeden Fall eine sehr eigenständige Band, die ihren eigenen Weg geht. Ich interessiere mich nicht sonderlich für all diese neuen Bands. Opeth ist ein Ergebnis der Musik die wir über die Jahre hinweg gehört haben. Es ist eine Mischung ganz verschiedener Stile, da ich mich in meinem bisherigen Leben mit so ziemlich jeder Art von Musik schon irgendwie anfreunden konnte. Also würde ich nicht sagen, dass es eine Band in der heutigen Szene gibt, die wie Opeth klingt.“

Auch wenn das fast jede Band von sich behaupten mag, Opeth ist eine der wenigen Gruppen, der ich das ausnahmslos bestätigen kann. Kannst du deinen privaten Musikgeschmack etwas näher ausführen?
„Ich höre fast alles, stilistische Grenzen habe ich dabei nicht. Ich mag zwar keinen Tekkno oder Hip Hop, bin aber ansonsten für alles offen. Der unge-wöhnlichste Künstler in meiner Plattensammlung ist wohl Stevie Wonder. Ich mag aber auch die ersten beiden Possessed Alben und eigentlich alles von Rainbow.“

Wie kommt es, dass Opeth seit jeher einen Faible für Songs mit Überlänge haben? Habt ihr jemals versucht einen kurzen Song zu schreiben?
„Ich denke nie über die Länge eines Liedes nach. Wenn ein Song nach ein paar Minuten abgeschlossen ist, ist das okay. Aber von langen Liedern geht einfach eine größere Faszination aus. Ich habe mich daran mittlerweile gewöhnt, da ich die abenteuerliche Stimmung mag. das Gefühl in einen Song eintauchen zu können. Ich habe kein Problem mit kurzen Songs, aber bei Opeth ist es mittlerweile einfach üblich, dass die Songs die normale Länge überschreiten und die Fans erwarten das gewissermaßen auch.“

Wenn du es dir aussuchen könntest, in welcher Umgebung und mit welchen Gefühlen sollte der Zuhörer in eure Welt eintauchen?
„Oh, das ist sehr schwer. Wir machen keine Party-Musik, die man mit 100 Leuten in einer Wohnung und jeder Menge Geschrei und Bier konsumieren sollte. Wir machen Musik für den Einzelnen. Wenn die Musik einen bleibenden Eindruck hinterlassen soll, dann sollte man sie am besten alleine über Kopfhörer hören und sich nur auf die Musik konzentrieren. Das ist zumindest der Weg wie ich mich Musik annähere, die mir etwas bedeutet.“

Für meine persönlichen Geschmack ist ‚Still Life‘ noch ein wenig ruhiger und melancholischer als ‚My Arms, Your Hearse‘. In welcher Stimmung sind die Songs entstanden?
„Ich muss in keiner bestimmten Stimmung sein, um einen Song zu schreiben, ich brauche lediglich eine Inspiration. Wenn es mir richtig übel geht, schreibe ich eher Texte. Aber von der Musik bin ich gewissermaßen besessen. Ich muss mindestens ein Mal pro Tag Gitarre spielen, sonst fühle ich mich nicht gut. Ich schnappe mir einfach die Gitarre und spiele. Die Musik entsteht also keinesfalls in depressiven Phasen, wie man annehmen könnte.“

Wie lange dauert der Prozess des Songwriting bei euch?

„Das ist ganz verschieden. Manche Riffs sind sogar schon recht alt, wir haben einige Teile in dem kleinen Studio von Anders (Katatonia, Diabolical Masquerade – Sascha) aufgenommen, um zu hören wie sie wirken. Zwei Wochen vor dem Studio begann ich, die Teile zu Songs zusammen zu fügen. Der Prozess ist also von Album zu Album und von Song zu Song sehr verschieden. Tracks wie ‚Face Of Melinda‘ oder ‚Benighted‘ sind an einem Tag entstanden, andere benötigen wiederum zwei Jahre.“

Du schreibst derart komplexe Songs an einem Tag???

