Fuck The Commerce III

Am Wochenende um Christie Himmelfahrt war es wieder soweit. Im letzten Jahr fiel das FTC ja leider aus Mangel einer geeigneten Location ins Wasser, doch die Jungs von Cudgel Agency ließen sich dadurch nicht unterkriegen und stellten in diesem Jahr ein Festival auf die Beine, welches es in sich hatte. Nicht nur das Billing ließ den Die Hard Freak mit der Zunge schnalzen, nein auch organisatorisch war das FTC in diesem Jahr ein Anschauungsobjekt erster Güte, um zu zeigen wie ein solches Festival ablaufen kann.

Nicht nur daß die Organisation vom feinsten war, es kaum Anlässe zu Beschwerden gab und der angekündigte Zeitplan ziemlich perfekt eingehalten wurde, der Name dieses Events wurde hier im Sinne „Value for Money“ sprichwörtlich in dier Tat umgesetzt. Der Eintritspreis von 40 DM für 3 Tage allein sollte schon Rechtfertigung genug sein. Doch es kam noch besser: Die Bierpreise waren äußerst human (0,4l vom Faß für 3,-DM) Die Security war äußerst freundlich und zuvorkommend, die Dixies wurden täglich abgepumpt, und, und, und. Hier nun also eine kleine Nachbetrachtung zum gebotenen, welches ja u.a. auch vom Eternity mitpräsentiert wurde, weshalb wir auch mit einer Mannschaft vor Ort waren um für euch ein paar Eindrücke und Impressionen einzufangen:

03:00 des Nachts schlug die Uhr, als wir nach einer ziemlich wirren Fahrt und einem peinlichen Abstecher  ins Eisenacher Playland schließlich in der abgelegene Provinz Neiden ankamen, wo wir, Felder und Wiesen hinter uns lassend, endlich die Metaltown FTC erreichten, die sich im hintersten Winkel gelegen, über eine verlassene Industriebaracke erstreckte. An den Toren  zum Metal Eden begrüßte uns dann gleich eine fleißige Scharr Kassen und gut gelaunter  Securitymenschen, die trotz der frühen Stunde unentwegt  Stellung hielten, um die ankommende schwarze Meute als neue Siedler willkommen zu heißen. Vor uns lagen drei paradiesische Tage in denen das Gelände einzig und allein den wahren Freaks der Metalwelt gehören sollte und das verstanden die Leute zu feiern: Mit dem besten  was dieser Planet zu bieten hat – ehrlichem Metal der härtesten Spielart!

Dank der erstklassigen Organisation konnten wir dann ohne stressige Warterei das Gelände passieren und marschierten auf zum Zeltplatz, wo sich an einem herrlichen Lagerfeuer bereits die ersten frühen Pilgerer versammelt hatten, um erst einmal bei ein paar Bierchen zu relaxen.
Geteilter Meinung war man über den Campingplatz, der wohl hin und wieder als Motorcrossbahn genutzt wurde und eigentlich aus einer hügeligen Sandlandschaft bestand. ‘Eingeflogener  Ballermannsand’ wie man im Very Wicked Lager mit strahlenden Augen erzählte. Meiner Ansicht nach der ideale Boden um sich niederzulassen, fehlte nur noch das Meer und der Urlaub wäre perfekt gewesen…

