Sacrificium Interview

Bereits auf der letzten Eternity CD mit einem Track vertreten konnten uns die deutschen Doom/Deather Sacrificium nachhaltig beeindrucken, was mich dazu veranlasste dem Quintett mit einigen Fragen auf den Leib zu rücken.
Gitarrist Oliver stand mir bereitwilig Rede und Antwort.

Hallo Oliver? Wie geht es Dir so kurz vor den Weihnachtsfeiertagen?
Ich bin zwar in keinerlei Weihnachtsstreß oder so (wobei ich noch keine Geschenke besorgt habe), aber so ganz Stressfrei isses dann doch nicht. Das übliche: Studieren, Arbeiten, Proben, …

Dann kommen wir der Vollständigkeit halber zuerst zu der Bandgeschichte. Soweit ich das richtig interpretiert habe, bist Du das einzige Gründungsmitglied, das noch in der Band ist. Also fasse die Geschichte bitte mal kurz zusammen.
Das stimmt, denn Unkraut vergeht nicht. Hahaha. Sacrificium enstand eigentlich aus der Band Corpus Christi heraus. Mit dabei waren Markus Hauth (Drums) und Sebastian Wagner (Voc, Keys, Bass) inklusive mir an der Gitarre. Wir kannten uns schon von anderen Bands her und spielten auch mal eine kurze Zeit unter dem Namen Hardway (so’n Thrash bis Metal Verschnitt) einige Konzert in Holland und ganz Deutschland. Es stellte sich aber heraus das es schon eine Band in der USA mit dem Namen gab und so benannten wir uns erst einmal um. Aus dieser Zeit stammt auch ein ultra schlechtes Demo Tape. Da die Musik sich immer weiter in Richtung Death Metal entwickelte und unser Sänger damit nicht mehr klar kam, ging dieser aus der Band nach dem in Roman Wagner ein Ersatz gefunden war (das die beiden Wagner heißen ist reiner Zufall). Damit hatten aber immer noch keine Basser.
Kurze Zeit später trafen wir über ein paar Kumpels den Claudio Enzler, der zur der Zeit in einer Band names Los Assozialos zockte, aber auf einer Suche nach einer neuen Band war. Schade war nur das er eigentlich Gitarre spielt. Also, eine 2. Gitarrist war da aber immer noch kein Basser. Nach einigem hin und her willigten wir der Bitte eines 15 jährigen Manuel Iwansky ein, ihn doch als Bassisten in die Band zu nehmen. Was auch sehr gut funktionierte und uns erstaunlicherweise technisch weiter brachte. Da nun Markus Hauth (Drums) für 1 oder mehrere Jahre in die USA gehen wollte, suchten wir einen neuen Schlagzeuger. Einige Wochen später hatten wir auch einen: Mario Henning.
In dieser Besetzung wurde dann unsere Demo CD 1996 im Januar 96 eingespielt. Welches gegen unseren Erwartungen besser ankam als wir dachten. In der Besetzung wurden zahlreiche Konzerte absolviert die eigentlich durch die allgemein sinkende Zahl der Konzertbesucher getrübt wurde. Aufgrund musikalischer Differenzen verlies uns Manuel Iwansky und wurde erst über ein Jahr später durch Manuel Kerkow ersetzt. Was uns aber nicht daran hinderte Konzerte zu spielen und unser aktuelles Demo „Mortal Fear“ einzuspielen.

Warum habt Ihr den Namen Sacrificium gewählt? Welche Bedeutung soll er verkörpern und paßt er heute noch zu der Band?
Auf diesen Namen kamen wir durch die CD von Randy Rose „Sacrificium“ die damals zu unseren privaten Top Ten gehörte. Die Bedeutung von „Sacrificium“ ist Opferung, bzw. Aufopferung. In der Erinnerung, dass Jesus sich für uns geopfert hat und ans Kreuz nageln hat lassen.

