Urza Interview

Vertonte Apokalypse

Urza

Kennt ihr diesen Moment, wenn alle Türen sich geschlossen haben und der einzige Weg scheint ein leerer Fahrstuhlschacht zu sein, der schnurstracks und ausschließlich in den unheimlichen, feuchten, kalten und finsteren Keller führt? So kann man sich das Debütalbum „The Omnipresence of Loss“ der Funeral Death Doom Band Urza aus Berlin vorstellen. Bassist Marc hat mir folgende Einblicke gewährt.

Wer steckt hinter Urza? Stellt euch bitte kurz vor. Habt ihr schon in anderen Bands gespielt und womit vertreibt ihr euch die Zeit neben Urza?

Urza besteht aus fünf Doom Metal Fanatikern, die die Musik zur Apokalypse vertonen wollen. Gegründet haben wir uns im Mai 2015 als Trio bestehend aus Hannes (Drums), Olli (Guitar) und Marc (Bass). In den folgenden Monaten kamen Thomas (Vocals) und Marcus (Gzzuitar) hinzu. Ja jeder von uns hat schon Erfahrungen in anderen Bands gesammelt, z.B. bei Ophis, Kadath, Spawn, Torn To Pieces, Secretum, Desolated, Messenger Ov The Void, Witch Ritual…
Neben Urza ist auch arbeiten angesagt, auf Konzerte gehen, leckeres Bier trinken, Kino und weitere Hobbies.

Mit Urza habt ihr einen ungewöhnlichen Bandnamen gewählt. Wenn ich richtig informiert bin, dann handelt es sich um einen Zauberer (Magic: The Gathering). Welche Rolle hat dieser Zauberer bzw. hat der Name eine besondere Bedeutung für euch?

Mit dem Vorschlag kam Hannes, der ein großer Fantasy Games Fan ist, an. Da der Name eher außergewöhnlich ist und kein typisches Doom-Klischee beinhaltet, fanden wir alle Urza passend für unsere neue Band. Richtig, Urza ist eine wichtige Figur im Spiel Magic: The Gathering. Unorthodox, stark, mystisch, apokalyptisch. Genau richtig für das, was wir uns musikalisch und lyrisch vorgestellt haben.

Im Frühjahr ist „The Omnipresence Of Loss“ (euer Debütalbum) über das russische Doom Label Solitude Prod. veröffentlicht worden. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Unorthodox, stark, mystisch, apokalyptisch. Genau richtig für das, was wir uns musikalisch und lyrisch vorgestellt haben.

Da ich schon seit vielen Jahren bei Solitude Records fast alle Alben kaufe, die das Label herausbringt, war Solitude für Urza die erste Wahl. So kontaktierte ich Evgeny im Dezember 2018 und fragte ihn, ob er interessiert wäre, unser Album zu veröffentlichen. Er sagte sofort zu. Nachdem wir noch ein paar weitere Labels gefragt hatten, entschieden wir uns Mitte Januar für Solitude. Danach ging alles ganz schnell und am 15. März war offizielles Release Datum.

Erzählt uns bitte etwas über die Aufnahmen zum Album.

Aufgenommen haben wir komplett in Eigenregie in unserem Proberaum. Angefangen haben wir Ende Januar 2018. Der ganze Prozess hat etwas länger gedauert als geplant, aber wir wollten uns auch keinen Zeitdruck auferlegen, wie es bei einem Studio-Aufenthalt meistens passiert. Mit dem kompletten Mix und Mastering von unserem Freund Chris von Cyphx-Audio war das Album dann Dezember 2018 im Kasten. Parallel hatte ich auch das Booklet fertig gestellt, sodass eine Veröffentlichung unmittelbar erfolgen konnte.

Im Bandinfo steht, dass ihr sechs Songs geschrieben habt, wovon fünf auf dem Album gelandet sind. Warum der 6te nicht? Hat er nicht mehr gepasst, habt ihr andere Pläne für den Song oder war er nicht gut genug?

