Dark At Dawn dürften einigen Lesern durch ihre letzte Eigenproduktionen ‘Oceans Of Time’ bereits ein Begriff sein. Schließlich steht der sympathische Fünfer seit jeher für eigenständigen, qualitativen Heavy Metal der sich durch ein gehobenes Maß an Innovation aus der Masse der 08/15 Bands ohne eigene Identität heraushebt. Nun konnte die Band endlich einen Deal mit Iron Glory Records ergattern und ballert der geneigten Hörerschar mit ‚Baneful Skies’ ein düsteres Metal Feuerwerk aller erster Güte um die Lauscher, welches sowohl für Power als auch Gothic Metal Fans gleichermaßen interessant sein dürfte. Ich führte ein ausführliches Interview über Past, Present and Future mit Thorsten ‚Buddy’ Kohlrausch (voc), Torsten ‚Sauer’ Sauerbrey (d) und dem neuen Dark At Dawn Gitarrist Florian Schröder.
Ich kann mich noch gut an Eure Mini-CD “Oceans Of Time” aus dem Jahre ‘95 erinnern, welche für mich seinerzeit eine der beste Eigenproduktion überhaupt darstellte. Doch das ist mittlerweile vier Jahre her und in der Zwischenzeit hat man nicht viel von Euch gehört. Zudem gab es Auflösungsgerüchte. Was ist dran an all den Gerüchten und was habt Ihr in der Zwischenzeit tatsächlich getrieben?
Buddy: An den Gerüchten ist nichts dran. Fakt ist, dass wir uns zwischenzeitlich von den Gitarristen getrennt haben und es in der Band als solches ein paar Querelen gegeben hat, die uns daran gehindert haben, wie gewohnt an neuen Songs, Gigs und Veröffentlichungen zu arbeiten. Mittlerweile, das heißt seit eineinhalb Jahren – ist aber alles wieder im Lot, und wir konnten uns endlich daran machen, eine neue CD zu produzieren und ich denke, dass diese uns auch ganz gelungen ist. Durch neue Leute kommen neue Impulse und auch die Haltung zur Band selber ist jetzt viel professioneller und produktiver geworden.
Wie erwähnt, wurde die komplette Gitarrenfront ausgetauscht. Wie kam dieser Wechsel zustande?
Schröder: Nachdem zwischenzeitlich also beide Gitarristen aus der Band ausgestiegen waren, machten sich Buddy und Lowin auf die Suche nach neuen Mitstreitern. Von einem befreundeten Gitarristen bekamen sie Matze empfohlen und später wurde dann auch ich in die Band aufgenommen. ich hatte kurz vor dem eigentlichen Split schon als Gastgitarrist 5 oder 6 Gigs gespielt, so dass ich die Songs bereits kannte, was die gesamte Angelegenheit natürlich ziemlich vereinfacht hat.
Können sich die beiden vielleicht einmal bezüglich ihrer musikalischen Vergangenheit etwas näher vorstellen?
Schröder: Also, meine Band-Vergangenheit ist ziemlich unspektakulär. Ich spiele noch nicht so furchtbar lange Gitarre – erst 5 Jahre – und bin auch erst vor einigen Jahren in die Harzer Gegend gezogen. Deswegen gab es vor Dark At Dawn nur eine erfolglose Band namens Elegie. Matze hat nach eigener Angabe keine erwähnenswerte musikalische Vergangenheit.
Kann man in den beiden neuen Mitstreitern den Grund sehen, dass die neuen Songs vor allem gitarrentechnisch viel melodischer und anspruchsvoller sind, als die Frühwerke?
Schröder: Das könnte zum Teil schon stimmen, obwohl außer ‚Baneful Skies’ eigentlich alle Songs von Buddy und Sauer stammen. Allerdings sind Matze und ich doch eher Anhänger der dudeligen Fraktion der Marke Malmsteen, Symphony X etc., was auf die Vorgänger an der Gitarre nun ganz und gar nicht zutraf. Deswegen sind die Solo-Parts und die eine oder andere Gitarrenmelodie neu gemacht worden. Das hat zwar hin und wieder etwas Überzeugungsarbeit von Seiten der Gitarristen gefordert, aber so sind nun alle ganz zufrieden; den Puristen ist es nicht zu crazy geworden und die Frickler sind hier und da auch zu ihrem Recht gekommen.
Buddy: Aber natürlich haben auch Sauer und ich uns sowohl beim Songwriting generell als auch an der Gitarre weiterentwickeln können. Aber es ist schon so, dass Matze und Schröder unsere Ideen auch ganz anders umsetzen können als ihre Vorgänger, denn sie sind um ein vielfaches engagierter und haben einfach mehr Biss.
Ist es nicht eher ungewöhnlich, dass bei Dark At Dawn gerade Sänger und Drummer als Hauptsongwriter agieren? Wie geht der Songwritingprozess bei Euch vonstatten?
Schröder: Normalerweise ist es bei uns so, dass einer ein selbstaufgenommenes Lied mitbringt. Das hören wir uns gemeinsam an und entscheiden dann, ob es allen gefällt. Wenn dem so ist, werden meistens nur noch Kleinigkeiten geändert. Neuerdings passiert es auch öfter mal, dass sich zwei oder drei Leute zusammen in den Proberaum setzen und gemeinsam von Anfang an komponieren oder einzelne Songteile, die jeder für sich geschrieben hat, kombinieren. Das bisher Buddy und Sauer die Hauptsongwriter waren, lag einfach daran, dass sie sich am intensivsten von den einzelnen Mitgliedern engagiert haben. Mit dem aktuellen Line-Up ändert sich das allerdings.
‚Baneful Skies’ erscheint ja nun über Iron Glory Records. Wie kam dieser Kontakt zustande? Seid Ihr bisher zufrieden mit der Arbeit des Labels?
