Severe Torture Interview

Severe Torture waren mir bisher unbekannt, aber das hat sich durch ihr erstklassiges Debüt „Feasting On Blood“ geändert! Die Holländer spielen aggressiven, brutalen Ami-Deathmetal der seinen Vorbildern in nichts nachsteht. Grund genug, die Band mal ein wenig auszuquetschen. Thijs, Gitarrist und Sprachrohr, stellte sich meinen Fragen…

Ich weiß nur wenig über Severe Torture. Also fangen wir doch mal ganz profan an: erzähl mal ein bißchen was über die Geschichte der Band.
Thijs: Gegründet wurde Severe Torture 1997 von Seth (dr.), Patrick (b.), Erik (voc.), Jelle (guit.) und mir.

Wieso habt ihr euch entschlossen, Musik zu machen? Gab es da eine Art Schlüsselerlebnis oder kam es einfach so?
Eigentlich gab es ein solches Erlebnis nicht, es passierte einfach so. Seth und ich kennen uns schon sehr lange und deshalb fingen wir gemeinsam an, Musik zu machen. Er spielte Schlagzeug und ich ein wenig Gitarre, also war es quasi natürlich, daß wir zusammen spielten. Dazu brauchten wir dann noch einen Basser, den wir in Patrick auch fanden. Ich kannte ihn bereits aus meiner Klasse, also war es kein großes Ding, ihn zu fragen. Er kam zu uns und seitdem lief alles ziemlich gut denke ich!

Ok, danke. Nach dieser kleinen Abschweifung zurück zur Bandgeschichte.
Ein Jahr später haben wir dann unser Demo ‘Baptized’ aufgenommen. Es enthielt fünf Songs und verkaufte sich ziemlich gut, wir haben so ungefähr 600 Stück abgesetzt. Nach dem Demo hat uns Erik verlassen, um bei Sinister einzusteigen. Wir mußten uns dann nach einem neuen Sänger umschauen und fanden schließlich Dennis, mit dem wir dann auch ein 2SongDemo einspielten (das es jetzt auch als limitierte Pic LP bei Damnation Records gibt und ‘Pray For Nothing’ heißt) und es zu diversen Labels schickten. Wir bekamen eine Menge guter Reaktionen und unterschrieben schließlich bei Fadeless Records. Kurz darauf verließ uns Jelle wegen einigen Problemen…

Was ist passiert?
Ich war bei einer Immolation-Show an einem Freitag und lud die Jungs zu einer Party am Samstag (ihrem Day Off) ein, auf der wir auch spielen würden. Sie kamen auch tatsächlich und wir spielten einen großartigen Gig und hatten viel Spaß mit ihnen. Am Sonntag waren wir auf einem anderen Immolation Gig in Holland. Das Problem war, daß der Support Act nicht aufgetaucht war und daher fragten sie uns, ob wir nicht spielen wollten. Klar wollten wir! Das einzige Problem war, daß Jelle nicht da war und wir ihn nicht erreichen konnten. Deshalb spielten wir die Show nur zu viert und als Jelle am nächsten Tag davon erfuhr, reagierte er so extrem, daß wir uns entschlossen, ihn aus der Band zu schmeißen und ohne ihn weiterzumachen.
Kurz darauf stieg Wilko von Fadeless Records beim Hammerheart Team ein und gründete ihr Sublabel The Plague. Und wie Du weißt, werden sie unser erstes FullLengthAlbum ‘Feasting On Blood’ veröffentlichen. Und es wird über Hammerheart USA auch in den Staaten veröffentlicht; so Anfang des nächsten Jahres.

Wie wichtig ist denn der USRelease eures Albums für euch? Was erhofft ihr euch davon? Ist es nur so eine Art Bonus oder hofft ihr, euch einen Namen in der USSzene machen zu können? Was denkst du über die US und die europäische Deathmetalszene?
Es ist sehr wichtig für uns denn mit dem richtigen Support können wir in den Staaten ziemlich bekannt werden. Eines unserer Ziele ist es, einmal in den Staaten zu spielen und deshalb ist eine gute Promotion und Distribution sehr wichtig, damit die Leute uns auch kennen, wenn wir dort spielen.
Es ist nicht so, daß wir die US-Szene als wichtiger oder besser oder sowas ansehen. Wir mögen beiden Szenen, es ist nur so, daß unser Stil mehr nach Amerika als nach Europa passen würde, aber das ist auch alles! Wir würden überall spielen und wir möchten natürlich gerne überall bekannt werden!

