Incantation Interview

Kompromisslos, gnadenlos, ehrlich und vor allem gut ist das gesamte Werk der Band
Incantation. Zugegebenermaßen ist die neue CD/LP „Primordial Domination“ nicht mehr völlig taufrisch. Aber bei den Veröffentlichungen der Amerikaner handelt sich allesamt um zeitlose, okkulte Veröffentlichungen, so dass man Incantation nicht nur auf ein einziges
Thema ansprechen kann und muss. Wenn man mit einem vielseitig interessierten Mann, wie der Death Metal-Legende John McEntee Gedanken austauscht, erfährt man natürlich viel mehr als das übliche Promotion-Gelaber „Unsere neue Platte ist die beste, härteste
und überhaupt…“. Doch lest einfach selbst…

Hallo John. Ich salutiere vor euch aus folgenden zwei Gründen: 1. Wegen eurem absolut brutalen und sehr, sehr eindringlichen und kraftvollen Death Metal-Meisterwerk „Primordial Domination“. 2. Mir gefällt außerordentlich, wie ihr über all die Jahre euren Weg völlig kompromisslos eingeschlagen habt und nur völlig dem dunklen, hochenergetischen Weg des Death Metals gefolgt seid. Und nichts sonst. Wie habt ihr euch über all die Jahre dafür motiviert? Und woher bezieht ihr eure Inspirationen beim Komponieren und Verfassen der Texte?

Gut zu hören, dass dir das neue Album so gut gefällt. Incantation spielten halt schon immer kompromisslosen Death Metal. Ich machte mir selbst ein Versprechen, als ich die Band gründete: ‚Ich will Musik für mich selbst und nicht des Geldes wegen machen.’ Ich denke es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, warum man überhaupt angefangen hat, in einer Band zu spielen. Für mich war es deswegen, weil ich fühlte im Death Metal kann ich mich selbst ausdrücken und dabei ich selbst bleiben. Es ist sehr cool, wenn ich meine Metal-Karriere rückwirkend betrachte, dass ich mir selbst immer treu geblieben bin. Es ist sehr einfach, originelle Ideen für Songs zu bekommen, wenn man nur für sich selbst schreibt und nicht irgendwelchen Trends hinterhecheln muss.

Bist du an okkulter Literatur interessiert? Kannst Du uns berichten, ob du daraus eventuell Inspirationen beziehst? Vielleicht gehen deine Interessen über die bekannten Bücher wie „Die Schwarze Bibel“, „Der Hexenhammer“ und so weiter hinaus; Bücher die schon viele Interessierte gelesen haben?

Ich habe mich dafür interessiert, Bücher über Okkultismus und Satanismus zu lesen, als ich jünger war. Aber jetzt habe ich eine strenge geistige Ideologie: Ich lebe mein Leben wirklich nur für mich selbst. Ich folge meine Instinkten und bin offen, für alle Meinungen. Aber ich bin sehr darauf fokussiert, diese Instinkte als meine Bestimmung zu begreifen und diese auch auszuleben.

Wie findest du denn die Promotion-CD zu „Primordial Domination“. In jedem Song kommt so ziemlich genau in der Mitte der folgende Kommentar: „Do you want to hear some more Heavy Metal? Primordial Domination – out on 16. 10. 2006!“ Ha, ha – ich denke das klingt ziemlich kultig. Eure Plattenfirma sollte die CD gleich so verkaufen… Meinst Du, das schützt wirklich vor illegalen Downloads im Internet? Was denkst du über dieses Thema? Lädst du dir selbst auch Titel aus dem Netz herunter?

Ja, ich denke diese ‚Voice-Over’ ist cool! Listenable Records wollten diese Stimme über der CD haben, so dachten wir gerade diese Stimme wäre cool und spaßig für alle richtigen Metal-Heads. Die Stimme ist von Kyle (dem Drummer; Anm. d. Verf.) und er hat dafür einen großartigen Job gemacht. Von dem Internet – Download von Musik halte ich gar nichts. Ich bevorzuge für mich selbst Vinyl, Tapes und CDs. Ich denke Musik zu downloaden, wertet diese ab. Ich mag das gesamte Package: ich mag es das Cover anzufassen und zu studieren, das Layout zu bestaunen und damit die Musik besser zu verstehen. Einige Leute scheinen es zu mögen, Musik vom Netz herunterzuladen, mir ist es zu unpersönlich. Musik ist mehr, als nur ein Ordner im meinem Computer.