Wer gehört momentan zu Sacrificium? Stell uns die Herren bitte einmal vor.
Mario Henning (Drums), 22, ein absoluter Autofreak (scheint bei allen KFZ-Mechanikern so zu sein). Einer von der Sorte die lieber ihre Zeit in einer Garage mit ’nem Haufen Schrott auf 4-Rädern zubringen als z.B. Schlagzeug zu üben. Und der einzige, der nicht in die Rofa LB geht.
Roman Wagner (Voc, Keys), 26 und läuft bald in den Hafen der Ehe ein. Eigentlich tut er nur drei Dinge am liebsten: Motoradfahren, Computerspielen und sich Nahrung zu zuführen (ich glaube dafür kassiere ich demnächst tierisch Prügel. Hahaha). Wer Donnerstags in der Rofa LB ist wird ihn sicher schon mal gesehen haben.
Manuel Kerkow (Bass), 21, gelernter Industriemechaniker und z.Zt. Zivi. Der einzige mit einer Kurzhaarfrisur. Ansonsten schraubt er an einem uralt Ford Diplomat herum, oder an seinem Kadett.
Claudio Enzler (Git., Voc), 20, auch gerade Zivi und ex-Leistungsschwimmer. Er weiß eigentlich immer, wo eine Party ist und ist dann auch dementsprechend oft auf einer zu finden.
Und meine Wenigkeit: Oliver Tesch (Git.), 25 Lenze und angehender Toningenieur. Aber um Kohle zu verdienen arbeite ich als Webdesigner. (Was der Grund dafür ist, das die Sacrificium Homepage nie aktualisiert wird.)

Nach eigenen Aussagen ist Euer erstes Demotape sehr schlecht? Wo genau lagen die Mängel? Und ist das Tape noch erhältlich?
Sehr, sehr schlecht. Die Songs waren schlecht, die Produktion (wenn man überhaupt von einer Reden kann) ist mies. Allerdings verbinde ich mit dem Teil gewisse Erinnerungen die ich nicht missen möchte, und deshalb höre ich mir das Teil gelegentlich auch mal an. Erhältlich? Nein auf keinen Fall. Die paar Tapes, die noch übrig sind, verwenden wir um unsere Proben mitzuschneiden oder Songideen aufzunehmen.

Euer zweiter Output war eine eigenproduzierte CD. Was denkst Du heutzutage über diese Veröffentlichtung und die enthaltenen Songs?
Ich denke, wir hätten da noch etwas warten sollen. Wir waren als Band noch nicht sehr eingespielt. Desweiteren hatte der Produzent keine Ahnung von Metal. Die Songs waren zudem etwas unausgereift. Allerdings fanden über 80% der Zines an die wir das Teil geschickt hatten gar nicht so übel.

Warum habt Ihr fast vier Jahre gebraucht, um Euer aktuelles Demo zu veröffentlichen? Lag es ,nur‘ an Line-Up Wechseln oder wart Ihr auch mit anderen Dingen beschäftigt?
Wir dachten, was Slayer können, können wir schon lange. Ha ha ha. Ne, es hat sich irgendwie so ergeben. Natürlich auch dadurch das wir keinen Bassisten hatten. Wir haben uns dafür umso mehr für unsere Konzerte reingehängt. Sprich, statt dauernd neue Sachen zu schreiben, wollten wir das Material möglichst perfekt Live spielen können, da wir definitiv zu den Leuten gehören, die ein Konzert einem Studiotermin vorziehen würden. Ich denke das hat sich auch ausgezahlt, da mittlerweile die Leute ziemlich begeistert von unseren Auftritten sind.

Aber zum Glück ist Euer neues (,Mortal Fear‘ betiteltes) Demotape nun erhältlich. Warum habt Ihr Euch diesmal für die Tape- und nicht für die CD-Variante entschieden? Vor allem so aufwendig gestaltete Booklets sind hierzulande so gut wie ausgestorben. Ihr müßt Eure letzte Mark ausgegeben haben, oder?!
Naja, die „Mark“ hatten wir schon beim letzten Mal ausgeben. Wir mußten beim letzten mal noch einiges an Kohle für’s mastern drauflegen, da die CD sonst wirklich übel geklungen hätte. Und es gibt da immer noch jemanden, der von uns noch Kohle deswegen bekommt. Der Grund war eigentlich der, das wir diesmal kaum etwas ausgeben hatten, und uns einfach nicht ganz sicher waren ob die Soundqualität für eine CD reichen würde. Ein Bekannter von uns ist Grafiker und ein Fan von uns. So hat er sich bereiterklärt das Booklet für umsonst zu gestalten. Zumal wir mit dem Tape bei Plattenfirmen hausieren gehen wollten, war uns das optische Erscheinungsbild nicht ganz egal. Beim abmischen der Songs waren wir dann so begeistert von dem Sound, das es eigentlich viel zu gut für ein Tape ist. Da war das Booklet aber auch schon fast fertig und wir wollten nicht nochmal Geld für’s mastern ausgeben, bzw. wir hatten einfach kein Geld mehr. Denn ein schlechtes/billiges Mastering kann dir wieder alles versauen. Deshalb haben wir es dann bei dem Tape belassen.

