Cripper Interview

Erst in diesem Jahr entdeckte ich die Hannover Band CRIPPER, die mit ihrem aktuellem Album „Freak Inside“ die ultimative Thrash – Keule ausgepackt haben . CRIPPER sind der Beweis, daß auch neue Bands aus Deutschland durchaus auf dem internationalen Metalmarkt Fuß fassen können, sofern man das Glück hat viele Shows zu spielen und bestmöglich promotet zu werden. Kürzlich machten CRIPPER Station im Berliner Pirate Cove Club und rissen eine headlinerwürdige Show, die mich mächtig mirgerissen hat. Grund genug der CRIPPER Frontfrau Britta mal auf den Zahn zu fühlen …

Hallo Britta. Willkommen im ETERNITY (Online-) MAGAZIN. Wie gerade eben schon in der Einleitung erwähnt habt Ihr vor Kurzem (am 31.05. 2008; A.d.V.) eine Show in Berlin gespielt, die ziemlich kompromomislos nach Vorne ging und Gefangene machte. Wie habt Ihr den Auftritt erlebt bzw. wie sehen Eure Resümees mit etwas Abstand im Heute aus?

Britta:
Hi Danny! Du meinst, wir haben keine keine Gefangenen gemacht, oder? ;-)

Nein, nein ich meine schon, daß Eurer Musik „Gefangene“ macht im Sinne von „Einfangen und nicht mehr loslassen“ …

Der Gig hat Spaß gemacht. Die Voraussetzungen waren aber auch gut, denn wenn eine selbst aktive Band bei der Organisation mitmischt läufts meistens gut. Carsten von Occurence hat uns nach Berlin geholt und das Ding mit auf die Beine gestellt. Er weiß einfach aus eigener Erfahrung, auf was es bei einer Gigplanung ankommt – somit gab es im Vorfeld schon mal keine Probleme.

Die Location hat uns positiv überrascht. Von uns kannte ja keiner das Pirate Cove, und man kann ja nie sicher sein, was einen so erwartet. Der Laden hat echt was, die Atmosphäre hat uns gut gefallen. Obwohl der Club ja nicht grad durch seine großzügigen Räumlichkeiten auffällt ham se bei Sound und Licht schon eher dick aufgetragen ;-)

Ganz besonders haben wir uns natürlich darüber gefreut, dass uns die Leute so gut angenommen haben. Wir haben noch nie vorher in Berlin gespielt, in sofern konnten wir gar nichts erwarten. Dass wir aber dennoch ne kleine Moshcrew da vor der Bühne hatten und die Leute gut mitgemacht hat, macht uns schon n bissel stolz!

Bevor wir nun zu anderen Cripper betreffenden Themen kommen, erzähle den ETERNITY Lesern doch mal kurz was über die CRIPPER Entstehung (vor Allem WANN Ihr Euch gegründet habt), wie Ihr Euch bis zum aktuellen Line Up entwickelt habt?!

Britta:
Wir haben uns 2005 gegründet. Jonathan und Christian haben zusammen Grafikdesign studiert und sich so kennen gelernt. Als nächste stieß ich dazu, später Dennis und unser erster Bassist. Ziemlich schnell haben wir begonnen, unsere Musik auch live zu präsentieren, unseren ersten Gig hatten wir im September 2005. Anfang 2006 haben wir dann unser Demo „Killer Escort Service“ mit unseren ersten 6 Songs unter die Leute gebracht. Im April 2007 folgte dann unser Album „Freak Inside“ mit 12 Songs.

Live gings bei uns eigentlich von Anfang an gut ab. Unseren erst 15. Auftritt haben wir auf dem Metalcamp Festival 2006 in Slowenien absolvieren dürfen – das is schon `n Hammer gewesen für uns Neulinge. Mittlerweile haben wir zwar schon viele Festivalgigs gehabt, aber es bleibt dennoch immer was Besonderes.

Anfang 2007 haben wir gemeinsam mit den Bands Hatred und Spectre Dragon eine deutschlandweite Tour in Eigenregie auf die Beine gestellt. Das Konzept ging auf, eine Wiederholung wird es Ende 2008 geben – die meisten Gigs sind schon bestätigt. Bleibt auch alles beim Line-Up, nur dass sich Spectre Dragon jetzt in Lost World Order umbenannt haben.

Zur Zeit arbeiten wir unseren neuen Tieftonmeister BassT ein und schreiben eifrig neue Songs fürs nächste Album. Wenn alles klappt, gehen wir fix nach der TTT Tour ins Studio – aber da lehn ich mich lieber noch nicht zu weit ausm Fenster…

Was genau bedeutet CRIPPER eigentlich? Die Hannoversche Verwandtschaft vom „Grinch“ ?

