Manilla Road „Open The Gates (re-release)“

Dragonheart Records
Bewertung: Ohne Wertung
Spielzeit:
Songs: 0

Dies dürfte wohl eher eine Platte für den historisch interessierten Metaller sein, und wenn ihr schon immer einmal wissen wolltet, woher solche Schubladen wie Epic Metal kommen, seid ihr mit dem Re-Realease des vierten Manilla Road-Scheibchens bestens bedient, denn die Original-LP werden sich wohl die wenigsten von Euch leisten können. Warum nun Epic-Metal? Nun, Manilla Road aus Wichita (Kansas) waren so ziemlich die ersten, die versucht haben, ihrem Sound einen etwas mystischen Anstrich zu geben, und dies gelang ihnen vor allem durch ihren äußerst abgefahrenen Sänger und Gitarristen Mark W. Shelton, der von aggressiv über klagend bis hin zu vollem tiefem Gesang so ziemlich alles sang, und es dabei verstand, seiner Stimme einen Klang zu geben, als spräche er aus einer anderen Welt zu uns. Daneben ist Mark ein Gitarrist gewesen, der abwechslungsreiche Riffs immer wieder mit Akustikeinlagen unterlegte und mit seinen schwermütigen Soli einen sehr eigentümlichen Stil entwickelte. Der Bass wurde zwar eher unspektakulär eingesetzt, doch seit Open the Gates stand Mark mit Randy ‘Thrasher’ Foxe auch ein Drummer zur Verfügung, der einen dermaßen galoppierenden Trommelstil besitzt, dass einem auch noch heute das Gefühl ankommt, immer wieder von den apokalyptischen Reitern umgeritten zu werden. Dies unterlegten die Jungs mit Texten übers Weltall, die Artussage und anderem Phantasie-Kram (Mark studierte Anthropologie). Damit schufen sie einen absolut eigenständigen Stil, den bis heute keiner hat nachahmen können. Oder wollen? Denn genau hier scheiden sich die Geister immer wieder: Für die einen ist Manilla Road der absolute Oberkult und eine der eigenständigsten Bands der Welt und die anderen – leider der Großteil – können mit ihrer oft schleppenden obskuren Mucke, den oft überlangen Soli und dem merkwürdigen Gesang einfach nichts anfangen. Für mich selbst werden Lieder wie Astronomica und textlicher Metal-Nonsense wie Fight well in hell wohl ewig Kult sein. Aber man muss sich natürlich schon Zeit nehmen, um mit Lieder wie dem fast zehnminütigen The Ninth Wave warm zu werden, doch der Aufwand lohnt, denn schon bald versinkt man unter einem zähflüssigen schweren Brei – und das ein Leben lang. Die Erstveröffentlichung dieser Scheibe unternahm das französische Label Black Dragon (u.a. Heir Apparent und Candlemass), und für das Cover zeichnete sich deren Hauszeichner Eric Larnoy aus. Schon das macht den Kult perfekt, und dass das Re-Realease quasi im Originaldesign daherkommt, ist Dragonheart Records gar nicht hoch genug anzurechnen. Als Bonus-Tracks gibt es zudem noch zwei Live-Stücke (Open the Gates und Witches Brew), die ganz ordentlich sind (der Sound ist jedenfalls knackiger), die man aber vielleicht nicht unbedingt haben muss, wenn man die Platte bereits sein Eigen nennt…

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