Habt Ihr absichtlich als Appetitmacher nur drei Songs aufs Tape gebannt oder gibt es noch nicht mehr Material, das Ihr veröffentlichen wolltet?
Wir wollten das Tape eigentlich nur zu Promotionzecken aufnehmen und an Plattenfirmen schicken, um zu sagen: „Hey, von dem Material gibt’s noch mehr, und wir würden gerne eine komplette CD aufnehmen“. Die Nachfrage nach einem neuen Tape von uns war aber sehr groß, und deshalb haben wir dann daraus ein offizielles Demotape gemacht. 3 Songs waren halt auch genau unser Budget.
Mehr Studiozeit hätten wir auch gar nicht bezahlen können. Aber es gibt noch mehr Material, und das sollte natürlich auch veröffentlicht werden. Da aber keiner von uns „normal“ verdient, wird das ohne Plattenfirma nicht funktionieren, bzw. ich wüßte im Moment nicht wie.

Warum habt Ihr den Titel ,Moral Fear‘ gewählt? In wie weit bezieht er sich auf die Texte bzw. das Textkonzept?
„Mortal Fear“ bezieht sich auf den 1.Teil von Psalm of an Unborn. Und beschreibt die Todesangst eines ungeborenen Kindes während der Abtreibung. Im Grunde fanden wir den Titel auch ziemlich cool.

,Psalm of an unborn‘ handelt von den Schmerzen und der Angst des Ungeborenen, das gerade abgetrieben wird. Eine Schwierige Thematik… Kann man Euch als Abtreibungsgegner bezeichnen? Oder habt ihr nur dieses Beispiel gewählt, um auf die Verantwortung, die jeder zu trage hat, hinzuweisen?
Grundsätzlich sind wir gegen Abtreibung, da es in unseren Augen definitiv Mord ist. Wir haben uns lange überlegt, ob wir so einen Song schreiben sollten, weil man uns erstens in diese Schublade irgendwelcher Extremisten stecken könnte, und zweitens auch Einseitigkeit vorwerfen könnte, da wir keine Frauen sind und so eine Situation nicht beurteilen könnten. Der Text ist aber nicht aus der Sicht des Mannes noch der der Frau geschrieben, sondern aus der Sicht des ungeborenen Kindes.
Logisch, wir können nicht sagen, was das Kind nun wirklich fühlt, aber ich denke unsere Darstellung erscheint sehr realistisch. Im Grunde gibt es zwei Kernaussagen in diesem Song: 1. eben die, die Du angesprochen hast. Wir sind für unser Tun und Handeln mit jeder Konsequenz verantwortlich. Wir können „Fehler oder Probleme“ nicht wegoperieren und es beim nächsten Mal wieder zu tun. Das ganze wird uns irgendwann als Bumerang wieder treffen. Und dann wird es mehr weh tun, als wenn wir uns beim ersten Mal schon der Verantwortung gestellt hätten. 2. Das Kind das abgetrieben wird, bittet um Vergebung für diejenigen, die es umbringen wollen. Das Kind ist so unschuldig, dass es dazu imstande ist. Das ist auch nichts neues. Dasselbe hat Jesus am Kreuz getan (und er war auch unschuldig an dem Bockmist den die Menschen bauen und noch eine ganze Weile machen werden).

In den kurzen Erfklärungen zu den Texten steht außerdem etwas davon, daß das Ungeborene seinen Mördern vergibt und daß Liebe und Vergebung mehr Probleme lösen, als wir uns vorstellen können. Glaubst Du, daß Liebe und Vergebung grundsätzlich immer der richtige Weg ist?
Ja. Auch wenn es im ersten Moment nicht danach ausschaut. Obwohl es wesentlich einfacher wäre zu hassen und nicht zu Vergeben. Hassen ist ein sehr bequemer Weg der zu 100% in einer Sackgasse endet.

