Darkened Nocturn Slaughtercult Interview

Darkened Nocturn Slaughtercult

Darkened Nocturn Slaughtercult muss man nicht mehr groß vorstellen. Bereits seit über 20 Jahren sind die Black Metaller aktiv dabei und 2018 soll auch noch das neue Album veröffentlicht werden. Gitarrist Velnias hat uns dazu bereits einige Details verraten.

Das wichtigste zuerst: Chapter VII steht, wenn man es so will, in den Startlöchern, denn ein neues Album namens „Mardom“ soll bald folgen. Könnt ihr uns schon verraten wann in etwa? Und überhaupt, was wird man erwarten können?

Zum Veröffentlichungstermin vom „Necrovisions“ Nachfolger kann leider noch nichts Definitives gesagt werden. „Mardom“ ist auf instrumentaler Ebene bereits manifestiert. Da sämtliche Aspekte eines Albums bei uns höchste Beachtung erhalten, kann es durchaus vorkommen, dass die Ausarbeitung einzelner Elemente etwas mehr Zeit benötigen. In diesem Falle sind es die Gesangslinien, was in erster Linie daran liegt, dass DNS von Anfang an großen Wert auf inhaltsvolle Texte gelegt hat. Der lyrische Inhalt unterliegt dem selben Schaffungsprozess wie die Musik, bzw. vielmehr dem gleichen Regelsatz. Beides kann nicht forciert werden. Terminlich kann frühestens im Spätsommer mit dem siebten Kapitel gerechnet werden. Man sollte nicht mehr und nicht minder erwarten als ein weiteres Album von DNS. Das Album wird keinen Innovationspreis gewinnen, denn das ist nicht das, wofür diese Band steht. Sie steht vielmehr für ursprünglichen, traditionellen Black Metal.  Dieser Erwartung wird „Mardom“ sicherlich gerecht werden. 

Wird man große Unterschiede zwischen den letzten Veröffentlichungen und dem zukünftigen hören oder schlagt ihr vielleicht auch thematisch neue Wege ein?

Nun, sicherlich wird es hier und da Unterschiede geben. Wer DNS von Album zu Album begleitet hat, wird wissen, dass wir uns kontinuierlich in kleinen Schritten fortbewegt haben. Es gibt DNS nun seit 20 Jahren. Vergleicht man „Mardom“ mit dem Debut „The Pest Called Humanity“ wird man unweigerlich einen enormen Unterschied bemerken. Diese Wahrnehmung wird selbstredend eher in Nuancen ausgeprägt sein, wenn man „Necrovision“ mit dem kommenden Album vergleicht. Andererseits umfasst „Mardom“ ein Repertoire von einigen Jahren. Ein, zwei Stücke kommen noch aus der „Necrovision“-Era, andere kurz danach und wiederum andere repräsentieren den jüngsten, aktuellsten Stand. „Necrovision“ hat thematisch den Weg für „Mardom“ geebnet. Es sind sozusagen fleischgewordene Nekrovisionen. An dieser Stelle soll nichts davon auf einem silbernen Tablett serviert werden. Der Leitsatz des Individuums bleibt, finde deine eigene Wahrheit.

Zum letzten Release liegen 5 Jahre zurück, was ist in der Zeit überhaupt so mit DNS passiert? Das 20jährige Jubiläum scheint ihr gar nicht so groß gefeiert zu haben?

Das zwischen den Veröffentlichungen einige Jahre liegen, zeigt, dass DNS aus Überzeugung betrieben wird. Es zeigt, dass es sich hierbei vielmehr um ein Lebenswerk handelt, als um eine notwendige Institution um den Lebensunterhalt zu gewährleisten. Es gab einige Rückschläge und Ereignisse während dieser Zeit, die uns zwar nicht davon abgehalten haben am siebten Kapitel zu arbeiten, die aber in ihrer Heftigkeit stark genug waren uns von der Fertigstellung eines neuen Albums komplett abzuhalten. Eins darf niemals vergessen werden, selbst der kreative und freie Geist unterliegt in seiner körperbehafteten, menschlichen Form eben jenen Gesetzen. Je nach Gewichtung wirken sich diese Gesetze unterschiedlich aus. Ob die Verankerung im Materiellen oder im Geistigen liegt, wird sich zeigen ob man gestärkt oder geschwächt aus der Ursache, der Auswirkung hervorgeht. Es lag uns sehr am Herzen „Mardom“ zu unserem 20 jährigen zu veröffentlichen. Gut, so wird es nun rechtzeitig zum 21sten. 

