RESPAWN, HORRORSCOPE, DOWN TO EARTH, Pirate Cove, Berlin

Berlin, Pirate Cove, 06.10.2007

Auf diesen Abend durfte man als Fan der Berliner Power Thrasher gespannt sein, da die Band erstmals mit neuem Line Up anzutreten gedachte. Ich gebe gerne zu, dass ich im Vorfeld ziemlich skeptisch war, da ich mir RESPAWN ohne Rolands charakteristische Stimme kaum vorstellen konnte.

Los ging’s mit der Eberswalder Melodic Death Metal/ MetalCore-Truppe DOWN TO EARTH, die einen unterhaltsamen Gig auf die Bretter legten. Mit ihrem Mix aus modernem Schwedentod und corigen Elementen sprach man in erster Linie jüngere Semester an, aber auch das Old School-Publikum zollte den Jungs seinen Respekt. Einen Originalitätspreis gewinnt der Sound von DOWN TO EARTH zwar ganz sicher nicht, aber es haben sich auch schon deutlich unoriginellere Truppen in die Herzen der Massen gespielt. An der Performance und der Bühnenshow gab es auf jeden Fall nicht allzu viel auszusetzen. Man riss zwar sicher keine Bäume aus, bot aber solide Hartkern-Kost, die sicher noch ausbaufähig ist. Mit etwas mehr Erfahrung und ein paar zwingenderen Songs könnten die Jungs den „Großen“ im MetalCore durchaus gefährlich werden. Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden.

http://www.myspace.com/downtoearthx

Nach dieser schicken (wenn auch nicht allzu spektakulären) Metallkern-Abreibung zeigten HORRORSCOPE dann, wozu eine gut eingespielte Thrash-Maschine alles fähig ist. Die fünf Polen zerlegten die Bühne nach allen Regeln der Kunst und ernteten für Kracher wie „24/7“ mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Das Quintett hat mit seiner Mixtur aus Annihilator (Riffing) und Testament (Vocals) eine ausgewogene Mischung aus Tradition und Moderne gefunden, die sowohl Alte-Schule-Kuttenträgern, als auch Jogginhosen-Kickboxern gefällt. Den Berliner Gig vor gut zwei Jahren fand ich zwar noch ein ganzes Stück besser, aber auch so haben HORRORSCOPE mal wieder bewiesen, dass sie im Thrash ganz vorne mitspielen.
Diese Band muss man definitiv im Auge behalten!!!

http://www.horrorscope.net/

Und dann wurde es richtig spannend: die reloadete Version von RSPAWN kam auf die Bühne. Erster Eindruck: Der neue Sänger kommt ganz anders rüber als Roland. Im Gegensatz zum schlaksigen Ex-Fronter ist der „Neue“ ein riesiger Brocken. Stimmlich geht’s auch in eine ganz andere Richtung. Statt kauziger Thrash-Röhre gibt es eine Mischung aus Melodic Death Metal-Vocals und wirklich gutem Clean Gesang. Ja, dieser Mirko Prietzsch kann tatsächlich singen!! Er trifft zwar im Laufe des Gigs nicht immer alle Töne, aber das geht sicher auf die Kappe der Nervosität und der fehlenden Routine mit seinen neuen Bandkollegen. Den Posten des aus beruflichen Gründen ausgestiegenen Klampfers Eddie Mond übernimmt heute Abend Ramin Tehrani von Unsoul und aus dieser Knabe erledigt seinen Job ausgezeichnet. Leider ist der kurzhaarige Gitarrist nicht dauerhaft dabei, weshalb RESPAWN nach wie vor nach nem zweiten Saitenschrubber Ausschau halten.
Das neue Material kann sich hören lassen, entfernt sich aber ein ganzes Stück von der gewohnten Stoßrichtung. Melodischer Power Thrash spielt zwar nach wie vor eine wichtige Rolle, aber es gibt jetzt auch verstärkt Elemente aus der Schwedenkiste zu verbuchen. Die gespielte Coverversion ist da sehr bezeichnend: Wo man früher „Trial By Fire“ von Testament nachspielte, gibt es nun eine Interpretation des In Flames-Knallers „Bullet Ride“. RESPAWN 2.0 sind auf jeden Fall ein ganzes Stück variabler geworden, es gibt sogar ein balladeskes Stück zu hören, welches das Spektrum der Band auf sehr angenehme Weise erweitert.
Die alten Stücke (z.B. „Snappin’ Rope“) interpretiert Mirko etwas anders, aber nicht weniger gut, als sein Vorgänger. Sauber!!
Dem allgemeinen Massengeschmack dürften die sympathischen Knaben ein ganzes Stück näher gekommen sein, im Publikum gab es allerdings auch Stimmen, welche die „neue“ Band zu austauschbar und unindividuell fanden. Na ja, ist sicher Geschmackssache.
Fest steht auf jeden Fall, dass RESPAWN `nen tollen Auftritt absolviert haben. Die Magie der früheren Konzerte fehlte zwar ein bisschen, aber das hat sicher nostalgische Gründe. Mal abgesehen davon wäre es unfair, von einer Band bei ihrem ersten Gig mit neuem Sänger gleich die prallste Zauberei zu verlangen.
Fazit: Die Evolution hat zugeschlagen, RESPAWN haben sich spürbar entwickelt. Ob man diese Veränderung jetzt mag oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Ich bin der Meinung, dass auch fanatische Anhänger der Urbesetzung und bekennende Roland-Fans (und dazu zähle ich mich selbst auch!!) dieser Band die Treue halten sollten, denn sie ist einfach verdammt gut.

http://www.respawnmusic.de/

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