Erzähl uns bitte noch etwas zu den anderen beiden Texten und zu Euren Texten im allgemeinen.
„Paupers Grave“ beschreibt eine persönlich erlebte Situation die sich aber auf die Situation der Menschheit bezieht. Wir graben unser eigenes Grab. Je mehr wir probieren Gott zu spielen oder ihn zu ignorieren, desto mehr verfangen wir uns in dem Geflecht aus Unwahrheiten, Intrigen, Lügen, … Je mehr wir nach „der“ Wahrheit suchen, ohne einen Gott in die Suche miteinzubeziehen, desto mehr entfernen wir uns von ihr. Es ist an uns, ob wir unsere Hand ausstrecken und die Hilfe annehmen die die ganze Zeit darauf wartet beachtet zu werden.
„In Your Eyes“ basiert auch auf einer Persönlichen Erfahrung. Als Christ bist du weder ein Übermensch noch frei von Fehlern. Und wenn dein Stolz dir sagt, das du Gott fallen lassen sollst, wachst du eines Tages auf und du hast das Gefühl, das Gott hat dich wirklich verlassen, dann kann das sehr schmerzvoll sein. Im Allgemeinen handeln unsere Texte von persönlichen Erfahrungen oder Erlebnissen in dem Umgang mit Gott. Mal abgesehen von Psalm of an Unborn. Uns ist zum einen wichtig das die Leute aufhören mit Gott die Kirche zu assozieren. Wir wollen zeigen das wir weder Weltfremd noch irgendwelche Deppen sin die die Erde für ’ne Scheibe halten. Für uns ist es normal eine Beziehung zu Gott zuhaben (das war jetzt nicht sexuell gemeint. Hahaha) und mit ihm unser Leben teilen. Das funktioniert nicht immer gut, und über diese Gefühle und Probleme schreiben wir.

Warum habt Ihr gerade dieses Covermotiv ausgewählt? Leg uns bitte Deine Interpretation nahe. (Und woher stammt das Motiv?)
Wir hatten dem Grafiker unsere Texte geben, und gesagt er soll sich was ausdenken. Das Ergebnis davon ist auf dem Cover zusehen. Wer das allerdings auf dem Cover sein soll entzieht sich meiner Kenntnis. Wir hatten ihn mal gefragt ob das seine Oma wäre, aber das hat er verneint. Es steht also in keinem direkten Zusammenhang mit den Texten. Und es wäre auch Schwachsinnig da jetzt etwas hinein interpretieren zu wollen. Als wir den ersten Entwurf gesehen hatten, waren wir begeistert. Egal ob es jetzt 100% passte oder nicht.

Ihr habt die Songs im Tritonus Tonstudio produziert? Wie lange habt Ihr Euch dort aufgehalten und entspricht das Resultat Euren Erwartungen? Wie war die Arbeit mit dem Produzenten?
Ja, dasselbe Studio in dem auch Sacralis kurze Zeit vorher Ihre CD „bortaS“ aufgenommen haben. (Das war aber nicht der Grund warum das Demo dort aufgenommen haben). Wir waren insgesamt 2 Tage im dort. Und das Resultat geht weit über das hinaus was wir erwartet hatten. Gut, im Nachhinein gibt es immer was man hätte noch besser machen können, aber das ist bei jeder Band so. Die Atmosphäre im Studio war trotz des Zeitdrucks sehr lässig und wir hatten eine Menge Spaß. Wir hatten auch eine Videokamera dabei, und vielleicht gibt’s davon ein paar Ausschnitte auf unsere Homepage zum anschauen. Michael Utz, der Besitzer, ist ein sehr fähiger Mensch am Mischpult und kann das umsetzten was sich die Herren Musiker so vorstellen oder einfallen lassen.

Im Review zu Eurem aktuellen Demotape habe ich mir erlaubt, Euch mit Paramaecium zu vergleichen. Könnt Ihr das nachvollziehen?
Danke für diesen Vergleich! In gewisser Weise ist das schon nachvollziehbar. Allerdings fühlen sich die Hauptsongschreiberlinge (Oliver und Claudio) nicht von dieser Band beeinflußt. Ich kann da jetzt nur für mich sprechen, aber das einzige was in diese Ecke geht und bei mir in der heavy rotation ist, sind My Dying Bride. Es ist auch so, das wir einen Querschnitt aus unserem Material zeigen wollten. Auf der einen Seite gibt’s die schnellen Songs wie Paupers Grave, und auf der anderen die „getrageneren“ Songs. Das übrige Material, inkl. der neuen Songs geht mehr in die schnellere Ecke.