Donnerstag 01.06.2000 – 1. TAG –
Doch wer braucht schon solchen Luxus, wenn für das Wichtigste überhaupt, die richtige Mucke bestens gesorgt ist? Und damit legten direkt am ersten Tag Tears Of Decay los und das nicht schlecht, wie man an der bereits beim ersten Gig sehr aktiven Zuschauerzahl erkennen konnte. Die Jungs hätten auch einen Auftritt zu späterer Stunde verdient, aber das könnte man eigentlich von allen Acts behaupten, da so gut wie jede Band zu überzeugen wusste. Jedenfalls death-grindeten  Mr. Deichkot und sein Gefolge kompromisslos drauflos und machten so bereits beim Einstand klar, auf welchem Festival man sich befand. Selbst der Mann hinter dem Schlagwerk, der Master Of Faster, ließ die Hitze, welche noch die ganzen Tage über andauern sollte,  regelrecht kalt und überzeugte die begeisterte (und teils überraschte) Zuschauerschaft, dass er seinen Namen nicht zu Unrecht trägt. Respekt gebührt damit den sympatisch abgedrehten Ostfriesenassis TOD, mit denen vielleicht nicht gut Kirschen essen, dafür aber umso besser Bier saufen ist!!
Etwas melodischer gingen dann Soul Demise zu Werke, ohne dabei groß an Härte zu verlieren. Das dankte ihnen auch die Hörerschaft, bei denen die ExInhuman gut ankamen und dafür mit reichlich Merchandise belohnt wurden. An dieser Stelle sollte man erwähnen dass der musiksüchtige Fan alle drei Tage lang die Möglichkeit hatte sich bei einem gut sortierten Metalmarkt mit günstigen und raren Leckerbissen einzudecken.
Die Jungs aus dem Land mit dem guten Bier, Fleshless, dürften viele ja bereits zu Gesicht bekommen haben, mit reichlich Liveerfahrung ausgestattet, landete man auch mit diesem Gig einen Treffer. Aber mal ehrlich: Kann Metal aus Tschechien überhaupt schlecht sein?
Krass fand’ ich dann die Holländer Inhume, wie die abgegrindet haben war auch  nicht mehr normal. Die sechs Jungs brachten einige Köpfe zum kreisen und auch Joost, einer der beiden Schreier welcher sich am nächsten Tag noch bei Sinister austoben durfte, drang in unbekannte Dimensionen vor. Ein ausgesprochen cooler Gig, wie viele bezeugen können.

Ressurected, im deutschen Underground inzwischen sehr bekannt, konnten sich in den letzten Jahren weiter hocharbeiten und wissen auch live immer wieder mit enormer Brachialität zu überzeugen.
Recht krass war dann der Übergang zu einer Band eines, stilistisch gesehen, ganz anderen Kalibers. Dew-Scented, mit Sicherheit eine der beständigsten und aktivsten Undergroundbands Deutschlands, wollten irgendwie gar nicht so recht in das eher Knüppel orientierte Billing hineinpassen. Aber gerade der Fakt, dass hier eher melodischer, psychedelischer Death/ Thrash zelebriert wird, war für viele eine willkommende Abwechslung. Bei einem so aktionsreichen Stageacting, wie Leif es zelebriert, kann man einfach nicht bloß still dastehen und auch nicht, wenn uns wie beim FTC Gig ein Cover von Overkill (soweit ich mich recht erinnere, was bei knallender Hitze und reichlich Biervorräten nicht immer leicht ist…) zu alten metallischen Wurzeln führt.
Coercion waren gar nicht schlecht und zogen auch eine ganze Scharr neugieriger Leute an, nachdem was sie so auf ihren Platten verwursten, hätte der Gig aber noch etwas spritziger sein können. So fehlte bei dem Old-School-Gebolze der Schweden, noch ein klein wenig der letzte Kick, was nicht heißen soll dass sie nicht für eine ordentliche Session sorgten. Die Fans nahmen es ihnen nicht krumm und feierten weiter, wie es sich gehört.
Vor Orth brauchte ich dann mal ‘ne Auszeit und kam anschließend doch tatsächlich zu spät zu ihrem Auftritt, ein großer Fehler, wie sich herausstellte. Vor der Bühne hatte sich aufeinmal eine riesige Menschenhorde versammelt, die Dank der fliegenden Mähnen mehr einem Meer glich und so auch bei dem ein oder anderen stagedivenden Wesen zum Wellenreiten genutzt wurde. Orth killten aber auch! Schon auf Konserve blasen sie einem mächtig was um die Ohren, wer dabei aber immer noch was zu meckern hat, sollte sich die Berliner mal live ansehen! Dazu ergänzten die, dank der sich langsam verziehenden Sonne, einsetzende Lichteffekte die wirklich fette Show der vier Jungens. Wer Orth verpennt hatte, war selbst schuld und hoffentlich schlau genug, sie sich später nochmal während der gemeinsamen Tour mit Dying Fetus den Killern und Damnation  in deutschen Landen anzusehen.

