Temptamentum Interview

Gute fünf Jahre nach ‚Mors Omnia Vincit‘ melden sich die Schwaben Temptamentum mit ‚Disciples Of The Ashen Sun‘ zurück. Der melodische, atmosphärische Death Metal des neuen Albums paßt nicht nur hervorragend zu verschneiten Winterabenden sondern entpuppt sich als richtiger Dauerbrenner. Grund genug, die Herren zum Interview zu bitten. Lest selbst!

Hallo Michael und Temptamentum! Zum Einstieg eine kurze Zusammenfassung der Bandgeschichte, bitte.
Hallo Katja! Ok, TEMPTAMENTUM wurde bereits 1994 von Manuel Nieß (Gitarre, Synth) und mir (Gitarre, Voc) gegründet. Im Sommer ’95 nahmen wir unser erstes Demo „Tränentanz“ mit unserem damaligen Drummer auf, welches aufgrund mangelnder Erfahrung und der „Leistung“ von Drummer und Tontechniker jedoch ziemlich mäßig wurde. Anfang 1996 stieg dann Michael Heinz als neuer Schlagzeuger ein, wenig später wurde das Line-Up mit Gustav Enzler am Bass vervollständigt. Danach folgten unsere wahrscheinlich produktivsten zwei Jahre, die schließlich auf dem Demo MORS OMNIA VINCIT verewigt wurden, welches im Frühjahr `98 erschien. Die Musik hatte sich von kaltem und schlichtem Black Metal in sehr melodischen und abwechslungsreichen Death Metal mit starkem schwedischen Touch gewandelt, und obwohl sich aufgrund der begrenzten Aufnahmezeit der ein oder andere Fehler eingeschlichen hatte, wurde das Demo äußerst positiv aufgenommen, zumal auch der Sound für damalige Verhältnisse recht gut war.Es folgten dann ein paar Konzerte, bis irgendwann `99 unser Bassist aufgrund der damaligen Bandsituation (kein Proberaum etc.) und anderer musikalischer Interessen das Handtuch warf, sein Platz wurde jedoch umgehend durch Christian Mayer, einen alten Freund der Band, ersetzt.Wir haben uns dann durch weitere Proberaumverluste, Prüfungs-Auszeiten und andere Repressalien bis 2002 durchgekämpft, obwohl die Band zwischendrin mehr als einmal mehr oder weniger tot war. Daher entschlossen wir uns, noch einmal auf den Putz zu hauen und buchten das Maranis Studio in Backnang, wo auch schon Fallen Yggdrasil ihr „In no sense innocence“ aufgenommen hatten. Leider verließ uns relativ kurz vor den Aufnahmen unser langjähriger Drummer aufgrund der üblichen musikalischen Differenzen, wir hatten jedoch schon den Uwe von BEHIND THE SCENERY als Session-Drummer engangiert, mit dem wir dann von Oktober bis Dezember 2002 DISCIPLES eingespielt haben.
Aktuelle News und weitere Infos findet ihr übrigens auf http://www.temptamentum.com .