Neben den musikalischen Parallelen zu Paramaecium habt ihr die gleiche christliche Ausrichtung wie die Australier. Ist Metal nicht eigentlich die Musik, die bewußt provoziert und Grenzen überschreitet? Ist das mit einer christlichen Ausrichtung zu vereinbaren?
Sehe ich nicht so. Musik ist für mich wertfrei. Es kommt darauf an was man daraus macht. Musik ist physikalisch gesehen nur eine Anordnung von mehreren Frequenzen über eine bestimmte Zeit, die in unserem Wahrnehmungsbereich unseres Gehörempfinden liegen. Soll ein physikalische Eigenschaft jetzt christlich, satanisch, muslimisch oder buddhistisch sein? Das wäre ziemlich hirnverbrannt. Musik ist etwas wunderbares. Ich finde es beschissen wenn Leute anfangen das ganze in verschieden Kisten zu stecken und dann diese Kisten mit irgendwas zu deklarieren.

In dem aktuellen Demo findet man folgende Aussage: ,… der Hauptgrund Musik zu machen ist für uns, Gott zu dienen und zu verbreiten, was Gott Gutes für die Menschheit getan und besonders, wie er uns selbst positiv beeinflußt hat‘ (frei übersetzt). Nun also eine ganz persönliche Frage; in wie fern hat Dein Glaube Dich und Dein Leben bereichert?
Puh – wenn ich jetzt alles schreiben würde, würde ich meine Autobiografie schreiben. Hahaha. Ich denke aber das wichtigste ist, gelernt zu haben mich selbst zu akzeptieren, Liebe zu erfahren, andere Menschen zu akzeptieren und zu lieben. Mit einer ganz anderen Gewissheit an die Dinge, die auf einen zukommen, heranzugehen. Das mag sich alles nach lauter Kleinigkeiten anhören, doch in der Summe addiert sich das alles zu einem tierisch großen Berg auf. Aber viel wichtiger noch, ich weiß wo mein Platz ist, und ich weiß wo ich hingehe. Die Welt an sich hat nur noch die Bedeutung das da andere Menschen leben um die ich mir Sorgen mache.
Was jetzt nicht heißt das mir unsere Umwelt scheißegal ist. Verschiendste Dinge machen auf einmal viel mehr Sinn. Andere zwar weniger, aber das ist ok so. Zitat von Stephen Hawking: „Erst wenn wir das Universum verstehen, werden wir die Wege Gottes verstehen“. Ich muß nicht alles verstehen was um mich herum passiert, das ist nicht notwendig. Vertauen ist das Zauberwort. So etwas muß man auch erst lernen, genauso wie zu lieben oder zu vergeben. Sich einfach fallen zu lassen, zur Ruhe zu kommen, aufzutanken, sich von mir aus auch sich auszuheulen. Dinge die bei Gott selbstverständlich sind. Das ganze ist zwar nicht ganz „Metallmäßig“ aber stört mich absolut nicht. (Ich hoffe mal das war einigermaßen verständlich, ich bezweifle zwar das dem so ist, aber was soll’s.)

Bist Du schon von frühester Kindheit Anhänger des christlichen Glaubens? Wie stehst Du zu der christlichen Kirche? (Schließlich kann man auch gläubig sein, ohne eine der Kirchen zu unterstützen, oder siehst Du das anders?
Nein, erst seit den Anfängen meiner Teenager Zeit. Wenn Du die Kirche im meinst im Sinne der Bibel als Leib Christi, dann gibt’s nix dagegen zusagen. Wenn Du aber unser „staatlichen“ Kirchen meinst, dann halte ich mich bei denen raus. Sicher kannst du gläubig sein ohne in eine Kirche zu gehen. Ich denke aber auch das Gemeinschaften sehr wichtig sind. Egal ob im Glaubensbereich oder im Metal Bereich (als ich angefangen hab Metal zu hören gab’s sowas noch, egal ob jemand mehr auf z.B. Metallica oder Scorpions stand). Sich auszutauschen bzw. zu diskutieren über Glauben/Musik/was auch immer, ist eigentlich immer eine Bereicherung.

