Fuck You And Die Interview

Musikalisch passt „Veni, vici“ – in Sachen Originalzitat hat man jedoch ein Drittel vergessen. Warum 23 Minuten trotzdem ein vollwertiges Album sein können, wieso Fuck You And Die eigentlich ein Umschulungsprogramm für Gitarristen sind, live zur Auflockerung auch mal Raucherpausen machen und was sonst im Scharzwald noch geht oder eben nicht, berichtet Sänger Roman Hilser. Am Rande ging es außerdem noch um vollgeschissene Autobahntoiletten, Süßigkeiten zum CD-Review und die Propagierung von mehr Obst-Genuss… Habt Spass!

Hi Roman, Euer „Veni vici“-Debüt ist ein fieser Krachbatzen. Nicht nur ich war positiv angetan, auch andere Reviews und Reaktionen die ich gelesen habe, waren mehrheitlich gut. Habt ihr das – gesund selbstbewusst (Stichwort Bandinfo)- erwartet oder kam das schlussendlich überraschend?

Hi Kai, vorab Danke fürs Interview. Ich will ja keine Standard-Antworten geben, aber in diesem Fall muss ich einfach sagen, dass wir keine großen Erwartungen hatten, aber dennoch einfach sehr zufrieden waren mit unserem ersten Output. Zur Bandinfo: Selbstvermarkten müssen wir uns. Ich bin einfach überzeugt, dass die Qualität und Professionalität generell recht hoch ist in unserem musikalischen Sektor, und wenn wir schon die Möglichkeit haben uns nach unseren Vorstellungen zu präsentieren, dann kommt eben besagte Bandbeschreibung dabei heraus. Und viele unvoreingenommene Schreiberlinge geben uns ja sogar Recht, wir sind eben voreingenommen.
:)

Wie wichtig ist Euch Feedback von Presse und Fans überhaupt? Nehmt Ihr davon bewusst etwas für zukünftige Kompositionen mit oder zieht Ihr eh Euer Ding so durch, wie Ihr Euch das denkt?

Feedback macht definitiv Spass – ob negativ oder positiv. Wir werden aber immer bei dem bleiben, was uns gefällt. Einfluss auf unsere Musik haben höchstens wir selbst, sehr enge Freunde oder JamSession-Kollegen. Das Wort „Fan“ klingt vorab schonmal übel scheisse. Wer uns live gesehen hat oder auf ner Show mit uns quatscht, der kommt aber schleunigst aus der Fan-Rolle heraus, weil eigentlich alle immer merken, dass wir nur auf der Bühne oder im Booklet große Töne spucken. Unterstützung brauchen wir als Band von Leuten, die sich als Fans sehen genauso wie von Leuten, denen unsere Musik einfach nur Spass macht. Die Pressestimmen zu uns sind recht interessant, weil teilweise einfach sofort verstanden wird, wie wir das Ganze denn meinen, aber teilweise wird aber eben auch hundert Mal der Nagel nicht auf den Kopf getroffen, wir haben sogar schon ein Review gesichtet in dem unser Albumtitel falsch „abgeschrieben“ wurde. Das zeigt dann doch, wie viel Zeit sich manche Schreiberlinge nehmen.

Hat möglicherweise das Verschicken von Naschwerk mit der CD manchen Review positiver gestaltet? Bei mir kam das Teil übrigens blank an – da hatte wohl die Chefin schon genascht… :-/

Ist ein Teil unseres Marketingkonzeptes… Ach Quatsch, war eben auch nur so eine Idee, die wir sofort umgesetzt haben, ohne viel darüber nachzudenken. Ob es sich positiv auswirkt, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Aber wenn manche die CD scheisse finden, dann schmeckt ihnen vielleicht ja die Süßigkeit.

„Veni vici“ ist ein Teil des wohl bekanntesten Julius Caesar-Zitates „Veni, vidi, vici – ich kam, sah und siegte“. Wieso habt ihr das „sehen“ weggelassen?

Hätten wir genau gekuckt was wir da eigentlich machen, hätten wir eventuell auch mit der Veröffentlichung gezögert. Vielleicht heisst unser nächstes Machwerk ja „Vidi“.

Steht der CD-Titel in direktem Zusammenhang zum ziemlich geilen Cover-Artwork oder habt Ihr das genommen, weil es einfach cool aussieht?

Wir hatten eindeutige Vorstellungen wie das Cover-Artwork werden sollte. Unser Freund Davide Mancini (http://www.myspace.com/drawstroy) hat einen enorm geilen Job gemacht. Und natürlich sieht es cool aus. Alles was Davide macht sieht cool aus. Es spiegelt aber schon einwandfrei eine Szene wieder, die wir auch gerne mit dem Album beim Hörer erzeugen wollen. Wenn du das Album hörst, dann sollst du überrannt werden, kurze knackige Songs, die eventuell schon etwas verwirren. Allein die Bleistiftskizze für das Cover hat uns so überzeugt, dass es keinen Weg zurück gab.