Britta:
Damit liegste gar nicht so verkehrt, wenn ich mir das so überlege. „Cripper“ kommt von „Christmas Ripper“ – das ist einer, der Weihnachten rumläuft und die ganzen gestressten Konsumchaoten um die Ecke bringt. Das sähe dem Grinch ähnlich…

Christian:
Nur dass der Grinch grün, der Cripper aber meist blau ist.

Wie wär`s mit erst blau – und dann grün (die Farbentwicklung nach `nem gepflegten Umtrunk ha, ha) ..?!
Doch zurück zu Euch, habt Ihr zu Beginn eine bestimmte Stilrichtung als grobe Richtung versucht umzusetzen – oder hat sich der hohe Thrash Metal Anteil just ergeben?

Britta:
Es war von Anfang an klar, dass es in die Thrash Richtung gehen sollte. Für uns das einfach die Musik, die uns am meisten Spielfreude bereitet. Wir erlauben uns aber auch Ausflüge in andere Stile, es ist nicht so, dass wir sagen: is` nich` Thrash, fliegt raus .. .

Christian:
Wir haben teils unterschiedliche musikalische Backgrounds in der Band. Thrash ist unsere natürliche Schnittmenge, da ticken wir alle aus.

Einer Deiner Spitznamen ist ja „Brüllpüppi“ – der aber durchaus berechtigt ist (und das meine ich wirklich in postivstem Sinne!). Wann – und wie kamst Du auf die Idee so unglaublich harte Vocals zu zocken? Vor Allem kann ich mir vorstellen, daß Du es als Dame der Schöpfung nicht gerade leicht hast diese harten Shouts gesund zu verkraften, oder?

Britta:
Es ist einfacher als beim im Stehen pinkeln nicht die Schuhe zu treffen…
Nee, singen und shouten ist keine Frage der Kraft, sondern eher der Technik und einer gewissen Lockerheit dabei. Das können Frauen wie Männer.
Das ist immer schwer zu beantworten, wie ich drauf kam so zu singen… ich hatte einfach Lust dazu, habs ausprobiert und bin dann dabei geblieben.

Den Spitznamen „Brüllpüppi“ gab mir übrigens Pino, einer der Gitarristen der Band Schierling, mit denen wir uns lange einen Proberaum teilten. Deren Bassist Gerrit bedient bei uns live z.Zt. grad den Tieftöner bis unser neuer fester Bassmann BassT cripperfit ist.

2006 habt Ihr Euer erstes Release namens „Killer Escort Service“ rausgebracht. Leider kenne ich dieses Release noch nicht. Von daher muß ich mal ganz dumm fragen, ob „Killer Escort Service“ auch schon eine solche Thrash Abrissbirne wie das aktuelle Album „Freak Inside“ war? Und wie seht Ihr „Killer Escort Service“ heute, wenn Ihr zurückblickt?

Britta:
Kannste dir kostenlos und komplett auf cripper.de runterladen und dir selber nen Bild machen. Thrash ja, so fett wie der „Freak“ sicher nicht – Du findest auf der „KES“ unsere allerersten 6 Tracks, die wir je geschrieben haben. Es ist ein Demo, und genau so sehen wir es auch, damals wie heute. Wir sind seitdem besser geworden, sowohl an unseren Instrumenten als auch im Songwriting. Zwei Songs von der „KES“ haben es aber bis heute in unsere Setlists geschafft.

Die „KES“ hatte aber für uns wohl eine noch viel wichtigere Aufgabe, als die, unsere Mucke unter die Leute zu bringen. Es ist das erste Produkt, dass wir selber produziert haben, und zwar von vorn bis hinten. Angefangen bei den Aufnahmen, über das Artwork hin zum Ausschnibbeln der Cover und Brennen der CDs. So halten wir es bis heute. Wir machen alles selber, was wir können, um die größtmögliche Kontrolle über alles zu haben.

Da muß ich gleich mal die Zwischenfrage einwerfen wie es um die Metalszene in Eurer Heimatstadt Hannover bestellt ist?

Christian:
Es gibt regelmäßige Metaldiscos in der Stadt. Auch interessante Tourtrosse machen dann und wann Halt. Was den Underground betrifft könnte die Szene hier jedoch Aufwind vertragen. Nachdem gleich mehrere kleine Clubs dichtgemacht haben fehlt uns und anderen Bands die Möglichkeit, aus Eigenregie Events aus dem Boden zu stampfen.

Offenbar hat „Killer Escort Service“ bei einigen Leuten sofort gezündet – oder wie kam es dazu, daß Ihr schon 2006 auf dem METALCAMP Open Air in Slowenien auftreten konntet? Sicher konntet Ihr den Auftritt mit anschließendem Urlaub verbinden, wenn man den Bildern auf Eurer Website glauben darf?!

