Eine Band, die sich ganz bewusst und clever den gängigen Schubladen der Musiklandschaft entzieht ist Orlog. Das Debütalbum ‚Reinigende Feuer’ ist sicher bei Pagan- & Black-Metal-Fans gleichermaßen enthusiastisch angekommen. Bei allen anderen Musikfans, die tolerant sind und einfach nur gute, intelligente Musik hören wollen sicher auch. So ziehen wir hier mit der Band einfach einmal zusammen ein Zwischenresümee und fragen natürlich auch nach Neuigkeiten. Gitarrist Angantyr, der mit einem ziemlich originellen und ziemlich eigenen Gitarrenstil glänzt, stand uns Rede und Antwort
Nach eurem Demo ‚Erfüllung’, der EP ‚Zeitenwende’ ist euer erstes vollständiges Werk ‚Reinigende Feuer’ nun auch schon etwas länger erhältlich. Ich kenne viele (mich persönlich eingeschlossen), bei denen es hervorragend aufgenommen wurde und angekommen ist. So ist es eigentlich Zeit, als
quasi Zwischenstand einmal Resümee dazu zu ziehen: Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen darauf? Gibt es eventuell auch eine Kleinigkeit, die ihr jetzt so nicht mehr machen würdet?
Mit den Reaktionen können wir eigentlich sehr zufrieden sein. Es gab nur sehr wenig negative Kritiken und ein großer Teil der Meinungen, die wir gehört haben waren positiv bis überschwänglich. Im Vergleich zum Demo oder zur EP ist das Album ein großer Schritt nach vorn. Natürlich gibt es gewisse Dinge, die wir im Nachhinein vielleicht anders gemacht hätten, aber es gibt eben keine absolute Perfektion und das Ergebnis ist nun so wie es ist mit allen Stärken und Schwächen.
Ihr habt mit der Produktion zum neuen Album zusammen mit dem Produzenten Markus Stock etwas geschafft, was leider nicht allen Bands so perfekt gelingt: nämlich eine Symbiose aus euren kraftvollen Stücken, die dazu extrem passend mit dem nötigen druckvollen Sound versehen wurde. Es gibt durchaus einige interessante Ansätze bei einigen Bands, die dann durch den Mix oder die Produktion wieder verwässert werden. Ich gehe davon aus, dass ihr mit der Zusammenarbeit deshalb sehr zufrieden wart und vielleicht wieder mit Markus
Stock bei zukünftigen Produktionen zusammen arbeiten möchtet?
Ja, du hast Recht, wir sind sehr zufrieden mit der Produktion und die Arbeit im Studio E war eine großartige Erfahrung. Eigentlich hatten wir nicht unbedingt vor einen derartigen Sound zu erreichen. Unsere Vorstellungen gingen anfänglich etwas mehr in Richtung Mayhems De Mysteriis Dom Sathanas oder des ersten Setherial-Albums. Allerdings hat sich der Sound dann im Studio quasi von selbst entwickelt und wir sind alles andere als unglücklich darüber. Wenn sich die Möglichkeit bietet, würden wir auf jeden Fall wieder bei Markus und Tobias aufnehmen. Wir werden sehen.
Ihr habt euren Bandnamen mit „Urschichten/ Urgesetzen“ ungefähr beschrieben. Um sich mit alten Kulturen zu beschäftigen, um die es im heidnischen Pagan Metal großteils thematisch geht, muss man diese studieren. Ich bin zwar auch Vielleser, habe mich aber zugegebenermaßen damit noch nicht beschäftigt. Lest ihr dazu viel? Gehen eure Studien einher mit den Beobachtungen, die ihr in eurer schönen vogtländischen Heimat oder generell in der Natur erlebt?
Natürlich haben wir uns stark mit mythologischen Themen auseinander gesetzt. Uns geht es jedoch nicht darum die Mythologie zu zitieren, sondern wir verstehen diese eher als Grundlage der eigenen Weltsicht. Unsere Texte handeln nicht von alten Kulturen und Bräuchen sondern vielmehr von der Wahrnehmung der eigenen Existenz. Sie sind eine Art Spiegelbild der Seele und meist von inneren Kämpfen geprägt. Das Wissen um das Prinzip Orlog bedeutet, sich mit seinem Dasein auseinanderzusetzen und sein Leben und damit auch den Lauf der Welt zu beeinflussen. So sind unsere Texte eher nach innen gerichtet und haben sozusagen eine reinigende Funktion. Die Natur ist ebenfalls eine Inspirationsquelle für uns. Ihre zerstörerische Seite wird zum Beispiel in Flammenherrscher durch das Feuer repräsentiert. Die Menschheit wird diese Seite sicher bald noch näher kennenlernen.
