Cerebral Enema Interview

Nur der "Umpa" zählt

Cerebral Enema

Grind ’n‘ Gore inna Kirche (Kirche von Unten). Es regnet Bindfäden. Für einen schmalen Taler (3-10 € je nach Portemonnaie) wird einem zum Eintritt ein kleines Pimmelchen gestempelt. Heute treten neben In Demoni noch Purulent Spermcanal und Carnal Diafragma auf. Die Opener und Initiatoren dieses Abends sind jedoch die Berliner Lokalmatadore von Cerebral Enema. Durch die Konzerthalle geht es vorbei an der Bühne und dem Tresen zu den hinteren Räumen. Rechts geht es zur Küche ab. Dort kochen Brett „ClitMan“ Heart (Adrian, Vocals) und Le Gorefuck (Sebastian Drums, Vocals) ein Goretoffelsüppchen während sich Dr. Fetus (Paul, Gitarre, Vocals) zu uns gesellt.

Euch gibt es seit 2013, allerdings unter anderem Namen. Vorher hießt ihr TerroRape. Was war der Grund für die Namensänderung?

Dr. Fetus: Du findest, glaube ich, nicht nur in Berlin sondern auch weltweit keine Gigs mit so einem Namen und letztendlich gab es dann Clitorate eh schon. Cerebral Enema macht fast ein bisschen Sinn und das Logo sieht geil aus, da bin ich stolz drauf. Und es ist auch noch ein scheiß Zungenbrecher. Man kann es nicht aussprechen, das ist auch immer wichtig. Es bleibt hängen, weil keiner weiß, wie man es ausspricht.

Ihr könnt ja jetzt schon auf eine ganze Reihe von Releases zurückblicken: vier Splits, eine EP und ein live Album.

Dr. Fetus: Genau … Noch zwei Demos. Die EP ist quasi die Demos in einem.

Warum habt ihr denn gerade in Cottbus euer Best-Of-Album aufgenommen, denn eigentlich sind fast alle eure Songs vertreten?

Dr. Fetus: Ja, da sind auch ein paar neue Songs vom späteren Album mit drauf. Es war Zufall. Die hatten das zufällig mit aufgenommen. Wir dachten, wie geil ist das. Manche Bands machen ein Live-Album und wollen dafür Geld. Und wir haben uns gedacht, wir kriegen das geschenkt, da können wir das auch zurückschenken. Ich glaube, es gab ein Jubiläum mit 1000 Likes, so dass wir gleich gesagt haben, dann ist das ein Geschenk. Wir haben es kurz abgemischt und das Cover gebaut.

Wir haben auch extra darauf geachtet, keine komischen abgestochenen Frauen auf dem Cover zu haben. Das langweilt mich auch.

Also, es war nicht so, dass ihr gesagt habt: „Der Sound ist heute aber so knackig…“

Dr. Fetus: Nee, nee. Es war eine Superparty, weil Cottbus immer geil ist. Aber wenn wir das gewusst hätten, hätten wir alle sauberer gespielt oder nicht so viel Scheiße gelabert. Wir hätten uns besser vorbereitet, wenn wir gewusst hätten, dass wir aufgenommen werden. Aber letztendlich fand ich supergeil, 5 oder 6 Spuren haben wir gekriegt und konnten die direkt weiterbearbeiten, dass nenne ich mal Service, oder?

Ja, das stimmt. Jetzt am 12. Januar ist euer neues Machwerk „Street Träsh 3“ herausgekommen.

Dr. Fetus: Yo

Und wer ist mit von der Partie? Wen habt ihr euch da zusammengesucht? Wie läuft das, fragt ihr einfach: Habt ihr nicht Bock mit uns auf einer Scheibe zu sein?

Brett „ClitMan“ Heart: Es sind Bands, die wir selber total feiern und gerade so mit Holy Cost… Paul ist da unser Gott, der atmet ja den Metal und der schreibt den Leuten ohne sich dabei etwas zu denken. Ich glaube, ich würde mir manchmal dabei mehr denken. Oh Gott, was denkt der von mir, wenn ich ihm etwas schreibe. Aber ja, wir fragen einfach die Bands, die wir feiern, und meistens klappt das auch alles.

Dr. Fetus: Es gibt viele Bands mit denen man etwas machen möchte z.B. Biopsycunt, Cystgurgle oder was auch immer. Es gibt Tonnen von Bands, wo ich denke, da könnte man eine Split machen. Aber man kommt ja gar nicht hinterher. Wir haben aktuell eine 12way Split, die jetzt auch noch kommt. Die entstand auch so ausversehen und noch einen anderen Sampler, wo wir einen neuen Song aufgenommen haben. Also, es passiert dann immer relativ schnell.