Ihr habt Euch in den letzten Jahren musikalisch vom Black Metal entfernt. Woran lag’s? Und wie würdet Ihr Euren Stil beschreiben und durch welche Bands fühlt Ihr Euch beeinflußt?
Ja, das stimmt. Ich würde sogar sagen, daß bis auf das ein oder andere Riff die Black Metal Anteile aus unseren Songs ganz verschwunden sind.Einen bestimmten Grund kann ich Dir dafür nicht sagen, es hat sich im Laufe der Zeit einfach so entwickelt. Bevor Uwe unsere Songs „generalüberholt“ hat, hatten wir noch einige Blast- und Schrammel-Teile drinnen, ein wenig Altlasten sozusagen. Je öfter wir jedoch zusammen gespielt haben, umso mehr konnten wir uns mit der eher „groovy“ Ausrichtung der Songs identifizieren. Spätestens im Studio merkten wir dann, daß es für uns aus dem „klassichen“ BM-Bereich nicht mehr viel zu holen gibt. Außerdem haben wir uns auch ideologisch etwas aus diesem Genre entfernt, haben unsere Pseudonyme und das Nietenzeugs (sprichwörtlich) abgelegt. Das geschah irgendwann aus der Erkenntnis heraus, daß wir keine Lust mehr verspürten, unsere Emails/Briefe mit irgendwelchen Pseudonymen zu unterschreiben oder beim Patronengürtel-Wettrüsten auf Konzerten mizumachen. Vielleicht spielt die Tatsache, daß wir inzwischen alle Mitte 20 und nicht mehr 17 sind, auch eine Rolle… Das soll jedoch nicht heißen, daß Black Metal generell doof ist, im Gegenteil, ich ziehe mir noch sehr gerne BM-Scheiben rein, für TEMPTAMENTUM ist es nur nicht mehr der richtige Weg. Bei der Beschreibung unseres Stils tue ich mich generell schwer, vielleicht trifft’s „Atmospheric Death Metal“ immer noch am besten, obwohl da viele auch an Crematory und so denken, was ja nun überhaupt nicht paßt. Einflüsse gibt’s ne ganze Menge, ich persönlich stehe momentan total auf Bands wie Opeth, Katatonia oder Antimatter. Mir gefällt dabei besonders der spontane und „rockige/jam“ Charakter, den die Musik ausstrahlt.

Warum hat es nach MORS OMNIA VINCIT so lange gedauert bis nun endlich DISCIPLES OF THE ASHEN SUN erschienen ist?
Nun, da gibt es eine Menge Gründe, in erster Linie die Proberaum-Verluste oder die Tatsache, daß wir doch recht weit auseinander wohnen. Unser Bassist mußte zudem eine ganze Weile im Ausland arbeiten, was die Situation noch komplizierter gemacht hat. Auf der anderen Seite sind wir auch nicht immer die schnellsten und brauchen in der Regel recht lange, um auf den Punkt zu kommen. Momentan stehen wir ohne Drummer da und sind deshalb auch wieder „gelähmt“, irgendwas läuft also immer schief. Deshalb war es uns auch wichtig, mit DISCIPLES eine Scheibe aufzunehmen, die in allen Belangen Hand und Fuß hat. Wenn schon, denn schon!

DISCIPLES OF THE ASHEN SUN hat mich auf Anhieb begeistern können und läuft nun schon seit einigen Tagen in meinem Player. Wie waren die anderen Reaktionen auf die Scheibe? Seid Ihr mit dem Endprodukt (Sound usw.) zufrieden?
Die wenigen Reaktionen bis jetzt waren allesamt positiv bis überschwenglich, was uns natürlich sehr freut. Ich denke, das Material ist um Längen reifer und kompakter als noch auf MORS, ganz zu schweigen von technischem Niveau und Sound. Einige Leute scheinen allerdings noch den Blast-Attacken, wie sie noch auf MORS zu finden waren, ein wenig hinterherzutrauern, aber…, naja, das war einmal! Wir sind nach wie vor sehr zufrieden mit dem Resultat, vor allem, weil es sich sowohl vom Sound als auch vom Design vom Gro der anderen Releases abhebt. Musikalisch gesehen war es für uns eine großartige Erfahrung, im Studio ein wenig experimentieren und improvisieren zu können, anstatt die fertigen Riffs nach Schema F einzudreschen. Das gibt dem Ganzen einen lockeren Charme… Einziger Wehrmutstropfen ist die Tatsache, da_ die Songs zum Teil doch ziemlich alt sind und nicht immer das repräsentieren, wofür TEMPTAMENTUM heute stehen.