Britta:
Das haben wir der Band Sardonic zu verdanken. Die waren schon aufm Billing und als eine andere Band abgesprungen ist, haben sie uns vorgeschlagen und sofort Bescheid gegeben. Tjoa, das war `ne fixe Aktion, ich glaub wir hatten nur`n paar Stunden Zeit uns zu entscheiden und `n paar Tage später ging es dann auch schon los.

Ja, den Urlaub kriegste am Metalcamp gratis mit dazu. Super heißes Wetter mit arschkaltem Wasser und jede Menge lautem Metal am Strand.

An welche Shows habt Ihr besonders gute – oder ggf. auch schlechte Erinnerungen bisher?

Christian:
Auftritte machen uns eigentlich immer Spaß. Sonst hätten wir sicher auch nicht einen solch gefüllten Terminkalender und würden uns zusätzlich um Tourbooking des Triple Thrash Treats kümmern.
Hier und da reißt mal ne Saite…aber nie der Geduldsfaden.
Der Gig auf dem Queens Of Metal Contest im letzten Jahr (2007) hat definitiv gerockt. Der Crowd gefiels wohl auch und hat uns mit der Jury auf das Festivalbilling gevotet.
Nach der Stagetime widmeten wir uns ausgiebig dem fränkischen Bier… Später gab es die plötzliche „Siegerehrung“ mit anschliessender Zugabe auf der Bühne… – darauf möchten wir jedoch hier nicht näher eingehen ;-).

Mit „Freak Inside“ habt Ihr schon mit Eurem erst zweiten Release ein kleines, aber feines Meisterwerk nur ein Jahr nach „Killer Escort Service“ hingelegt. Wie erarbeitet Ihr Eure Songs – erst die Musik, dann der Text… ?

Britta:
Das ist immer ein Prozess, der ne Eigendynamik entwickelt.

Thrash ist ne gitarrenlastige Musikrichtung. Insofern ist es klar, das eigentlich bei allen Songs das Riffgewerk das Grundgerüst bildet. Christian oder Jonathan kommen meist mit einer Idee um die Ecke, die dann gemeinsam mit allen im Proberaum weiter gestrickt wird. Das geht z.T. sehr schnell, manchmal ist es aber auch ne zähe Angelegenheit, einen Song ganz fertig zu stellen.

Früher hab ich einfach so Texte geschrieben und die fertigen Dinger hinterher auf den Song gebaut. Im Augenblick schreib ich die Texte direkt auf den (fast) fertigen Song. Macht so grad mehr Sinn für mich, das kann sich aber auch wieder ändern.

Wie fielen die Reaktionen von Seitens Fans und Presse auf „Freak Inside“ bisher aus?

Christian:
Durchweg positiv kann man sagen! Sind sehr glücklich über die unzähligen prima Resonanzen. Der „Freak“ erhielt eine wirklich klasse Durchschnittsbewertung.

Gab es schon Dealangebote von Labels?

Britta:
Wir haben vor 2 Monaten einen Vertrag beim schwedischen Label Entrox unterschrieben.

Um bei „Freak Inside“ zu bleiben – seht Ihr Euch selbst auch als „Freaks“? Wenn ja wie definiert Ihr „Freak“, als eine Art Randläufer der Gesellschaft z.B. – oder war der Albumtitel nicht unbedingt mit einer tieferen Message verbunden?

Britta:
Der Albumtitel ist eine Songzeile aus „Break Out“, dem 10. Song auf dem Album. Wir meinen damit eher den Freak, den jeder so in sich trägt. Die eigene, etwas verschrobene Seite, die dich manchmal liebenswert macht, dich aber auch verrückt werden lassen kann.

Was kannst Du generell über die Themen der Songs auf „Freak Inside“ sagen? Gibt es besonders message-bezogene Songs, die Euch besonders am Herzen liegen?

Britta:
Ich glaub jeder von uns hat so seine Lieblingssongs auf dem Album. Das muss nicht immer textabhängig sein. Mir z.B. liegt ganz besonders „Kill my thirst“ am Herzen. Zugang zu den Texten darf aber jeder selber finden, da nehm ich lieber nix vorweg.

Gibt es überhaupt so etwas wie persönliche Lieblingsstücke innerhalb der Band, die Ihr dann auch live gerne zockt?

Britta:
Oft sind es die neuesten ;-) Was auch immer Spaß macht ist „Fire walk with me“, weil wir da das Publikum sehr gut mit einbeziehen können. Bei „Attention Deficit“ zieht es mir regelmäßig die Schuhe aus, der Song haut mich selbst live immer wieder um.