Ist „Veni vici“ mit reichlich 23 Minuten Spielzeit eigentlich für Euch eine zu lang geratene MCD oder ein zu kurzes Album?

Im Gesamtpaket würde ich schon (kurzes) Album sagen. Cover, Booklet, CD – alles ist einwandfrei ausgearbeitet, wie sich es eben für ein ordentliches Album gehört. Die Spielzeit ist zugegebenermaßen recht kurz. Aber den Status MCD haben wir übersprungen. Aber ich will nicht von Full-Length sprechen, die nächste Platte sollte ungefähr eine dreiviertel Stunde packen, oder zumindest 40 Minuten.

Sind Eure Gigs dann eigentlich nach 23 Minuten vorbei? Spielt Ihr einfach wieder von vorn oder wie peppt Ihr Euer Programm auf?

Unsere Gigs sind nicht sehr lang, aber für ein Konzert mit 3 oder 4 Bands braucht auch niemand eine Band die 50 bis 80 Minuten spielt. Das wird viel zu zäh und langweilig, bei fast jeder Band. Ich würde bei uns mittlerweile von soliden 40 Minuten sprechen, ein oder zwei (längere) neue Songs werten unsere Setlist mittlerweile enorm auf. Aufgepeppt wird das Set von Gastauftritten, etwas Gelaber und eventuell mit Raucherpausen.

Die 16 Tracks auf Eurer CD sind bis auf den Titeltrack, der gleich satte 9 Minuten dauert, alle knapp über oder unter der 1-Minuten-Grenze. Warum dieser starke Kontrast? Geplantes Konzept oder hat sich das beim Songwriting so entwickelt?

Aus dem Songwriting für die Platte hat sich irgendwann ein Konzept entwickelt, aber wir haben nicht wirklich geplant, dass der Kontrast dann doch so stark wird. Live verknüpfen wir aber des Öfteren zwei bis drei der kürzeren Stücke zu einem Song – ohne Unterbrechung.

Die Mehrheit Eurer Texte sind in deutsch verfasst. Eine bewusste Entscheidung für die Muttersprache oder zufällig ergeben?

Das war Zufall, irgendwie fühlte ich mich mit meiner Muttersprache doch etwas wohler. Ich mag kein schlechtes, langweiliges Englisch und Deutsch hat teilweise einfach mehr Sinn gemacht. Ich bin aber immer auch am überlegen, wie ich eventuell Spanisch, Französisch oder sogar Norwegisch mit einbringen kann.

Apropos Texte: die finde ich überwiegend ziemlich schräg geraten. Manche wie „Topfriends“, „Cindy“ oder „Necropedophilphil“ lassen zumindest erahnen, worum es geht. Bei anderen hab ich den Sinn nicht wirklich gefunden, da Ihr einen sehr eigenen Schreibstil habt. Erzähl uns doch mal im Einzelnen ein bisschen etwas zu folgenden Lyrics:

„Kirche gefüllt mir Pfirsich“ >> Esst mehr Obst!

„Tolerance“ >> Eine klare Ansage zur Mode. Übertrieben, satirisch und absolut nicht tolerant.

„Nimm Platz auf dem Stuhl“ >> Dieser Song handelt doch tatsächlich davon, sich nicht auf vollgeschissene, sich selbst-reinigende Klobrillen zu setzen.

„Veni vici“ >> Wir sind die Besten! ;) Oder haben wir vergessen uns genau umzuschauen?

„Scoor-C“ >> Gegen Nazis!

„Satan muss aus dem Handgelenk kommen“ >> Böse ist, wer Böses tut!

In Eurem Infoschreiben ist zu lesen, dass die Band über weite Strecken aus 5 Gitarristen bestand. Wieviele davon sind jetzt noch übrig und wer musste möglicherweise am Ende umschulen?

Umschulen musste unser Drummer, der gleichzeitig aber auch der beste Gitarrist der Band wäre. Tobi spielt aber leider auch am besten Drums, also muss er diesen Job übernehmen. Ich selbst bin eigentlich auch immer heimisch an der Gitarre gewesen, Metalcore und so Zeug! Da ich aber zu schlecht für FYAD an der Gitarre bin, übernehme ich die Arbeit am Mikro. Domi und Mö spielen Gitarre, können auch nur das. Und Giuli ist Bassist und spielt auch den Bass. Sasch, der früher die Arbeit am Bass übernommen hatte, war eigentlich auch Gitarrist, ist jetzt aber oft unser Mercher. Bei uns in der Gegend ist nichts los, deshalb sind wir ganz froh jetzt 5 Leute zusammenzuhaben, die an ihrem ursprünglichen oder umgeschulten Instrument zurecht kommen.

