Reclusion Interview

Die Thrash-Welle rollt! Und woher kommen wieder mal die meisten guten Bands? Aus Schweden, genau. Reclusion sind eine der jungen Bands aus Ikea-Land und haben mit „Shell Of Pain“ ein erstes Full-Length-Lebenszeichen gegeben, welches ziemlich laut und modern über uns kommt. Rune (guit./voc.) plauderte ein wenig mit mir über Thrash, Shownamen und skandinavische Zombies…

Als erstes muß ich mal ein Lob loswerden, euer Album „Shell Of Pain“ ist ziemlich geil geworden!
Vielen Dank.

Was hältst du selber von dem Album, nachdem nun einige Zeit vergangen ist?
Wir finden immer noch, daß das Album rockt! Wir sind stolz darauf.

Wie würdest du Reclusion beschreiben? Ein Mix aus Old School-Thrash und schwedischem Metal?
Nein, eher eine Kombination aus Thrash (im allgemeinen) und Death Metal. Brutal Thrash, denke ich. Es sind neun Songs, die sehr unterschiedliche Metal-Einflüsse haben. Einige sind sehr schnell, andere sind sehr heavy.

Welche Bands haben euch denn beeinflußt? Du erinnerst mit deiner Stimme an Slayer… Was noch? At The Gates? The Haunted? Meshuggah?
Slayer, At The Gates und Meshuggah sind drei geile Bands, die ich sehr gern höre. Sie haben uns wohl auch beeinflußt, genau wie andere Musik, die alle von uns hören. Es gibt keine Haupteinfluß für uns. Wir schreiben einfach Songs und nehmen sie, wenn wir finden, daß sie cool klingen. Alle Bands, die du als Songwriter hörst, beeinflussen dich irgendwie und wenn man dann einen Song schreibt, kommt einfach ein Mix aus allem dabei raus, was du magst. Nicht einfach nur Musik.

Ihr wart mit dem Re-Mix zu „Shell Of Pain“ im Juli 2001fertig. Warum hat es so lange gedauert, bis es nun veröffentlicht wurde.
Wir haben das Album bereits im Februar/März 2000 (!!!) aufgenommen. Damals waren wir bei dem schwedischem Label Loud n Proud. Eigentlich sollte das Album dann im Mai 2000 erscheinen, aber das Label ging vorher Pleite und verabschiedete sich vom Markt. 2001 sind wir dann mit Listenable in Kontakt getreten und sie wollten das Album im Herbst 2001 veröffentlichen. Aber vorher wollten sie das Album noch einem Remix unterziehen, um mehr Druck in den Sound zu kriegen. Das wurde dann im Juli 2001 gemacht und im Oktober 2001 wurde das Teil dann endlich auf den Markt geschmissen. Nicht lange nach dem Remix, oder?

Wohl wahr. Und wieso bekomme ich das Teil ein halbes Jahr später? Egal. Warum habt ihr euch für Listenable entschieden? Gibt es kein Problem mit der doch großen Entfernung zwischen Frankreich und Schweden?
Wir kannten die Jungs von Listenable bereits seit mehreren Jahren, bevor wir den Deal machten. Wir haben nur Gutes über sie gehört, so daß uns die Entscheidung, ihnen eine Kopie von „Shell Of Pain“ zu schicken, nicht schwer fiel. Mit dem Internet und E-Mail ist die Kommunikation zwischen ihnen und uns kein großes Problem. Man muß sich nicht immer von Angesicht zu Angesicht treffen.

Das Internet ist also recht wichtig für euch?
Ja, wir nutzen es für sehr viel Kommunikation mit Zines, Fans, Homepages, Mp3.com, Newsgroups, Listenable und ICQ. Jeder von uns benutzt es täglich und wir halten es für einen fabelhaften Weg, um mit all’ den Leuten in Kontakt zu kommen, die uns wichtig sind.

Warum habt ihr im Los Angered-Studio aufgenommen?
„Los Angered Recording“ ist das Studio unserer Wahl, seitdem wir Sachen aufnehmen. Andy La Roque ist ein alter Freund und wir haben alle unsere Demos und Zeug bei ihm aufgenommen. Andy ist nicht nur ein guter Freund, daneben ist er auch ein großartiger Gitarrist und Produzent mit Tonnen an Erfahrung, wenn es um das Aufnehmen und Mixen von Metal geht.