„Oh ja, das kann vorkommen. Wenn die Ideen erst einmal da sind, geht es schnell und ich könnte ewig weiterschreiben. Meistens ist es jedoch massive Arbeit, da ich die Songs aus verschieden Teilen zusammen setze, die über einen längeren Zeitraum entstehen.“

Wie sieht der Einfluss der anderen drei Mitglieder von Opeth auf die Scheibe aus?
„Dieses Album habe ich praktisch im Alleingang geschrieben, da wir fast nicht geprobt haben. Bei den ersten beiden Scheiben habe ich jedoch noch etwas mehr mit Peter zusammen gearbeitet. Die Ideen stammten zwar meistens von mir, aber er hatte sich in die Arrangements noch stärker eingebracht. Wenn die anderen ein Riff nicht mögen, wird es im Normalfall auch nicht verwendet. Sie haben so gesehen einen größeren Einfluss als ich. Dieses Mal waren sie jedoch absolut mit meiner Arbeit zufrieden. Ich denke es ist einfach ein Zeitproblem, da der Rest der Band arbeitet und studiert und ich als einzigster nur Musik mache.“

War es dieses Mal eine Ausnahme, dass ihr nicht zusammen geprobt habt oder ist das bei Opeth üblich, dass man sich nur für Tournee-vorbereitungen trifft?
„Bevor wir einen Plattenvertrag hatten, haben wir fünf bis sechs Mal pro Woche geprobt. Aber mittlerweile ist es langweilig geworden. Wir haben auch keinen Proberaum. Wenn wir einen hätten, würden wir vielleicht etwas mehr proben, aber es klappt auch so. Ich bin glück-lich mit der Situation und für die anstehende Tour werden wir auf jeden Fall wieder proben.“

Hast Du eine Nebenband oder ein Projekt mit dem du regelmäßig probst?

„Nein, ich probe grundsätzlich nicht. Außer vor Tourneen. In den letzten drei Jahren waren es höchstens 10 gemeinsame Proben mit Opeth (lacht).“

Wie lange spielst du nun schon Gitarre?
„Oh, sehr lange. Ich habe mit 12 Jahren angefangen, mittlerweile sind es also 13 Jahre.“

In der Vergangenheit gab es, bis auf ein paar Bilder mit den Silhouetten, keine Fotos von Opeth. Wenn ich draus folgere, dass für euch die Musik an sich wichtiger ist, also die Personen, die dahinter stehen, würdest du mir zustimmen?

„Das wir keine Fotos verwendeten kam eigentlich eher beiläufig. Wir haben das nicht geplant. Als wir unsere erste Platte aufnahmen, hatten wir jede Menge Fotos, aber die Fotos mit unseren Schatten waren einfach die besten. Damals war es einfach etwas Individuelles, da sämtliche Bands sich mit größeren Logos und besseren Fotos versuchten zu übertrumpfen. Wir hielten es für interessanter, wenn sich die Leute nur auf die Musik konzentrieren würden und nicht auf ein spezielles Image. Bei der neuen Platte haben wir jedoch erstmalig Bilder verwendet auf denen man uns erkennt.“

Warum das auf einmal?

„Ich weiß nicht, um mehr Mädchen abzubekommen…“

Ach ja?
„Nein nicht wirklich. Es sind einfach schöne Fotos, die dennoch eine düstere Atmosphäre ausstrahlen. Es lastete kein Druck auf uns, wie man vielleicht annehmen könnte. Aber nachdem auf unserer Homepage (www.opeth.com) eh jede Menge Fotos von uns zu sehen sind, dachten wir uns, dass wir auch welche in das CD-Booklet nehmen könnten.“

Kannst du meine Meinung teilen, dass es eine Art Mythos um Opeth gibt/gab, da niemand wusste wer eigentlich hinter dieser Band steckt?

„Ja, das ist etwas, dass unbewusst mit der ersten Platte begann und sich durch die nächsten Alben durchzog – eine Art Kult um uns, wie du schon sagtest. Es ist ähnlich wie bei Bathory, bei deren ersten Alben wusste auch niemand, wer hinter dieser Band steckt. Nach einer Weile dachten wir, dass es cool wäre das weiter durchzuziehen, da sich die Leute auf diese Weise nur auf unsere Musik konzentrieren würden und der Name Opeth einen größeren Reiz ausübt. Mit der Webseite und der neuen CD sind wir nun allerdings nicht mehr ganz so mystisch.“

Was empfindest du mit dieser Einstellung gegenüber diesen Neo Black Metal Bands, die großen Wert auf ihr Image und böse Fotos legen, dafür teilweise aber wirklich üble Musik abliefern?