Du bist hauptamlicher Sänger der Band: auf Eurer Homepage stehen zusätzlich auch noch Keys dabei, die im CD Booklet nicht erwähnt werden. Einfach vergessen oder bewusstes Tarnen und Täuschen?

Mittlerweile lassen wir das Keyboard im Proberaum, wir haben keine Lust mehr für die wenigen Parts das ganze Zeug mitzuschleppen. Eventuell arbeiten wir in Zukunft mit Samples, aber eher selten und wenn, dann nur um eventuell schwarzmetalllastige Parts flächig zu untermalen.

Ich hatte beim Lesen Eures Bandinfos auch den Eindruck, dass es Euch sauwichtig ist, nicht in die Deathcore-Schublade gesteckt zu werden. Warum?

So wichtig ist das uns gar nicht, es macht nämlich recht wenig Sinn. Breakdowns gibt es bei uns sehr selten. In neueren Songs überhaupt nicht mehr. Deathcore-Bands mag ich teilweise echt sehr, aber ich verstehe nicht warum manchmal die technischen Fähigkeiten der Musiker einfach übersehen werden, weil man sich nur zu Breakdowns bewegt!? Das Thema ist „ein zu weites Feld“! Deshalb will ich gar nicht intensiv darauf eingehen. Sucht euch fur uns irgend eine Schublade raus, das ist vollkommen in Ordnung, solange es nicht die unterste ist.

Euren Style umschreibt Ihr selbst mit Death / Black / Rock – mit aller Phantasie: wo müsste ich bei „Veni, vici“ Black-Einflüsse und vor allem wo Rock entdecken?

Die besagten Black-Einflüsse sind eine Beschreibung der Band, nicht unbedingt von „Veni Vici“. Neuere Songs sind eher schwarz, aber noch nicht aufgenommen. „Was wäre wenn“ endet meiner Meinung doch recht düster, rockig wirds vor allem im Refrain beim Titeltrack. Einflüsse sind ja nicht immer auch Ausgüsse. Wir versuchen natürlich was Natürliches zu kreieren, eventuell Einflüsse zu interpretieren und irgendwie alles in einen Topf zu packen und wir rühren nicht lange bis es uns schmeckt.

Ihr kommt aus dem Schwarzwald, fern ab von großen Metropolen und Ballungszentren. Eher ein Nachteil bei der Entwicklung einer Band? Oder gibt es eine gesunde Szene in Eurer Gegend? Andererseits sind Frankreich und die Schweiz ja auch nicht weit…

Mit Frankreich haben wir recht wenig am Hut, in der Schweiz waren wir mit unserer Vorgängerkapelle das ein oder andere Mal. Aber die Abgeschiedenheit hat natürlich vor und Nachteile: Einerseits gibt es kaum Bands und noch weniger auf höherem Niveau. Andererseits sind die Leute hier sehr treu und kommen regelmäßig vorbei wenn man in der Heimat spielt. Ich habe vor Kurzem mit einem Kumpel aus LA gesprochen, der zu Besuch auf einer Show war. Er meinte, das Leben hier sei einfach langweilig, aber irgendwie kann man halt doch machen was man will. Ich gebe ihm da einfach mal Recht. Durch die fehlende Szene, fehlen natürlich auch die Vorgaben. Musikalisch sind wir hier vielleicht freier als anderorts. Das Schöne ist aber auch, dass wir nicht überall als Hillbillys angesehen werden, wenn wir unterwegs sind, weil die Leute doch vorab erst mal auf die Musik achten.

Wie geht es schlussendlich mit Euch weiter? Hat „Veni, vici“ das Interesse von Plattenfirmen geweckt oder heißt es weiter Do-It-Yourself?

Plattenfirmen haben sich noch nicht gemeldet. Wir haben uns aber auch noch nicht intensiv gekümmert, weil wir vorab komplett selbst ein stabiles Fundament aufbauen wollten. Und meiner Meinung nach hat schon so einiges besser geklappt als erwartet. Jetzt werden wir uns auf neue Songs konzentrieren, denen man eindeutig einen Sprung nach vorne anmerkt. Je nachdem wie die Demo-Sessions laufen, treten wir mit dem ein oder anderen Label in Kontakt, mal schauen was dabei herauskommt. Es gehören da ja natürlich zwei Seiten dazu.

www.myspace.de/fuckyouanddiekills

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