Mirror Of Deception Interview

Doom aus Leidenschaft

Mirror Of Deception

Nach einer Schaffenspause und Line-Up Wechseln melden sich Mirror of Deception gereift und mit dem fünften Studioalbum im Gepäck zurück. Die Musik der Doom Band klingt wie ein schmerzlicher Abschied, bei dem trotz Elend die leise Hoffnung auf schönere Zeiten mitschwingt.

Jochen, du hast 1990 mit dem anderen Gitarristen Michael Mirror of Deception gegründet. Erinnerst du dich gern an die Zeit zurück? Wie war das damals? Hast du in diesen fast 30 Jahren in einer Doom Metal Band jemals überlegt, zusätzlich in einer anderen Band zu spielen? Oder hast du das getan?

Natürlich erinnere ich mich gerne zurück. Wir kannten uns entfernt aus einer lokalen Metalkneipe. Zufälligerweise waren wir dann im Sommer 1990 gleichzeitig im selben Ort am Plattensee in Ungarn und haben uns bei einigen abendlichen Szalon Sör (lokales Bier) mal ausführlicher unterhalten. Wir konnten uns auf Candlemass und Sanctuary als Schnittmengenbands einigen und beschlossen, nach dem Urlaub mal gemeinsam zu Jammen. Das lief gut und Siffi (Michael Siffermann) kannte an seiner Schule einen Kerl, der immer in Iron Maiden Shirts rumrannte und offenbar gut trommelte. Unseren ersten Sänger und Basser akquirierten wir dann ebenfalls noch in der Stammkneipe. So ging das los. Es gab über die Jahre das eine oder andere kurzlebige Projekt, doch Mirror of Deception war stets unser Fokus. Wir hatten immer das Gefühl, dass wir uns hier kreativ voll ausleben können.

Ich habe die Mirror Of Deception Demos damals über Kleinanzeigen im Rock Hard bestellt, glaube ich. Auf jeden Fall habe ich euer zweites Demotape „Words unspoken“ geliebt. Die Songs waren vielleicht etwas holperig und der Gesang schief, aber euer Gefühl für begeisternde, melancholische Musik war deutlich erkennbar. Liebe ist, wenn man die Musik so hört, wie sie gemeint war, nicht wahr?! Was denkst du heute über die alten Demo-Veröffentlichungen und das erste Album?

Richtig! Dankeschön und auch für die Coverstory seinerzeit. Es war alles wichtig für unseren Weg. Vom ersten bei einem Schulkumpel im Kinderzimmer aufgenommenen Rumpeldemo an. Ich weiß noch, wie wir mit der Kassette direkt nach den Aufnahmen zu einer Party fuhren, den DJ verscheuchten und die Turnhalle beschallten. Die Halle leerte sich sehr schnell und vorzeitig, doch für uns war es in dem Moment das Größte überhaupt!
„Words Unspoken“ war rückblickend natürlich wie von dir treffend beschrieben, aber in allen Belangen eine deutliche Steigerung. Es folgten dann noch weitere Demos und schließlich die erste Mini-CD „Veil of Lead“. Das Debütalbum „Mirrorsoil“ wäre fast der Scheideweg gewesen. Die 4 Jahre vom Aufnahmebeginn 1997 bis zur Veröffentlichung 2001 waren eine gewaltige Belastungsprobe. Umso schöner dann die vielen begeisterten Reaktionen darauf.

Welches eurer Alben ist (abgesehen von „The Estuary“) das typischste, wichtigste und/oder beste Album, das man auf jeden Fall gehört haben sollte. Und warum?

Für mich persönlich ist es das „Foregone“ Album von 2004. Es hatte den bis dato besten Sound und war einfach eine in sich sehr runde Scheibe. Wir hatten eine neue Besetzung, waren hochmotiviert und es begann eine sehr kreative und produktive Phase.

Oder der Gig in einem Jazz Club, bei welchem uns vom Publikum „Schneller!“ und „Leiser!“ zugerufen wurde.
Das sind genau die zwei Worte, die man als Doomer niemals hören möchte.

Dann kommen wir zum aktuellen Album „The Estuary“. Eure Fans mussten nach dem letzten Studioalbum („A Smouldering Fire“, 2010) einige Jahre auf ein Album warten. Wie ist es zu der Pause von 2012 bis 2014 (vor den Line-Up Wechseln) gekommen?

Bis Ende 2011 waren wir noch recht aktiv, hatten unter anderem bei diversen einschlägigen Festivals (Hammer of Doom, Doom over Vienna und Malta Doom Festival) gespielt und waren auf Tour mit 40 Watt Sun und Semlah. Nach dem Auftritt in Malta im November 2011 hatten wir erst mal keine weiteren Pläne und uns eine Auszeit genommen. Die Pause wurde allerdings länger und länger.