Gleich darauf begann ich meinen zweiten Fehler und verquatschte mich mit irgendwelchen Tschechen, als ich ein paar Platten zum Auto bringen wollte. Denn dadurch hatte ich wohl eine der fettesten Bands dieses Abends verpasst, wie mir später begeisterte Leute berichteten. Fleshgrind machten ihrem Namen alle Ehre und dass sie bei ihrem brutalen Gemetzel nicht groß rumzetern konnte ich dann auch so noch feststellen, da die Musik sowieso auf dem ganzen Festivalgelände zu hören war.
Als Nasum, die schwedische Grindcorelegende dann an diesem Abend als Headliner loslegten, hielt es wohl niemanden mehr in seinem Zelt. Die Sickos legten eine dermaßen kranke Show hin, dass selbst die, die die letzte Nacht durchgezecht hatten ihre Müdigkeit, die Headbanger das Kopfschütteln und die Säufer das Kotzen vergaßen. Die Jungens verwursteten einfach ein paar ihrer Intercity Tracks, um zwischendurch auf eine normale Spiellänge zu kommen. Was sie aber in diesen Sekunden für eine Energie umsetzten war so unglaublich, hätte man diese an einen Stromgenerator angeschlossen, man hätte damit wahrscheinlich eine Nacht lang den ganzen Campingplatz erleuchten können. Sollte man sich vielleicht mal für’s nächste FTC merken. Also Nasum waren einfach nur krass.
Nach dieser Session waren wir dann alle ziemlich geschafft, vor allem da wir letzte Nacht schon nicht geschlafen hatten (irgendwie gelang es mir den Rhythmus zu finden nur jede zweite Nacht ein Auge zuzumachen). Also nutzten wir noch den letzten Funken Energie um ein paar Bier zu schlürfen, bis dann alle zufrieden ins Zelt fielen.

Freitag 02.06. 2000   – 2. TAG –
Der Morgen danach: Verfilzte Haare, dreckige Klamotten… das Bedürfnis nach Wasser stieg irgendwie, aber auf der Suche nach den Viehtränken stolperte ich dann erstmal über’s Very Wicked Lager wo ich natürlich hängen blieb, da ich die Jungens und Mädels schon  immer mal kennenlernen wollte. Als sich dann herausstellte, dass die Leute noch bescheuerter drauf sind als ich (und zudem noch geilen Death/Grind fabrizieren! Checkt mal ‘Creation Of God’ an!), blieb ich da natürlich noch etwas länger hängen (wäre ja auch unhöflich ein angebotenes Bier abzulehnen…). Ist schon ein lustiger Haufen, weshalb ich beschloss, öfter mal bei den Wolfsburgern vorbeizusehen. Überhaupt war der ganze Campingplatz voller bekannter Leute. Bands, Schreiberlinge, Labels…alles mögliche versammelte sich dort um eine große Party zu feiern. Allein schon deswegen waren die Nächte zum Schlafen viel zu schade.
Irgendwann wollte man dann auch mal was Festes zu sich nehmen, nachdem wir uns fast ausschließlich von Flüssignahrung ernährten (tatsächlich bestanden unsere Vorräte fast nur aus Bier…), aber leider konnten wir den angekündigten Frischemarkt nicht finden, was eigentlich der einzige Manko bei diesem sonst einwandfrei organisiertem Festival war. Vegetarier (ja, auch die gab’s…) durften sich praktisch von Pizza, Nudeln und trockenen Brötchen ernähren, was trotz der günstigen Preise doch  ins Geld ging.