2018 scheint ihr auch wieder mehr live unterwegs zu sein. 6 Gigs sind meines Wissens nach schon bestätigt, aber plant ihr da noch mehr? Oder wird es vielleicht zum neuen Album eine neue Tour geben?

Es gibt eine simple Regel an die wir uns seit dem ersten Auftritt im März 2002 halten. Wir können, müssen aber nicht Live spielen. Wir suchen uns bewusst Konzerte aus, an denen wir teilnehmen wollen. Wir befinden uns in einem Zustand der alles andere als selbstverständlich ist. Ein Zustand für den wir definitiv dankbar sind. Normalerweise kann es sich eine Band nicht erlauben viele Jahre ohne Album auszukommen. Das Interesse an DNS hat niemals unter unseren Schaffenspausen gelitten. So haben wir den „Luxus“ aus Konzertangeboten auswählen zu dürfen.  Es ist uns wichtig Qualität über Quantität zu setzen. Was das bedeutet, versteht man, wenn man sich das geplante Jahr vor Augen führt. Das erste Konzert in diesem jungen Jahr fand im Februar in Barcelona statt. Im März dann das erste Konzert des Jahres in Deutschland, gefolgt im April von unserer Rückkehr nach England. Im Mai holen wir das Throne Fest in Belgien nach. Juni und Juli wird uns Premieren in Polen, der Slowakei und Slowenien ermöglichen. Zum Jahresende werden dann noch 2-3 Shows in Deutschland folgen. Betrachtet man es genauer, wird man feststellen das wir eine Europatournee machen, nur eben nicht komprimiert auf einen kurzen Zeitraum, sondern übers Jahr verteilt.

Ihr hattet in eurer Vergangenheit Split-Veröffentlichungen mit einigen Bands wie Purgatory etc. Wie kam die Zusammenarbeit zustande? Gibt es Bands mit denen ihr in Zukunft euch eine gemeinsame Veröffentlichung vorstellen könnt?

Sei es als Splitveröffentlichung oder als Gastauftritt, für uns muss ein persönlicher Kontakt bestehen. Es ist eine Allianz, insofern bedarf es einer gegenseitigen Anerkennung. Das war für uns mit Donkelheet, Purgatory, Enthroned und Bethlehem gegeben. Aus gegebenen Anlass wäre es sicherlich interessant, etwas Gemeinsames mit Bethlehem zu erschaffen. Nicht so sehr als strikte Trennung zwischen den Bands, sondern ein Hybrid, der die klar differenzierten Merkmale der jeweiligen Band vereint. Doch, wie so oft, eins nach dem Anderen. Um einen „großen Politiker“ zu zitieren: „Mardom first!“.

Neuer Merch ist auch eingetroffen. Dabei fällt auf, dass ihr euch größtenteils selbst vermarktet bzw. Hauptanlaufstelle ein von euch betriebener Esoterikversand ist. Wie seid ihr auf die Idee gekommen beides miteinander zu vermarkten? Und seid ihr klare Verfechter von „Do it yourself“?

Bis 2009 waren wir zu 100% selbstständig. Sicherlich hätten wir auch weiterhin auf Basis von Lizenzverträgen arbeiten können, doch in diesem Satz steckt bereits der Anlass für ein Umdenken. Arbeit. Ein Künstler sollte sich auf Kunst konzentrieren und nicht auf das Geschäft. An diesem Punkt standen wir vor einigen Jahren. Es ist äußerst zeitintensiv eine aktive Band neben einem Vollzeitjob zu betreiben. Eine aktive Band selbstständig zu betreiben IST ein Vollzeitjob. Darum ging es bei den Plattenverträgen mit War Anthem Records. Aufgaben, die uns von neuem Material abhalten, zu delegieren, bzw. in vertrauenswürdige Hände zu legen, um so wieder Freiräume für uns selbst zu schaffen. Das angesprochene „neue“ Merchandise geht zum Beispiel auf das Label zurück. Vom Kopf her sind wir momentan an „Mardom“ gekettet. Es ist schön zu wissen, dass man mit einem Label einen Zusammenhalt und Unterstützung haben kann. In einem Gespräch haben wir lediglich mal den Wunsch geäußert, gerne Longsleeves zu haben. Trotz dieser Möglichkeiten ist es unser persönliches Anliegen an unseren Wurzeln festzuhalten. Wir haben seit je her unseren eigenen Vertrieb mit absolut fairen Preisen gehabt. Das sich das Inventar etwas verbreitert hat, liegt lediglich daran, dass die Musik einen okkulten Charakter hat. Es sind keine inhaltslosen Worthülsen, sondern es liegen ihnen tiefgründige Gedanken zu Grunde. Warum also nicht dem Suchenden und Wissbegierigen Wege aufzeigen, auf denen er sich fortbringen kann?

