Wolfstavar Interview

Vom Gesang der Meere

Wolfstavar

Wolstavar brachten 2017 ihr Debüt nach langer Vorarbeit heraus. Bei uns bekamen sie dafür 4/6 Punkte und jetzt auch ein Interview. Denn nicht gerade selten spricht man davon, dass Pagan Metal eigentlich tot ist und die erfolgreichen Jahre vorbei sind. Aber einige Bands halten stark dagegen und so auch Wolfstavar.

Hallo zusammen, stellt euch doch mal bitte kurz vor! Wer versteckt sich hinter Wolfstavar und beschreibt mit wenigen Worten eure Musik!

Grüß dich! Also wir sind Wolfstavar aus Leipzig und wir spielen German-Folk-Metal.
Unsere Kombo aus dynamischen, zielstrebigen, aber teilweise nicht mehr ganz so jungen Männern (hahaha), setzt sich musikalisch wie folgt zusammen: Gesang, Rhythmus- und Leadgitarre, Bass, Schlagzeug sowie Dudelsack und Flöte. Schalmei und Harve sind aber ebenso in diversen Songs vertreten. Der geneigte Zuhörer darf bei uns melodischen Folk-Metal in deutscher Sprache erwarten. Dabei decken wir ­gesanglich auch mehrere Stile ab. Unsere Songs behandeln ganz klassisch verschiedene Themen, Aspekte und Schwerpunkte der nordischen Mythologie: Schlachten, Seefahrten, Saufgelage, Götter und eben alles, was mal gesagt werden muss (hahaha).

Eure Besetzung scheint auch ziemlich fest, nur am Bass gab es einige Wechsel. Wie kam es dazu?

Das ist wohl wahr. Ganz kurz gesagt: Unsere ersten beiden Bassisten haben zeitgleich in zwei Bands ­gespielt. Nach einiger Zeit mussten beide dann feststellen, dass sich einfach die Prioritäten verschoben haben. Dementsprechend haben sich dann beide ihren anderen Bands voll und ganz gewidmet. Für uns auch nachvollziehbar. Wir sind dabei nicht im Streit auseinandergegangen. Bis wir dann Rico gefunden haben, der voll und ganz zu Wolfstavar passt, haben wir in der Vergangenheit dann eben noch eine Bassistin ausgetestet. So kam es also, dass bei uns nun bereits die 4. Person in die tiefen Saiten haut. Beim Rest der Band hat es zum Glück seit Beginn zeitlich, musikalisch und persönlich immer gut funktioniert.

Mach das, auf was du Bock hast und spiele nicht das, was das breite Publikum hören will.

Euer Album „Gesang der Meere“ wurde im Herbst 2017 veröffentlicht. Das heißt, seit eurer Gründung hat es fast acht Jahre gedauert, bis es nun endlich Material auf Scheibe gab. Dabei wart ihr keineswegs inaktiv und hattet schon einige Live-Gigs. Warum kam es dann zu Verzögerungen bzw. was war der Grund für die lange „Wartezeit“?

Hahaha. Das ist wahr! Zum einen lag es natürlich am unbeständigen Line-Up. Ein neues Bandmitglied bedeutet natürlich zunächst einmal, sich persönlich zu beschnuppern, sich gemeinsam „einzugrooven“ und bestehende Songs wieder live-tauglich zu proben. Da kann schon einige Zeit ins Land gehen. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir keine Berufsmusiker sind und jeder von uns einem festen Job nachgeht. Das Schreiben neuer Songs wurde bei uns nach einem Line-Up-Wechsel erst mal hinten angestellt.

So vergingen dann Monate und natürlich auch Jahre. In dieser Zeit haben wir aber dennoch versucht, auch live Präsenz zu zeigen, um nicht von der Bildfläche und aus den Köpfen der Leute zu verschwinden. Allerdings verläuft so etwas auf Kosten des Recordingprozesses, denn Albumaufnahmen erfordern eine Menge Vorbereitung, Arbeit und somit viel Zeit, die jeder individuell neben Familie, Job und anderen Verpflichtungen aufbringen muss. Weiterhin waren wir uns aber auch einige Zeit unschlüssig, in welcher Weise wir das Album mit unseren vorhandenen Mitteln aufnehmen. Ein Label für mögliche finanzielle Unterstützung haben wir nicht. Das waren alles Faktoren, die einen Recordingprozess dann tatsächlich ungewollt in die Länge ziehen.