Buddy: Der eigentliche Kontakt kam über ein befreundeten Fanzine-Schreiber, der uns bei Iron Glory vorstellte. Daraufhin setzte sich der Jens mit uns in Verbindung und uns wurde ein Angebot gemacht. Nachdem alle Unklarheiten beseitigt worden waren haben wir unterschrieben, denn Iron Glory war das einzige Label, mit dem schon die ersten Kontakte völlig reibungslos verlaufen waren und von denen wir das Gefühl hatten, dass sie uns, im Gegensatz zu den Angeboten und Interessensbekundungen von anderen Labels, auch wirklich auf jeden Fall haben wollten.
Mit ihrer bisherigen Arbeit sind wir sehr zufrieden, denn wir haben fast täglich Kontakt, und ihre Aktivitäten sind uns gegenüber auch sehr transparent. Das ist, finde ich, einer der wichtigsten Punkte einer Zusammenarbeit, und kommt weit vor Werbeetat und Produktionskostenvorschuss. Man möchte ja schließlich ganz gern wissen, was so mit einem angestellt wird.
Hättet Ihr Euch auch vorstellen können, wieder mit einer Eigenproduktion aufzuwarten? Meines Wissens habt Ihr die Scheibe ja selber vorproduziert.
Buddy: Wir wollten unbedingt ein Label und einen vernünftigen Vertrieb finden. Darauf haben wir die ganze Zeit hingearbeitet. Eine Eigenproduktion bringt dich niemals so weit wie eine Labelveröffentlichung. Deswegen mag ich nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn wir mit dieser Produktion kein entsprechendes Label gefunden hätten.
Mal angenommen, Ihr hättet lediglich die Auswahl zwischen einem wirklich renommierten Label mit weltweitem Vertriebsnetz und einer Menge Kohle, jedoch mit der Bedingung, dass Ihr Euren Stil fortan an die kommerziellen Verhältnisse (sprich traditionellen Heavy Metal der Marke Hammerfall) anzupassen habt und einer erneuten Eigenproduktion. Wie würdet Ihr Euch entscheiden?
Schröder: Ein bisschen theoretisch ist Deine Frage ja schon… Als echter Metaller wird jetzt natürlich erwartet, dass man alle Käuflichkeitsverdächtigungen weit von sich weist. Deshalb tue ich das hiermit, ha ha. Allerdings wenn Herr Sony himself mit einem Koffer voller Dollars in den Proberaum gekommen wäre…
Sauer: …würde ich es persönlich auch nicht nehmen, zumal ich auch nur die Songs veröffentlichen würde, hinter denen ich auch hundertprozentig stehe.
Lasst uns doch gleich einmal etwas näher auf das neue Album ‚Baneful Skies’ zu sprechen kommen. Könnt Ihr den Entstehungsprozess einmal etwas näher aufzeichnen? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der gesamte Prozess einige Zeit verschlungen hat.
Buddy: Das ist durchaus wahr. Aber so richtig haben wir erst begonnen, als das neue Line-Up ungefähr ein halbes Jahr lang stand, also ca. Mitte ‘98, um zu sehen, ob das überhaupt machbar sein würde. Es gab da dann noch so ein paar Querelen außerhalb der Band, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen möchte. Irgendwann Ende des Jahres buchten wir dann das Studio, und von da ab bis zum März haben wir wirklich reingehauen, um alles so gut wie möglich zu machen. Die Songs standen zwar schon alle, aber wir haben doch noch ziemlich daran herumgefeilt, was dann in unserem 5-6 wöchigen Studioaufenthalt gegipfelt hat.
Zu finden sind auf ‚Baneful Skies’ in Form von ‚The Voice Of The Gods’, ‚Empty’, ‚Legends’ und ‚Dragon Tears’ auch vier Neuaufnahmen von alten Songs. Wo seht Ihr den Sinn darin? Abgesehen davon dass mir die ursprünglichen Versionen (bis auf ‚Dragon Tears’ – dazu gleich mehr) jeweils noch einen Tick besser gefallen (da rauer), hätte ich mich durchaus noch über ein paar neue Songs gefreut.
Buddy: Für die meisten Leute, die unsere Platte hören werden, sind diese Songs ja auch neu, da man ja auf dem Wege des Eigenvertriebs nur eine sehr begrenzte Anzahl von Leuten erreichen kann. Da wir aber wollten, dass diese Songs auch allen Leuten zugänglich gemacht werden würden, haben wir sie nochmals aufgenommen, um auch ein gleiches Level der Produktion zu erreichen. Wir werden auch die beiden anderen Songs der ‚Oceans Of Time’ noch einmal produzieren und auf unsere nächste Platte packen, da ‚Oceans Of Time’ völlig ausverkauft ist und es keine weitere Auflage geben wird. Und speziell da wir diese Songs immer noch für sehr gut halten und auch live spielen, möchten wir auch die Studioversion niemandem vorenthalten. Wir werden an diesen Songs schätzungsweise aber mehr verändern, als an den jetzigen neuproduzierten Songs. Es bleibt schließlich jedem selbst überlassen, welche Version er bevorzugt. Wir finden zumindest, dass den Käufern die diese Songs auch gern kennen würden gegenüber, diese Variante fairer ist, als dass sie auf irgendwelchen Plattenbörsen oder auch im Internet (worauf wir übrigens keinen Einfluss haben) zu horrenden Preisen angeboten werden. Beispielsweise kostet ‚Oceans Of Time’ als IMPORT bei einem Internetanbieter 35$ (!!! .. müssen irgendwelche Restbestände sein). Bitte nicht kaufen!
Aber wäre es nicht der effektivere Weg gewesen die EP einfach über Iron Glory noch mal zu veröffentlichen? Immerhin werden die Songs durch eine Neuaufnahme doch gewissermaßen aus einem „konzeptionellen„ Zusammenhang (im übertragenen Sinn) gerissen?
Buddy: Als wir die drei betreffenden Songs neu produzierten, standen wir ja noch gar nicht in Kontakt mit Iron Glory, so dass wir nicht wissen konnten, ob unser zukünftiges Label überhaupt einem Re-Release zustimmen würde. Aber ganz abgesehen davon ist „Oceans Of Time„ kein Konzeptalbum, sondern jeder Song steht für sich. Und egal, ob es nun eine CD ist oder nicht; im Prinzip ist jede normale Eigenproduktion auch ein Demo. Speziell zu der Zeit, als diese CD entstand, konnten wir uns weder ein professionelles Studio, noch ein professionelles Mastering leisten. Das merkt man am Sound, und an den Sponsoren im Booklet. Wir wollen zum jetzigen Zeitpunkt nur noch Dinge veröffentlichen, die vom Sound und dem ganzen anderen Drumherum dem aktuellen Qualitätsstandard entsprechen. Auch wenn einige Leute auf Nostalgie stehen.