Egal, nach einem relaxten Morgen, hieß es schließlich um 13 Uhr Convent nicht verpassen! Gerade erst hatten die Polen sich rangemacht ihre Demos und ein paar neue Tracks auf die Debutscheibe ‘The Truth Revealed’ zu einem fetten Death Gewitter zusammenzubacken. Live konnten sie meine Erwartungen dann nicht ganz erfüllen, hatte ich mir ihren Gig doch etwas druckvoller vorgestellt. Wie ich allerdings im Nachhinein
erfuhr, war dies Convents erster Auftritt mit dem neuen Sänger, welcher wohl erst noch ein paar Erfahrungen sammeln und sicherer werden muß. Auf jeden Fall besitzt die Band ein hohes Potential und könnte sich zu einer echten Undergroundgröße entwickeln.
Ostfrieseninvasion Teil 2 hieß es dann bei Anasarca. Für sie kann der Auftritt auf dem FTC als großer Erfolg verbucht werden, ernteten sie jede Menge gute Reaktionen vor einem großen Publikum, denen Anasarca bis dato noch recht unbekannt war. Die Spielfreude merkte man ihnen förmlich an, welche sich dann auch auf die Fans übertrug. Wieder ein Beweis dafür, dass Ostfriesen nicht nur zum saufen zu gebrauchen sind, sondern auch noch anspruchsvollen Death Metal fabrizieren können!

Mmh, bei Ingrowing muß ich passen, ich kann mich zwar noch wage daran erinnern, wenigstens einen Teil ihres Auftritts gesehen zu haben, aber Einzelheiten fallen mir dazu nicht mehr ein.
Dafür liefen Mangled einem fast ständig über den Weg und erwiesen sich dabei als sehr sympatische Musiker. Mit großem Spaß an der Sache präsentierten sie uns ihren Grave-Rock wohl in der Absicht, die Toten wieder auferstehen zu lassen.
Lustig ging’s auch bei Viu Drakh zu, allerdings weniger, weil ihre Musik diese Stimmung verbreitete, sondern viel mehr weil der „Fisch“ eigentlich pausenlos ins Mikro grinste (wer mir ein FTC-Foto mit einem nicht grinsenden Viu Drakh Sänger zeigt bekommt ein Bier von mir!). Ein auch hinter der Bühne sehr lieber Zeitgenosse, welcher sich des öfteren mal bei unseren Zeltnachbarn aufhielt und sich ganz besorgt um die Komaleiche einer unserer Kumpels kümmerte, dem das Schicksal zuteil kommen sollte, die Nacht mit den Schweden Gehennah durchzusaufen, aber dazu später mehr…
Bei Depraved ergriff ich dann erst mal die Flucht ins Zelt, nicht, weil die Musik so schrecklich war, sondern viel mehr um der sengenden Hitze für ein paar Augenblicke zu entkommen und den Wasser-(bzw. Bier)haushalt nocheinmal aufzufüllen.

Gut gestärkt gings darauf zu der einzigen Band, die bereits beim letzten Festival dabei war, zu Damnation. Dies lag’ wohl auch daran, dass die Polen zur Zeit mit Dying Fetus und Orth auf Tour waren und so das FTC auch gleich mitnahmen. Damnation zeigten ein sehr aktives und bodenständiges Stageacting, allerdings wirkte ihr Death Metal Gemisch mit ein paar Anleihen aus dem Black Metal Sektor teilweise etwas konfus und vertrackt, woran man sich erst gewöhnen mußte. Man könnte auch sagen, dass sie typisch polnisch klingen, was überhaupt nicht negativ gemeint ist. Fakt ist einfach, dass man vielen Bands ihre Herkunft anmerkt und vor allem „Ostbands“ können ihren typischen eigenen Touch aufweisen, ist Aggressivität bei polnischen Bands nicht unbedingt die selbe Aggressivität wie bei Staaten Bands, aber das ist vielleicht ein Punkt, den man bei anderer Gelegenheit einmal weiter diskutieren sollte. Ein wenig peinlich fand’ ich die Tatsache, dass der gute Mann am Gesang bei hellem Sonnenschein und Rekordtemperaturen mit dickem Ledermantel auf die Bühne springen musste, na wenn das nicht gut gepost ist…