„Es ist ein Trend wie jeder andere, der kommt und geht. Ich habe nichts dagegen, zähle uns allerdings auch nicht zu dieser Bewegung. Wir haben uns niemals angemalt und hatten kein Blut oder Schwerter in der Show. Es ging uns nur um die Musik. Wir sind eben Musiker, keine Schauspieler. Ich würde sagen, dass die Musik unser Image ist. Ansonsten sind wir ganz normale Leute.“

Das war die Art, die ich persönlich immer an Opeth mochte.

„Ja, Dankeschön.“

Was machst du in deinem Privatleben?

„Gar nichts. Ich spiele Gitarre und schaue Fernsehen.

Hast du keinen Job?

„Nein, ich arbeite nichts. Obwohl… heute war ich in der Stadt und man bot mir einen Job in Stockholms besten Plattenladen an. Dort werde ich wahrscheinlich demnächst anfangen. Aber bisher habe ich nichts gemacht.“

Was machen die anderen?

„Peter studiert… Mathematik und solche Sachen. Und die anderen beiden – die meisten Zeit sind sie high, haha. Einer der beiden Martins … ich glaube der Bassist studiert irgendetwas mit Musik. Eigentlich weiß ich gar nicht, was sie machen. Sie erzählen mir immer wieder andere Dinge.“

Ihr seht euch nicht sehr oft, oder?

„Oh, sie rufen mich zehn Mal am Tag an, es ist richtig nervend. Aber ich gehe nie ran. Ich merke durch meinen Anrufbeantworter, wenn sie mich anrufen. Wir treffen uns einmal pro Woche und halten Kontakt. Aber ich finde es gut, eine gewisse Distanz gegenüber seinen Bandmitgliedern zu halten. Auf Tour sitzt man die ganze Zeit aufeinander und das kann sehr nervenaufreibend sein. Man geht ja praktisch zusammen zur Toilette. Also halte ich lieber etwas Abstand, auch wenn ich den Kontakt natürlich nicht abrechen lassen möchte.“

Wie würdest du dich selbst als Charakter beschreiben?
„Ich lebe praktisch nur für die Musik und mache nicht viel anderes. Mit der Musik habe ich jedoch einen viel interessanteren Beruf, als die meisten Leute. Ansonsten führe ich ein relativ normales Leben, gehe in die Kneipe, habe eine Freundin und derlei Dinge.“

Lass uns einmal auf die Texte zu sprechen kommen. Da du neben der Musik auch für die Texte zuständig bist, würde mich interessieren, was für dich wichtiger ist?
„Ich denke, dass uns die Musik in der Vergangenheit immer wichtiger war, aber ich habe mich bei den letzten beiden Alben auch verstärkt auf die Texte konzentriert, um sie besser auf die Musik abzustimmen. Uns ist beides wichtig, aber wir sind Musiker und keine Dichter. Wenn ich mich noch mehr auf die Texte konzentrieren wollte, sollte ich wohl lieber ein Buch schreiben.“

Ich finde deine Texte dennoch sehr poetisch und lesenswert.
„Dankeschön. Ja, ich schreibe die Texte wirklich sehr gerne, aber ohne die Musik wären sie nichts wert. Das ist die Stärke von Opeth, dass Musik und Texte sehr gut miteinander kombinieren. Ich genieße es jedoch von Album zu Album mehr,  Texte zu verfassen. Es ist eine Herausforderung.“

Worüber schreibst du bevorzugt?

„Eigentlich nur über düstere Dinge. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Opeth und Bier trinken, also erspare ich mir derlei Themen. Ich blicke textlich lieber zurück in der Zeit. An und für sich sind es für eine Death Metal Band recht gewöhnliche Themen, wie Tod, Haß und in den emotionalen Parts auch über Liebe. Da Liebe und Hass nun mal die stärksten Gefühle sind, die ein Mensch verspüren kann. Das ist für mich als Texter natürlich sehr interessant.“

Sehr fasziniert hat mich der Titel ‚Face Of Melinda‘. Zunächst einmal, wer ist Melinda und welche Rolle spielt sie in der Handlung von ‚Still Life‘?