Nun, wenn Ihr in der Hinsicht so konsequent seid, würde ich mich über eine erneute Vertonung von ‚In Fire’s Light’ meinem persönlichen Favoriten auf eurem Demo ‚As Daylight Fades…’ wirklich freuen. Gibt es diesbezüglich Chancen?
Sauer: Da müssen wir Dich wohl leider enttäuschen. Pläne für eine Neuauflage gibt es nicht, da der Song doch im Vergleich eher zu unseren schlechteren zählt, und wir alle davon nicht mehr so begeistert sind. Sorry!
‚Legends’ kommt sogar schon zu seiner zweiten Neuvertonung, da es auf jeder Eurer letzten drei Veröffentlichungen zu finden ist. Etwa Euer heimlicher Hit, wenn man so will? Oder bekommt Ihr nie genug von dem Song?
Buddy: Wenn wir ganz ehrlich sein wollen, ist es sogar die dritte, denn auf unserem aller ersten Tape ‚The Awakening’ gibt’s den Song schon mal. Warum das so ist, habe ich vorhin ja schon gesagt. In der Tat ist aber ‚Legends’ zumindest unsere Live-Hymne, bei der auch jeder, nachdem er einmal den Refrain gehört hat, mitgrölen kann. Aber es wird definitiv keine weitere Neuauflage mehr geben!
‚Dragon Tears’ vom ersten Demo ‚As Daylight Fades’ wurde anlässlich des neuen Albums in eine bombastische Klassikversion umgearbeitet, welche Erinnerungen an Blind Guardian erweckt. Gefällt mir im übrigen wirklich besser als das Original. Allerdings ist der Song nur in einer gekürzten Version zu hören und im Booklet wird mit to be continued… Hoffnung auf mehr gemacht. Ist es in Planung den Rest des ursprünglichen Songs noch in irgendeiner Form zu verbraten?
Buddy: Die Idee war schon in der Phase des Songwritings von ein paar Jahren vorhanden, doch leider fehlte damals die Möglichkeit, das auch wirklich umzusetzen. Nun haben wir es geschafft und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Die orchestralen Arrangements wurden von unserem Produzenten Oliver Philipps eingespielt, der speziell am Keyboard ein unheimliches Tier ist und gerade im orchestralen Bereich sehr gute Ideen hat. Das Orchester ist im übrigen komplett mit Keyboards eingespielt; bis auf das Cello-Solo, das ist ein Original Instrument. Die Samples sind aber allesamt sehr gut, und uns wurde schon des öfteren bescheinigt, dass es sich wirklich wie ein echtes Orchester anhört. Ein wirkliches Orchester und speziell das dazugehörige Arrangement wäre aber für eine selbstfinanzierte CD unbezahlbar gewesen. ‚Dragon Tears’ ist eben ein sehr besonderer Song, da er mehrere Teile hat und wir hoffen, es auf der nächsten Platte zu schaffen, die anderen Teile ebenso gelungen zu transportieren und zu instrumentieren wie den Teil, der auf ‚Baneful Skies’ zu hören ist.
Einige Stellen auf ‚Baneful Skies’ werden durch weiblichen Gesang ergänzt. Könnt Ihr etwas näher über die werte Dame – Judith Stüber – erzählen? Mal abgesehen davon, dass ich den Frauengesang bei Euch wirklich passend und gelungen finde, taten sich in letzter Zeit vor allem zweitklassige Gothic Metal Bands mit dem Wechsel von Frauengesang und eher rauhen männlichen Vocals hervor. Keine Angst gehabt, dass Ihr damit genau die gängigen Klischees bedient?
Buddy: Judith haben wir durch unsere Produzenten kennen gelernt. Sie wohnt ganz in der Nähe des Studios und war auch sofort bereit, uns mit ihrer wunderschönen Stimme zu unterstützen. In näherer Zeit wird es allerdings aus Zeitgründen keine weitere Zusammenarbeit geben. Live wäre es natürlich schön, die Songs der CD auch genauso umsetzen zu können. Deswegen sind wir auch auf der Suche nach einer weiblichen Mitstreiterin, deren Stimme im Idealfall der von Judith etwas ähnlich sein sollte. Interessentinnen können sich gerne bei uns melden und dann könnten wir ja sehen, ob die Chemie für eine Zusammenarbeit stimmt. Vor den angesprochenen Klischees hatten wir keine Angst, denn bei uns ist die weibliche Stimme schon mal von Charakter völlig anders als bei anderen Bands. Wir haben keinen Operngesang gepaart mit Grunzvocals, wie wirklich jede zweite Gothic-Band, sondern Judiths Stimme ist sehr warm und kräftig, und hat vielleicht sogar einen leichten Blues-Touch. So etwas gab es jedenfalls bisher kaum, speziell im Power-Metal-Sektor, in den wir ja auch oft gesteckt werden; und wir haben ja auch nur in einigen Songs female vocals und nicht durchgängig, was wir eigentlich auch so beibehalten wollen.
Mein persönlicher Höhepunkt auf der Scheibe ist übrigens die ChrisDeBurgh Coverversion ‚Don’t pay the ferryman’. Sorry, dass es gerade ein Song ist, der nicht von Euch geschrieben wurde, aber dafür ein noch dickeres Kompliment bezüglich der Umsetzung. Seid Ihr ernsthaft Fans von ChrisDeBurgh oder ging es primär darum nicht wie jede zweite Metal Band im Moment Slayer, Bathory oder Venom zu covern, sondern mit etwas Originellerem aufzuwarten?