Anfang 2014 setzen wir uns schließlich zusammen, um zu besprechen, wie es weitergeht. Andreas Taller (Bass) und Jochen Müller (Schlagzeug und Gesang) beschlossen, die Band zu verlassen. Das war schade, doch Siffi und ich wollten weitermachen und begaben uns auf die Suche nach neuen Mitstreitern. Rückblickend denke ich, dass nach 10 gemeinsamen Jahren mit 3 Alben, diversen Splits mit anderen Bands und Touren die kreative Luft einfach raus war. Es hatte sich zwischenzeitlich familiär und beruflich einiges getan, die Zeit für die Band war nicht mehr im bisherigen Umfang gegeben. Andi und Jochen hatten mittlerweile mit Mountain Throne und Holistic Hobos ihre eigenen Bands, auf die sie sich fortan konzentrieren wollten. Wir sind als Freunde auseinander gegangen, immer noch in Kontakt und hatten bereits Auftritte mit beiden Bands.

Nachdem die Posten für Bass und Schlagzeug neu zu besetzen waren, hat es sicher etwas gedauert, bis die neue Rhythmusfraktion eingespielt war. Waren die neuen Mitglieder am Songwriting für „The Estuary“ beteiligt?

Es braucht Zeit, als Band zusammenzuwachsen und die haben wir uns genommen. Zuerst hatten wir Siffis Bruder Matthias (End of Green) als Schlagzeuger. Zwei der Stücke („Magnets“ und „To Drown A King“) sind in Grundzügen noch unter seiner Mitwirkung entstanden, Nach einem Jahr musste er uns aus zeitlichen Gründen verlassen. Hans (Bass und Gesang), ein langjähriger Freund, der zuerst zu uns gestoßen war kannte Rainer, der einige Jahre bei Undertow und einigen anderen lokalen Bands Schlagzeuger war. Anfang 2015 waren wir dann wieder komplett.

Wir haben uns stets als Band betrachtet, zu der jeder seinen Teil beiträgt. Hans hat einige Songideen angebracht, die wir dann gemeinsam ausgearbeitet haben und fünf der acht Texte geschrieben. Ich persönlich bevorzuge es nach wie vor, wenn wir alle zusammen im Proberaum stehen. Da gibt es keine Ablenkung und mir ist der direkte Austausch lieber, als Dateien hin- und her zu schicken.

Magst du uns etwas zu den einzelnen Songs der Scheibe sagen?

Splinters: das finale Stück, welches kurz vor den Studio entstanden ist. Sehr kompakt, aber alles drin, was uns ausmacht. Es war sofort klar, dass die Nummer das Album eröffnen wird. Dazu gibt es unseren ersten Versuch in Sachen Lyric Video. Gefilmt auf einer Reise über die patagonischen Anden, zu finden auf YouTube.
Orphans: die Grundidee hatte bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Doch erst jetzt wurde ein fertiger Song daraus. Textlich inspiriert von Homers Odyssee.
At My Shore: beginnt recht straight, entwickelt sich aber nach etwa der Hälfte in eine ganz andere Richtung. Hierzu gibt es ebenfalls ein Video auf YouTube.
Magnets: laut einiger Stimmen unser Lied für die Charts. Welche genau, wurde uns nicht übermittelt. Magneten können sich anziehen, abstoßen und sind zudem auch bei der Navigation wichtig.
To Drown A King: das Strophenriff ist mit eines der schroffsten und unfreundlichsten, dass wir bislang ersonnen haben. Dafür gibts nen fast schon episch zu nennenden Refrain als Ausgleich. Handelt von Autoritäten, die sich ihrer Macht zu sicher sind.
To Dust: Längste Nummer des Albums. Musikalisch und textlich inspiriert von der „Geschichte von dem Gespensterschiff“ des jung verstorbenen schwäbischen Dichters Wilhelm Hauff (1802-1827).
Divine: hier haben wir ein wenig mit dem Gesang experimentiert, um eine etwas andere Atmosphäre zu schaffen. Im Text geht es um verzerrte Selbstwahrnehmung.
Immortal: die „Powerballade“ zum Abschluss, wie es sich gehört. Manche Menschen sind unsterblich, auch wenn die irdische Existenz endet.