In der Metal Szene ist es nicht gerade populär, die christliche Botschaft zu verkünden; und die christlichen Death Metal Bands dürfte man an einer Hand abzählen können… Welche Erfahrungen habt Ihr in dieser Richtung bisher mit anderen Bands, Konsumenten etc. gemacht?
Populär ist es sicher nicht. Mir sind nur noch zwei ander Bands bekannt. Noiz und Acoustic Torment.
Das wohl heftigste Erlebnis war auf einem Konzert in Gotha/Thüringen (1995 oder so) als irgendwelche Punks angefangen haben uns mit Flaschen zu bewerfen oder uns anzuspucken. Aber nicht weil wir Christen sondern „Wessis“ waren. Ansonsten haben wir keine schlechten Erfahrungen mit anderen Bands oder mit Zuschauern gemacht. Eigentlich haben wir die selben Probleme wie jede Death Metal Band, egal ob christlich oder nicht. Es ist schwer Konzerte an Land zu ziehen und Labels reißen sich auch nicht gerade um einen.

Ihr hattet einige Line-Up Wechsel. Habt ihr dabei darauf geachtet, daß die neuen Mitglieder gleiche Glaubensvorstellungen haben?
Das ist immer ein Hauptkriterium gewesen. Ich habe keine Probleme mit Nicht-Christen zusammen Musik zu machen. Aber für Sacrificium ist ein wichtiger Punkt.

Für Euch ist die Aussage der Texte sehr wichtig; aber siehst Du das als Fan bei anderen Bands genauso? Kannst Du Bands mit Klischee-, Unsinn- oder Spaßtexten überhaupt ernst nehmen?
Sicher. Nur weil mir Texte viel bedeuten, kann ich ja nicht davon ausgehen das andere das auch so machen. Ich habe nur dann Probleme jemanden ernst zunehmen, der beschissen spielt sich aber wie ein Rockstar aufführt, nix in der Birne hat und dann noch irgendwelche Phrasen von sich gibt, nur weil es Leute gibt die das cool finden. Es steht jedem frei sich die Texte durchzulesen. Wir würden z.B. auch nie uns auf die Bühne stellen und ’ne Predigt abhalten. So was kann ich als Fan nicht leiden und die Leute haben Geld für eine Band bezahlt und nicht für Prediger.

Wie würdest Du die White Metal Szene beschreiben? Als eingeschworene, kleine Gemeinde? Oder gibt es gar keine White Metal Szene in diesem Sinne? Fühlt Ihr Euch zu der Death- oder White Metal Szene zugehörig (oder gar zu beiden?)? Oder ist Euch das vollkommen gleichgültig?
Da weiß ich echt nichts drüber. Es gibt zwar so‘ nen Verein der sich in den 80ern „White Metal Club“ nannte, aber mit Metal haben die nicht mehr viel am Hut. Das einzige was an „Szene“ existiert sind diverse e-mail communitys und das reicht meiner Meinung nach auch. Wenn wir uns einer Szene dazugehörig fühlen dann wohl eher der Death-Metal Szene. Aber früher war’s irgendwie besser als es nur eine Metal Szene gab. Ach ja, früher ……… Hahaha.

Zurück zur Musik; feilt Ihr gerade an neuem Material? Welcher Songs von dem Tape ist am ehesten richtungsweisend für die neuen Stücke?
Kann man so sagen. Wir hätten quasi Material für eine komplette CD, wobei da hier und da noch ein paar Kanten „geschliffen“ werden müssen. Die Songs sind teilweise schneller als auf dem Demo, wo bei noch 2 Songs die in die Richtung von „Psalm of an Unborn“ gehen. Das Demo ist nach wie vor ein guten Querschnitt unseres Materials mit der Tendenz zu den schnelleren Sachen.

Gibt es schon konkretere Pläne für die nächste Veröffentlichung? Oder kannst Du uns schon etwas zu neuen Songs erzählen?
Eigentlich hatten wir geplant im Januar ins Studio zu gehen, zusammen mit einem Plattendeal. Aber Dinge ändern sich, und jetzt mal schauen was im Januar passiert. Zu den Songs: „Tears of a broken heart“, eigentlich ein sehr sentimentaler Text (Liebeskummer läßt grüßen), ist aber zu einem ziemlich wütenden Song geworden. Vergleichbar mit „Paupers Grave“ nur etwas aggressiver. „Labyrint“ ist wie der Name. Etwas verwirrend und technisch ausgefallen. Allerdings ohne zu sehr an groove zu verlieren. „Into the Maelström“, sehr konfuses und technisches Teil. Passend zum Text der sich mit einem Traum beschäftigt, bzw. beschreibt. „Vast“ ein Song von einer befreundeten Band (Pale) von uns die es leider nicht mehr gibt. Lediglich die Geschwindigkeit wurde angehoben und die Riffs sind nicht ganz die originalen. Die Credits dafür gehen aber komplett an die Jungs. „Zustand Tod“ ist der einzige Song der einen deutschen Text hat. Sehr persönlicher Text, da er sich mit Selbstmord(versuch) beschäftigt. Für den Rest gibt’s noch keine Texte, bzw. keine Titel.