Buddy: Der ‚Ferryman…’ ist echt ein Knaller geworden. Das wird uns immer wieder bescheinigt, sogar vom Meister himself. Er gehört ohne Zweifel zu den Höhepunkten des Albums, und es stört uns nicht im geringsten, dass der Song nicht von uns stammt. Viele Bands sind ja überhaupt erst durch Coverversionen bekannt geworden. Wir hoffen natürlich, dass das bei uns etwas anders sein wird, denn wir haben ja noch mehr gute Songs, die auch von uns stammen. Aber so eine kleine Spritze aus dem Weltstarlager kann ja zumindest nicht schaden. Ich persönlich finde Chris de Burgh grandios, speziell seine früheren Werke, und ich würde mich schon als Fan bezeichnen. Vor kurzem war ich auf einem Konzert von ihm mit einem Sinfonieorchester… es war Wahnsinn. Und als der ‚Ferryman’ kam, sprangen die Leute von ihren Sitzplätzen auf, stürmten vor die Bühne und bangten kräftig drauf los. Ist halt schon irgendwie metallisch, der Song. Das man mit solch einer Coverversion aus dem momentanen Wust heraussticht ist nur ein Nebenaspekt, aber es ist doch irgendwie geil, dass selbst Leute, die mit Metal sonst gar nichts am Hut haben, auf diesen Song stehen, weil er sie beispielsweise an ihre Jugend erinnert. Und vielleicht kann man ja auch dadurch einige zum Metal bekehren.
Sauer: Eigentlich waren wir uns gar nicht so sicher, ob wir den ‚Ferryman’ mit auf das Album packen sollten, da er doch mehr der Abgeh-Rocker ist, was nicht unbedingt zum Rest des Albums passt. Aber da er letztendlich so geil geworden ist, haben wir uns doch dazu entschlossen.
Und diese Entscheidung wird man wohl bis heute nicht bereut haben. Stimmungsvolles Cover übrigens auch. Eine verschneite Landschaft in der Dämmerung. Stammt das Bild aus Eurer Heimat, dem Harz? Rätsel gab mir zudem der ‚Mini-Flug-Drache’ auf dem linken Felsen auf. Wie hat sich denn der ins Bild geschlichen?
Sauer: Nun ja, die Geschichte mit dem Drachen ist etwas unglücklich gelaufen. Obwohl die Musik von ‚Baneful Skies’ schon länger unter Dach und Fach war, haben wir uns um das Cover und Booklet erst sehr spät gekümmert. Ein Kumpel von uns hat dann das Cover für uns entworfen, und leider hatte er nur noch so wenig Zeit, da das Material dringend zur Druckerei und zum Presswerk musste, dass er nur einen Coverentwurf machen konnte. Da er ohne den Drachen dem Bild keinen Sinn abgewinnen konnte und es deswegen auch ohne Drachen nicht so toll gefunden hätte, haben wir ihn schließlich ein bisschen verkleinert, was beide Parteien halbwegs glücklich machte. So wird man wenigstens nicht gleich in die Fantasy-Kitsch-Ecke geschoben, mit der wir nichts am Hut haben.
Buddy: Das Bild stammt leider nicht aus dem Harz, sondern wurde von unserem Kumpel am Computer erstellt.
Dark At Dawn lassen sich zwar grob gesehen dem traditionellen Metal Bereich zuordnen, jedoch ist die Musik ungemein eigenständig und stellenweise auch sehr düster, so dass diese selbst für Gothic Anhänger interessant sein dürfte. Keine x-te Hammerfall, Stratovarius oder Helloween Kopie also. Seht Ihr Euch selbst eigentlich als Power Metal Band, wenn man jene Genannten als typische Aushängeschilder dieser Musik anführen würde?
Sauer: Mit Hammerfall, Stratovarius und Helloween würde ich unsere Musik eigentlich nicht vergleichen. Das einzige, was wir mit den Kapellen gemeinsam haben, ist vielleicht das gehobene Maß an Melodie, welches jedoch nicht so albern wie Helloween, schlicht wie Hammerfall oder komplex und abgedreht wie Stratovarius ist. Für meine Begriffe ist der Ausdruck Power Metal für die Art von Musik, die wir machen, zu einschränkend und limitiert. Andererseits fällt es mir auch schwer, unsere Musik mit Worten zu beschreiben, da ich keine andere Band, die sich auch nur annähernd so anhört wie wir, kenne.
Buddy: Man muss unsere Musik halt hören und dann entscheiden, ob es einem gefällt oder nicht, und man kann nicht von vornherein sagen: ‚Was, die klingen wie Band XY, dann brauch ich’s mir gar nicht erst anzuhören.’ Für Gothic-Fans würde ich allerdings andere Anspieltipps geben, nämlich z.B. ‚Empty’, ‚Silva Mea’ oder ‚Thorn Of A Rose’, als für Power-Metal-Fans, denen ich erst einmal ‚Within The Light’, ‚Baneful Skies’ oder ‚The Voice Of The Gods’ ans Herz legen würde.
Wo wir doch gerade beim Thema sind. Was steht Ihr selbst zum Ausverkauf der mit dem traditionellen Metal Bereich im Moment betrieben wird? Qualität oder Individualität scheint ja gar nicht mehr gefragt zu sein…
Buddy: Ja, das ist sehr traurig. Ich finde die Qualität ist teilweise schon vorhanden; es gibt da viele unglaublich gute Musiker. Allerdings haben viele Sachen meiner Meinung nach gar keine Seele mehr. Ich finde schlimm, dass diese Politik, die ja bei den Labels angefangen hat, nämlich das sie keine Risiken mehr eingehen möchten und alles, was nicht in momentane Trends passt ignorieren, mittlerweile auch auf manche Szeneorgane, sprich Presse, übergegriffen hat.