Wie zufrieden seid ihr mit den bisherigen Rückmeldungen zum Album? Wurde es weitestgehend gut angenommen und auch verstanden oder gab es auch Rückmeldungen, über die ihr euch eher geärgert habt?

Wie eigentlich bei jedem Album einer jeden Band, gab und gibt es auch zu „Gesang der Meere“ ganz unterschiedliches Feedback. Wir haben viele positive Rückmeldungen und Lob erhalten, auch konstruktive Kritik an verschiedenen Stellen und hier und da gab es auch Leute, die über gewisse Aspekte meckern. Das ist aber ganz normal. Grundsätzlich sind und waren wir über jegliches Feedback froh, denn auch wir wollen uns weiterentwickeln und beim nächsten Mal ein fetteres Resultat abliefern. Dafür ist die kritische Auseinandersetzung mit Meinungen der Fans oder Zuhörer auch enorm wichtig. Man muss dazu sagen, dass es aber erst zwei offizielle Reviews gibt, die soweit aber wirklich positiv ausgefallen sind. Der Rest bezieht sich dann auf individuelle Rückmeldungen bei Konzerten etc.

Und nochmal aus der Retrospektive, welche Erinnerungen habt ihr an euren Record-Release-Abend? Ist ja nun gut fast über ein Jahr her.

Das mussten wir nun auch schon wieder erschreckt feststellen! Die Zeit rast, Wahnsinn! Unsere Record-Release-Show war in jeglicher Hinsicht ein voller Erfolg. Wir hatten zwar zu Beginn mit ein paar technischen Problemen zu kämpfen, allerdings dürfte das Publikum davon wenig mitbekommen haben. Das Konzert selbst lief rund, die Leute hatten unserer Meinung nach viel Spaß und auch das Feedback hinterher war durchweg positiv. Neben etlichen CD- und T-Shirt-Verkäufen können wir fast von einer Sold-Out Show sprechen. Viel mehr Kapazität hatte das 4Rooms letztes Jahr im Billardraum nicht.

WolfstavarMit dem zweiten Album soll es dann aber nicht so lange dauern, auf Facebook habt ihr schon bekannt gegeben, dass ihr an neuem Material werkelt. Wann wird vielleicht mit einer Veröffentlichung zu rechnen sein und was werden die Fans erwarten dürfen?

Die Veröffentlichung von „Gesang der Meere“ hat uns tatsächlich noch mal einen enormen Push gegeben, so dass wir uns fast direkt nach der Release-Show an neue Ideen und Arrangements gesetzt haben. Derzeit sind wir mitten in der Vorproduktion für ein neues Album. Der Songwritingprozess läuft quasi parallel dazu. Ohne zu viel zu verraten, kann ich an dieser Stelle aber schon ruhigen Gewissens sagen, dass etwa 50% der neuen Scheibe steht. Wir sind gewillt und zielstrebig, 2019 bereits den Nachfolger zu „Gesang der Meere“ zu liefern. Alles natürlich erstmal noch unter vorgehaltener Hand. Mit dem neuen Material knüpfen wir eigentlich da an, wo wir mit „Gesang der Meere“ aufgehört haben. Dabei setzen wir aber vor allem auf Melodie, ohne Härte und Tempo zu vernachlässigen. Auch die Folkinstrumente kommen in den neuen Songs bisher nicht zu kurz und unterstützen prägnant die Gitarren- und Gesangsarrangements. Bisher sind wir sehr zufrieden mit dem aktuellen Material. Man darf gespannt sein. Den einen oder anderen Song gibt es natürlich auch schon auf unseren nächsten Live-Shows.

Im Juni 2018 hattet ihr einen Gig zusammen mit Gernotshagen in Erfurt. Wie fühlt man sich dabei, wenn man mit langjährigen Vorreitern im Pagan Metal sich nun zusammen eine Bühne teilt?

