Hypnosis Special Mai/Juni 1998: TEMPTAMENTUM

Stell Dir vor, du befindest dich im Herbst 1994, es gibt viele geniale Black-Metal-Bands. Du meinst allerdings, das was die können, schaffe ich erst recht! Also schnappst Du Dir einen guten Kumpel mit gleichem Gedanken und Musikgeschmack, ihr schafft euch Synonyme an, z.B. Ancalagon (g, keyb) und Opacus (voc, g) und schon wind wir mittendrin in der Geschichte von TEMPTAMENTUM.

Dazu kam noch Carcharoth (dr) und los ging’s mit der Proberei. Weil das Volk natürlich fix mit den Songs beglückt werden sollte, spielten TEMPTAMENTUM im Juli’95 das ‚Tränentanz‘-Demo ein, was dann leider ein Schnellschuß war. Das Tape wurde kaum verkauft, was bedeutete, daß etwas an den Songs gefeilt werden mußte. Erstmal kickte man Carcharoth im Nov.’95 und verpflichtete im Jan.’96 Misericordus, den „Master Of The Throne Of Death And Backing Grunts“, der schon in diversen anderen Bands Erfahrungen sammeln konnte. Jetzt fehlte für die Aufnahmen eines professionellen Demos nur noch der richtige Mann an den 4 dicken Saiten. TEMPTAMENTUM wollten nicht wieder so’ne Pleite erleben, wie mit ‚Tränentanz‘. Nach einem Jahr fanden die drei dann endlich in Chaugnar Faugn den optimalen Basser.

Für die Aufnahmen mußte die JR Soundfactory in Backnang, im Sept.’97 herhalten. Über die erreichte Soundqualität können sich die Jungs eigentlich nicht großartig beschweren:„Das Studio ist nicht besonders opulent ausgestattet, aber der Joachim Roth hat Ahnung von dem, was er macht, und wenn man die extrem kurze Aufnahmezeit betrachtet, hat er wirklich das Maximale rausgeholt. Wir mußten leider hinterher vier Monate auf unsere gemasterten Aufnahmen warten, wodurch sich der Herr Roth unseren Zorn aufgehalst hat.“

Der Sound ist für ein Black-Metal-Release die absolute Hölle. Heutzutage ist das auch nötig, um nicht im Treibsand der Demo-Flut zu versinken. Die acht Songs auf dem ‚Mors Omnia Vincit‘ sind alle auf gleichhohem Niveau, so daß keine Langeweile aufkommt. Opacus muß aber doch etwas meckern:„Zuerst haben wir uns natürlich gefreut, daß der Sound recht gut geworden ist und waren mächtig stolz auf unsere Songs. Danach haben wir uns das Tape bis zur Vergasung reingezogen, wobei dann doch die eine oder andere Schwachstelle auffiel. So sind die Gitarren vielleicht etwas zu leise geraten. Außerdem sind einige Songs nicht mehr ganz so repräsentativ, da sie schon 2 Jährchen auf dem Buckel haben.“

Ich finde, daß Ihr Black Metal mit allem gut konkurrieren kann was in letzter Zeit als solches verkauft wurde. „Das hängt davon ab, wie man BlackMetal definiert. Ich hab’kein Problem damit, musikalisch in diese Ecke gestellt zu werden, da es sehr viele geniale Black-Metal-Acts gibt. Außerdem lassen sich diese Einflüsse in unserer Musik schwer leugnen.“ Für Opacus ist die Gelgenheit, den Stil der Band zu beschreiben, trotzdem nicht ganz einfach: „Melodischer und aggressiver Black/Death Metal paßt ganz gut, wobei natürlich ungeklärt bleibt, was denn nun genau Black- oder Death Metal ist. Das wichtigste ist doch, daß wir Metal spielen.“

Leider kommt es öfter vor, daß Black-Metal-Bands fragwürdige Texte aus ihren Gehirnen ausfließen lassen, wovon sich TEMPTAMENTUM distanzieren:„Unser Song ‚My Flaming Hate‘ ist zwar offenkundig antichristlich, doch halten wir Abstand von diesem präpubertärem ‚Satan-is-Evil‘-Getue, was im übrigen auch für politische Inhalte gilt. Unsere Lyrics spiegeln einfach, wie die Musik, unsere Gefühle wieder. Wir arbeiten sehr viel mit Bildern, welche die Kernaussage gern verschlüsseln.“ Im Endeffekt zählt ohnehin vor allem die Musik, und die ist bei TEMPTAMENTUM vom feinsten. Was wohl auch nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, daß die Jungs nebenbei ‚My Dark Desires‘ von DARK FUNERAL oder ‚Thor, The Powerhead‘ von MANOWAR covern.

Was die Band weiterhin sympathisch erscheinen läßt, ist die Tatsache, das man nicht auf der deutschen Szene rumhackt, sondern sie richtig lobt:„Ich weiß gar nicht, was die Leute immer haben, wenn sie über die deutsche Metal-Szene abkotzen. Sicher, wir haben vielleicht keine Stars wie DIMMU BORGIR oder IN FLAMES, dafür gibt’s hier eine ganze Menge Bands, die internationales Potential besitzen. Ich dneke an DESASTER, EMPYRIUM, IMPENDING DOOM, ATANATOS, BEHIND THE SCENERY u.v.a. Während Schweden mehr oder weniger nur durch den ‚Götborg-Style‘ und einige Black-Metal-Acts herausragt, wird in Deutschland das gesamte Spektrum abgedeckt, zumal viele Bands um einen eigenen Sound bemüht sind. Sicher gibt’s auch Scheißbands, die nicht mal das Tape wert sind, worauf ihr Demo ist, aber, so habe ich mir sagen lassen, die gibt’s überall. Ich finde, Deutschlands Metal-Landschaft ist international recht weit oben, was auch auf Labels und Vertriebe zutrifft.“ Sehr ehrlich und absolut wahr. Damit muß man übereinstimmen.

Gespannt sein können wir auch auf die Zukunft von TEMPTAMENTUM:„Wir haben schon ein paar neue Songs fertig, die aber noch nicht geprobt sind. Es ist die logische Weiterentwicklung von dem, was wir auf ‚Mors Omnia Vincit‘ gemacht haben. Die Songs sind mehr Black, ohne aber den Death Metal zu vernachlässigen. Sie sind melodischer, düsterer, epischer, brutaler, abwechslungsreicher…sie sind einfach besser, und ich würde behaupten, daß wir unseren eigenen Stil gefunden haben!“ Jetzt liegt es natürlich wieder an euch, euer Demo-Regal um eine Perle zu erweitern. Oder auch das produzierte ‚Diciples of the Ashen Sun‘ aus dem Jahre 2003.

Weitere Infos könnt Ihr auf deren Internetauftritt finden:

http://www.temptamentum.com/

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