Habt ihr noch andere Bands? Als Schwede muß man ja im Durchschnitt 1000 Sachen haben.
Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber es sind nur 998…. nur ein Scherz. Ja, es stimmt, Schweden sind normalerweise in mehr als einer Band aktiv. Aber keiner von uns ist momentan in andere Projekte involviert. Keiner von uns ist Schwede von Geburt an. Könnte das ein Grund dafür sein? Hehehe

Oh, woher stammst du dann? Warum bist du nach Schweden gezogen? Aber du könntest Recht haben, vielleicht ist ein genetischer Fehler der Schweden. Wir bleiben in der Sache am Ball hehe
Ich bin in Oslo, Norwegen, geboren. Na und der Hauptgrund für meine Familie, nach Schweden zu ziehen, war der, daß mein Vater einen guten Job hier bekam. Mit meinem Namen habe ich hier ein paar Probleme, da eigentlich nur alte Männer Rune heißen hehe. Foss ist norwegisch für Fluß. Ich weiß nicht, wie Norwegen so ist, da wir hierher gezogen sind, als ich zwei Jahre alt war. Aber die meisten meiner Verwandten leben noch immer in Oslo. Norwegen und Schweden sind recht ähnlich in meinen Augen, außer der Sprache und der Menge Geld, die man verdienen kann hehe. Mir persönloch gefällt aber die Landschaft Norwegens besser.

Habt ihr schon oft live gespielt?
Hmmmm…. so 10-15 Mal denke ich. So sicher bin ich mir da nicht. Jedenfalls nicht oft genug.

Seit ihr gerne auf der Bühne?
Ja!! Das ist der Hauptgrund, aus dem wir Musik machen. Wir sind noch eine sehr neue Band, aber wir haben bei unseren Gigs immer ein großes Feedback der Leute. Die Leute singen mit und so. Das ist geil! Wir hoffen und wollen mehr live spielen. Das ist unser Hauptziel der nächsten Zeit. Bisher haben wir nur coole Gigs gespielt. Der beste Gig war glaub’ ich in Metz, Frankreich. Dort hatten wir das beste Gig-Gefühl. Es war der erste Auftritt für Reclusion außerhalb Schwedens. Eine richtig guten hatten wir auch in Göteborg im Januar. Weiß nicht, sorry. Hehehe
Ich denke, unsere ist live sehr gut. Es ist straight und irgendwie Live-Musik. Du kannst sofort anfangen zu bangen, selbst wenn du uns gar nicht kennst.

Ist das eine Absicht, die ihr beim Songwriting habt, live gut umsetzbare Songs zu schreiben?
Ja, da wir denken, daß es wichtig ist, daß unsere Songs live gut wirken. Du brauchst klare Beats und Rhythmen, wenn dich eine Band gefangen nehmen soll, die du das erste Mal live siehst.

Habt ihr eine Tour für „Shell Of Pain“ geplant?
Es sind einige Gigs in Schweden angesetzt und bestätigt, aber noch keine Tour. Die wird sicher im Frühjahr kommen. Wohl eine kleine durch Mitteleuropa. Ich lasse es dich wissen.

Wenn man den Geschichten Glauben schenken kann, ist es für Bands schwer, in Schweden live zu spielen. Stimmt das?
Es ist wahr! Es gibt hier nur einige wenig Plätze, an denen eine Metal-Band spielen kann. Die meisten Clubs kümmert Metal nicht und scheuen sich nicht alles zu spielen, sogar Technos und Limp Shitstick….sorry, Bizkit. Die Chancen auf einen Auftritt sind für eine Band mit Plattendeal und treuen dankbaren Fans besser. Für jüngere und Demo-Bands ist die Situation schrecklich, meiner Meinung nach.

Warum hast du angefangen, Metal zu spielen? Und warum Thrash?
Als ich „War Machine“ von Kiss hörte, gab es für mich keinen Zweifel mehr, welcher Musik ich mein ganzes Leben widmen würde. Mein Musikgeschmack wurde dann mehr und mehr brutaler und dann kostete ich Metallica das erste Mal. Ich wurde bekehrt und fand heraus, daß es in den USA viele Bands gab, die solche Musik machten. Seitdem bin ich da drin. So ähnlich ging es mir, als ich Pestilence und Cannibal Corpse das erste Mal hörte. Ich persönlich würde Reclusion nicht als Thrash-Band bezeichnen, das könnte Leute verwirren, die Destruction und alte Metallica mit Thrash verbinden. Ich bevorzuge Brutal Thrash.