Dazu muss ich zuerst sagen, dass die Location „From Hell“ in Erfurt natürlich eine Hausnummer ist. Eine bekannte Location mit einer wirklich imposanten Bühne und eigentlich immer fettem Sound! Die Anfrage für diesen Gig hat uns also schon deshalb ein bisschen Gänsehaut auf unsere ledrige Haut gezaubert (hahahaha). Dann noch obendrein der Supportact für Gernotshagen zu sein, ist natürlich wirklich etwas Besonders. Man muss aber auch dazu sagen, dass man die anderen Bands des Abends selbst dann nur mal kurz Backstage trifft, einen kurzen Smalltalk führt oder auch nicht, falls die Zeit nicht gegeben ist. Jede Band ist an so einem Abend nämlich ziemlich beschäftigt: Ankommen und Location erkunden, im Backstage warmspielen, das Equipment checken, die Bühne vor dem Auftritt „gigbereit“ vorbereiten, Soundcheck, Auftritt. Da bleibt manchmal nicht mal die Zeit, um gemeinsam ein Bier zu trinken und über Musik zu philosophieren. Allerdings ist zu sagen, dass wir an so einem Abend natürlich von der Fanbase einer solchen Band profitieren. Viele Leute lernen uns an so einem Konzertabend kennen, finden vielleicht Gefallen, kaufen Merch und kommen mit uns ins Gespräch. Und das ist der große Vorteil solcher Abende. Es war wirklich ein rundum gelungener Abend im „From Hell“!

Was würdet ihr jemandem entgegenbringen, der sagt „Pagan ist tot, die Pagan-Welle ist vorbei!“?

So einen Ausspruch habe ich in der Form noch nicht gehört! Aber natürlich gab es vor etlichen Jahren eine Welle vieler neuer Pagan-Bands, die plötzlich auf der Bildfläche auftauchten und sich mehr oder weniger im Musikbusiness und im Gehör der Leute etablieren und festsetzen konnten. Jede Band hat in irgendeiner Form eine Berechtigung. Einige schaffen es jedoch, dauerhaft Präsenz zu zeigen und mit neuem Material zu überzeugen, andere wiederum sind schneller von der Bildfläche verschwunden, als es ihnen lieb ist. Das ist meiner Meinung nach aber in jedem Musikgenre der Fall.

Wir versuchen mit Wolfstavar eine Nische zu finden, die derzeit nicht so überlaufen und überhört ist. Unsere Stärken sehe ich dabei vor allem in den sehr melodiösen Gitarrenparts, die vor allem im neuen Material Iron Maiden orientiert klingen könnten, gepaart mit den unterschiedlichsten Gesangstilen, vereint mit den typischen Folk- und Pagan-Elementen. Ob wir damit auch längerfristig auf offene Ohren stoßen, könnte unser neues Album zeigen. Ansonsten stehen wir ganz klar zu der Einstellung: Mach das, auf was du Bock hast und spiele nicht das, was das breite Publikum hören will. Denn sonst würden wir wohl ein ganz anderes Genre bedienen (hahahaha). Alles andere spielt für uns keine Rolle. Der Spaß sollte stets im Vordergrund stehen, egal, was die breite Maße dabei denkt.

Oftmals wird Pagan Metal und deren Anhänger als „Gehabe“ hingestellt. Sprich jeder brüllt gerne mal Odin und Thor, mit alten heidnischen Gebräuchen haben dann jedoch die wenigsten zu tun. Wie sieht das bei euch aus? Welchen Stellenwert haben nordische Mythologie oder gewisse Praktiken für euch?

Was diese Thematik betrifft, sind wir tatsächlich ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Jedes einzelne Bandmitglied kam mit einer individuellen (musikalischen) Vergangenheit und „heidnischen Einstellung“ zu Wolfstavar und bringt entsprechende Einflüsse in die Band. Bei uns wird von Power Metal bis hin zu Old School Black Metal alles gehört und ansatzweise auch in die Songs eingearbeitet. Wir haben uns natürlich innerhalb der Band auf das Genre German-Folk-Metal festgelegt und vertreten auch unsere Songs sowie die thematisierten Inhalte.

Allerdings gibt es Bandmitglieder, für die die nordische Mythologie und gewisse Praktiken wie das Julfest, die Sommer- oder Wintersonnenwende einen höheren Stellenwert genießen als bei anderen. Das ist auch legitim. Denn obwohl wir das, was wir machen vertreten und ernst nehmen, ist auch zu sagen, dass man doch alles irgendwo mit einem Augenzwinkern betrachten muss. Was sollen denn sonst die Power Metaller sagen, wenn die Prinzessin nicht von einem muskulösen Ritter mit blinkendem Schwert auf seinem Ross befreit wird? Die kommen ja auch in Erklärungsnöte (hahahaha).