Jaha, und dann kam der Leckerbissen für alle Freunde des Old School Thrashs sowie des Alkohols: Gehennah! Wir hatten Spaß ohne Ende! ‘Beat That Poser Down’ stimmten die Saufthrasher das Motto des Nachmittages an worauf die Fans wie blöd bangten, divten und moshten und einfach mal richtig die Sau raushängen ließen. Bei den drinkfesten Schweden schien die Zeit einfach stehengeblieben zu sein, frisch wie eh und je feierten sie hier ihr Revival. Kein bißchen weise, aber auch kein bißchen leise, gut, ihre Mucke fiel bei dem übrigen Gebolze leicht aus dem Rahmen, aber ist nicht am Ende alles nur Rock ‘n’ Roll? Scheiß egal, Gehennah rules!!
An diesem Abend wollte man uns wirklich nicht schonen, kreisten bei Gehennah schon die Köpfe, sollte mit Sinister ein weiterer Höhepunkt folgen. Ich hatte mich schon mächtig auf den Gig gefreut, als die Holländer dann loslegten, war es vor der Bühne schon so voll geworden, dass man kaum mehr Platz hatte, sich richtig zu entfalten, wollte man nicht nach hinten ausweichen. Möglich dass dies mein subjektives Empfinden leicht trübte, jedenfalls war ich von diesem Auftritt leicht enttäuscht. Nicht dass die Jungs keine gute Musik abgeliefert hätten, das ist eigentlich unmöglich, schließlich ist Sinister ein Garant für heftigen Death Metal, aber irgend etwas fehlte. Der letzte Schliff, vielleicht ein letzter Funke Energie um die Meute ausrasten zu lassen. Vielleicht hätte ein kleineres Konzert hier eine größere Wirkung erzielt? Stattdessen war der Gig einfach „nur“ gut.

Nach der Zugabe wurde man dann langsam unruhig denn nun wartete man auf die Headliner, deren Namen in letzter Zeit ständig fiel wenn man auf das FTC zu sprechen kam. Die Umbaupause schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, dann war es endlich soweit: Monstrosity marschierten auf die Bühne um diese in Schutt und Asche zu legen. Was dann folgte ist schwer in Worte zu fassen. Während sich die einen über eine fehlende zweite Klampfe beschwerten, anderen der Sound nicht gefiel und weitere Stimmen meinten, Tonys Gefrickel hätte auch besser sein können (was ich wirklich nicht verstehen kann), rastete der Rest der Meute vor Extase einfach aus und konnte es gar nicht glauben, die Undergroundhelden wieder auf der Bühne zu sehen. Ich jedenfalls befand mich während des meiner Meinung nach großartigen Gigs in einem eher rauschähnlichen Zustands, wobei ich irgendwelche Mängel überhaupt nicht bemerkte. Diese Verfassung hielt sogar noch eine ganze Weile nach dem Konzert an, so dass ich vor lauter Begeisterung (oder lag es doch am Alkoholpegel?) gar nicht bemerkte, wie scheiße das Cover der neuen Hammerscheibe aussieht und mir gleich noch das super kitschige TS der ‘Dark Purity’ zulegte, wie ich am nächsten Morgen bei einkehrender Nüchternheit mit Unbehagen feststellen mußte. Aber was soll’s, Monstrosity kamen, sahen und siegten gewissermaßen, eine absolute Killerband. Im Nachhinein bekam ich noch eine lustige Anekdote zu hören über jemanden, der Monstrosity auf keinen Fall verpassen wollte, sich vor dem Gig extra hinter der Bühne verschanzte, dort dann eingepennt war und später mit den Worten geweckt wurde, er müsse jetzt aufstehen, die letzte Band hätte gerade gespielt. Hinter der Bühne ratzen, während vorne die Lieblingsband spielt, auch nicht schlecht. Der arme Kerl muß sich totgeärgert haben.

