Kurz vor Toresschluss 2010 haben die als Musiker erfahrenen, aber als Band noch unbekannten Grand Sermon mit „Massive domain“ eine deftige Death Metal-Axt ausgepackt. Straight, aber auch technisch groovt sich die Truppe durch ein Album, dass lyrisch konzeptionell Dante die Ehre erweist. Beim Gespräch mit einem der beiden Bandgründer (Martin, Gitarre) kam u.a. raus, dass das Material zum Teil bereits 10 Jahre auf dem Buckel hat, wieso ausgerechnet Brutality mit einem Cover gehuldigt wird und wieso die Kombination Grand Sermon/MDD so ideal ist. In diesem Sinne – Metal X-Mas! Rockt die Tanne und mosht mit dem bärtigen Kerl!
Jungs, wichtigste Frage zuerst: Wo habt Ihr Euch bisher versteckt? Quasi aus dem Nichts habt Ihr mit „Massive domain“ ein brachiales Death Metal-Gerät an den Start gebracht…
Martin: Die Songs für „Massive domain“ sind zwar teilweise schon Anfang 2000 entstanden, jedoch fehlte Stephan und mir das richtige Line-up, später auch die Zeit um mit Grand Sermon loszulegen. Es haben wahrscheinlich so viele Jahre uns Land ziehen müssen, um genau DIESES Album abzuliefern.
„Massive domain“ ist ein saustarkes Death Metal-Album geworden, dass Elemente verschiedener Substile zu einem fetten Endergebnis vereint. Mich selbst erinnert Eure Mucke an eine Mischung aus Illdiposed, alten Sinister mit nem Schuss technischen Ami-Death.
Martin: Mit Deiner Definition bin ich absolut einverstanden! Als weiteren Einflüsse würde ich auf jeden Fall Morbid Angel und Slayer noch nennen. Was die Leads und Arrangements betrifft waren sicherlich Mercyful Fate/King Diamond ein großer Einfluß. Wir sind halt alles Fans der ersten Stunde, was man hoffentlich auch hört und spürt!
Was mir auf dem Album richtig gut gefällt sind die sparsam, aber sehr gezielt eingesetzten technischen Facetten, die auflockernd wirken. Andererseits walzt die CD auch wie Sau und lädt zum Ausrasten ein. Was war Euch besonders wichtig beim Kreieren von „Massive domain“?
Martin: Ziel war es, ein Album zu schreiben, auf das wir in erster Linie selbst alle stehen und zu dem wir bei voller Lautstärke uns die Rübe runterschrauben können. An erster Stelle steht bei uns immer der SONG. Technik und Sounds sind für uns nur Stilelemente die an gewissen Stellen ihren Zweck erfüllen sollen.
War Euch – als Ihr „Massive domain“ fertiggestellt habt – bewusst, dass Ihr da ein dickes Ding eingespielt habt, dass viele positive Reaktionen abräumen kann? Habt Ihr viele Rohlinge an Labels zur ‚Bewerbung‘ verschickt oder nur selektiv/ganz gezielt?
Martin: Ehrlich gesagt haben wir uns bis nach Fertigstellung der Aufnahmen überhaupt keine Gedanken über die Veröffentlichung und Reaktionen gemacht, da wir gar nicht wußten, was die Zukunft der einzelnen Musiker bringt und ob wir das Line-up halten können. Nachdem wir uns zusammensetzten und uns einig waren, daß wir „Massive domain“und somit der Zukunft von Grand Sermon eine Chance geben wollen, machten wir uns auf die Suche nach einem Label.
Schlussendlich gelandet seid Ihr bei MDD – einem bereits lange aktiven Underground-Label mit ausgezeichnetem Netzwerk – Euer erstes Fazit der Zusammenarbeit?
Martin: MDD sind der perfekte Partner für uns, da wir Grand Sermon aus Liebe und Leidenschaft zum Heavy Metal betreiben und eine gemeinsame Vision haben. Wir sind ja alle schon ein Weilchen in der Szene unterweg, wissen was wir wollen und wohin uns die Reise bringen soll… Ich denke was uns noch sehr verbindet, ist eine gewisse Bodenständigkeit und die Verbundenheit zum Metal jeder Richtung.
Lyrisch habt Ihr einen Teil von Dante’s „Göttlicher Komödie“ – den Part Inferno/ die Hölle – mit Eurem Album verarbeitet. Kann man von einem Konzeptalbum sprechen? Schließlich klingt die CD mit einer Coverversion von Brutality aus…
Martin: Ich denke, man kann durchaus von einem Konzeptalbum sprechen. Uns war es wichtig, daß alle Songs, sowie Lyrics und Layout eine Einheit bilden. Deshalb lag ein textliches Konzept sehr nahe. Unser guter Freund Markus Steyer hat das ‚Inferno‘ dann in Textform gebracht, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Die Coverversion von Brutality lag mir persönlich sehr am Herzen, da ich einfach dieser Band meinen persönlichen Tribut zollen wollte und der Song musikalisch gut ins Konzept passte.
Was fasziniert Euch an Dante bzw. seinem Werk, dass Ihr Euch so intensiv damit beschäftigt?
Martin: Das textliche Konzept kam erst, nachdem ein großer Teil der Musik geschrieben war. Ein guter Freund brachte mich auf die Idee, nachdem ich ihm die ersten instrumentalen Demos vorspielte. Daraufhin hab ich mich mit Dante beschäftigt und alles andere ergab sich wie von selbst…
Das Cover-Artwork zu „Massive domain“ ist optimal auf den textlichen Inhalt zugeschnitten. Wo habt Ihr das aufgetrieben bzw. in Auftrag gegeben?