Einige von euch sind auch im HMC Halle/Leipzig aktiv. In wie fern fließt Vereinsarbeit mit in Wolfstavar rein bzw. umgekehrt, wie viel Wolfstavar fließt beim HMC mit rein?

Der HMC Halle/Leipzig hat uns schon diverse Auftrittsmöglichkeiten bei Clubfesten o. ä. ermöglicht, damit wir uns auch unbekanntem Publikum präsentieren konnten. Weiterhin können wir fast immer mit Unterstützung von HMC Mitgliedern auf lokalen Gigs rechnen. Das ist natürlich ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass lokale Wolfstavar-Supporter auf unseren Konzerten sind. Andersherum ist es so, dass zwei Bandmitglieder im HMC aktiv sind und dabei versuchen, den lokalen Metal im Leipziger Umland zu supporten bzw. kleineren, noch völlig unbekannten Bands eine Bühne zu geben wie neulich beim Metallist Debutant Ball im Mörtelwerk in Leipzig.

Ihr seid vertriebsmäßig, wenn es ums Streamen geht, recht gut aufgestellt. Sprich man kann eure Musik auf Deezer, Spotify und so weiter online streamen, jedoch wenn man die CD in der Hand haben will, muss man dann doch wieder ganz old-schoolig sein und euch direkt kontaktieren (zumindest habe ich aktuell keine andere Seite gefunden, auf der man eure CD erwerben kann). Warum nutzt ihr dafür nicht Vertriebswege wie Bandcamp oder Bigcartel? Wären die Gebühren dafür zu hoch?

Dazu kann ganz kurz gesagt werden, dass die ganze Organisation des CD Vertriebs und der Öffentlichkeitsarbeit allgemein von uns geplant und umgesetzt wird. Das ist neben der Musik, den Proben und dem Songwriting eine weitere Aufgabe, mit der eine einzelne Person ohne Probleme vollständig beschäftigt werden könnte. Mit einem festen Label, sind solche Fragen einfacher zu beantworten. Wir tun derzeit das, was in unserer Macht steht und was unsere finanziellen Mittel hergeben. Es war unser erklärtes Ziel, den Zugang zu unserer Musik möglichst einfach zu halten, daher haben wir uns auch für eine Vielzahl von Streamingdiensten entschieden. So kann jeder selbst entscheiden wo er Wolfstavar hören möchte. Im Offline-Vertrieb haben wir uns bewusst für die „old-schoolige“ Variante entschieden, da die Sachlage ohne Label schwer einzuschätzen ist. Sicherlich können wir uns diesbezüglich aber auch noch verbessern. In dieser Frage sehe ich wiederum eine wichtige Aufforderung: Kommt doch im besten Fall zu unseren Konzerten (hahahaha). Wir freuen uns!

WolfstavarZum Abschluss noch die Frage, was wird neben neuem Material 2019 live von Wolfstavar zu erwarten sein?

Auf jeden Fall sind wir erstmal live zu erwarten (hahaha). Und zwar in Bochum, in Doberschütz und in Leipzig. Für nähere Infos einfach unserer Facebook-Seite folgen! Dort verpasst ihr nichts. Live werden wir dann natürlich neben den Songs des Debütalbums „Gesang der Meere“ auch schon neues Material präsentieren. Darauf freuen wir uns ganz besonders! Aber auch das Thema „Bühnendeko“ wird bei uns gerade ganz heiß diskutiert. Ein Vorbeikommen lohnt sich auf jeden Fall. Wir werden einen schönen Abend verleben.

Und dann dürft ihr noch grüßen oder sonst was loswerden!

Also erstmal vielen Dank für diese tollen Fragen, das Interesse und vor allem für die Möglichkeit, uns euren Lesern in dieser Form vorzustellen. Wir grüßen alle Metalmaniacs (egal aus welcher Musiksparte) und wir würden uns freuen, wenn ihr euch selbst mal ein Bild von uns verschafft! Schaut doch dabei mal bei Facebook vorbei, klickt bei Youtube rein oder viel besser: Besucht mal ein Konzert von uns! Wir freuen uns auf euch! Wir grüßen aus dem Wolfsbau!

wolfstavar.de
facebook.com/Wolfstavar

Fotos: Band

 

Interview aus Eternity Nr. 24