Mit schlafen, war bei mir an diesem Abend allerdings nichts mehr, da ich zu früher Stunde auf meinem Weg zum Zelt dann über die Ostfriesensiedlung (von Tears Of Decay & Co.) gestolpert bin (was leider unausweichlich war, da sie ihr Lager direkt auf meinem Weg aufgeschlagen hatten), wo es schon seit geraumer Weile sehr lustig zu ging und es mir unmöglich war, mich nicht dazuzugesellen. Interessant war auch, wer sich in dieser Nacht noch alles zu uns setzte, mit dabei alle möglichen Bandleute und Schreiberlinge. Muß irgendwie sehr einladent gewirkt haben. Im Nachhinein sah das Ganze dann mehr aus wie ein Experiment um festzustellen, wieviel Liter Bier so ein Haufen bis zum Morgengrauen versaufen kann. Leider gab’ es dann niemand Nüchternen mehr, der dazu in der Lage gewesen wäre das Ergebnis festzuhalten, aber es war wohl ziemlich viel. Wohl aber nicht so viel wie ein Haufen Schweden vernichten können, denn als ich zehn Uhr morgens zum Zelt zurücktorkelte, stolperte ich über einen unserer vor’m Zelt liegenden „Mitbewohner“, den ich wie ich mich erinnern konnte vergangene Nacht mit Mr. Violence und dem kleinen frechen Dying Fetus Schlagzeuger am Lagerfeuer zurückgelassen hatte. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte, man sollte niemals mit Berufstrinkern um die Wette saufen, erst recht nicht wenn sie Gehennah heißen und aus Schweden kommen. Wach zu kriegen war er dann nicht mehr und mußte erst mal mit Hilfe des netten Viuh Drakh Sängers ins Zelt geschleppt werden um nicht von der knallenden Sonne zu Kohle verarbeitet zu werden.

Samstag 03.06.2000 – 3. TAG –
Musikalisch eröffneten am Samstag die Torgauer Dawn Of Fate das Programm. Sie ließen die Sache etwas langsamer angehen und  wiesen einen eher ruhigen Stil auf, eine Mischung aus Melodie und Atmosphäre erzeugt durch Elemente aus dem Death und Black Metal Sektor wobei sogar ein Keyboard  zum Zuge kam. So verbreiten die Jungs insgesamt eine schöne dunkle Stimmung. Nach den ersten Songs wanderte ich aber schon wieder zurück zum Zelt, da sich mein Schlafentzug langsam sehr deutlich bemerkbar machte und verpasste dadurch leider auch  Hypnos, die ja so einiges versprechen ließen, schade drum. Als die Chaoten Bonehouse dann aber auf der Bühne standen, hatte ich mich soweit wieder aufgeputscht, dass ich ihre geniale Spaßshow mit verfolgen konnte. Ihre Mischung aus Metal und Hardcore ist vielleicht nicht unbedingt das was ich mir zu Hause groß anhören würde, aber live zockten die Kieler dermaßen, dass man einfach zum abmoshen gezwungen wurde. Philipp laberte vielleicht manchmal ein bißchen viel am Mikro, aber Recht hat er. Super cool waren auch die Securitys, die den ganzen  Spaß voll unterstützten und uns etliche Flaschen Wasser überkippten, so dass sich das Duschen auch wieder erledigt hatte. Top!
Dank Bonehouse war ich jetzt also wieder hellwach hörte mir Last Days Of Humanity, welche mich nun nicht brennend interessierten, aber nur noch von weitem an, während ich mich bei Purgatory freute, die Jungs endlich mal live zu sehen, nachdem mir dabei immer etwas dazwischen kam. Schade nur, dass bei ihnen nicht allzu viele Leute abgegangen sind, denn ihr straighter (manchen seltsamerweise zu primitiver) Old School Death ist eigentlich super cool und lässt das alte Feeling wieder richtig schön aufkommen.