Ein ganz gutes Beispiel dafür ist da unsere Labelsuche. Vor vier Jahren (Crossover-Sellout) haben die Labels gesagt, das unsere Musik sowieso niemanden interessieren würde, weil sie zu ‚altbacken’ ist. In diesem Jahr sagten uns die gleichen Leute, dass wir nicht so klingen würden, wie Deine vorhin genannten Vergleichsbands, speziell vom Gesang her, und wir deswegen momentan auf dem Markt keine Chance hätten. Da lobe ich mir so ein Label wie das unsrige, welches gesagt hat, dass sie es gerade geil finden, dass wir nicht so klingen wie alle anderen, es aber trotzdem sehr vielen Leuten gefällt. Magazine reagieren jetzt aber leider schon teilweise damit, dass sie es uns ankreiden, nicht auf der Trendwelle ‚True Metal’ mitzuschwimmen. Vor einigen Jahren dachte ich einmal, wir würden True Metal machen, aber wenn das darauf reduziert ist, so klingen zu müssen wie Hammerfall, muss ich meine Meinung absolut revidieren. Vielleicht kreieren wir ja einen neuen Begriff: Real Metal oder Accurate Metal.
Würden wohl aber leider nur die wenigsten verstehen. Dennoch – ‘Heavy Metal’ – eure subjektive Definition?
Buddy: Heavy Metal, der; Lebenseinstellung, welche durch den Genuss von Stromgitarrenmusik, Bier, Atmosphäre und natürlicher Geilheit geprägt wird.
Wie steht es denn um Eure privaten Musikgeschmäcker? Durch welche Bands lasst Ihr Euch in musikalischer Hinsicht beeinflussen?
Sauer: Das kommt ganz auf die Stimmung an. Die Bandbreite geht von Düstermucke wie Deine Lakaien oder Qntal über die normale Metalschiene (Maiden, Manowar, Blind Guardian) bis hin zu Death, In Flames oder Entombed. Hauptsache, es hat coole Melodien. Im Moment bin ich gerade auf dem absoluten Anathema Trip.
Buddy: Och, das ist immer so eine leidige Angelegenheit… sagen wir mal so, zu Hause haben wir CDs von Paradise Lost, Iron Maiden, Tori Amos, Metallica, Manowar, Skyclad, Blind Guardian, Filmsoundtracks, Rammstein, Deine Lakaien, Dead Can Dance, Moonspell, Type O Negative, Lionel Richie, In Flames, Theatre Of Tragedy, Klassik, W.A.S.P. und noch ein paar hundert andere… alle zusammengeschmissen ergeben sie Dark At Dawn, hahaha.
Wenn es im CD-Booklet eine Spalte zum Thema, ‚In welcher Stimmung/Situation/Zeit/
Ort soll der Fan die CD hören’ gäbe, was würdet Ihr ihm/ihr im speziellen Fall von ‚Baneful Skies’ raten?
Sauer: Da es auf der CD meiner Meinung nach viele unterschiedliche Emotionen und Stimmungen gibt, lässt sich das nicht generell sagen. Da sind zum einen Stücke, die man sich Luftgitarre spielend, kopfwackelnd und von lautem Grölen begleitet auf Parties mit voller Lautstärke anhören sollte, zum anderen aber auch solche, die man sich an einem verregneten Herbstabend in einem mit Kerzen erhellten Zimmer und einem Gläschen Wein vor sich hin sinnierend zu Gemüte führen kann.
Könnt ihr denn auf eine große Fangemeinde blicken? Bekommt ihr regelmäßig Reaktionen auf Eure Veröffentlichungen?
Buddy: Naja, da wir die ‚Oceans Of Time’ ca. 1200 Mal verkauft haben, gibt es schon einige Leute, die uns kennen. Wir erhoffen uns jedoch von der neuen CD, mit ihrem professionellen Vertrieb noch viel mehr Leute erreichen zu können. Wenn wir beispielsweise bei uns hier im Harz spielen, kann es schon vorkommen, dass zwischen 500 und 800 Leute kommen, das ist natürlich geil. Wir bekommen auch öfter Post von Leuten, die sich irgendwas von uns zugelegt haben und uns ihre Meinung darüber schreiben. Das ist immer sehr aufbauend.
Lasst uns doch einmal etwas näher auf die Texte zu sprechen kommen. Bereits bei den beiden Vorgängern fiel mir der mystische Aspekt auf. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Du Buddy, dich auch mit altertümlicher Mythologie beschäftigst?
Buddy: Ich würde mal sagen, dass ich die ganze Thematik schon ziemlich interessant finde. Allerdings halte ich mich nicht für einen Experten auf diesem Gebiet. Die Texte, oder vielmehr DER Text, der sich mit der nordischen Mythologie beschäftigt, nämlich ‚The Voice Of The Gods’ ist ja auch schon ziemlich alt, und es war einer der ersten Texte, die ich geschrieben habe. Mittlerweile finde ich es interessanter, persön-liche Texte zu machen, die von Gefühlen erzählen und aufgrund dessen auch in der Lage sind, beim Zuhörer Gefühle hervorzurufen. Einen Song nur auf einen mythologischen Hintergrund aufzubauen, kommt für mich eigentlich nicht mehr in Frage.
Ich würde immer probieren, persönliche Meinungen und Gefühle in den Text zu integrieren. Auch wenn sie nicht immer für jeden Zuhörer gleich ersichtlich sein müssen. Beispielsweise halte ich ‚Silva Mea’, ‚Across The Oceans Of Time’ (von der Mini-CD) und ‚Whithin The Light’ für meine besten Texte, denn dahinter stehen sehr große Gefühle meinerseits.
Gibt es denn Literaten oder Dichter etc. die Dich in irgendeiner Weise beeinflusst haben?
Buddy: E.A. Poe finde ich sehr gut. Ich mag die Atmosphäre, die speziell in seinen Gedichten erzeugt wird. Ich finde aber generell die Klassiker unter den Gedichten am besten. ‚Die Bürgschaft’, ‚Der Erl-könig’, ‚Der Taucher’ und so weiter sind einfach gran-dios; naja, jedenfalls wenn man sie nicht unter Zwang auswendig lernen muß…
Bereits für den oberflächlichen Betrachter – der ich ja zweifelsohne bin – lassen sich in den Texten Handlungen/Geschichten in der freien Natur ausmachen. Seid ihr in irgendeiner Weise von der Natur beeinflusst? Ihr habt ja beispielsweise den Harz direkt vor der Nase, wenn ich mich nicht irre…
Buddy: Das ist richtig. Die Natur kann wirklich Denk-anstöße geben, speziell hier im Harz. Zumindest, wenn man nicht gerade zu den Haupttouristenzeiten unterwegs ist. Das ist natürlich teilweise sehr inspirierend. Aber es ist nicht so, dass wir jetzt speziell aus Freilufttexten bestehen würden.