Noch einmal kurz zu eurem Bandnamen: es gibt neben Orlog auch noch eine Black Metal Band namens Ordog oder seit kurzem auch eine Band mit dem Namen Urlog. Schon mal Verwechslungen passiert?
Nein, bis jetzt eigentlich nicht.
Ich habe im Netz einige kritische Stimmen gelesen, die insbesondere euren Auftritt vom 26.09.2006 beim Metal-Fest in Innsbruck nutzen, um euch vorschnell zusammen mit beispielsweise Vargsang etwas in die rechte Ecke verfrachten möchten. Die Stimmen werfen euch vor, Werke des Bildhauers Josef Thorak auf eurem Demo verwendet zu haben. Ihr habt dies bereits ausführend an anderer Stelle beantwortet. Dennoch: es funktioniert doch oft so, dass man einen Namen in Verbindung mit einer Sache (in diesem Fall der ungerechtfertigte Vorwurf des Rechtsextremismus) einmal gehört hat und ihn diesen dann vorschnell immer wieder mit diesem Vorwurf/ Gedankengut assoziiert. Habt ihr schon negative Erfahrungen mit diesen Vorwürfen gemacht?
Das Thema klebt seit unserer Gründung an uns und so werde ich hier ein weiteres Mal die Möglichkeit zur Stellungnahme nutzen. Es ist ja leider so, dass sich keine der Personen, die derartige Vorwürfe in die Welt setzen die Mühe gemacht haben mit uns in Kontakt zu treten und unsere Sicht der Dinge zu erfragen. Fakt ist, dass wir auf EP und Demo Werke von Breker und Thorak für die Gestaltung verwendet haben. Wir haben dies jedoch nie in einem politischen Kontext gesehen, sondern ausschließlich aus ästhetischen Gesichtspunkten heraus entschieden diese Werke zu nutzen. Im Metalglory-Magazin haben wir uns dann dahingehend geäußert, dass wir das Gefühl haben, die Kunst vor 1945 solle aus unseren Köpfen „ausgemerzt“ werden. Ich gebe zu, dass diese Formulierung etwas unglücklich und provokativ gewählt war, sie entstand aus dem Frust über diese weit verbreitete Verurteilung von Kunst aufgrund des Umfelds ihrer Entstehung. Sie ist jedoch NICHT politisch oder gar rechtsextrem zu interpretieren. Genauso sieht es mit dem Gedicht Erfüllung aus, welches wir auf dem Demo für das Titelstück vertont haben. Für uns war es einfach ein Gedicht welches die Kyffhäusersage thematisiert, nicht mehr und nicht weniger. Wir lassen uns nicht in irgendwelche Denkmuster pressen und ich würde nie von mir sagen ich wäre links, rechts oder sonst etwas in dieser Richtung. Jeder von uns hat zu jedem Thema seine individuelle Meinung. Diese Meinungen sind nicht homogen und lassen für sich allein stehend keine Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeiten zu. Wir folgen nicht irgendeiner Masse sondern gehen immer unseren eigenen Weg. Abschließend möchte ich dazu nur noch folgendes sagen: Orlog ist eine unpolitische Band, wer etwas anderes behauptet lügt!
Habt ihr schon Pläne für ein kommendes Album? Wie viele neue Stück habt ihr mittlerweile wieder fertig gestellt?
Wie die kommende Veröffentlichung aussehen wird ist noch nicht ganz klar. Am liebsten wäre uns eine Split oder MCD. Es war ja schon für den Anfang dieses Jahres geplant etwas in dieser Form zu veröffentlichen, aber leider hat sich wieder einmal alles nach hinten verschoben, so dass wir nicht vor Sommer damit rechnen. Wir haben bis jetzt vier Songs fertig gestellt und eine Menge Ideen und Fragmente haben sich angesammelt. Wir spielen mittlerweile zwei der neuen Stücke auch live und die Resonanz ist sehr positiv. Die neuen Lieder sind noch dunkler und haben eine sehr obskure Atmosphäre. Für das nächste volle Album ist ein geschlossenes lyrisches Konzept geplant, welches wir gerade erarbeiten.
Ich weiß, dass einige in der Band große Vinyl-Freunde sind. Auf eurer CD wurde die Langspielplatte zu ‚Reinigende Feuer’ für den Herbst 2006 angekündigt. Euer Labelchef hat mir verraten, dass ihr allerdings nicht nur eine übliche, normale LP herausbringen möchtet. Nun lasst doch bitte mal die Katze aus dem Sack: Was genau plant ihr denn?