Bei mir hat „To Drown A King“ zuerst gezündet. Der lief nach dem ersten Anhören der Scheibe erstmal auf repeat. Dicht gefolgt von „Orphans“ (was für ein Ohrwurm) und „At My Shore“ (der sich zwar langsamer entfaltet aber dann deutlich festsetzt). Man kann auch einfach sagen, dass die ganze Scheibe ein Meisterwerk ist. Ihr habt viele euphorische Reviews bekommen, oder?!

Dankeschön, das freut uns. Gerade „Orphans“ wurde schon öfters als erster „Türöffner“ zum Album genannt. Die bisherigen Reaktionen und Rezensionen sind in der Tat alle sehr positiv. Auch wenn erst ca. 10% der von uns kontaktierten Medien etwas dazu geschrieben oder in der jeweiligen Sendung/Podcast etwas gespielt haben. Vielleicht kommt ja noch das eine oder andere nach und unser Album bekommt dadurch über einen längeren Zeitraum Aufmerksamkeit. Entgegen unserer Befürchtungen wurden wir von den Menschen, die uns schon kannten trotz der langen Pause nicht vergessen und viele entdecken uns mit „The Estuary“ ganz neu für sich.

Produziert würde die neue Langwille von Michelle Darkness (End Of Green). Ihr seid befreundet, oder (und auch musikalisch auf einer Wellenlänge)?!

Wie erwähnt, spielt Siffis jüngerer Bruder bei E. o. G., daher haben wir eine sehr lange gemeinsame und parallele Geschichte. Michelle hat schon bei unseren ersten Proben gelegentlich vorbeigeschaut, wir waren gemeinsam auf Tour. Man kennt sich einfach schon sehr lange. Im Lauf der Jahre hat sich Michelle ein kleines und feines Studio aufgebaut und ist zu einem richtigen Crack auf dem Gebiet geworden. Er weiß, wer wir sind und er hatte eine klare Vorstellung, wie Mirror of Deception im Jetzt zu klingen haben. Er hat sich mit sehr viel Herzblut eingebracht und gerade beim Gesang einige hilfreiche Anregungen geliefert. Wir hatten die Zeit, die notwendig war und sind mit dem Endresultat sehr zufrieden.

Das stimmungsvolle Artwork ist von Oliver Merkle (End Of Green). Hat er für das Cover eins deiner Fotos verwendet? Wie ich auf Facebook sehen konnte, machst du z. B. tolle Landschaftsaufnahmen (ist das ein Hobby oder verkaufst du deine Bilder?).

Ich hatte die Idee zum Titel und mir Gedanken zur optischen Umsetzung gemacht. Es war uns schon immer wichtig, dass wir unser eigenes Artwork haben und nicht irgendwelche alten Gemälde oder Motive, die womöglich auch von anderen Bands oder in einem anderen Zusammenhang verwendet werden. Leider verfüge ich (bislang) weder über Fotodrohnen noch eigene Satelliten im All. Daher waren Fotos der NASA von diversen Flussmündungen aus aller Welt die Vorlagen, von denen sich Oliver inspirieren ließ. (Ha ha, da lag ich ja mit meiner Vermutung total daneben… – Anm. v. Katja)
Danke für das Kompliment. Ich bin gerne mit dem Rad unterwegs und knipse, was mir unterwegs ins Auge sticht. Derzeit bin ich am Recherchieren, wie ich meine Bilder auch erwerbbar machen kann, da es schon Anfragen gab. Sofern es interessiert, was ich so ablichte: www.instagram.com/tjufemman.

Das neue Album ist eine Eigenveröffentlichung. Warum habt ihr euch für diesen Schritt entschieden (ich gehe mal davon aus, dass ihr mit Sicherheit ein Label gefunden hättet, wenn ihr das gewollt hättet)? Und wie waren eure Erfahrungen mit den Labels, mit denen ihr bisher zusammen gearbeitet habt?

So ist es. Wir haben bislang keine schlechten Erfahrungen mit Labels gemacht, da die Betreiber meistens alte Freunde und Bekannte waren und alles fair ablief. Unser voriges Label Cyclone Empire ist zwischenzeitlich nicht mehr in diesem Bereich aktiv. Wir haben daher erst mal aufgenommen und wollten dann weitersehen. Es gab dann auch Interesse und Angebote von Labels. Allerdings wollten wir die CD unbedingt zum Doom over Vienna Festival im November 2018 fertig haben und nicht noch monatelang auf der fertigen Scheibe sitzen. Das hätte mit den meist längerfristig angelegten Veröffentlichungsplänen nicht hingehauen. Daher haben wir es selbst in die Hand genommen.

