Sacrificial Interview

Wie aus dem Nichts ist dieser Oldschool Thrash Hammer aufgetaucht, trendgerecht reunioniert und doch weitab derzeitiger musikalischer Entwicklungen, jenseits vom Pomp der derzeit so ziemlich jeder seinerzeit erfolglosen Band vergönnt wird. „Erect:Eloquent:Extinct“ enthält einfach nur zeitlosen, ehrlich dargebrachten, arschtretenden, traditionellen Metal, so wie es sein muß! Gitarrist Asmus Thomsen nahm sich meiner eiligst überbrachten Fragen an.

Hi, willst Du Euch zunächst einmal vorstellen?
Sacrificial kommen aus Dänemark und existieren bereits seit 1990, altersmäßig sind wir allerdings nicht so alt, nur als Band. Wir haben einen Haufen von Demotapes veröffentlicht und auch zwei Full – Length Alben. Wir sind ebenfalls auf diversen Compilations aufgetaucht. Anfangs spielten Sacrificial Death Metal, aber irgendwann wechselten wir ins Thrash Genre, was bis heute so geblieben ist. Die Mitglieder sind John Hansen (voc), Rico Andersen (bg), Kræn Meier (git), Lukas Meier (dr) und Asmus Thomsen (git). Kræn und Lukas sind die einzigen verbliebenen Mitglieder des originalen Sacrificial – Lineups.

Was waren seinerzeit die Gründe Sacrificial zu gründen? Waren Mitglieder Sacrificials bereits vorher in anderen Bands aktiv?
Es begann alles damit, daß Kræn und Lukas in einer Band namens Influence spielten. Influence spielten nicht wirklich Death Metal, aber Kræn und Lukas wollten diesen Stil spielen, also gründeten sie Sacrificial. Einige Jahre bevor sie bei Influence einstiegen spielten sie Trompete in einem Orchester. Sie waren nur kleine, unschuldige Kinder, wenn sie wüßten, daß ich sie hier für den Rest ihres Lebens brandmarke…. Keine Bange, sie haben diesen Abschnitt ihres Lebens hinter sich gelassen.

Was kannst Du mir über das 1991er Demo „Lords of Torment“ erzählen?
Es war Sacrificials Debutdemo, na ja nicht wirklich, aber wir zählen die zwei Rehearsal Tapes nicht als offizielle Demos mit, obwohl sie erhältlich waren. Es war eine Achtspuraufnahme und wurde von Jacob Hansen produziert. Kræn, Lukas und John waren an dieser Aufnahme beteiligt. John trat der Band kurz vor den Auf-nahmen zu „Lords of Torment“ bei. Ich bin immer noch davon überzeugt, daß es ein großartiges Demo ist, aber Kræn und Lukas hassen es. Trotzdem denken wir darüber nach, ein paar der alten Demotracks nur so zum Spaß neu einzuüben. Vielleicht spielen wir sie dann und wann live. „Lords of Torment“ bekam viele positive Resonanzen und Kritiken weltweit und brachte Sacrificial einen gewissen Namen im Underground ein.

1993 bekamt ihr einen Vertrag bei dem lokalen Label Trechoma Prod. und veröffentlichtet Euer Debutalbum „Forever Entangled“. Gab es zu dieser Zeit weitere Angebote? Wie hat das Album geklungen und wie waren die Reaktionen darauf? Wart ihr mit der Arbeit des Labels zufrieden?
Trechoma bot uns einen Vertrag an zu einem Zeitpunkt, an dem es kein anderer getan hätte. Aber Trechoma war der Meinung, es gäbe ein gewisses Potential, also unterschrieben wir für zwei Alben. Wir waren sehr zufrieden mit dem Album, es hatte eine großartige, druckvolle Produktion, für die sich wieder Jacob Hansen verantwortlich zeigte. Es bekam viele großartige Kritiken, und vielleicht ein oder zwei Verrisse. Wir waren ebenfalls sehr zufrieden mit der Arbeit, die Trechoma für uns machten. Sie arbeiteten sehr effektiv. Vielleicht hatten wir etwas zu hohe Erwartungen zu dieser Zeit, wie das halt so ist. Wir dachten „jetzt haben wir eine CD veröffentlicht, jetzt sind wir Rockstars“. Nach einiger Zeit waren Trechoma nicht mehr in der Lage unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Ich bin immer noch der Meinung, daß Trechoma innerhalb ihrer Möglichkeiten und Kapazitäten großartige Arbeit geleistet haben, und daß wir Ihnen jede Menge Dank schulden. Wir waren damals zu jung und zu naiv.