Ja, euer Stil erinnert doch sehr an USDeathmetal. Welche Bands haben euch denn am meisten beeinflußt und habt ihr irgendwelche Götter?
Ich denke mal, daß man unseren Stil mit Bands wie Cannibal Corpse, Hate Eternal, Suffocation und Morbid Angel vergleichen kann. Natürlich mögen wir alle diese Bands sehr, vor allem Cannibal Corpse sind Götter! Wir werden auch für ein TributeAlbum einen Song covern, nämlich ‘Perverse Suffering’ vom ‘Vile’ Album. Es wird sehr brutal und heavy, das ist sicher! Das TributeAlbum wird Ende des Jahres über Dwell Records erscheinen.

Ihr mögt doch nicht etwa das ‘Vile’Album? Die alten Sachen waren um Längen besser, ‘Vile’ und ‘Gallery Of Suicide’ finde ich ziemlich schwach…
Nun ja, das ist deine Meinung! Wir MÖGEN ‘Vile’ genauso wie das ’Gallery… ‘  Album und ’Bloodthirst’. Ich denke, ‘Vile’ war einer neuer Anfang für Cannibal Corpse, mit neuem Sänger und tiefergestimmten Gitarren. Ich mag es genauso sehr wie die alten Alben mit Chris Barnes.

Über Geschmack läßt sich ja bekanntlich nicht streiten, also zurück zum Thema. Gibt es neben den oben genannten noch anderen Bands, die ihr mögt? Auch irgendwas außerhalb des Death Metals?
Also Bands wie Nile, Immolation, Dying Fetus, Macabre, Crytopsy, Vader, Incantation, Krisiun und eine Menge mehr, ich könnte die ganze Seite mit Bands füllen, die wir mögen!
Es ist aber natürlich nicht so, daß wir nur Death Metal mögen. Dennis mag genauso gerne Heavy Metal und guten Thrash. Patrick steht auf Britney Spears und ich auf die Spice Girls, vor allem ihr Demo Material, haha!

Wie würdet ihr selber denn eure Musik beschreiben? Die Gitarren erinnern mich sehr an Morbid Angel, chaotisch, aber gleichzeitig auch mit Struktur…
Danke! Ich mag Morbid Angel sehr, aber ich denke, daß Trey einen etwas chaotischeren Stil als ich spielt.
Es ist immer sehr schwer, seine Musik selber zu beschreiben, denn für machen sie für uns selber, aber ich denke man kann es als brutalen Death Metal amerikanischer Art beschreiben. Allerdings mit eigenen Sound und weniger chaotisch.

Seit ihr zufrieden mit The Plague?
Wir sind sehr zufrieden mit The Plague/Hammerheart. Wir bekommen sehr guten Vertrieb, Promotion (1000 Promos werden allein in Europa verteilt!) und eine Menge Artikel, Interviews und Reviews in Magazinen. Wilko tut eine Menge für uns, so hat er z.B. arrangiert, daß wir auf dem Cannibal Corpse Tribute Sampler sind. Und er hat im Frühjahr 2000 eine kleine Tour für uns mit Damnation organisiert, bevor er irgendetwas von uns veröffentlicht hatte! Die Tour war völlig genial und hat sehr viel Spaß gemacht. Ausserdem konnten wir auf dem ‘No Mercy’ Festival in Tilburg spielen, zusammen mit Vader, Hate Eternal, Deicide, Cannibal Corpse und vielen mehr. Durch ihn sind Severe Torture zweieinhalb Stufen hochgekommen!

Also gibt euch das Label volle Unterstützung? Das ist ziemlich gut, denn nur wenige Newcomer haben soviel Glück und ein Label, daß wirklich hinter ihnen steht.
Ja, ich denke, man kann sagen daß wir viel Glück gehabt haben, aber wir haben auch hart gearbeitet, das darf man nicht vergessen. The Plague werden auch eine EuropaTour für uns im Januar 2001 auf die Beine stellen. Wir werden da zusammen mit drei Hammerheart/The Plague Bands spielen, daß wird bestimmt sehr geil!
Sieht so aus, als wenn The Plague uns volle Unterstützung geben, nicht wahr?