Meint ihr, ihr schafft mit euren Splits irgendwann die Agathocles Marke?

Dr. Fetus: Na ja, wir werden sehen… aber kann schon sein. Wir sind ja mittendrin und wenn wir noch ein bisschen überleben, dann machen wir das ewig weiter. Es wird ja nicht anders. Wir haben das Ziel Mucke schreiben, Mucke schreiben, Mucke schreiben.

Wie läuft denn das Songwriting bei euch ab? Wer ist dafür verantwortlich, ihr drei?

Le Gorefuck: Paul und ich machen meistens die Songs, da wir mit einem Drumcomputer arbeiten. Meistens entsteht ein Song aus einer dämlichen spastischen Laune heraus. Wir bauen ein paar Beats, Paul spielt ein bisschen Gitarre. Dann sagen wir, der Part ist cool und so entstehen dann unsere Songs. Es ist eine sehr entspannte Songwriting-Sache. Wir machen uns nicht übelst die Platte, sondern es entsteht spontan.

Dr. Fetus: Andererseits hat man manchmal ein paar Riffs vorbereitet oder schon so einen Aufbau. Ich möchte einmal einen übelsten Slamsong oder einen übelsten Geballer- Song machen oder je nachdem, was für eine Laune man hat. Wir sind natürlich darauf erpicht, dass immer ein „Umpa“ mit drinnen ist, der fett ist. Das ist einfach die Scheiße, die wir lieben und da muss einfach ein fuckin’ „Ping/Umpa“ mit rein, der alles zerfickt. Und das ist wirklich bei jedem Song so. Ich glaube es gibt keinen, wo nicht so ein „Umpa“ drin ist. So höre ich Musik und deshalb ist auch Holy Cost darauf vertreten. Du wirst es merken, wenn du hereinhörst. Holy Cost ist genau so ein Kandidat. Nur der „Umpa“ zählt, Junge!

Brett „ClitMan“ Heart: Man sagt auch unser Motto ist „Stumpf ist Trumpf“.

Und wie läuft es weiter? Du bekommst dann das, was die zwei verbrochen haben, vorgesetzt?

Brett „ClitMan“ Heart: Paul schickt mir das als mp3 per Mail oder ich höre ihn mir im Proberaum an. Meist fällt mir sofort ein, was man daraus machen kann gesangstechnisch. Wir teilen das dann immer auf Paul und mich auf. Das klappt eigentlich super. Wir ergänzen uns gesangstechnisch auch richtig gut, finde ich. Daher ist es nicht schwer mal einen Track fertig zu machen. Das geht echt fix bei uns.

Dr. Fetus: Es passiert durchaus manchmal, dass man einen Part hat, wo man sich denkt, na ja, der ist ein bisschen lahm. Den streicht man halt weg und fertig ist. Es wird dann auch manchmal ein Song weiterentwickelt, bis er aufgenommen ist. Dann legen wir ihn auch weg. Wenn er aufgenommen ist, dann müssen wir ihn auch nicht mehr ändern. Manchmal nehmen wir auch Songs, die uns nicht gefallen und filtern dann die fettesten Parts aus zwei Songs heraus und machen daraus einen neuen. So ist „Orphan Crippler“ entstanden. Darum ist dort, wie ich finde, jedes Riff sehr potent. Und vorher hatten wir zwei mittelgute Songs und daraus einen guten gemacht. Also, unterschiedlich aber hauptsächlich durch Bastis Grundlage mit den Drums, weil ich selber habe davon gar keine Ahnung.

Ihr habt ja auch ein paar Songs, sagen wir einmal wie „Alice Schwanzer“, werdet ihr deswegen auch manchmal als frauenfeindlich angefeindet?

Dr. Fetus: Ganz, ganz selten. Also, nur im üblichen Rahmen. Wie das heutzutage ist, so wie man komisch angeguckt wird, wenn man einen dummen Witz macht. Aber gerade „Alice Schwanzer“…die Tussi ist ja auch eine Heuchlerin, schreibt für die Bild, die ach-so-Frauen-Rechtlerin. Also, die hat für mich nichts mit Emanzipationsbewegung zu tun. Die ist einfach nur eine Steuerhinterzieherin und eine komische Kandidatin, die vielleicht einmal vor 40 Jahren etwas bewegt hat, aber eigentlich ein falsches Stück ist, deswegen passt es ja auch, und man möchte auch bisschen provozieren mit dem Titel.

Du sagst, die Mehrheit der Leute reflektiert schon und ist nicht so stumpf und sagt: „Die sind ja frauenfeindlich..“.