Wann komponiert ihr eigentlich eure Musik – in der Nacht, im Nightliner auf Tour, zu Hause, beim Sonnenauf- oder Sonnenuntergang? Gibt es für euch dafür eine beste Zeit?

In dieser genannten Reihenfolge gibt es eigentlich keine beste Zeit dafür. Ich bin immer glücklich, wenn jemand von uns mit einigen Riffs oder Ideen ankommt. Die arbeiten wir dann zusammen im Proberaum aus, spüren die Vibes und schauen, was wir zusammen daraus machen können. All unsere Songs bedeuten einiges und entstehen so. Wir betrachten all unsere Lieder als Ausdrücke unserer Persönlichkeiten und nicht nur als Songs.

Es gibt weltweit viele Bands, die, wenn sie den Namen Incantation hören, ein Leuchten in den Augen bekommen. Viele von ihnen haben schon erzählt, dass sie auch von euch beeinflusst worden sind (Krisiun beispielsweise). Macht euch das manchmal ein bisschen stolz?

Es ist cool, wenn Leute von uns ihre Inspirationen bekommen. Es ist ihre Art zu zeigen, wie sie den Death Metal-Underground Respekt entgegenbringen. Als wir angefangen haben, waren wir aber im Death Metal noch ein unbeschriebenes Blatt. Wir waren nur einige Arschlöcher, die Musik machen wollten, die auch aus unserem Inneren kam, ehrlich war und auf alle Trends gepfiffen hat. Die Krisiun-Jungs sind unsere Brüder im Metal, zusammen mit anderen Bands wie etwa Immolation, Sadistic Intent und viele andere.

John, am Anfang von Incantation wart ihr zu viert in der Band. Ihr hattet zwei Gitarristen. Jetzt spielst du allein Gitarre und singst auch. Ist das manchmal nicht ein klein wenig schwierig, beides zusammen zu machen? Besonders in der Livesituation?

Ja, es ist nicht einfach Gitarre zu spielen und zu singen. Es hat etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe. Wir mussten einige Sachen auch neu ordnen, so zum Beispiel das Zusammenwirken von Bass und Gitarre in der Vergangenheit. Vier Mann zu sein macht einiges in der Tat einfacher. Aber es ist heutzutage nicht einfach, den richtigen Mann zu finden, der das Feeling und unseren Stil auch versteht. Es ist aber gleichzeitig auch besser, nur einen richtigen Gitarrist zu haben, als zwei die nicht zu zusammenpassen und den falschen Sound zu fabrizieren.

Bleiben wir gleich bei der Livesituation: Was mögt ihr denn im Catering-Raum mehr: Früchte und vegetarisches Essen oder Spaghetti und viel Fleisch? Könnt ihr uns darüber gute Beispiele und vielleicht auch wenige gute aus der letzten Zeit berichten?

Ich mag beides – sowohl Früchte und vegetarisches Essen, als auch Spaghetti und Fleisch. Am liebsten aber Steaks. Das beste Essen auf der ganzen Welt bekommst du aber in Brasilien!!! Sehr gern essen wir auch gut gemachte Fleischspieße. Das schlechteste Essen auf Tour bekommst du in den USA. Die teilen in vielen Clubs einfach nur Abfall oder gar nichts an die Bands aus.

Ich weiß, ihr wart zum neuen Album Ende 2006 in Amerika, im Winter in Brasilien und Anfang dieses Jahres in Europa (mit Rotten Sound, Malevolent Creation und Rotting Christ) auf Tournee. Eine Live-CD habt ihr jedoch in Brasilien eingespielt. Eine heißt „Blasphemy In Brazil“ und die andere „Live Blasphemy“. Beide sind jedoch, mit Ausnahme vom Cover, völlig identisch. Ist denn dort das Metal-Publikum enthusiastisch und fanatisch genug? Mögt ihr Brasilien?
Ja, Brasilien und Südamerika generell sind großartig. Das Essen dort ist gut und das Metal-Publikum ist die-hard!!! Alle Arten von Metal sind dort sehr angesagt und wir hatten immer eine gute Zeit, wenn wir dort gespielt haben. Ja, beide angesprochene CDs sind identisch. Aber mit der „Live Blasphemy“-CD sind wir von dem damaligen holländischen Label abgezogen worden. Sie haben es einfach noch schnell herausgebracht, ehe sie Pleite gingen und wir haben auch nie Geld dafür gesehen.