Sauer: Trotz alledem ist es immer wieder ein un-glaubliches Gefühl, einfach durch einen Wald zu gehen, am Meer zu stehen oder von einem hohen Berg auf die Landschaft hinunterzusehen, was mich häufig dazu bewegt, meine Gedanken und Emotionen, meist unzureichend, als Gedicht niederzuschreiben.
Durch ihre großzügige Glorifizierungen der Natur fallen ja vor allem Musiker der skandinavischen Schwarzmetal-Zunft ganz gerne auf. Was ist Eure Meinung dazu – sind die nordischen Länder so viel schöner oder kann man auch über den Schwarzwald (wie passend), den Harz oder das Fichtelgebirge gut und gerne ein paar naturnahe Texte schreiben ohne dabei gleich kitschig zu wirken?
Sauer: Letztendlich kommt es ja nur darauf an, wie man inspiriert wird. Das kann durch einen Tannebaum im Schwarzwald, im heimischen Wohnzimmer zu Weihnachten oder in Norwegen an einem wunders-chönen See sein. Entscheidend ist doch nur, dass man dem Hörer etwas bieten kann, mit dem er sich identifizieren kann oder das ihn anspricht. Und ich glaube das kriegen wir hin, ohne dabei kitschig zu wirken.
Buddy: Außerdem ist dieser Norwegen-Mythos auch zum großen Teil nur Legende. Ich war da vor zwei Jahren mal im Urlaub und habe abgelegene, verlassene Stellen gesucht. Und das nahezu vergeblich, denn fast alle 200 Meter steht irgendeine Butze im Wald, in der gerade irgendwelche Angler, Jäger oder sonstige Leute hausen. Die Naturschutzgebiete und Nationalparks mö-gen da anders sein, aber da kommt man ja als normal Sterblicher nicht rein. Zumindest in der Gegend südlich von Trondheim, in der wir unterwegs waren, ist es nicht viel einsamer als im Harz, im Schwarz(!!!)wald, oder in den Alpen… Ich finde jedenfalls, dass es in Deutschland auch schöne Fleckchen Erde gibt, in denen man Atmosphäre genießen kann.
Teilweise lassen sich in den Texten aber auch Fantasy-Elemente ausmachen. Was inspiriert euch denn über Drachen, wie in ‚The Throne Of Tenebra’ oder ‚Dragon Tears’ zu schreiben?
Buddy: Der Drache ist speziell in diesen Texten ein Symbol. Er symbolisiert etwas, das einst mächtig und stark war, nun aber alt und schwach ist und sich an jeden Strohhalm klammert, um noch einmal dieses Gefühl der Stärke, und auch des ‚zu etwas Nutze sein’ zu haben. Bei ‚Dragon Tears’ ist es der Wunsch, noch ein einziges Mal das Gefühl des Fliegens erleben zu dürfen, bevor dieser Drache sterben wird. Das ist alles, was ihn beseelt und alles wofür er gelebt hat. Es ist die Bitte nach einer zweiten Chance, die ja, glaube ich, fast jeder verdient hat. Bei ‚Throne…’ geht es um einen einst mächtigen König, der seine ganze Hoffnung und seinen ganzen Glauben in eine Sache setzt, nämlich in seinen Sohn, von dem er möchte, das zu schaffen, was er selbst in seinem Leben nicht geschafft hat, und zwar, nicht die Fehler zu begehen, die er begangen und dadurch alles verloren hat.
Buddy du hattest bereits den Song ‚Silva Mea’ angesprochen. Ich finde der Text mutet sehr mystisch und geheimnisvoll an. Zumindest fällt es mir als Außenstehendem schwer die Handlung nachzuvollziehen. Kannst du diesbezüglich etwas näheres verraten?
Buddy: Wie gesagt, halte ich diesen für einen meiner gelungensten Texte. In dieser Geschichte verirrt sich ein Mensch in einem großen, unerforschten Wald. Die Neugier hatte ihn dazu gebracht, Spuren von Tieren zu folgen, die seiner Meinung nach schon längst ausgestorben sind, deren Fährten er aber in diesem Wald entdeckt hatte. Er geht nun immer weiter diesen Spuren nach, bis sich der Wald plötzlich lichtet, und er seinen Augen nicht traut. Vor sich sieht er eine Welt voller Tiere und Pflanzen, die eigentlich schon ausgerottet worden sind und nur in diesem Wald eine Zuflucht gefunden haben. Er ist völlig überwältigt von dieser Ursprünglichkeit, von der Herrlichkeit ungestört und wild pulsierenden Lebens. Er ist gefangen von einer unglaublichen Wärme, die diesen Ort umgibt; einer Kraft, einer Magie, die ihn mit unendlicher Weisheit und Zufriedenheit erfüllt. Und er beschließt für sich, niemandem etwas von diesem Ort zu erzählen, damit der Frieden dort niemals von Menschen gestört werden kann. Und er nennt diesen Wald meinen Wald – ‚Silva Mea’.
Lass uns doch an dieser Stelle noch einmal in die Vergangenheit zurück gehen. Kannst Du die Zeit der Bandgründung noch einmal etwas näher skizzieren? Was für Erinnerungen hast du an diese Zeit?
Buddy: Ja, das war so Ende ‘92 / Anfang ‘93. Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern, als Peter – einer der damaligen Gitarristen – mich in der Schule angesprochen hat, ob ich nicht Lust hätte, mal zu einer Probe zu kommen, weil sie noch einen Sänger bräuchten. Im Prinzip hatte ich aber eigentlich schon schlechte Karten, da Peter den anderen bereits gesagt hatte, dass ich mich wie Phil Collins anhören würde. Das rührte daher, dass Peter meine Stimme aus unserer damaligen Schulklassenband kannte. Aber als ich dann erste Songs von Slayer und Metallica bei dieser Probe gesungen hatte, relativierte sich dieser Vergleich doch recht schnell. Irgendwie war es ja auch das, wovon ich schon ziemlich lange geträumt hatte; in einer Band zu singen. Das es allerdings solche lebensverändernden Ausmaße annehmen würde, habe ich damals sicher noch nicht gedacht.