Du ziehst immer eine so strikte Grenze zwischen Thrash und eurer Musik. Wieso? Für so verschieden halte ich das nicht.
Ich denke, daß alle Thrash-Bands der 80er Jahre ihr eigenes Genre brauchen, einfach aus Respekt vor ihrer Leistung. Wenn du nicht wie sie klingst, nenn’ dich nach ihnen. Wir mixen viel Death Metal in unsere Musik und sind von daher in vielen Dingen brutaler.
Ok, kann ich nachvollziehen. Hast du die schlechten Nachrichten von all’ den alten Thrash-Helden gehört? Paul Baloff, Chuck Billy, James Murphy….. was ging dir bei den Nachrichten durch den Kopf?
Ja, ich hab’ davon gehört. Ich bin mir nicht sicher, ob alle an Krebs erkrankt sind, aber Krebs ist immer eine traurige Sache, egal ob du berühmt bist oder nicht. Es ist erstaunlich, daß einige überleben und traurig, daß viele das nicht tun. Ich habe selber gesehen, was Krebs einer Person antun kann und wie schnell er in kurzer Zeit wachsen kann und das war mit Sicherheit das schrecklichste, was ich jemals gesehen habe.
Ich habe „Bonded By Blood“ sehr oft gehört, als Exodus es rausgebracht haben und auch heute höre ich es noch manchmal. Paul Baloff hatte eine sehr eigene Stimme, an die man sich leicht erinnern kann.
Testament sind immer noch eine meiner Lieblingsbands und sie werden mit jedem Album besser und besser. Keine Ahnung, wie sie das hinkriegen, aber es ist so. James Murphy hat mit so vielen Bands großartige Alben aufgenommen.

Gibt es einen Traum, den du mit Reclusion verwirklichen möchtest?
Wir haben bereits zwei unserer Träume erreicht, mit dem Release von „Shell Of Pain“ und der Tour, die wir im Oktober 2001 hatten. Unsere Ziele sind solche, die wir in naher Zukunft erreichen können – ansonsten wäre das Ganze zu frustrierend und enttäuschend, vor allem, wenn Dinge nicht so laufen, wie sie laufen sollen. Wir haben oft einen Plan A und einen Plan B. Wenn Plan A scheitert, wird Plan B genommen und ausgearbeitet. Langweilig Antwort, ich weiß. Schmeiß mich auf die Bühne von Donington und frag’ mich dann nach Plan A oder B und ich werden nicht wissen, wovon zur Hölle du redest hehe!

Ihr hattet eine Tour? Mit wem? Wo? Wie war es?
Ja, wir hatten eine Mini-Tour mit Aborted und Pyaemia anläßlich unseres Releases von „Shell Of Pain“. Wir tourten durch Frankreich, Belgien und Deutschland und hatten eine wirklich gute Zeit. Wir konnten unsere Songs live austesten und sie kamen verdammt gut an.

Verdammt, ich hab die Tour verpaßt! Wo in Deutschland habt ihr gespielt?
Du hast sie verpaßt und das ist wirklich schade für dich hehehe! Wir haben nur in Wermelskirchen gespielt, das war die einzige Show in Deutschland. Wir hatten eine tolle Zeit und ich werde Aborted und die anderen Jungs in guter Erinnerung behalten. Die Show in Metz, Frankreich, war wirklich was besonderes. Wir sind Göteborg direkt dahin gefahren, ohne Rast oder Schlafpause zwischendurch. Als wir dann ankamen, endlich, hatten wir 36 Stunden oder so nicht geschlafen und sahen aus wie Zombies. Egal, wir mußten um Mitternacht auf die Bühne und fühlten uns auch wie ein Haufen skandinavischer Zombies hehe. Aber die Show war genial und die Leute mochten sie.

Würdet ihr mit einer total anderen Band touren?
Aborted und Pyaemia sind sehr weit weg von unserer Musik, finde ich, aber trotzdem gab es da keine Probleme. Wir kümmern uns nicht darum, welche anderen Bands noch mit uns touren, was sie spielen und was nicht. Wir machen einfach unseren Scheiß’ und haben eine gute Zeit. Alle Bands auf dieser Tour waren verrückt hehe.

Welche Tour würdest du mit Reclusion gerne begleiten?
Hmmm Reclusion, Slayer, Testament, Soilwork, Dark Tranquillity and The Haunted. Das wäre cool, denke ich. „The clash of the angry motherfuckers“ – ist das ein Name für eine Show? hehe

Ihr habt damals unter dem Names „Dawn Of Time“ angefangen. Warum habt ihr euren Namen geändert?
Wir stimmten Listenable zu, daß der Name zu sehr nach Power Metal klang und wir einen besseren bräuchten, für unsere Musik. Wir hatten bereits einen Song mit dem gleichen Namen und fanden, daß das cool klingt.

Worum geht es in euren Songs? Ich habe leider keine Texte hier, also erzähl’ mal ein wenig. Welcher Song auf „Shell Of Pain“ gefällt dir selber am besten?
Die Songs drehen sich hauptsächlich darum, wie wir in bestimmten Situationen reagieren. Es kann sich darum drehen, im Kopf eines Mörders zu sein und versuchen zu verstehen, warum er töten will, den Druck und das Verlangen zu töten. Einen Song, „Sacred Ground“, haben wir, der sich um den indianischen Glauben dreht.

Ok, damit wären wir auch schon am Schluß. Möchtest du noch was loswerden?
Thank you for this interview Lars!! And hope to see all you Eternity readers very soon!! Keep it up and don´t forgett to visit www.reclusion.nu for all the latest information on Reclusion. Take care!!

Interview aus Eternity #21

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