Martin: Das Cover, sowie die komplette Bookletgestaltung übernahm Mike Hrubovcak, der auch schon Alben von Sinister, Grave und Mortician veredelte. Außerdem ist er der Sänger von Monstrosity. Checkt mal www.visualdarkness.com aus. Mike hat unsere Vorstellungen noch übertroffen und er konnte meine Ideen mehr als 100% ig umsetzen!
Weshalb habt Ihr gerade „Shrine of the master“ von Brutality gewählt?
Martin: Brutality sind meiner Meinung nach eine der unterbewertetsten Ami-Death-Metal Bands der 90er. Sie haben die Schnittmenge von Brutalität und Technik perfektioniert, und sollten in einem Atemzug mit Morbid Angel und Suffocation genannt werden. „Shrine of the Master“ ist mein persönlicher Favorit, und paßt musikalisch sehr gut zu „Massive domain“.
Euch ist wichtig, als Band wahrgenommen zu werden und nicht etwa als Projekt von Musikern, die bei anderen Bands spielen. Was ist der Grund dafür?
Martin: Projektveröffentlichungen haben für mich meistens keinen Spirit und Ausstrahlung. Es hat deshalb wahrscheinlich auch so lange gedauert, bis wir das Album fertig hatten. Es wäre nicht schwer gewesen, den ein oder anderen Session-Musiker anzuheuern, was für uns aber keinen Sinn gemacht hätte. Grand Sermon waren von Anfang an Stephan und mein Baby und wir haben keinen Grund ein Album als Selbstzweck zu veröffentlichen und damit den Markt noch mehr zu überschwemmen. Wir sind stolz auf „Massive domain“ und darauf, menschlich die richtige Wahl getroffen zu haben.
In einem Online-Katalog werdet Ihr vorgestellt mit „Die Musiker sind Gitarrenlehrer, Ton-Studio-Besitzer und Musiker in bekannten Cover-Bands…“. Zu wem gehört welche Beschreibung? Klingt fast so, als würde niemand von Euch ohne Musik seine Brötchen verdienen…
Martin: Stephan ist Betreiber des AEXXYS-ART Studios in Schwandorf und ich bin noch als Live und Studiomusiker bzw. Gitarrenlehrer unterwegs. Sebastian und Jan sind dagegen bekannt durch Soul Demise bzw. Human Bloodfeast.
Ein „bandeigenes“ Studio hat die Frage nach einem Aufnahmeort sicher schnell geklärt. Oder standen auch andere Optionen zur Debatte?
Martin: Ein eigenes Studio hat natürlich gewaltige Vorteile, da man nicht an bestimmte Zeiten und ein Budget gebunden ist. Der große Nachteil ist natürlich, daß durch diese Umstände bald mal ein paar Jährchen ins Land ziehen, ohne das was passiert. Da wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden und dadurch unabhängig sind, stand ein anderes Studio für uns nie wirklich zur Debatte. Wobei die Zusammenarbeit mit einem externen Produzenten natürlich sehr interessant wäre und man sicher noch sehr viel lernen könnte.
Im Internet findet man nicht all zu viel von Euch – Eure Homepage ist „under construction“, auf MySpace seid Ihr ungewöhlicherweise erst seit zwei Monaten vertreten. Haltet Ihr Online-Präsenz für überbewertet oder habt Ihr schlich und einfach niemanden, der sich adäquat drum kümmern kann?
Martin: Das wir so lange nicht präsent waren, liegt einfach schlicht und ergreifend daran, daß wir erst seit der Zusammenarbeit mit MDD wissen, welchen Weg wir einschlagen wollen. Wir hatten keine Lust an die Öffentlichkeit zu treten, ohne ein fertiges Album vorweisen zu können.
2010 ist fast rum: Highlights & Flops aus persönlicher und aus Band-Sicht? Welche Pläne oder Vorfreuden für 2011 – ebenfalls aus persönlicher und Band-Perspektive?
Martin: Highlight für mich und die Band war sicher die Veröffentlichung von „Massive domain“, da nach so vielen Jahren die Maschine endlich anläuft. Wir freuen uns darauf, die Songs 2011 live zu präsentieren und als Band und Musiker zu wachsen. Ich persönlich freu mich natürlich auf die kommende Mercyful Fate-DVD und jede neue LP die sich im neuen Jahr auf meinem Plattenteller drehen wird!
Zum Schluss noch eine Frage zu den parallelen musikalischen Aktivitäten: Soul Demise haben auch kürzlich Ihr neues Album „Sindustry“ veröffentlicht, aber wie sieht es bei Necrophagist aus? Wann erscheint der seit Jahren lange erwartete „Epitaph“-Nachfolger?
Martin: Wie Du schon erwähnt hast, haben unsere Kollegen von Soul Demise ein bärenstarkes Album veröffentlicht, was mich auch total für Jan freut. Was bei Necrophagist Stand der Dinge ist bin ich leider nicht im Bilde.
Last sermon? ;-)
Martin: Hoffe ich natürlich nicht… In 10 Jahren wollen ja auch noch ein paar Death Metal Scheiben rezensiert werden…:)
Spaß beiseite, wir werden natürlich dran bleiben und uns gegenseitig in den Arsch treten um auf „Massive domain“noch eins draufzusetzen. Vielen Dank für Dein Interesse an Grand Sermon! Haltet den Heavy Metal in all seinen Facetten am Leben!!!
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