Das melodischer Death Metal nicht nur in Göteborg eingezimmert werden kann beweisen die Österreicher Season Of Anger und da sie mit ihrem 2.Demo „Rust“ ziemlich genau meine Geschmacksnerven getroffen haben, war es Ehrensache sie zu ihrem Werk zu befragen.
Stellt euch doch bitte zuerst mal vor und gebt einen Abriß der Bandgeschichte.
Chris: SOA setzt sich derzeit aus 4 Leuten zusammen, die Gründer sind Dietmar (voc) und ich (bg), und nun unentbehrlich Martin (git) und Daniel (dr). Einer verrückten Idee entsprungen unser eigenes Ding zu machen, haben wir glaube ich die gleiche Bandgeschichte wie viele andere (verschiedene Besetzungswechsel, schlechte Gigs, stumpfsinniges Publikum u.s.w.)
Dietmar: Wir sind leider nur eine von Tausenden geilen Underground Bands, aber wir versuchen ein wenig frischen Wind in die Szene zu bringen und wir hoffen es gelingt uns.
Was für Reaktionen hattet ihr auf euer erstes Demo ‘Beyond’ und in welchen Bereichen habt ihr euch daraufhin verbessert?
Chris: Die Reaktionen waren überraschenderweise ganz positiv obwohl wir selbst nicht so besonders begeistert waren, aber ich glaube das geht jeder Band nach einem Studioaufenthalt so. Der Sound war mir zu dumpf und generell war die Produktion nicht zugeschnitten auf unsere Musik. Zusätzlich wollten wir uns natürlich auch Spiel- und Songtechnisch verbessern. Außerdem haben wir einen neuen Drummer
Dietmar: Unser erstes Demo haben wir eigentlich eingespielt damit wir und unsere Freunde etwas von uns in den Händen halten können (einfach ein Backup unseres damaligen Status). Wir haben die meisten CD’s verschenkt (ca. 50). Nach dieser intensiven Auseinandersetzung mit unserer eigenen Musik haben wir beschlossen zu üben und einfach exakter zu spielen.
‘Rust’ euer 2.Demo habt ihr selber produziert. Woher habt ihr die guten Kenntnisse darüber, den der Sound ist echt gut geworden?
Chris: Wir haben auch das erste Demo selbst produziert aber wir hatten bei ‘Rust’ einen wesentlich besseren und engagierteren Tontechniker.
Dietmar: Das Rohmaterial für die CD wurde schon wesentlich besser aufgenommen als bei unserem ersten Demo und Chris (unser ‘Produzent’) hatte inzwischen mehr Kenntnis über die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung unserer Vorstellung wie unsere Musik klingen sollte
Was kannst du sonst noch zu ‘Rust’ sagen?
Chris: Mir gefällt der spacige Sound sehr gut, aber die nächste CD sollte etwas druckvoller sein (also ein Konglomerat aus Beyond und Rust) Außerdem haben wir auch Rust leider ohne ‘Klick’ eingespielt.
Dietmar: Rust war einfach zum damaligen Zeitpunkt das beste das wir verwirklichen konnten. Wir hatten eine Menge Spaß beim herumprobieren im Studio und hoffen das es beim nächsten Demo noch besser wird.
Da in eurem Booklet keine Texte bzw. nur einer abgedruckt sind, sagt doch bitte etwas zu den Inhalten.
Chris: Die Texte schreibt meistens Dietmar ein paar Rohentwürfe oder ganze Texte sind von mir. Dietmar schreibt meistens sehr lyrisch und bildhaft über Gefühle und zwischenmenschliche Situationen, ich habe meist kritische Texte über Themen die mich gerade Beschäftigen z.B. A Deus Maschine handelt über die Ohnmacht der Menschheit Entdeckungen, Wissen und Informationen auch zu verstehen und die Auswirkungen unserer Handlungen auch auf lange Zeit vorauszusehen
Dietmar: Die Texte handeln meist von meinen zutiefst persönlichen Gedanken und Einflüssen wie innerlicher Schmerz aber auch beeinflußt von unserer absolut nihilistischen Einstellung . 103 inspiriert von Martin unserem Gitarristen handelt z.B. von einem Menschen dessen Lebensinhalt darin besteht in einem finsteren Graben hinter den 7 Wäldern zu leben und tagein tagaus nur seine Musik im Kopf hat.
Ihr verwurstet sehr viele Dinge in euren Songs. Erschwert das die Spontanität beim Songwriting, da man sagt dies und jenes muß in das Lied noch rein, oder nicht?
Chris: Die Songs entstehen meist so, daß Martin Ideen, Melodien oder ganze ‘Songs’ mit Daniel ausarbeitet, die aber sehr oft so vertrackt sind, daß ich mit Dietmar dann noch einen Song herausbügeln muß um Martins Ergüsse auch normal sterblichen Menschen zugänglich zu machen.
Dietmar: Ich hoffe das unsere Songs in der Zukunft ein wenig griffiger und leichter nachvollziehbar werden. Wir machen leider oft den Fehler vieler jungen Bands zuviel in einen Song packen zu wollen, und dadurch oft die erwünschte Atmosphäre eines Stücks verloren geht.