Wir sind alle bereit, unsere Jobs zu schmeißen, wenn wir nicht einige Wochen frei für eine Tour bekommen.

Was würdet ihr tun, um auf Tour gehen zu können? Eure Jobs schmeißen, eure Mütter verkaufen?
Wir sind alle bereit, unsere Jobs zu schmeißen, wenn wir nicht einige Wochen frei für eine Tour bekommen. Auf Tour zu gehen ist eines unserer Hauptgründe, aus denen wir uns entschieden haben, Musik zu machen, also sind wir auch bereit, Opfer zu bringen, um daß zu erreichen.
Wir hoffen, daß wir eines Tages mit Cannibal Corpse touren können, das ist unser größter Traum. Aber ich denke, auch mit anderen Bands kann man eine großartige Zeit auf Tour haben.

Was für Jobs habt ihr denn? Geregelte Arbeit oder seit ihr die Art von Klischeemusikern, die von Vater Staat leben und nichts zu beißen haben?
Nein, wir haben alle ehrbare, geregelte Arbeit. Ich arbeite für eine Firma, die Parties und Veranstaltungen dekoriert. Es ist so ein Mix aus Konstruktion und Dekoration, bei dem ich sehr viel mit Metall und Holz arbeite. Und es ist sehr flexibel, so daß ich auch Tage frei haben kann, wenn ich sie brauche. Unser Drummer Seth arbeitet bei einer großen Firma, wo er Trucks be und entlädt.
Patrick (b.)  arbeitet in einem DoItYourself Laden, so ähnlich wie Praktiker bei euch. Und schlußendlich Dennis, er arbeitet in einer Papierfabrik.
Es ist leider so, daß wir Arbeit und Musik unter einen Hut bekommen müssen, denn unsere Musik ist sehr brutal und es ist hart, mit solch brutaler Musik genug Geld zum Leben zu verdienen. Das ist auch nicht unser Ziel, wir wollen eigentlich nur weiterhin die Musik spielen, die wir uns vorstellen, eine Menge touren, einige Alben aufnehmen und vielleicht Videoclips machen. Wenn wir genug Geld zum Leben mit unserer Musik verdienen könnten, wäre das sehr schön, aber das schaffen ja nur wenige, sehr wenige, Death Metal Bands…

Was wollt ihr denn haben, um einen Gig zu spielen? Reicht es euch, wenn ihr Essen und Benzin bezahlt bekommt oder wollt ihr haufenweise Dollarnoten?
Kommt drauf an, so ein Sack Dollars wäre schon nicht schlecht haha!  Nein, es kommt drauf an, wo wir mit wem spielen, aber das Wichtigste ist einfach, daß uns keine Kosten entstehen, dann kommen wir überall hin. Und wenn wir für das Essen und die Getränke bezahlen müssen ist das natürlich auch scheiße.

Von eurem Album wird es auch eine Vinylversion geben, gleichzeitig wird eurer 2-Song-Promo auf Vinyl veröffentlicht. Seit ihr solche Vinylfreaks oder was es die Idee eures Labels?
Beides. Wir alle mögen Platten, ganz besonders wegen der großen Cover. Das die beiden Scheiben als PicLP`s rauskommen war unsere Idee. Das Label wollte halt die CD auf Vinyl pressen und fragte uns, ob es eine normale LP oder ein PicLP sein sollte. Da wir PicLP´s so lieben, haben wir uns natürlich dafür entschlossen. Um es noch ein wenig interessanter zu machen, wird sie auf 500 Stück limitiert sein.

Erzähl mir was über die Lyrics auf ‘Feasting On Blood’. Die Texte werden ja nicht abgedruckt werden.
Die CD hat keine Texte abgedruckt, da wir das nicht als nötig empfinden. Es geht dabei um Schmerzen, Folter und Antichristliches. Es ist aber keine richtige Botschaft enthalten. Wir kombinieren einfach unseren Haß auf Religionen (besonders die christliche) mit Gore-Themen. Ich denke, die Songtitel sind da klar genug. Satanist ist aber nur Seth, wir anderen sind einfach Atheisten.