Zu dem steht auf der Website von „Flashover Agency“ , dass ihr passende Artikel gerne ankauft.Mich würde es nicht wundern, dass ihr da manchmal auch richtigen Mist oder skurille Dinge angeboten bekommt, oder?

Flashover-Agency und TaurusEsoteric sind derzeit noch zwei getrennte Entitäten, die im Verlauf des Jahres eins werden. Leider sind Kaufangebote von Shopbesuchern rar geworden. Bei diesem Interesse ging es primär darum, die eigene Sammlung zu erweitern, nicht so sehr um einen möglichen Wiederverkauf. Es gibt ein Standardrepertoire, das ohne große Hürden angeschafft werden kann. Alles was darüber hinaus geht, bedarf einem Netzwerk. Ein Buch, dass für einen selbst einen geringen persönlichen Nutzen und Wert hat, kann für jemand anderen die Offenbarung sein. Es dient dem gemeinsamen Nutzen des Fortkommens. „Mist“ und „skurrile Dinge“ sind somit relativ. 

Wisst ihr, dass aktuell eure Demo „The Pest Called Humanity“ bei Discogs (also das Original) für 80 Euro angeboten wird? Wie fühlt sich das für euch an, wenn ein so hoher Betrag dafür geboten wird? Oder gibt es keinen Preis für Musik?

Wie bitte, wer hat uns da unterboten? Ok, mal im Ernst. Egal ob es sich um ein seltenes Gemälde, eine limitierte CD oder ein antikes Buch handelt. Der Verkauf eines solchen ist ein Tauschgeschäft. Entweder verschieben wir Zahlen von einem Bankkonto auf das andere oder wir tauschen Papier gegen den zum Verkauf stehenden Artikel. Es ist kein Zwang, sondern ein Tausch. Derjenige der dem Papier einen höheren Stellenwert gewährt, der wird sich eher an seiner Geldbörse oder seinem Kontostand erfreuen, als an einer Ergänzung seiner Kunstsammlung. Für die Songs von „The Pest Called Humanity“ gibt es Alternativen. „Evoking A Decade“ ist die eine und ansonsten der Onlinemoloch, der alles bereithält. D.h. wer wirklich unbedingt die Erstveröffentlichung als Original haben möchte, ist nicht der ordinäre Musikhörer. Allerdings wollten wir ein Stück weit diesen Preisen mit der Veröffentlichung von „Evoking“ entgegenwirken. Vermutlich ist es mit einer der Gründe warum die auf 500 Einheiten limitierte CD nicht wesentlich teurer angeboten wird.

Ihr habt über die Jahre auch einige Platten wieder veröffentlicht, „Nocturnal March“ zum Beispiel 2014 unter Osmose Productions. Warum kam das nicht auch bei War Anthem Records raus? Und warum macht ihr solche Re-Releases?

Das ist ganz einfach und sachlich zu beantworten. Osmose Productions hat gefragt. Um bei der Wahrheit zu bleiben, hat uns diese Anfrage geehrt. Wir kommen aus der Zeit als Osmose mit zu DEN Black Metal Labels gehört hat.  Das sich „Follow The Calls For Battle“, „Nocturnal March“ und „Hora Nocturna“ nun zu den Veröffentlichungen von diversen weltbekannten skandinavischen Bands einreihen ist grandios. Warum überhaupt solche Wiederveröffentlichungen? Vinyl war schon immer limitiert. Jemand der erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die Band aufmerksam geworden ist, steht vor der Herausforderung älteres ausverkauftes Material aufzutreiben. Wie zuvor angesprochen, wird es vermutlich recht teuer. Neue Auflagen erhalten faire Preise.

Viele Bands nutzen heute statt einer gewöhnlichen Website eher Facebook oder andere Social Media um einen Onlineauftritt zu haben. DNS scheint sich dem nach wie vor zu entziehen, warum habt ihr euch dagegen entschieden?