Euer meines Wissens nach erstes Demo ‚As Daylight Fades’, korriegiere mich, wenn ich falsch liege…
Buddy: 2. Demo!
Gut, erwischt! Ich kenne Euch wirklich erst seit dem 2. Demo. Vielleicht könntest Du dann noch ein paar Worte über Euer Debüt verlieren? Immerhin dürfte es den wenigsten Leuten ein Begriff sein.
Buddy: Also, wir nahmen es ‘93 mit einem Acht-spurrecorder auf. Es enthielt 5 Songs von denen 2 ‚Legends’ waren (ich lach mich kaputt…). Dann gab es da noch Songs namens ‚Illusions’, ‚Perish For Beauty’ und ‚The Awakening’, nach welchem wir dieses Demo dann auch benannten. Es hatte eine Auflage von ca. 100 Stück, die wir alle selber überspielt haben; das war `ne Heidenarbeit, kann ich Dir sagen.
Das zweite Demo „As Daylight Fades…“ habt Ihr dann ‘94 aufgenommen. Stilistisch habt Ihr euch seitdem ja musikalisch nicht gewandelt und qualitativ ist dieses Demo auch aller Ehren wert. Man könnte davon ausgehen, dass Ihr mit den Tape nach wie vor sehr zufrieden seid…
Buddy: „Dieses Demo hat uns auf jeden Fall geholfen, im Underground schon mal einen kleinen Namen zu bekommen. Damit wurden uns erste überregionale Auftritte, wie damals auch in Wacken, ermöglicht. Für die Aufnahmen waren wir ja auch das erste Mal in einem wirklichen Studio, wenn es auch recht klein war. Es war also ein bisschen das Demo der ersten Male. Von den Songs und überhaupt der künstlerischen und produktionstechnischen Seite her, war dies ein gutes Demo einer jungen Band. Einige Songs spielen wir auch heute noch live und drei davon haben es ja auch auf ‚Baneful Skies’ geschafft. ‚The Voice Of The Gods’ und ‚Legends’ sind eben so etwas wie unsere Hymnen, und ‚Dragon Tears’ ist auch ein sehr besonderer Song.
Euer bis vor kurzem letztes Lebenszeichen ‚Oceans Of Time’ stammt aus dem Jahr 1995 und offenbarte einen neuen Gitarristen, da Christian Wille meines Wissens nach gegangen wurde (heuerte später ja für kurze Zeit bei Betrayer an) und in Form von ‚Across The Oceans Of Time’ einen reinrassigen Doom-Metal-Track. Laut Info wurde die Scheibe bis heute 1200 Mal verkauft. Was für Erinnerungen hast Du selbst an das 5-Track Werk?
Buddy: „‚Oceans Of Time’ war ein riesiger Schritt für uns und ‘95, als sie entstand, war es auch noch etwas sehr besonderes, eine CD anstatt eines Tapes als Demo zu haben. Mit dieser Scheibe wurden dann einige Erwartungen, wie zum Beispiel die Pressereaktionen und die Verkaufszahlen übererfüllt, andere hingegen, nämlich das Finden eines vernünftigen Labelpartners, auch wieder enttäuscht. Damals wollte halt keins der Labels richtigen Metal haben, da war alles noch auf Crossover fixiert. Der W. Mühlmann vom Rock Hard wurde den-noch auf uns aufmerksam, schrieb ein schönes Review und machte ein Interview für das Rock Hard mit uns, bei dem genau diese Problematiken angesprochen wurden; nämlich dass einer Band trotz positivster Reak-tionen kein Deal angeboten wird, wenn sie zu einer bestimmten Zeit die falsche Musik macht. ‘96 kamen dann Hammerfall mit Ihrem Retrosound und gruben die gesamte Szene um. Damals waren Nuclear Blast halt auch noch etwas mutiger.
Gibt es denn irgendwelche berichtenswerte Anekdoten aus all den Jahren seit Eurem Bestehen, die man unseren Lesern nicht vorenthalten sollte?
Buddy: Da sammelt sich natürlich im Laufe der Jahre so einiges an; zuviel um im Einzelnen darauf einzugehen. Einer der lustigsten Momente war, als wir nach einem Gig in Plauen, im übrigen schon in unserer aktuellen Besetzung, zu unserer Übernachtungsstätte fuhren, welche sich glaube ich im vierten Stock eines Wohnhauses befand. Sauer und ich waren schon mal zu Fuß über die Treppen nach oben gegangen, die Gitarren- und Bass-Front zog es jedoch vor, den Aufzug zu nehmen, der dann natürlich auch prompt zwischen zwei Stockwerken stecken blieb. Das alleine wäre ja noch nicht so schlimm gewesen. Allerdings kamen da noch ein paar verschlimmernde Aspekte dazu: es war vier Uhr nachts, der Aufzug war so eng, dass die drei wie die Heringe in der Büchse aneinandergequetscht dastanden und Matze war derartig voll, dass er sowieso schon andauernd im Stehen eingeschlafen ist. Der Notruf der Aufzugsfirma war natürlich nicht besetzt und die drei bekamen dann langsam doch etwas Panik, während Sauer und ich uns mit einem Bierchen in der Hand vor Lachen kaum noch halten konnten. Naja, irgendwann kam dann jemand auf die grandiose Idee, einfach die Aufzugstür des einen Stock-werkes zu öffnen, und die drei dazu zu bringen, durch den sich auftuenden, schmalen Spalt zu klettern, was natürlich speziell für Matze alles andere als einfach war. Nachdem dann nach einiger Zeit alle raus waren, wurde dann erst mal den Leuten bewusst, was geschehen wäre, wenn der Aufzug sich plötzlich in Bewegung gesetzt hätte…, dann hätten wir nämlich den entsprechenden Kletterer in zwei Hälften wie-der mit nach Hause nehmen dürfen.