Die Musikbranche hat sich in den letzten Jahren stark verändert und mit Plattformen wie Bandcamp hat man heute als Band ganz andere Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen und ein Album unters Volk zu bringen. In Konsequenz muss man natürlich sämtliche Kosten für Aufnahmen und Herstellung selbst tragen und sich um Promotion und Vertrieb ebenfalls selbst kümmern muss, was eine Menge Arbeit ist. Und man merkt deutlich, dass man bei manchen Medien nicht den selben Stellenwert hat, wie ein Album mit Labellogo. Andererseits hat man in Eigenregie totale Freiheit und Kontrolle und kann Wege beschreiten, die sonst eher nicht vorgesehen oder möglich wären. In gewisser Weise haben wir uns auch gesträubt, Teil einer Industrie zu sein, in der allmonatlich massenhaft Scheiben rausgehauen und beworben werden und nach kurzem wieder vergessen sind, weil dann die nächste Welle anrollt. Insgesamt läuft es gut für uns und wir sind froh, dass wir uns für diesen Weg entschieden haben.

Erinnerst du dich an besonders herausragende oder lustige Erfahrungen auf Tour/bei Konzerten, von denen du uns erzählen magst?

Da gibt es unzählige Begebenheiten… Legendär war zum Beispiel als zwei unserer ehemaligen Mitglieder aktiv wurden, nachdem bei einem kleinen Festival im Schwarzwald die flüssige Backstagesversorgung restlos versiegt war. In den frühen Morgenstunden zogen sie mit Cateringresten wie zerdrücktem Apfelkuchen und vertrockneten Wurstbrötchen durch den Ort, um das gegen einen Kasten Bier einzutauschen. Zum allgemeinen Erstaunen waren sie erfolgreich.

Auch eine schöne Erinnerung ist unsere Finnland Tour mit Count Raven und Reverend Bizarre. Beim letzten Gig in der Kellerbar eines alten Hotels im Süden machten sich die ersten Reihen der lokalen Fans oberkörperfrei. Count Raven Sänger Dan Fondelius geriet angesichts der fanatisch mitgehenden finnischen Fleischwand circa 30 cm vor seiner Nase kurz aus der Fassung und musste sich sehr zusammenreißen.

Unser Auftritt bei der Karnevalsparty eines Gehörlosenvereins gehört sicher auch zu einem Erfahrungsschatz, den nicht allzu viele Metal Bands zu teilen vermögen. Oder der Gig in einem Jazz Club, bei welchem uns vom Publikum „SCHNELLER!“ und „LEISER!“ zugerufen wurde. Das sind genau die zwei Worte, die man als Doomer niemals hören möchte.

Ihr habt mit vielen Szene-Größen gespielt. Gibt es dennoch eine Band, mit der ihr gern mal touren würdet?

Da kann ich gar niemanden speziell hervorheben. Es ist uns nicht wichtig, ob wir mit Szene-Größe X oder Y zusammen spielen. Viel wichtiger ist es, dass man sich menschlich versteht und respektvoll zusammenarbeitet. Vor einigen Jahren bekam unser damaliges Label ein Angebot uns auf eine Tour von Trouble einzukaufen. Kurz klopfte das Fanherz ganz wild, doch dann haben wir abgelehnt, da das viel zu teuer gewesen wäre.
Wir sind immer eine DIY Band geblieben. Am besten fährt man, wenn man sich nicht auf andere verlässt, sondern die Dinge selbst in die Hand nimmt oder mit Freunden zusammenarbeitet. Daran hat sich seit unseren Anfangstagen nichts geändert. Zudem sind wir mittlerweile familiär und beruflich ziemlich eingespannt, daher sind die Möglichkeiten auf Tour zu gehen sowieso sehr begrenzt.

Welche Inspirationsquellen nutzt ihr?

Die eigenen Gedanken, Beobachtungen und Erlebnisse und die Anderer in Form von Literatur, Filmen, Musik.

Was ereignet sich gerade bei euch? Wie ich gehört habe, schreibt ihr schon an neuen Songs?! Welche Pläne habt ihr (z. B. für Bandjubiläum nächstes Jahr)?

Ja, wir arbeiten bereits an neuer Musik. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis es etwas zu hören gibt. Für unser Jubiläum nächstes Jahr sind wir beim Ideenaustausch, wir werden da etwas Schönes auf die Beine stellen. Details kann ich aktuell noch keine nennen und mit Tour- und Konzertankündigungen bin ich aus Erfahrung lieber noch zurückhaltend. Es sind auf alle Fälle Dinge in Bewegung.

Du warst (mit Frank Hellweg) Veranstalter des Doom Shall Rise Festivals (von 2003 bis 2013). Magst du etwas darüber erzählen? Ihr habt das Festival unter anderem aus Zeitgründen eingestellt. Was meinst du, gibt es eine Chance, dass es euch irgendwann so in den Fingern juckt, dass ihr doch weitermachen werdet?

