Stonehenge Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 69:58
Songs: 0
Leichte Kost waren Megalith noch nie, in musikalischer Hinsicht nicht und in lyrischer schon gar nicht. Auf vorliegendem Debütalbum geben sie sich allerdings viel Mühe und präsentieren sich transparenter und eingängiger als je zuvor. Dominierten auf den Vorgängerdemos noch eigenwilliger, teils schleppend-doomiger Thrash, so gibt man sich jetzt wesentlich gemäßigter. Das ganze geht Richtung traditionellem HM mit gemischt deutschen und englischen Texten, mit tiefer Stimme, viel Atmosphäre und ein klein wenig Bombast. Was die Megalithen aber weit aus der Masse heraushebt, ist ihr einzigartiges, anspruchsvolles lyrische Konzept. Was schon auf dem zweiten Demo „The law of life“ (2001) so gelungen inszeniert wurde, gerät jetzt hier zur Meisterschaft: eine fesselnde Mixtur aus Poesie, tiefgründiger Gesellschaftskritik und provokanten Stellungnahmen zu aktuellen Themen, wobei letztere aber bei weitem nicht mehr so „polisch unkorrekt“ rüberkommen, wie es uns die Megalithen gerne weiß machen wollen. 15 Lieder (darunter 4 alternative Versionen) + Intro fordern dem Zuhörer trotzdem einiges ab, beispielsweise in „Der Krieg“, basierend auf einem Gedicht von Georg Heym. Das Thema Krieg, speziell die von den Amis in diesem neuen Jahrhundert angezettelten Angriffskriege, nimmt auch einen breiten Raum ein. Wie auch die damit verbundene und angestrebte Amerikanisierung der Welt (bzw. „Globalisierung“, wie man das hierzulande verschämt nennt). „Wenn die Haifische Menschen wären…“ basiert auf einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Berthold Brecht, während „Martyrium“ sich mit Michael Collins beschäftigt, einem in den 20er Jahren ermordeten irischen Freiheitskämpfer (und Gründer der IRA). Mit der „Rede des toten Christus“ huldigt man dann auch noch dem metallischen Zeitgeist, mit seinem von Nietzsche abgekupferten und mittlerweile recht ausgelutschten „Gott ist tot“-Slogan. Im Gegensatz aber zu den 7438 Black Metal Kapellen, die auch drauf rumreiten, durchzieht die Version der Megalithen aber eine sich auch in der Musik ausdrückende tieftraurige Melancholie, ein schmerzhaftes Vermissen und Bedauern. Vielleicht auch ein leises Hoffen auf eine das Chaos beendende Wiederkehr? Die Chose beruht natürlich ebenfalls auf klassischer Vorlage, in dem Fall auf Jean Paul, dem großen deutschen Dichter mit dem französischen Künstlernamen. Es gibt noch einiges zu entdecken, vor allem auch im wirklich fetten Booklet, das sämtliche Texte enthält, dazu Erklärungen, Erläuterungen, Zitate…etc. Mit „Soldaten des Geistes“ hat die Band ein hervorragendes Debüt vorgelegt, und sollte Qualität irgendwo doch was mit Verkaufserfolg zu tun haben, dann muss das hier weggehen wie warme Semmel. Wie heißt noch das Motto der Plattenfirma? Musik mit Identität? Treffender hätte ich das jetzt auch nicht schreiben können…
Kommentar hinterlassen