Was ging denn live seit der Veröffentlichung von ‚Oceans Of Time’ ab? Ich kann mich entsinnen Euch in Tauperlitz und Plauen zwei Mal live gesehen zu haben. Ab wann habt Ihr die Live-Aktivitäten eingestellt?
Buddy: Richtig eingestellt hatten wir sie eigentlich nie. Wir haben halt seit ‘97 nur sehr wenig live gespielt, weil das mit der Besetzung ja immer so schwierig war.
Wie auch immer, auf eure ‚Auferstehung’ auf-merksam wurde ich dann Mitte diesen Jahres durch die Flyer eines gewissen Christian Kleins (Encryption Gitarrist und Eternity Redakteur) bezüglich des Iron Irony III Festivals. War das nach langer Zeit wieder Euer erster Gig? Wie fühlt man sich nach so langer Zeit endlich mal wieder auf Bühne zu stehen?
Buddy: Wir haben zwischendurch immer mal wieder live gespielt. In diesem Jahr war es jedoch erst unser zweiter Gig, weil wir uns halt ziemlich intensiv mit der Produktion des Album und der Labelsuche beschäftigt haben. Rein vom Gefühl her ist es mir persönlich allerdings egal, wie lange man nicht auf der Bühne gestanden hat, denn insgesamt hatten wir ja doch schon einige Gigs um eine gewisse Erfahrung aufzubauen.
Was ich damit eigentlich fragen wollte ist, welche Priorität für Euch die Bühnenpräsenz einnimmt? Ist es ein notwendiges Übel um die Scheiben zu promoten und ein paar Leute zu erreichen? Oder entwickelt Ihr nach einiger ohne Auftritte durchaus wieder das dringende Verlangen wieder eine Bühne zu besteigen und vor einem Publikum seine Musik darzubieten?
Buddy: Live zu spielen ist uns natürlich ein inbrünstiges Bedürfnis. Das ist dann der direkte Kontakt zu den Leuten, die unsere Musik mögen… Was kann schöner sein?
Ausserdem würde mich interessieren, ob ihr euch die Pause eigentlich mit Nebenprojekten vertrieben habt?
Buddy: Ich persönlich nicht, denn ich habe eigentlich keine Auszeit in diesem Sinne gehabt. Ich habe immer weiter für Dark At Dawn gearbeitet. Lediglich an einem Songwriter-Wettbewerb habe ich teilgenommen und aufgrund der Teilnahmebedingungen einen kleinen Rammstein-Exkurs gemacht, was sich zumindest finanziell ganz positiv ausgewirkt hat.
Sauer: Ich für meinen Teil habe in Eigenregie ein Solo-Projekt namens The Weeping Philosopher ins Leben gerufen. Nach unserer Trennung habe ich mit einem Sänger ein Konzeptalbum aufgenommen, das jedoch nur für Demozwecke gedacht war. Mittlerweile hat sich aber noch etliches weiteres Material angesammelt, das auch aufgenommen werden möchte. Dieses werde ich demnächst in Angriff nehmen, und wenn das Resultat entsprechend ist, evtl. auch unserem Label vorstellen. Musikalisch und textlich unterscheidet es sich insofern von Dark At Dawn, als dass es noch eine Ecke düsterer ist, aber trotzdem noch wummst, also kein Darkwave-Pop mit Sythies oder so.
Womit verbringt ihr eigentlich eure Zeit, wenn Ihr nicht gerade die Zeit damit verbringt im Proberaum zu weilen, die Bühnen des Planeten unsicher zu machen oder die Fragen der Eternity Redaktion zu beantworten?
Sauer: Wenn ich mal nicht mit Dark At Dawn zu Gange bin, arbeite ich an meinem anderen Projekt. Irgenwie bin ich ein Workaholic; entweder ich bin am Komponieren, Texten oder ich nehme gerade andere, ziemlich kranke Songs auf, die jedoch besser nicht für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt sein sollten.
Buddy: „Was man halt so als normaler Mensch alles so macht… Ein bisschen Geld verdienen, auf Parties oder Konzerte gehen, nette Leute kennen lernen oder einfach mit Freunden irgendwas unternehmen.
Soso, Geld verdienen also auch. Würde mich spontan interessieren womit!
Buddy: Ich gehe auf’n Strich. Nee, mal im Ernst, ich arbeite hier im Büro eines örtlichen Rockvereines, sprich Konzertvorbereitung, Organisation und derlei Dinge. In diesem Rahmen mache ich auch Plakatierungen oder bin als Stagehand oder Lichtsklave aktiv. Also schon alles irgendwie musikmäßig. Ich war aber auch schon fachfremd unterwegs, zum Beispiel im Rettungsdienst, Pizzabringdienst (da, wo dann nichts mehr zu retten war); hatte aber auch schon hier in einer Lokalzeitung eine Rockszenenseite und hab’ in einer Disco DJ gemacht, womit sich der Kreis zur Musik dann wieder schließt. Und außerdem verprasse ich natürlich auch noch meine GEMA-Tantiemen, also kaufe mir mal ne Packung Kaugummis oder ne Dose Bier.
Wie sehen denn Eure Pläne mit Dark At Dawn für die nähere und weitere Zukunft aus?
Buddy: Natürlich werden wir jetzt erst mal live unterwegs sein. Unabhängig davon müssen wir aber auch über die nächste Platte nachdenken. Ich glaube, dass wir die Arbeiten daran spätestens im Herbst abgeschlossen haben müssen, zumindest was das Song-writing anbetrifft. Einige Songs stehen zwar schon, aber da wir im Stücke schreiben nicht gerade die schnellsten sind, werden wir die Zeit bis dahin auch sehr gut gebrauchen können.
Eh wir es vergessen zum Abschluss bräuchten wir noch die obligatorischen Last Words!
Buddy: Geht sofort in den Plattenladen und kauft Euch die geilste CD die es gibt; und dann nehmt ihr auch gleich noch eine von uns mit.
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