Schlichtweg weil wir keine Lust und Zeit haben uns damit zu beschäftigen. Du möchtest Informationen zu DNS haben? Bitte schön, besuch die offizielle Webseite dort bekommst Du alles aus erster Hand. Ist es nicht komisch, dass wir uns um keinerlei Plattform außer unserer Slaughtercult.de Webseite kümmern, aber dennoch bei diversen Communities Profile haben? Daran merkt man doch bereits, wie sehr diese Sache riecht. Dieser ganze Onlinekram ist ein übelriechender Haufen von Exkrementen. Wie kann es sein, dass wir auf Konzerten Fans treffen, die sich für den Facebookkontakt bedanken, obwohl wir kein Facebookprofil haben? Die einzige Möglichkeit dem entgegen zu wirken, ist ständig auf allen Plattformen präsent zu sein, jedem Hype hinterher zu hecheln. Kann man Zeit sinnvoller nutzen? Ja. Die Signifikanz, die dem Onlinestatus zugeschrieben wird, ist maßlos übertrieben.

Und wie steht ihr zu Plattformen wie Bandcamp?

Band was? Camp wie?

Als ich einfach mal nach DNS bei Googlebooks geschaut habe, gelangte ich u.a. zu einer Magisterarbeit aus dem Jahre 2009 zum Thema Jugendsubkultur in der DDR mit Schwerpunkt Heavy Metal. Ein nicht gerade beachtlicher Teil ging dabei auch wieder über das überreizte Genderthema „die Rolle der Frau“. In einer Fußnote wird dabei Onielar mit erwähnt, als Beispiel für wenige Frauen im Metal, „die die härtere Spielart des Metal bedienen und aus o. g. Mustern der klassischen Frauenrolle herausfallen.“ Und das ist nur ein Beispiel, im Gegensatz dazu scheint ihr allerdings wenig Wert darauf zu legen, Attribute wie „female fronted“ zu verwenden. Was denkt ihr über das Thema allgemein?

Dieses Thema langweilt. Zum Glück ist es mittlerweile zu einer Randerscheinung verkommen. Wer immer noch der Meinung ist, dass das eine Geschlecht dem Anderen überlegen ist, oder die eine Rasse der Anderen, der ist ein absoluter Narr. Es gibt sicherlich einen Unterschied von Person zu Person. Jeder hat seine individuellen Stärken und Schwächen, doch unterm Strich ist es das, was wir daraus für uns selbst machen. Wir selbst entscheiden, ob wir die Spirale der Selbsterkenntnis höher polen oder ob wir stagnieren. Wenn uns Musik gefällt, dann gefällt sie uns aufgrund ihres Klangs, ihres Inhalts. Gefallen finden wir an dem, in dem wir uns selbst wiederfinden, respektive wiederfinden möchten. Ist es nicht töricht, gar dumm, etwas an dem wir Gefallen gefunden haben, plötzlich fallen zu lassen, nur weil wir eine neue Erkenntnis über die Person dahinter erhalten haben?

Zwei von euch sind gebürtig aus Polen. Schaut ihr da ab und zu auf die Entwicklung der Black- Metal-Szene dort? Wenn ja, was fällt euch vielleicht im Vergleich zu hier auf?

Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Lediglich Onielar hat polnische Wurzeln. Ob nun Deutschland, Polen oder sonst wo, wir verfolgen keine Szene mit besonderer Aufmerksamkeit. Musik ist grenzenlos. Besser gesagt Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie in der Lage ist Grenzen zu verschieben.

Es ist ja so ein Art „offenes Geheimnis“, dass ihr als Band auch zusammenlebt. Mal in die Zukunft geschaut, könnt ihr euch das auch so noch weitere 20 Jahre vorstellen?

Genauso ist es ein offenes Geheimnis, dass dieser Zustand nur einige Jahre überdauert hat. Wir leben allerdings nach wie vor nur wenige Minuten voneinander entfernt. Zu Leben heißt einem stetigen Wandel unterworfen zu sein. Sich dem zu entziehen oder gar dagegen zu arbeiten ist unnatürlich. Daraus resultiert das Neue willkommen zu heißen und die Änderung mit offenen Armen zu begrüßen. Wandel ist ein zweischneidiges Schwert doch letztendlich wird man nur dich ihn Erkenntnis erlangen.

Dann sind wir am Ende und nun ist Platz für irgendwelche finalen Worte. Ich bedanke mir schon mal :)

Nun gut, dann schließen wir mit einem minimalen Auszug aus „Mardom“ ab, der hoffentlich denn ein oder anderen Gedanken anregt:“ Though thine are the mysteries twofold, mine are the hands to willingly smite and mold.“

http://www.slaughtercult.de

Fotos: Darkened Nocturn Slaughtercult

(Artikel aus Eternity #23)