Christian:
„Trapped“ ist ein prima Livesmasher und macht Feetz zu zocken. „60bpm“ fönt besser durch heimische Boxen.

Wenn sich Eurer Veröffentlichungsrhytmus so fortsetzt, dann könnte man 2008 mit einem neuen Album rechnen – arbeitet Ihr schon daran ?

Britta:
Ja, wir schreiben kontinuierlich an neuem Material. Bisher sind etwa 7 neue Songs fertig – wir liegen also ganz gut in der Zeit. Es wird allerdings nicht mehr in 2008 veröffentlicht werden, das schaffen wir nicht. Songs fertig schreiben, Pre-Production, Aufnahmen, Artwork etc., das nimmt alles mehr Zeit in Anspruch, als man so denken mag.

Wie steht Ihr dem mittlerweile aufkommenden Trend bezüglich „Frauen am Mikro extremer Metalbands“ gegenüber ? (ja, die Emanzipation hat auch hier nicht Halt gemacht *lach*)

Britta:
Naja, Trend… Ich würde die aufkommende Begeisterung der Frauen an härteren Vocals nicht als Trend bezeichnen. Der Begriff Trend liegt für mich irgendwo zwischen Mode und Wahrsagen, das hat nichts mit Musikerinnen als Personen an sich zu tun hoffe ich. Ich freue mich über gute Musik, ob die von Frauen oder Männern gemacht ist, ist mir wurscht.
Wenn es tatsächlich so ist, dass es immer mehr aktive Frauen in Metalbands gibt, dann liegt das zum Einen sicher daran, dass sich Frauen mittlerweile mehr zutrauen, aber zum Anderen sicher auch daran, dass männerdominierte Bands es auch zulassen ne Frau mit an Bord zu nehmen. Viele erhoffen sich davon bestimmt so ne Art Tittenbonus, der ihnen mehr Aufmerksamkeit verschafft. Muss jeder selber wissen, ich jedoch bin sehr froh, dass ich bei uns nicht die Werbebotschafterin spielen muss sondern nen ganz normales Bandmitglied bin. Wie das Leute von Außen betrachten ist ein anderes Ding, dieses „female fronted“ wird von uns aber sicher nicht aktiv ausgespielt.

Mir fielen bei Eurem Konzert in Berlin ein paar traditionelle Thrash Metaleinflüsse der Marke Slayer und Pantera auf. Gibt es überhaupt Bands, die Euch bei CRIPPER beeinflussen?

Britta:
Na klar, wir haben Thrash ja nicht erfunden ;-P

Christian:
Neben den alten – neuen Helden aus der Bay Area wie Testament, Exodus zählen noch die modernen europäischen Ableger The Haunted und Weitere zu den Faves, was Stilistik und Songwriting angeht. Aber auch diverse Bands aus dem Death-Sektor stehen Pate, um nicht in festgefahrenen Rythmiken zu versauern. Hierbei soll weder kopiert – noch geklaut werden – es geht eher um mittels Inspiration einen individuellen Cocktail zu mixen.

Sehr cool – und als RIESEN – Pluspunkt sehe ich Eure Fannähe – sowie die grundsolide Bodenhaftung, während andere Newcomer oft schon mit dem Kopf oberhalb der Wolken sind. Habt Ihr schon irgendwelche Enttäuschungen in dieser Hinsicht mit anderen Bands erlebt – oder war da bisher alles supi?

Christian:
Wir quatschen und feiern bevorzugt mit anderem, uns sympatischem Volk. Da ergeben sich wenig Situationen in denen Allüren eine Rolle spielen würden täten.

Gab es je den Gedanken auch mal clean Vocals, zumindest passagenweise, bei CRIPPER einfließen zu lassen – oder setzt Ihr eher auf ThrashTempo und die bisherigen Shouts nach Vorne?

Britta:
Das haben wir ganz am Anfang auf der KES bei ein paar Songs gemacht. Ich konnte da aber noch nicht gut genug singen, als dass wir es ernsthaft weiter versucht hätten. Mittlerweile kling ich um Längen besser. Wer weiß, vielleicht ergibt sich das noch mal mit den cleanen Vocals. Bisher haben wir aber keinen neuen Song mit cleanen Vocals versehen, dafür habe ich im letzten Jahr viel über meine Stimme gelernt und kann so mittlerweile sehr viel mehr Varianz bei den harten Vocals einsetzen.

So nun sind wir schon am Ende. Danke, daß Ihr Euch die Zeit fürs ETERNITY MAG genommen habt . Die letzten Worte über Zukunftspläne, Konzerte – oder auch irgendwelchen Nonsens – Ulk gehören Euch. Thanx & Cheerz !

Christian:
Hair does not grow on steel.

www.cripper.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*