Nicht minder konnten Profanity begeistern, bei denen es sich mit Sicherheit um eine der ehrlichsten und nettesten Bands handelt. Ob sie auch noch das geile  Possessed Cover „The Exorcist“ gespielt haben wie bei ihren letzten Gigs? Ich konnte den Auftritt nicht mehr bis zum Ende mitverfolgen, denn bald darauf begannen wir eine Totsünde und fuhren nach Torgau ins Mc Doof um unsere Trinkvorräte aufzufüllen und das Klo zu mißbrauchen, ha ha… Dabei gingen natürlich auch Mastic Scum und der größte Teil von Rotten Sound drauf, bei denen ich aber noch bezeugen kann, dass ihre Mucke wahrhaftig diesen Bandnamen verdient hat.
Amon Amarth fielen dann absolut aus der Reihe, was jedoch niemandem etwas ausmachte, warum sollte es auch, wußten die Hünen doch mit ihrem Viking Metal sehr zu beeindrucken. Den vier hochgewachsenen Kriegern des Nordens mit den kreisenden langen Mähnen würde man sofort abnehmen, direkte Nachfahren der Wikinger zu sein. Zudem wurde das Ganze sehr schön durch die Lichteffekte gestützt und als es dann bei dem hereinbrechenden Gewitter auch noch zu blitzen und donnern anfing, konnte man fast meinen die Götter hätten auf die gen Odin erhobene Hand Johans geantwortet. Perfekte Show, das mußten auch die zugeben, denen die Musik an sich nicht hart genug ist.Diese freuten sich natürlich ganz besonders auf die letzte Band dieses Festivals.

Nach einer durch das Gewitter länger dauernden Zwischenpause wurde der Gig von Dying Fetus etwas nach hinten geschoben, dann aber legten sie los und das richtig. Meine Herren, was die Jungs da fabrizierten ist wirklich nicht in Worte zu fassen. Alleine was der Drummer sich zurechtprügelte war mehr als unmenschlich. Dazu eignete der typische Dying Fetus Groove sich bestens für eine ordentliche Bangsession und ließ die begeisterten Festivalbesucher kräftig abfeiern. Dabei bemerkte man eigentlich erst hinterher, dass es die ganze Zeit über geregnet hatte, doch stören ließ sich davon niemand. Nicht bei dieser Musik, der Gig war der ideale Abschluss eines erstklassigen Festivals.

In der Party Halle fand anschließend noch ein kleines SpecialConcert mit Sons Of Tarantula statt. Die maskierten und mit vollgeschissenen Unterhosen und Bademantel bekleideten labile Wesen lieferten eine sehr skurile Psychoshow ab und auch wenn dieser Galgenhumor nicht unbedingt jedermanns Sache war, verdienen die Künstler eine gehörige Portion Respekt, in dem Aufzug hätte sich bestimmt nicht jeder auf die Bühne gestellt.
In dieser Nacht galt es also nochmal ein bißchen zu feiern, bevor man am nächsten Tag den mühseligen Rückweg antreten durfte.

Fazit:
Ein rundum gelungenes Underground Event und mit Sicherheit eines der besten Festivals in diesem Jahr! Großer Dank und Respekt gebührt hiermit den Veranstaltern, allen Helfern, Bands und Menschen, die das alles erst  in diesem Rahmen möglich gemacht haben, wir hoffen dass es im nächsten Jahr ein FTC IV geben wird, auf welchem ihr dann dann alle hoffentlich zahlreich erscheinen werdet. WIR sind auf jedenfall wieder da.

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