„Melinda ist einer der Hauptcharaktere des Konzepts von ‚Still Life‘. Die andere Hauptper-son ist ein als Christ geborener und erwachsen gewordener Kerl. Im Laufe der Jahre beginnt er diese Religion zu hinterfragen, da er keine Zeichen erfahren hat, dass sein Glauben wirklich eine Grundlage besitzt und sich in seinem Leben nichts geändert hat. Die anderen Leute beginnen ihn als Gotteslästerer und Ketzer zu beschimpfen und jagen ihn aus der Stadt. Das Handlung, die wir in ‚Still Life‘ beschreiben, beginnt als er nach einigen Jahren wegen Melinda zurück kehrt. Sie ist seine Freundin, fast schon Frau gewesen und er kommt zurück um sie mitzunehmen. ‚Face Of Melinda‘ ist das erste Zusammentreffen der beiden in der Geschichte. Sie stimmt zu mit ihm zu kommen, aber vorher passieren natürlich noch eine Reihe ungewöhnliche Dinge. Ich wollte eine Handlung über Gut und Böse schreiben, jedoch aus umgekehrter Sicht. Im Volksglauben sind die Christen immer die Guten und alle Nichtgläubigen die Bösen, in unserer Geschichte ist es genau anders herum. Das machte die Sache für mich interessanter.“

Wie stehst du im allgemeinen zu Religionen?

„In meinem privaten Leben sind sie mir ziemlich egal, aber ich habe natürlich auch eine eigene Meinung dazu. Für viele Leute ist der christliche Glaube bzw. Religionen im allgemeinen eine Kraft, für mich als Nichtgläubigen ist es viel mehr eine Art Verdammung. Religion hat viele Kriege und Tote verursacht und ist für mich satanischer als Satan selbst. Eigentlich sollte Religion etwas Gutes sein, aber wenn man sich die Fakten ansieht, ist es genau umgekehrt.“

Gibt es etwas an das du glaubst oder würdest du dich als Atheist bezeichnen?
„Ja, ich bin ein Atheist. Ich habe zwar keinen religiösen Glauben, bin aber dennoch sehr abergläubisch, da ich beispiele von der Existenz von Geistern überzeugt bin.“

Kannst du uns mehr darüber erzählen?
„Mystische Dinge passieren einfach. Als ich ein Kind war, bin ich mit meiner Familie in den Süden Schwedens gefahren, um dort ein Schloss zu besuchen. Wir schliefen in einem kleineren Nebenhaus auf dem Hof. Es war bekannt, dass es dort spukt. Aber was wir dann erlebt haben war wirklich unglaublich. Ständig hörten wir Geräusche und Schritte vom Dachboden und den Treppen. Meine ganze Familie war zu Tode erschrocken. Fast alle Leute, die ich kenne hatten bereits ein Spukerlebnis und das Fernsehprogramm und die Nachrichten sind bei uns voll davon. Für mich ist durchaus etwas Wahres dran an diesen Geschichten. Ich finde die Vorstellung einfach interessant, was nach dem Tode mit einem Menschen passiert. Die Berichte von ruhelosen Seelen und Geistern üben eine unheimliche Faszination auf mich aus. Hast du den Film ‚Drei Männer und ein Baby‘ gesehen?“

Der Titel ist mir ein Begriff, aber das ist nicht meine Art an Filmen. Sorry!

„Ja es ist ein richtig schlechter Film mit Tom Selleck und Steve Guttenberg. Aber vor ein paar Jahren kam in den Nachrichten, dass in diesem Film ein Geist auftaucht. In einer Szene kann man im Hintergrund einen kleinen Jungen hinter dem Vorhang erkennen. Aber normalerweise befindet sich bei keiner Szene etwas im Hintergrund, da wird beim Dreh penibel drauf geachtet. Das Interessante ist, dass dieser Junge ein paar Tage zuvor am Set gestorben ist. Natürlich könnte es auch eine natürliche Erklärung dafür geben, aber ich glaube sehr gerne an derlei Dinge.“

Dann muss ich mir den Film wohl doch einmal ansehen.