Dr. Fetus: Wir haben auch extra darauf geachtet, keine komischen abgestochenen Frauen auf dem Cover zu haben. Das langweilt mich auch. Oder eine kreischende Frau im Intro. Das kann jeder, das machen die Leute seit den letzten 20 Jahren, darauf geschissen. Wir lieben dumme Filme, Samples oder Lieblingsfilme wie Monty Python. Es gibt auch viel Besseres als eine Kettensäge im Gesicht. Obwohl eine Kettensäge im Gesicht haben wir jetzt auch bei einem neuen Intro gemacht, Massaker in der Disko. Aber ich meine halt, dass man alles machen kann. Wir sind nicht darauf fixiert nur Porno zu machen, wir sind nicht darauf fixiert nur Gewalt zu machen. Wir machen eigentlich, was wir wollen. Drogen und White Trash halt.

Dann will ich abschließend auf den heutigen Abend zu sprechen kommen. Habt ihr das alles DIY organisiert?

Dr. Fetus: Ja immer, wir schreiben nur nicht DIY rauf, weil ich finde das total spastisch das immer zu sagen. Natürlich ist im Grunde alles DIY, sich darauf einen zu wanken, dass man selber die Box getragen hat, finde ich ein bisschen albern.

Ich glaube, dass war einmal in den 1980ern okay…

Dr. Fetus: Ich glaube auch, dass es okay war. Es gibt aber mittlerweile eine ganze Bewegung, die sich immer einen abschwenkt darauf, dass sie halt DIY ist. Aber ja, wir machen das alles selber. Wir schreiben die Bands an. Wir besorgen den Laden. Das geht auch nur, wenn der Laden super ist. Die KVU ist halt ideal. Und weil uns auch keiner buchen wollte, dachten wir eben, machen wir unsere eigenen Parties und dann spielen wir regelmäßig, aber nicht zu oft in Berlin und holen halt Bands, die teilweise hier noch nie gespielt haben. Auswahl erfolgt nach unserem Geschmack: Slam, Gore, Grindcore; kurz: Geballer! Und wie gesagt: Läuft. Einmal hatten wir über 200 zahlende Gäste. Da soll mir keiner sagen, dass das irgendwie nicht zieht. Die Leute brauchen den Scheiß. Und für 3 € Eintritt, 2,50 € das Bier würde ich auch auf diese Party gehen. Und deswegen werden wir hier und jetzt und später einen heben.

Alle zusammen: Prost!

Letzte Worte nach dem Prost?

Dr. Fetus: Wir können hier auf jeden Fall eine Sache anteasen. Neue Split und so ist ja geil, aber wir sind gerade dabei, das Albumcover zu bearbeiten.

Brett „ClitMan“ Heart: Man munkelt, man munkelt…

Dr. Fetus: Man könnte auch fast munkeln, dass das Album ist fast fertig. Wir bearbeiten nur noch das Cover und das Album geht dann ins Presswerk. Wir haben uns nach langer Vorbereitung mit der Split ans Album gewagt. Es gibt diesmal echte Drums.

Echte Drums!?

Dr. Fetus: Ja, der Hymenotomy Drummer aus Estland hat es eingedrummt. Ist richtig geil geworden und das ist ein dickes Brett. Wir sind sehr stolz drauf. Jetzt ist der Sound auch soweit gekommen. Und es sind alles neue Songs. Es ist nicht so, dass wir die Split-Songs noch einmal neu aufgenommen hätten. Zwei alte haben wir einfach aus Kultgründen mit draufgepackt. Aber wir haben neue Songs geschrieben, alles in die Fresse. Ich bin begeistert von diesem ganzen Machwerk.
Das Cover sieht auch geil aus. Wir bauen ein Cover. Wir malen keines, wir bauen eines. Lasst euch einfach überraschen.

Wann flutscht der Fötus heraus?

Dr. Fetus: Hoffentlich beim nächsten Slam & Gore mit Slamentation, Stoma und Dystopia. Wir werden gucken, dass wir das als Record Release Party machen, aber psst! Aber auch nur, wenn es bis dahin fertig ist und mit dem Presswerk alles klappt. Aber das weiß man nie genau.
Aber wir sind guter Dinge, wie gesagt, wir müssen eigentlich nur noch das Cover fertig machen…Wenn wir drei Monate Vorlauf mit dem Presswerk haben, dann sollte es eigentlich passen. Da sollten sich die Leute drauf freuen.

Super, das machen wir, Dankeschön.

cerebralenema.bandcamp.com

Foto: Cerebral Enema

 

Interview aus Eternity Nr. 24