Das Label wurde eingestellt. Weißt Du etwas über die Gründe?
Ich denke es war hauptsächlich eine Frage des Geldes. Es ist schwer eine Plattenfirma am Laufen zu halten, und vielleicht haben Trecho-ma an einem gewissen Punkt die Motivation verloren. Ich denke das sind die Gründe.

1994 habt Ihr dann das „Sadistic Slum“ Demo gemacht.
Nun, es heißt ‘Sadistic Slam’, aber ‘Sadistic Slum’ wäre auf jeden Fall auch ein guter Titel gewesen. (eben! – Tim) Ich muß Dir ehrlich sagen, daß keiner von uns mit dem Demo zufrieden ist. Ich glaube keiner von uns besitzt eine Kopie. Es war ein großes Desaster, ich habe die Soundtechnik selbst gemacht, und sie ist furchtbar SCHEISSE! John versuchte seine Stimme zu variieren, und es ist totale SCHEISSE! Kræn spielte alle Gitarren ein und sie sind totale SCHEISSE! Ich kenne die Songs nicht wirklich, vielleicht waren sie ja ok. Interessanterweise bekam es gute Kritiken, aber für uns kann ich nur sagen, daß es sich um einen großen Fehler gehandelt hat.

Nach diesem Demo zog Euer Sänger John Hansen nach Kopenhagen. Ihr habt ihn nicht ersetzt. Warum?
Wir haben ihn ersetzt, aber es hat eine Weile gedauert. Wir fanden einen neuen Sänger in Stefan Steenholdt, der großartige Arbeit geleistet hat, und auch auf unserem folgenden Release ‘Authority…?’ dabei war. Aber es war schwer John zu ersetzen. Er ist eine wirklich coole Person und ein ein guter Frontmaniac.

In Eurer Biographie konnte ich lesen, daß die Band auseinanderbrach, weil ihr es ablehntet einen neuen Sänger zu integrieren. Ihr habt aber ‘96 ein Demo namens ‘Authority…?’ und einen Song für eine Compilation CD namens ‘Extremity Rising Vol.1’ aufgenommen… .
Wie bereits oben erläutert, wurden diese Dinge mit Stefan Steenholdt am Mikro bewerkstelligt. Ich hatte vom Bass zur Gitarre gewechselt und wir haben einen neuen Basser namens Heine Paaske gefunden. Aber die Dinge sind schlecht gelaufen. Kurz nach der Veröffentlichung von „Authority…?“ verließ ich aus bildungstechnischen Gründen die Band, was das vorzeitige Ende von Sacrificial bedeutete. Sacrificial brach 1996 auseinander. Die verbleibenden Mitglieder spielen weiterhin zusammen, allerdings in einem anderen musikalischen Zusammenhang. Sie gründeten eine Band namens „Sworn“. Sie veröffentlichten aber nichts.
1998 habt ihr einen einzelnen Reuniongig gespielt, auf dem Mighty Music Kontakt mit Euch aufnahm. Es muß ein beeindruckendes Konzert gewesen sein! Kannst Du mir mehr über die Entwicklungen seit diesem Zeitpunkt erzählen?
Ich kann Dir sagen, daß es großartig ist, wieder zurück zu sein! Nach zwei Jahren Abwesenheit ist es einfach nur großartig wieder mit alten Freunden zusammenzuarbeiten und nur so zum Spaß zu spielen. Wir haben keinerlei Erwartungen, aber wir arbeiten hart. Michael von Mighty Music wird sich sicherlich noch darüber ärgern, wenn es darum geht, Bandphotos zu machen… Wir leben 100% für Sacrificial. Wir haben ein paar Konzerte gespielt seit der Reunion, die alle großartig gelaufen sind. Wir sehen positiv in die Zukunft.