Das Layout der CD ist auch klasse, wer hat es gemacht?
Das Layout stammt von unserem Gitarrero Manuel, der absolut fantastische Arbeit geleistet hat. Er ist übrigens auch verantwortlich für die Homepage und scheint generell ein gutes Gespür für ästhetische Designs zu haben. Naja, sein geisteswissenschaftliches Studium scheint ihm auch genügend Freiräume zu lassen, hehe. Die Idee zum „weißen Layout“ kam uns irgendwann während den Aufnahmen. Wir hatten einige Ideen durchgespielt, waren aber nie so richtig zufrieden damit. Auf jeden Fall sollte eine Sonne auf’m Cover sein, aber alle Entwürfe sahen irgendwie nach Power Metal oder B-Klasse Ballerspielen aus. Irgendwann entschlossen wir uns dann zu dem hellen und schlichten Layout; die Tatsache, daß ein Cover wie das von NATURAL BORN CHAOS (SOILWORK) ein echter Blickfang sein kann, hat unsere Entscheidung noch erleichtert!

Wie wichtig sind Euch die Texte? Erzähl mal etwas über das Textkonzept der neuen Scheibe, bitte.
Die Texte sind uns sehr wichtig. Während sie auf unseren alten Releases mehr schmückendes (bzw. notwendiges) Beiwerk waren, sind sie heute fester Bestandteil des „Gesamtkunstwerkes“, und wir inverstieren auch deutlich mehr Zeit und Energie in die Erstellung. Ein festes Konzept liegt DISCIPLES nicht zugrunde, die Texte sind vielmehr locker an Milton’s „Paradise Lost“ gebunden und beschreiben auf recht abstrakte Weise den Fall und die Auferstehung Seraphs, erweitert um einige persönliche Gedanken.

Ist Uwe mittlerweile festes Mitglied oder seid Ihr noch auf der Suche nach einem Drummer? Könnt Ihr live spielen?
Nein, Uwe ist leider kein festes Mitglied, alle Fragen/Anflehungen/Drohungen in diese Richtung hat er stets abgelehnt, weil er sich fest auf BEHIND THE SCENERY konzentrieren will (deren nächstes Release übrigens wohl wieder ein Killer zu werden scheint!), was einerseits natürlich verständlich, andererseits aber auch schade ist. Das versetzt und in die missliche Lage, daß wir zwar bis in die Haarspitzen motiviert sind, endlich eine neue CD und einen eigenen Proberaum im Rücken haben, aber dennoch nicht live-fähig sind bzw. konzentriert an neuem Material arbeiten können.
Daher suchen wir händeringend nach einem fähigen Drummer aus dem Raum S/TÜ/ES/BB, bei Interesse einfach eine Email an info@temptamentum.com schicken! Bitte keine Anfänger und/oder politische/sonstige Spinner.

Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?
Wir werden erstmal brav unsere Promos verschicken und die Reaktionen abwarten. Priorität hat natürlich das Finden und Einlernen eines Drummers, da wir endlich wieder live spielen wollen. Derweil arbeiten wir (wenn auch seeehr schleppend) an neuen Songs, die sich doch deutlich von DISCIPLES unterscheiden werden. Das generelle Tempo wird gedrosselt, dafür finden sich verstärkt rhythmische und cleane/akustische Teile. Fans von Opeth, Katatonia, Anathema oder Leute, die nicht nur brutalen Black Metal hören, werden die neuen Sachen definitiv mögen! Dafür suchen wir neben einem geeigneten Drummer noch einen Sänger, der neben dem üblichen Gegurgel noch eine feine Clean-Stimme besitzt. Eine Stimme im Format eines Akerfeld oder Swanö wäre perfekt!
Also, Drummer und Sänger, meldet euch. Bitte.

Deine momentanen top 5 (Alben)?
Wie immer eine schwierige Frage, aber ich versuch’s:
1. Opeth – Damnation/Deliverance
2. Antimatter – Lights Out
3. Satyricon – Vulcano
4. Porcupine Tree – In Absentia
5. Hidden In The Fog – Abstract Maelstorm Paragon

www.temptamentum.com

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