Wer schreibt denn bei euch die Songs?
Patrick kommt mit den meisten Riffs, ein kleinerer Teil kommt von mir. Im Proberaum werden diese dann kombiniert und strukturiert. Wir vier arrangieren dann die Songs und packen dann die Texte dazu, die Seth allesamt schreibt.

Wie sieht’s denn mit der Musikszene in Holland aus? In letzter Zeit scheint es ja mit dem Death Metal bei euch aufwärts zu gehen, es gibt ´ne Menge neuer Bands und alte Helden. Habt ihr denn mit einigen Bands besondere Beziehungen?
Ja stimmt, die Metalszene in Holland ist ziemlich gut. Es gibt eine Menge ‚großer’ Bands wie Sinister, Asphyx (wohl nicht mehr. R.I.P. – d. Verf.) und God Dethroned und dazu eine Welle neuer Bands wie Centurian (in der Patrick und Seth auch spielen), Houwitser, Pyaemia, Virulent und eine ganze Menge mehr. Thanatos und Deadhead sind ebenfalls zurück in der Szene! Wir sind mit allen Bands gut befreundet und spielen oft zusammen in Holland. a, das ist ein Vorteil von Holland: man muß nicht so weit fahren, um einen Gig zu spielen.
Der weiteste Gig, den wir in Holland jemals hatten, war zweieinhalb Stunden weg. Das ist natürlich ganz praktisch, hat aber auch den Nachteil, daß man insgesamt nicht so viele Gigs spielen kann, denn die Fans wollen nicht immer die selben Bands jede Woche sehen.
Deswegen war es für uns eine nette Sache, als wir mit Damnation spielen konnten, denn die Tour führte uns durch Tschechien, Belgien, Deutschland und die Slowakei.

Wie sehen denn eure Pläne für die Zukunft aus?
Als erstes steht natürlich die Aufnahme von ‘Perverse Suffering’ an, für das Cannibal CorpseTributeAlbum. Andere Aufnahmen sind so weit erstmal nicht geplant, wir wollen neues Material so gegen Ende des nächstes Jahres veröffentlichen.   Dann ist ja noch die Tour mit den HammerheartBands im Januar 2001 mit einem großen Headliner, aber das ist bisher noch nicht sicher. Vorher gibt´s noch ein paar Gigs von uns in Belgien, Holland natürlich und Deutschland, auf die wir uns schon sehr freuen.    In Deutschland werden wir am 8. Dezember in Berkamen spielen (zusammen mit Profanity, Exposed Guts und Deadly Pale).

Eure Website www.severetorture.com ist ziemlich gut und informativ. Denkst du, daß es für eine Newcomerband wichtig ist, eine gute Webpräsenz zu haben? Als wie wichtig siehst du das Internet für euch an? Werdet ihr eure Lyrics auf die Website stellen? Und es gibt eine Menge Partyfotos von euch zu sehen. Bier und Metal gehören zusammen, stimmt’s?
Das Internet ist sehr wichtig und es ist deshalb wichtig, eine gute Homepage zu haben.  Beinahe jeder hat Zugang zum Netz und eine Menge Death Metalbands undfans kommunizieren über das Internet. Es hilft also, einen Kontkat zu den Fans herzustellen und sich bekannter zu machen. Wir werden unsere Lyrics nicht veröffentlichen, dazu sehen wir keinen Anlaß.
Schön daß dir die Fotos gefallen. Wie du siehst, haben wir keine Angst vor Bier, auch nicht vor Massen davon, haha! Ich denke auch, daß Bier und Metal zusammen gehören. Allerdings trinken wir vor einem Auftritt nicht sehr viel.

OK, danke für das Interview. Noch ein paar letzte Worte?
Ich danke dir, hat Spaß gemacht. Kauft ‘Feasting On Blood’, kommt zu unseren Shows und feiert mit uns!

www.severetorture.com
http://www.myspace.com/severetorture
http://twitter.com/severetorture
http://www.facebook.com/pages/Severe-Torture/130593621092

 

[Interview aus Eternity #16]