Gibt es einige alte Veröffentlichungen, die ich vergessen ahbe, wie z.B. Seven Inches etc.?
Nein, nicht wirklich. Wir haben ein Promotape kurz vor dem „Forever Entangled“ Album gemacht, es war aber nicht erhältlich wegen unseres Plattenvertrages mit Trechoma. Außer-dem gibt es da noch die zwei unrühmlichen Rehearsaltapes.

Ist das Lineup noch das gleiche wie 1990?
Nein, Rico, John und ich sind keine Urmitglieder. Wir sind nach und nach dazugekommen. John kurz vor „Lords of Torment“, ich kurz danach, und Rico kam dazu, als wir 1998 wieder alle zusammen waren.

Wie fühlt es sich an, wieder zurück zu sein?
Grossartig! Es ist großartig, Leute aus alten Tagen zu treffen. Mein Gott, das klingt, als wären wir 50 Jahre oder älter! Aber es ist die Wahrheit.

Seit ihr zufrieden mit der Arbeit, die Mighty Music für Euch macht?
Ja, sehr. Sie sind klein aber effektiv. Sie nehmen ihren Job ernst und ich bin froh auf diesem Label zu sein.

Kommentiere einmal den Mighty Music Slogan „We´ll still be metal when you have short hair, an ugly wife and work 9 to 5“.
Ich habe das bereits im Rahmen unserer neuen CD getan. Lest meine Thanxliste. Das Problem ist, daß ICH kurzhaarig bin und von neun bis fünf als Lehrer arbeite. Und ich habe auch eine Freundin, der ich verpflichtet bin, vor allem finanziell. Und dies gilt für die anderen ebenso. Sie arbeiten alle.  John und Rico haben kurzes Haar und Freundin. Aber sie sind immer noch SEHR heavy, hört Euch einfach die CD an! Aber es macht Spaß, solch einen Slogan zu lesen, und hinter allem Spaß verbirgt sich auch ein wenig Wahrheit. Heavy Metal ist größtenteils eine Sache der Jugend, mit einigen Ausnahmen natürlich. Wenn Du Heavy Metal spielst, wird von Dir erwartet ein Rebell zu sein. Wer dies nicht ist, der respektiert die gesellschaftlichen Konventionen.  Als Idealist bist Du gezwungen, gegen diese Normen zu sein, also einen sicheren Job zu haben, eine Frau und Kinder zu haben sowie einen netten Haarschnitt. Aber man sollte das nicht zu ernst nehmen. Man sollte die Leute nicht nach ihrem Äußeren beurteilen, sondern nach ihrem Verhalten. Und Michael und Bjarke werden auch kahl sein, sie werden von neun bis fünf arbeiten, aber sie werden ebenso Metal sein!

Was sind heutzutage Eure musikalischen Haupteinflüsse, und was waren Eure Einflüsse, als Ihr mit Sacrificial begonnen habt?
Am Anfang war es Death Metal. Aber Bands wie Dark Angel, Exhorder, Ripping Corpse, Exodus, Forbidden etc. wurden ein großer Bestandteil der Stilbildung Sacrificials. Kræn und Lukas beten diese Bands noch heute an. Ich interessiere mich mehr für melodisches Zeugs wie In Flames, At the Gates etc. John mag Hardcore, aber wir respektieren alle diese Bands. Ich würde nicht sagen, daß unser Stil eine Mixtur aus all diesen Bands wäre, die großen melodischen Aspekte sind wirklich unterrepräsentiert. Aber Du kannst auf jeden Fall hören, daß wir alle Thrash lieben, und daß John Hardcore mag.