Es war von einer Holzbox die Rede, eventuell auch wieder farbiges Vinyl und das Beiheft wird sicher noch einmal neu überarbeitet. Genaueres kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht mitteilen, da das Ganze leider immer noch in der Planung steckt. Herbst 2006 war sehr optimistisch, wie ein Blick auf den Kalender verrät. Mit Terminen haben wir es leider nicht ganz so, kommen wird das ganze aber auf jeden Fall.
Ungefähr seit den letzten 8 – 10 Jahren hat im Heavy Metal generell etwas ein Umdenken eingesetzt. Das allgemeine Schubladendenken und die Tendenz, dass man eine Band unbedingt stilisieren musste, hat ein wenig abgenommen. Ihr selbst fordert diese Toleranz auch für euch selbst ein. Sowohl das Korsett des Pagan Metals sowie des Black Metals sind zu eng für euch. Völlig richtig bezeichnet ihr euch in Interviews halt einfach als extreme Heavy Metal Band.
Würdet ihr darüber hinaus eventuell auch mal etwas außerhalb des Heavy Metal-Rahmens machen? Wie wäre beispielsweise ein Auftritt auf einem Mittelalter- oder Burgfest?
Ich denke nicht, dass wir je auf einem Mittelalter- oder Burgfest spielen werden, denn wir würden uns wohl reichlich fehl am Platz fühlen. Es würde uns aber schon reizen, eines Tages einmal etwas Konzeptionelles aufzuziehen. Ich persönlich spiele bereits in einer anderen Band Gitarre, die nicht dem Metal sondern eher dem Prog/Alternative-Rock zuzuordnen ist (wenn man denn unbedingt eine Schublade bemühen möchte) und generell kann man sagen, dass unser Musikgeschmack relativ breit gefächert ist. Unsere Liebe gilt allerdings nach wie vor den härteren Klängen.
Erzählt doch mal kurz von eurem Auftritt in München, den ihr zusammen mit Kampfar bestritten habt! War bestimmt interessant? Zumindest stilistisch eine gute Zusammenstellung…
Insgesamt war es ein ziemlich gutes Konzert. Bands und Veranstalter haben ihr Bestes gegeben und die Resonanz des Publikums war entsprechend positiv. Amystery haben mir sehr gefallen, leider war der Club noch nicht so gut gefüllt als sie gespielt haben. Kampfar und Elite waren live eine Macht und auch menschlich absolut in Ordnung.
Wenn ihr das Angebot von einer sehr bekannten Band bekommen würdet, mit ihnen auf Tournee zu gehen, würdet ihr dafür euren Jahresurlaub opfern? Gäbe es dafür einen oder mehrere Favoriten?
Sicher, das Problem ist nur die Koordination des Urlaubs, das heißt die Anfrage müsste sehr frühzeitig erfolgen. Es gibt viele Bands mit denen wir gerne auf Tour gehen würden, beispielsweise Enslaved, Behemoth, Primordial, Negura Bunget… oder gleich mit Slayer oder Morbid Angel. Die Anfrage wird wohl noch etwas auf sich warten lassen.
Eure Webseite befindet sich noch im Aufbau. Betreut ihr die Seite selbst oder seid ihr auf der Suche nach einem geeigneten Webmaster?
Wir betreuen die Seite selbst und wollen, dass sie etwas Besonderes wird. Da das logischerweise einen hohen Aufwand bedeutet, wird sie wohl noch einige Zeit im Aufbau sein. Wir arbeiten daran und sie wird spätestens zur nächsten Veröffentlichung stehen. Vorerst haben wir auf der provisorischen Seite Informationen zu anstehenden Konzerten bereitgestellt, ein Besuch lohnt sich also trotzdem.
Trinkt ihr lieber Sternquell-Pils oder Wernergrüner Pilsner? Schon mal Treuener
Bockbier probiert?
Das ist eine Glaubensfrage in der ich persönlich eher zum Sternquell tendiere, Wolfram sieht das allerdings genau andersherum. Treuener Bock hatte ich noch nicht. Im letzten Interview kam ebenfalls eine Frage zu unserem Biergeschmack, das gibt mir doch etwas zu denken. Danke für das Interview und alles Gute für euer Magazin.
MySpace: www.myspace.com/orlogorg
Diskografie:
Erfüllung – Demo 2002
Zeitenwende – EP 2003
Reinigende Feuer – CD 2006
www.orlog.org
http://www.ureuropa.com/label/
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