Unser allererster geschriebener Song „Noah’s Wreck“ erschien uns nicht mehr so repräsentativ für den Sound von Urza und passte tatsächlich nicht mehr zu dem restlichen Material um auf dem Album zu erscheinen. Es gab zwar die Idee den Track aufzupeppeln und evtl. als Single auszukoppeln, aber letztendlich haben wir diese verworfen. Ob wir zukünftig noch mal den Song aufgreifen, ist eher unwahrscheinlich.

Was beeinflusst euch musikalisch und wer ist am Songwriting beteiligt?

Natürlich hören wir alle ganz viel Doom, der uns hier und da beeinflusst. Bands wie Bell Witch, Ataraxie oder Evoken sind bei uns allen sehr hoch im Kurs. Aber grundsätzlich würde ich sagen dass die Ideen ganz natürlich aus einem heraus sprudeln ohne direkt an was anderes zu denken. Initialideen und Riffs kommen sehr oft von Olli und werden dann während der Probe ausgearbeitet. Das gesamte Arrangement eines Songs machen wir immer mit der kompletten Band.

Die Songtexte sind von Olli und Marc?! Wovon handeln eure Lyrics?

Das ist richtig. Olli ist mehr an persönlichen, emotionalen und psychischen Themen und philosophischen Gedanken, speziell Nihilismus, interessiert. Ich an globalen Katastrophen, Apokalypse und Zerstörung der Erde. Insgesamt ergibt die Kombination unserer Texte ein sehr düsteres und negatives Bild. Hier und da gibt es ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber nur ganz flüchtig.

Welche Pläne habt ihr für die nahe Zukunft? Schreibt ihr schon an neuen Songs?

Der Hauptplan ist die Fertigstellung des 2. Albums, an welchem wir schon seit einigen Monaten arbeiten. Es wird ebenfalls wieder fünf Stücke beinhalten, von denen zwei so gut wie fertig sind, und in Form eines zweigeteilten Konzepts gestaltet.
Daneben planen wir noch vor dem Album eine Split Vinyl LP rauszubringen. Mehr wollen wir an der Stelle noch nicht verraten!
Und von „The Omnipresence of Loss“ hoffen wir vielleicht Ende des Jahres eine Vinyl Version veröffentlichen zu können.

Ihr habt gerade einen neuen Proberaum bezogen. Musstet ihr aus dem alten raus? Die Proberaumsituation in Berlin wird auch immer haariger, oder?

Ja, wir haben jahrelang im Rockhaus in Lichtenberg geprobt. Wer die Geschichte die letzten 2 Jahre verfolgt hat, der weiß, dass der neue Eigentümer alle Musiker raus haben wollte. Eine üble Geschichte inklusive Prozess und Neuverhandlung mit Beteiligung des Senats. Die ganze Situation um den Erhalt der Proberäume im Rockhaus war uns viel zu unsicher. Daher haben wir uns nach einem neuen Proberaum umgesehen und sind jetzt seit Mai 2019 in Marzahn laut!

UrzaWelches wäre die perfekte Umgebung bzw. das passende Szenario, um eure Musik zu hören?

Am besten in einem dunklen Keller mit ein paar Kerzen erleuchtet und mit einem köstlichen Spezialbier.

Welche sind eurer Meinung nach die drei besten Doom Metal Bands?

Aktuell Ataraxie (Album „Résignés), UN (Album „Sentiment“) und Mournful Congregation (Album „The Incubus of Karma“). Ganz großes Funeral Death Doom Kino!
Natürlich gibt es noch viele andere tolle Bands wie Bell Witch, Evoken, Funeralium, Doomed, Ophis uvm.

Das Schlusswort geht an euch.

Vielen Dank an Katja und Eternity Mag für eure Unterstützung und dieses ausführliche Interview, in dem wir uns euren Lesern vorstellen dürfen.
Freunde von Extreme Doom, checkt unser Album „The Omnipresence of Loss“ auf unserer Bandcamp Seite. Dort könnt ihr unsere CD, Shirts und Patches ergattern.
Doom or be doomed,
Marc & Urza

urza-doom.com

Fotos: Jörg Kandziroa, kandziora-photo.de

 

Interview aus Eternity Nr. 24