Bei einigen Songs, z.B. ‘A Deus Machine’, kommt der Göteborg Faktor stark raus. Seid ihr am Ende verkappte Schweden, die bloß ausgewandert sind?
Chris: Natürlich ist die Musik von Bands wie In Flames oder Sentenced auch für uns sehr wegweisend gewesen, aber trotzdem ist dieser skandinavische Sound nur einer von vielen die ich geil finde.
Dietmar: Der NWOSDM ist für mich ein Influenzfaktor den ich in unserem tristen kargen Umfeld sehr wohl nachzuvollziehen imstande bin.
Melodischer Death Metal wird euch aufgrund eurer Vielseitigkeit nur bedingt gerecht. Seht ihr diesen Stil bloß als Ausgangsbasis an, um euer Ding durchzuziehen oder fühlt ihr euch dort wohl?
Chris: Irgendetwas muß man über seinen Stil ja angeben. Nein, Spaß beiseite. Da wir alle sehr unterschiedliche Menschen sind und natürlich auch unterschiedliche musikalische Geschmäcker haben arbeiten wir immer noch daran unseren Sound zu finden. Dieser klassische Metal mit Deathmetalvocals und leicht progressiven Ansätzen ist im Prinzip die wirklich kleine Schnittmenge unserer breitgefächerten Interessen. Ich persönlich liebe sehr viele Arten von Musik, auch guten POP, Folk oder Techno und ich will auf keinen Fall auf einer engstirnigen Schiene fahren
Dietmar: In der Tat ist es nur eine Basis und Bands wie Opeth und Transquility sind natürlich meine Vorbilder aber wir sind wirklich für alles offen
Was für Stückzahlen habt ihr von ‘Rust’ und ‘Beyond’ verkauft?
Chris: Natürlich viel zuwenige!!
Dietmar: Wie gesagt von Beyond haben wir ungefähr 50 verschenkt und ca 20-30 verkauft, von Rust haben wir nur mehr ein paar Stück verschenkt und inzwischen ca. 150 Stück verkauft.
Was darf man in nächster Zeit noch so von euch erwaten?
Chris: Ich muß leider zugeben daß wir im Bezug auf das Keilern für Gigs sehr nachlässig sind, aber wir hoffen immer noch auf eine zufällige Entdeckung durch einen berühmten Produzenten
Dietmar: Ich hoffe das wir noch mehr Live-Shows evtl. auch in Deutschland spielen werden (die beste Art Erfahrung zu sammeln). Unser nächstes Demo wird programmgemäß wieder im Herbst 2001 erscheinen.
Wie sieht es denn mit Angeboten von Plattenfirmen bis jetzt aus?
Chris: Das ist ein Scherz , oder???. Wir sind aus Österreich!!!
Dietmar: Zur Zeit leider nicht, aber was nicht ist kann ja noch werden.
Was wäre ein charakteristischer Songtitel für euch, in dem ihr all eure Selbsteinschätzung reinlegt (Siehe Manowar- Kings Of Metal)?
Chris: Derzeit würde ich sagen Refugium aber unsere Hymne glaube ich haben wir noch nicht gefunden.
Dietmar: Season (of Anger) auf dem Demo-Beyond ist für mich trotz starker musikalischer Mängel mein Favorit, ein Titel der unsere Einstellung am besten umschreibt.
Was ist der Hauptanreiz für euch auf, anstatt vor der Bühne zu stehen?
Chris: Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl wenn du auf der Bühne stehst und im Publikum ist nur ein einziger Mensch bei dem du bemerkst das deine Musik in ihm etwas bewirkt.
Dietmar: It´s only rock’n roll, auf der Bühne kann ich tun und lassen was ich will..
Wie würdet ihr Leute umstimmen, die lieber auf Konzerte etablierter Bands gehen anstatt eure Gigs zu besuchen?
Chris: Das ist ein altbekanntes Problem, aber ich will niemanden zu irgendetwas umstimmen, die Leute sollen sich anschauen was sie wollen, ich tu es ja auch.
Dietmar: Get the fuck out
Wie ist es denn so um die österreichische Szene bestellt? Kann man bald mit einer New Wave Of Austrian Heavy Metal rechnen?
Chris: Das ist recht komisch, den ich habe uns im speziellen schon vor einem Jahr nur als Gag als Mitstreiter des New Wave Of Austrian Death Metal bezeichnet, aber es gibt bei uns leider nur sehr wenige wirklich gute, innovative Bands, da die Szene sehr schwierig ist (das sogennante Inzuchtsyndrom, you know what I mean)
Dietmar: Ich hoffe schon, aber leider ziehen die Bands bei uns nicht an einem Strang, es ist zum Beispiel Schwachsinn sich bei einem Gig mit vier Garagenbands als Superstar-Headliner aufzuspielen aber wir hoffen das dies besser wird. We gonna kick their ass
Habt ihr noch ein paar letzte Worte?
Chris: Open your mind and live.
Dietmar: Wieder einmal ein herzliches Dankeschön an unsere Fans und an alle Leser die dieses Interview auch bis zum Ende gelesen haben.
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