Was denkst Du sind die wichtigsten  Veränderungen innerhalb der Thrash Metal Szene in all den Jahren?
Gab es da irgendwelche wichtigen Veränderungen? Thrash Metal hat sich nicht entwickelt, und wir haben uns auch nicht wirklich entwickelt. Das gleiche gilt für den Death Metal. Es gibt nur wenige Bands, die einen „neuen Stil“ definiert haben, wie zum Beispiel Cryptopsy.Ich denke sie sind vollkommen brilliant, sie führen den Metal zu neuen Höhen, und mich persönlich ebenso. Das Auftreten der einzelnen hat sich ebenso geändert, schau dir nur all die kurzhaarigen Typen an. Ich kümmere mich nicht wirklich darum, aber einige schon. Vielleicht ist die Szene auch nicht mehr die große „Brüderschaft“ wie früher. Die habe ich früher gespürt, aber davon ist nichts geblieben. Ich liebe aber immer noch Metal. Ich denke, das Thrash Genre hat sich nicht allzusehr verändert.

Und wie würdest Du Eure eigene Entwicklung bezüglich Musik und Einstellung beschreiben?
Einige Bands versuchen eine wirkliche Arschlochattitüde zu entwickeln. Das macht mich krank. Einige Bands haben eine gewisse Einstellung auf der Bühne, aber Du kannst sehen, daß es nur für den Showeffekt ist. Das ist OK für mich. Es ist alles Unterhaltung. Aber einige Bands gehen mit dieser Haltung einen Schritt weiter und verhalten sich außerhalb der Bühne ebenfalls wie Idioten. Was ist der Punkt? Mit Sacrificial verhalten wir uns wie wir sind, fünf vollkommen normale Typen, aber auf der Bühne versuchen wir eine großartige Performance und eine gute Show zu bieten. Was die Musik angeht kann ich Dir sagen, daß wir hart daran arbeiten, unsere Songs mehr wie wirkliche Songs klingen zu lassen. Nicht so viele verschiedene Riffs und Strukturen innerhalb eines Songs, den Song möglichst einfach zu halten, und dabei noch agressiver zu werden. Aber wir verharren auf einem gewissen technischen Level. Lukas könnte nie so präzise spielen, wie der At the Gates Drummer ein ganzes Album oder ein ganzes Konzert lang. Ich würde mir manchmal etwas mehr Melodien wünschen, aber die Hauptsache ist der THRASH. Irgendwie ist es sehr schwer zu vermeiden, daß die Songs zu gleich klingen. Metalfans bemängeln oftmals, daß all dieses neue Hip Hop und Dance Zeugs gleich klingen würde. Das tut es auch, aber beim Heavy Metal ist es genau das Gleiche. Und das ist denke ich die wichtigste Entwicklung, die eine Band machen kann, daß alle Songs irgendwie „einzigartig“ klingen. Es macht allerdings keinen Sinn originelle Musik zu machen, wenn sie wie Scheisse klingt.

Was kannst Du uns über die dänische Szene erzählen? Magst Du sie?
Ich denke wir haben viele großartige Bands in Dänemark. Aber es mangelt an Konzertmöglichkeiten. Viele Lokalitäten wurden geschlossen. Es ist wirklich schwer, ein Konzert in Dänemark zu bekommen. Das Publikum hat sich ebenso verflüchtigt. Was ich jetzt sage ist kein Witz! Ich habe erlebt, daß in einer Stadt mit 250000 Einwohnern nur 5 (FÜNF) Leute bei einem Konzert erschienen sind! (nun, das ist in unserer 3,5 Mio – „Metropole“ auch schon passiert… – Tim) Was ist passiert? Sind die Leute mit Metal übersättigt?

Was können wir in nächster Zeit von Sacrificial erwarten? Gibt es irgendwelche Pläne für eine Tour, ein neues Album, was auch immer? Ich hatte ein Interview mit Iniquity und sie teilten mir mit, es gebe Pläne für eine Tour mit Euch. Kannst Du mir näheres erzählen?
Derzeit arbeiten wir an ein paar neuen Songs. Es gibt keine aktuellen Pläne für eine Tour mit Iniquity, es wäre allerdings großartig! Wir warten eh erst einmal den Sommer ab, denn Lukas und Kræn ziehen weg. Das wird einige Veränderungen für die Band bringen. Es wird uns nicht großartig treffen, aber wir müssen neue Probenmodalitäten finden und all das. Und dann werden wir einige Konzerte spielen. Ich denke das wars.

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