Und wie sieht es mit Konzerten aus? Könnt Ihr überhaupt live spielen; will heißen habt Ihr mittlerweile einen festen Bassisten (auf dem Tape ist der Baß ja von Dir und Claudio eingespielt worden)?
Wir haben ohne Bassisten eine Reihe von Konzerte gespielt. Das war zwar nicht das gelbe vom Ei, aber besser als im Proberaum zu versauern. Bei einigen hat uns freundlicherweise unser alter Bassist Manuel Iwansky ausgeholfen.
Nachdem das Tape fertig war, traf Claudio auf einem Konzert Manuel Kerkow. 3 Wochen später war er unser Bassist.

Habt Ihr eine Art Lieblingsband, mit der Ihr gerne touren würdet?
Bolt Thrower (plus die jeweiligen Favoriten der einzelnen Bandmitglieder).

Und von welchen Bands laßt Ihr Euch beeinflussen?
Im Grunde von dem was wir privat so hören. Und das ist wirklich ziemlich vielseitig. Aber sobald wir zusammen sitzen, entsteht immer etwas, was sich nach Sacrificium anhört. Es sind nunmal 5 Individuen die als Basic alle Death Metal mögen, aber halt nicht ausschließlich. Und das macht das Ganze auch für uns interessant und eigentlich auch nicht langweilig. Es sind zwar auch schon einige Songs in den Reiswolf gewandert, aber ein kreatives Loch sei jeder Band gegönnt.

An dieser Stelle kannst Du ein bißchen Werbung für Euer Merchandise (oder was auch immer) machen.
Yep! Also, unser aktuelles Demo Tape „Mortal Fear“ gibt’s bei Morbid Records!!! Für – äh – 6,-DM (denke ich) http://www.morbidrecords.de Das ist natürlich noch nicht alles. Sacrificium Longsleeves (für 20,-DM) und Kapuzen-Pullis (für 30,-DM) gibt’s auch noch im Angebot (grad richtig für die kalte Jahreszeit). Ab Mitte Januar (ich komm vorher halt nicht dazu) kann man/Frau sich die Teile auf unsere Homepage anschauen, und evtl. bestellen. http://www.sacrificium.com

Wie wirst Du ins neue Jahrtausend rutschen? Und was habt Ihr Euch für Sacrificium für das neue Millennium vorgenommen?
Hehe. Ganz weit weg von der Zivilisation in einem Kaff irgendwo im Norden Dänemarks mit ein paar Freunden. Und wenn dann doch irgendein Computersystem zusammenbricht wird’s mich da oben nicht stören. Und ich werd‘ mir den Spaß machen ein paar Kumpels anzurufen (wenn das Telefon funktionieren sollte) von denen ich weiß das sie arbeiten müssen (Computerbranche kann ganz schön scheiße sein). -;)) Für Sacrificium: CD aufnehmen, einen Deal zu bekommen (oder umgekehrt). Und Deutschland zeigen das Death Metal nicht tot ist.

Dann kommen wir zum Ende des Interviews. Die letzten Worte gehören natürlich Dir.
Das is‘ immer genau die Stelle die ich bei einem Interview nicht mag. Ich lese sie zwar gerne von anderen, aber selber machen ………. ;-) Eigentlich möchte ich nur Euch für Euren Support bedanken und Euch wünschen das Ihr noch viele Ausgaben vom Eternity rausbringt. Und an alle die denken im Jahr 2000 wird die Welt untergehen: „Vergeßt es!“ ;-) Keep it fucking heavy and remember: Southpark rules!

Kontaktadresse:
Oliver Tesch,
xxx
e-mail: info@sacrificium.com

http://www.sacrificium.com

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