Das war aus der Not geboren. Doom Metal Bands hatten seinerzeit keine Lobby bei Bookern und Festivalveranstaltern. Entweder wurden sie gar nicht berücksichtigt oder nur mit undankbaren Auftrittszeiten. Daher wollten wir es selbst versuchen und haben befreundete Bands kontaktiert. Die Resonanz war viel besser als erwartet und noch heute bekommen wir positive Rückmeldungen. Einige Bands starteten nach ihrem DSR Auftritt durch (Reverend Bizarre, Ereb Altor, Isole, Ahab und Warning um einige zu nennen), andere wurden beim oder wegen des Festivals gegründet und sogar einige Ehen angebahnt.

Doch das Leben verändert sich, andere Aspekte werden wichtiger. Aktuell können wir in der knappen Freizeit nicht das leisten, was für ein gelungenes Festival notwendig wäre. Zudem ist es auch fraglich, ob wir den bisweilen sicherlich auch nostalgisch verklärten Erinnerungen und Erwartungen mit einer neuen Doom Shall Rise Auflage überhaupt gerecht werden könnten. Wir sind sehr dankbar für alles, was wir gemeinsam mit unserem Team, Bands und Besuchern erreichen und erleben durften und dass wir einen Beitrag für unsere Szene leisten konnten. Momentan ist eine Fortsetzung nicht im Gespräch.

Bestimmt wirst du oft nach deiner Sicht auf die Entwicklungen in der (Doom) Metal Szene angesprochen. Was empfindest du heutzutage als besser oder einfacher für die Bands und/oder Fans und in welchen Punkten würdest du gern die Zeit zurück drehen?

Früher war alles besser! ;-) Spaß, ich bin kein Nostalgiker und lebe gerne im Hier und Jetzt. Schön, dass man noch miterlebt hat, wie Demotapes getauscht, handschriftlich kommuniziert und mit dem Klebestift präparierte Briefmarken durch die Welt geschickt wurden. Doch ich begrüße das Mehr an Möglichkeiten, die Annehmlichkeiten und die Auswahl. Davon profitieren alle. In den letzten Jahren habe ich mich nicht mehr ganz so intensiv mit der Szene befasst. Deutlich bevölkerter und teilweise etwas zersplitterter ist es geworden, habe ich den Eindruck. Und Kostüme, bzw. ein Retro- oder Okkult-Image zu haben scheint teilweise an Bedeutung gewonnen zu haben. War für uns nie ein Thema und wäre nach so langer Zeit jetzt natürlich reichlich lächerlich und unglaubwürdig. Ansonsten freut es mich, dass manche unserer alten Helden nun doch noch späte Anerkennung erfahren, dass die Szene wächst und gedeiht und immer wieder neue, fantastische neue Bands durchstarten. Spannende Zeiten!

In mehreren Studien wurde untersucht, warum manche Menschen eine Vorliebe für traurige Musik haben. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Genießer trauriger Klänge überdurchschnittlich emphatisch und weniger emotional stabil sind. Was meinst du, sind Doom Liebhaber ein besonderer Schlag Mensch? ;)

Es gibt sicher Gründe, warum man sich gerade dazu hingezogen fühlt. Doch ich bin überzeugt, dass es durchaus auch therapeutische und somit stabilisierende Wirkung hat. Wenn man sich darauf einlässt und eintaucht merkt man auch bald, dass man nicht allein ist mit den Dingen, die einen so beschäftigen.

Ich bedanke mich für das Interview und übergebe die Schlussworte an dich.

Ich danke, dass wir zum wiederholten Mal Gast auf Euren Seiten sein dürfen. Schön, dass es Euch und uns noch noch gibt und wir alle immer noch Begeisterung für das haben, was wir vor so langer Zeit begonnen haben. Jung richtig entschieden. Was will man mehr?

Mirror Of DeceptionFür mehr Infos zur Band: www.mirrorofdeception.de, mirrorofdeception-doom.bandcamp.com

Verlosung:
Die Band hat uns folgendes Mirror Of Deception Fan-Package zur Verfügung gestellt:
1 x T-Shirt („A Smouldering Fire“) Gr. L,
1 x „The Estuary“ CD,
1 x „Conversion“ CD und 1 x „Foregone“ CD.
Schickt einfach eine bis zum 30.03.2020 E-Mail an die Redaktionsadresse, Betreff: MOD.

 

Foto: Conny Coeney

 

Interview aus Eternity Nr. 24