„Ja, aber bis auf die eine Szene ist der Film total langweilig.“

Kannst du mir sagen wann in etwa die Szene zu sehen ist?
„Ich weiß es nicht mehr genau. Aber in dieser Szene unterhält sich Tom Selleck mit einer Frau und im Hintergrund ist ein Fenster mit Vorhängen und hinter dieser Vorhängen erscheint der Junge.“

Das wäre doch ein interessantes Thema, um mal einen Song darüber zu schreiben.
„Oh ja. Tom Selleck bzw. Magnum macht mit Opeth einen Song, haha.“

Okay, soviel zu diesem Thema. Kommen wir wieder zu etwas Handfesterem. Könntest du noch einmal kurz auf den Line-Up Wechsel eingehen?
„Ja, unser neuer Bassist war zwar auf den Bildern zu ‚My Arms, Your Hearse‘ zu sehen, aber er hat auf dem Album nicht gespielt. Da er nicht mehr die Zeit hatte, die Tracks zu lernen. ‚Still Life‘ ist also sein erstes Album. Unser Drummer Martin Lopez (mittlerweile bei Amon Amarth ausgestiegen – Anm. Sascha) ist jedoch auch schon auf dem letzten Album zu hören. Dass Anders und Johan bereits nach der ‚Morningrise‘ Tournee ausgestiegen sind, dürfte bekannt sein. Die letzten beiden Platten wurden also mit einem zu 50% neuen Line-Up ein-gespielt.“

Aus welchem Grund habt ihr euer bisheriges Label Candlelight verlassen und seid zu Peaceville gewechselt?
„Unser Vertrag mit Candlelight war ausgelaufen, da wir nur für drei Alben unterschrieben hatten. Folglich haben wir uns nach einem neuen Label umgesehen und Peaceville machten das beste Angebot. Es ist ein Traum für uns, da sie sehr gut mit Music For Nations zusammen arbeiten und Zomba als Finanzspritze im Hintergrund fungiert. Und Zomba ist das Label von den Backstreet Boys, Britney Spears und R. Kelly. Wir haben noch die selbe künstlerische Freiheit wie auf Candlelight, aber dafür eine viel bessere Finanzierung, Vertrieb und sehr gute Promotion. Wir sind immer noch die selbe Band, aber auf einem viel besseren Label. Das ist eine sehr gute Vorrausetzung für uns.“

Meinst du ihr könnt mit dem neuen Label im Rücken auch ein größeres Publikum erreichen?
„Davon gehe ich aus. Natürlich ist der Vertrieb besser und es wäre schon sehr merkwürdig, wenn wir von diesem Album nicht mehr verkaufen würden, als vom letzten. Aber ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken, da mir die Musik das Wichtigste ist und es auch bleiben soll.“

Wie würdest du die Musik von Opeth in deinen eigenen Worten beschreiben. Laßt ihr euch in eine Schublade einordnen. Mal abgesehen das ich sehr wohl weiß, dass ihr das nicht wollt?
„Es gibt keinen Stil, in den man unsere Musik mit einem Wort einordnen könnte. Die meisten Leute nennen es einfach Death Metal. Ich habe damit keine Probleme, aber wir sind nun mal keine typische Death Metal Band wie Morbid Angel oder Suffocation. Genauso wenig sind wir eine Black Metal Band, wie Immortal oder Marduk. Wenn mich Leute nach unserer Musik fragen, erzähle ich ihnen, dass wir eine extreme, progressive Metal Band sind, da das den Nagel ziemlich gut auf den Kopf trifft.“

Gibt es Musiker, die ich als Gitarristen beeinflusst haben?
„Da gibt es zahlreiche. Yngwie Malmsteen natürlich, ich wollte auch ein Gitarren-Gott werden, als ich noch etwas jünger war. Ich habe natürlich nicht seine Fingerfertigkeit, aber ich versuche mich an der Spielweise zu orientieren.
Ansonsten haben mich auch Leute wie Ritchie Blackmore oder Ronnie James Dio geprägt.“