Was denkst du über die Death Metal-Szene heutzutage? Ich meine, es gibt viele, viele Bands überall in der ganzen Welt. Einige gute, einige schlechte, nur frage ich mich, wer sich das alles noch anhören soll? Denkst du, dass die Horden die zum Beispiel den Götheburg-Stil spielen (In Flames, Soilwork, Dark Tranquillity…) auch Death Metal-Bands sind?

Nein, Dark Tranquillity, In Flames und Soilwork sind kein Death Metal, es wäre verrückt so etwas zu sagen. Ich merke schon an deiner Frage, dass du genauso denkst. Ja, es gibt wirklich viele Death Metal Bands. Aber die meisten sind nur Nachahmer und keine Anführer. Für mich sind diejenigen die besten Bands, die ihre eigene Geschichte und die der Musik kennen und nicht auf irgendwelche Trends aufspringen. Die Bands, mit denen ich bis jetzt zusammen gearbeitet habe, glauben an das, was sie tun. Und diese Bands mag ich auch. Ich denke auch die meisten Death Metal-Fans mögen dies!

Ihr geht seit eurem Anfang sehr brutal zu Werke. In einigen Momenten agiert ihr superschnell (zum Beispiel in eurem Song „Dying Divinity“). Aber nicht immer. In einigen Parts spielt ihr auch sehr langsam. Denkt ihr nicht, dass Death Metal ausschließlich schnelle Musik ist/ zu sein hat? Eure musikalische Formel scheint nicht folgendermaßen auszusehen:
Geschwindigkeit + Kraft + brutale Stimme = Death Metal? Mögt ihr Doom Metal-Bands?

Jeder, der denkt, Death Metal ist nur schnell, hat nicht begriffen was Death Metal ist. Death Metal ist ein Gefühl von Aggression, Brutalität und dunkler Schwermütigkeit. Wir mixen all diese Aspekte in unserer Musik. Für mich sollten das auch die Fans so begreifen. Ich selbst mag neue und alte Bands, gute Musik ist zeitlos.

Hast Du zum Schluss vielleicht selbst eine Frage, die du Incantation stellen würdest, die ich aber vergessen habe? Oder aber die berühmten letzten Worte…

Na gut, ich habe selbst ein Plattenlabel namens Ibex Moon Records und wir bringen selbst Killer Death Metal heraus. Bands wie Hell-Born, Dawn Of Azazel, Bloody Sign, Estuary, Thornafire, Funerus und Incrust. Danke für die Unterstützung! Und haltet den wahren Death Metal lebendig.

Ganz zum Schluss möchte ich noch loswerden, dass ich in der Tat über 5 Monate und nach mehrfachen Drängelns meinerseits erst die Antworten von John bekommen habe. Aber die umfangreichen Touren sollen halbwegs als Begründung dafür dienen, dass das Interview erst so relativ spät nach Erscheinen des neuen Albums fertig wurde. Und noch etwas: ich mag Götheburg-Metal sehr! Nur ist das für mich auch kein Death Metal. Aber spätestens jetzt wisst ihr doch, was Death Metal ist. Und vor allem: Gute Musik ist zeitlos!

Diskografie:
Onward To Golgotha
Mortal Throne Of Nazarene
Upon The Throne Of Apocalypse
The Forsaken Mourning Of Angelic Anguish (Mini)
Tribute To The Goat
Diabolical Conquest
Live Blasphemy
Blasphemy In Brazil
Blasphemy
Decimate Christendom
Primordial Domination

Line-Up:
John McEntee – Vocals, Guitars
Kyle Severn – Drums
Roberto Lizarraga – Bass

www.incantation.com
www.listenable.net

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*