Manilla Road „Atlantis Rising“ 6/6

Iron Glory Records
Bewertung: 6/6
Spielzeit:
Songs: 0

Juchuu, sie leben wieder, und wie: Bis in die frühen neunziger Jahre hinein waren Manilla Road für gut fünfzehn Jahre die unangefochtenen Könige des Epic-Metals, dann folgte eine Ruhepause, und hier sind sie wieder mit einem Konzept-Album über den Untergang und das Wiederauferstehen von Atlantis (als Anthropologe ist Marc Shelton voll und ganz legitimiert, über solchen Schwachsinn zu schreiben). Nach ein wenig Windgekräusel wird einem mit Megalodon endlich mal wieder der Kopf gerade gerückt, beim Refrain jedoch vernebelt und durch schwergewichtige Riffs schlussendlich vollends zertrümmert. Dazu kommen herrlich psychedelische Soli, und dass Marc mit Bryan Patrick einen Klasse-Drummer um sich gescharrt hat und Mark Anderson vermutlich der beste Basser ist, der je bei Manilla Road gespielt hat, wird sofort klar. So, die Wellen lichten sich, Lemuria kommt in Sicht. Komisches Bass- und Gitarren-Gewimmer, darüber Marcs aus der Unterwelt kommende, eigenwillig nasale Stimme ? wir legen an und beobachten Atlanti(´)s Rising. Mit Wucht erhebt es sich und wirft sich sofort gegen einen. Schwere Riffgewitter ziehen auf, dichte Basslinien treiben einen tiefer und tiefer, und selbst ich (als der nüchterne Mensch, der ich bin) beginne plötzlich, die Hyperboräer zu sehen. Sanft gewogen erwache ich dann in den Armen der Sea Witch (For Cthulu shall rise when the witch casts her spell to the sea!) und bin aufs neue begeistert, wie Manilla Road es fertig bringen, einen auf solch schlichte Weise völlig zu verzaubern. Das Gewogen-werden wird gegen Ende heftiger, es wird immer mehr zu einem Schütteln, und ich erwache mit einem Mal auf dem Strand von Atlantis. Um mich herum türmen sich die Wellen, Resurrection ist angesagt. Fasziniert stehe ich am Ufer und betrachte das Geschehen. Die Necromanten vernichten Midgard. Ein Sturm folgt dem nächsten, es knallt und blitzt furchterregend, und mit einem einzigen Seufzer verschwindet es. Und das Zerstörungswerk geht unbarmherzig weiter, Decimation heißt die Devise. Messerscharfe Riffs durchtrennen Köpfe über Köpfe und bedienen sich deren für schwarze Rituale ? mit epischen Elementen gespickter Thrash-Metal in Perfektion! Da bleibt einem natürlich nur die Flucht: Flight of the Ravens. Ein trauriger Marsch beginnt, doch Odins Raben können noch so sehr wehklagen, Marc und seine Horde machen sie einfach platt, und ich schwelge in dem Gemetzel, dass die Gitarre mit dem wummernden Bass anstellt, denn inzwischen marschieren nur noch die Götter – unerbittlich gen Atlantis. Die Belagerung ist furchtbar, und bei dem Inferno, dass Manilla Road (freilich zwischen vielen verklärten Passagen) entfachen, wundert es vermutlich niemanden mehr, dass Atlantis schließlich fallen muss. Das darf selbstredend nicht ungesühnt bleiben, und die Götter sammeln sich zum letzten Gefecht. Bedrohlich rücken sie einander näher, doch die Atlantiden sind dermaßen geschwächt, dass Odin und Thor leichtes Spiel haben, Midgard wieder zu errichten, sobald sie mit Schmackes vorgehen.
Manilla Road haben mit dieser Platte eindeutig klargestellt, dass sie eine der einzigartigsten Bands der Welt sind; die geniale Mischung aus mystischen getragenen Elementen und knackigen Riffs bekommt niemand besser hin als sie. Die psychedelischen Elemente und Marcs kranke Soli sowie sein Gesang lassen die Band alleine in einer Ecke stehen, und der Basser ist wirklich genial! Über das textliche Konzept kann man mit Sicherheit streiten, es wird aber unzweifelhaft genial transportiert, und schlussendlich wird es wohl so bleiben wie bisher: Eine Handvoll wird sie vergöttern, und der Rest wird sie eben einfach nicht verstehen (bzw. beschissen finden)…

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