Also eher die Vorväter des traditionellen Metals?
„Ja, Rob Halford mag ich auch sehr gerne. Aber ich meine das nun nicht in dem Sinne, dass ich klingen möchte, wie sie. Es weiß jeder selbst das ich im Vergleich zu diesen Sängern absolut minderwertig bin. Aber sie haben mich dennoch in gewisser Weise beeinflusst und inspiriert.“

Wie stehst du zu Jazz Musik?
„Ja, ich höre mir viel Jazz an, auch viel Gitarren- und Piano Jazz. Es gibt hier in Schweden einen begnadeten Jazz Musiker namens Johan Johansson, der kürzlich verstorben ist. Er ist der Vater von Stratovarius Keyboarder Jens Johansson und dem neuen Hammerfall Drummer Anders Johansson. Er hat einige Platten veröffentlicht, die wirklich beeindruckend sind.“

Könntest du dir vorstellen, noch verstärkt ein paar Jazz Einflüsse in die Musik von Opeth zu integrieren?
„Vielleicht keinen traditionellen Jazz. Aber viele der Akkorde und Skalen, die wir spielen, sind eh bereits aus dem Jazz Bereich abgeleitet. Das wird auch in Zukunft so sein. Aber wir werden natürlich kein Saxophon oder ähnliches verwenden, sondern Jazz nur als auflockerndes Element einsetzen.“

Wie sieht es live bei euch aus? Sehr häufig habt ihr ja bisher noch nicht gespielt.
„Nein, unsere letzte Tournee war 1996 mit Cradle Of Filth, das waren bisher unsere letzten Konzerte in Deutschland. Unser letzter Auftritt war 1997 in England und da bin ich mir nicht mal mehr sicher. Aber wir planen eine Tournee mit My Dying Bride für Anfang des kommenden Jahres. Es wird meines Wissens nach auch eine komplette Europa-Tour. Ansonsten gibt es jedoch keine weiteren Pläne.“

Was können wir denn in Zukunft noch von Opeth erwarten. Auf wieviele Platten können wir noch hoffen?
„Wir haben für fünf Alben bei Peaceville unter-zeichnet und ‚Still Life‘ ist das erste davon. Wir werden bald wieder ins Studio gehen, um unser fünftes Album auszunehmen, welches wohl im Sommer nächstes Jahr erscheint. Davor werden wir erst noch für die anstehende Tour proben, auf dass wir ‚Still Life‘ so gut wie möglich promoten können. Immerhin haben wir für ‚My Arms, Your Hearse‘ in dieser Hinsicht gar nichts gemacht. Die Tournee wird wohl im Januar und Februar stattfinden.“

Wenn du einmal ein paar Jahre weiter in die Zukunft siehst, welche Art Musik wirst du spielen wenn 50 Jahre bist?

„Ich weiß es nicht. Am liebsten wäre es mir, Rhythmusgitarrist zu sein, einfach nur mit einer Zigarette und einem Bier im Hintergrund zu stehen und mit einem wirklich guten Sänger zusammen zu spielen.“

Welchen Sänger würdest du dir aussuchen, wenn du die freie Wahl hättest?
„Wie wäre es mit Ronnie James Dio?“

Meinst Du der lebt bis dahin noch?
„Ich weiß es nicht, ich habe gehört das er schon recht alt ist. Der ist ja dann schon weit über 70. Dann nehme ich lieber Joe Lynn Turner. Und einer meiner größten Träume wäre es mal zusammen mit David Coverdale zu spielen.“

Aber der ist doch auch schon recht alt…
„Ja, aber noch nicht so alt, als dass er in 25 Jahren nicht mehr leben könnte. Er ist noch nicht mal 50.“

Gibt es ein Frage, die Dir noch kein Journalist gestellt hat, auf die du aber schon immer einmal antworten wolltest?
„Nein, nicht wirklich. Sehr schwere Frage. Ich lasse mich eigentlich lieber überraschen, sich Fragen zu überlegen ist schließlich dein Job, haha.“

Okay, ich habe jedoch keine weiteren Fragen mehr. Viel Glück auch in Zukunft mit Opeth  ich freue mich schon auf die nächsten Alben.
„Dankeschön, viel Erfolg auch weiterhin mit dem Eternity!“

http://www.opeth.com/
http://www.myspace.com/opeth

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