Rock Harz Open Air 2019

Rock Harz Open Air

Rock Harz Open Air

Ballenstedt, 3. – 6. Juli 2019

Alle Jahre wieder Anfang Juli steht das Rock Harz Open Air auf dem Programm, welches mittlerweile so etwas wie meine „Festival Heimat“ geworden ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich dieses Happening über all die Jahre so etwas wie einen familiären Charme bewahrt hat. Und das, obwohl die Besucherzahlen auf mittlerweile 20.000 Zuschauer angewachsen und nicht mehr mit den Anfangszeiten zu vergleichen sind. (Mein erstes Rock Harz war 2005 noch auf einem kleinen Sportplatz in Osterode).

 

Rock Harz Festivalgelände Panorama

In diesem Jahr ging es für mich am Donnerstag Mittag Richtung Ballenstedt, wo mich drei Tage lang ein abwechslungsreiches Billing und das typische und nahezu unverwechselbare Flair des Rock Harz Open Airs erwarteten.

 

Seit 2009 findet das Open Air nun schon im Schatten der Teufelsmauer an den Gegensteinen auf dem Verkehrslandeplatz Ballenstedt statt. Im letzten Jahr wurde das 25-jährige Jubiläum des Festivals gefeiert. Der Flugplatz Ballenstedt ist hierbei sicher als Glücksgriff für die Veranstalter zu bezeichnen, denn das atemberaubende Panorama mit den Bergen des Harzes im Hintergrund lässt bereits bei der Anfahrt das Herz schneller schlagen. Und wenn sich dann der Campingground am „Horizont“ abzeichnet und sich die mittlerweile stilprägende Zwillingsbühne des Festivals von der Anfahrtsstraße erkennen lässt, dann muss ich regelmäßig die ein oder andere Freudenträne verdrücken und kann es kaum erwarten meine Boots auf den heiligen Acker zu setzen.

 

Rock Harz 2019

Dank meines freundlichen Nachbarn, welcher bereits am Dienstag angereist ist und mein Zelt aufgebaut hat, war mir ein reservierter Platz im Pressecamp sicher. Meine Fahrt über das Campinggelände gestaltete sich entsprechend entspannt, das Zelt war fix eingepackt und der Platz mit meinem Schlafgefährt belegt. Man wird schließlich nicht jünger und so ’ne richtig dicke Matratze ziehe ich dann doch dem Zeltboden vor.

 

DONNERSTAG:

Nerosa Den Auftritt der brasilianischen Thrasherinnen von Nervosa habe ich am Donnerstag zu meinem Leidwesen verpasst. Der Rest des Donnerstag Nachmittags war musikalisch eher nicht mein Fall, so dass genügend Zeit für einen ausführlichen Gang über das Festivalgelände blieb, um dem ein oder anderen bekannten Gesicht „Hallo“ zu sagen und für ein kleines Pläuschchen zu verweilen, bevor es mit Overkill mein erstes „Must-See“ gab.

Overkill @ RockHarz 2019 Nun, die Jungs sind sichtbar alt geworden. Und auch wenn Bobby Ellsworth optisch mittlerweile für einen Wolle Petry Look-Alike Contest kandidieren könnte, so gab es  von den Herren doch anständig auf die Mütze und ich hatte Gelegenheit die musikalischen Jahre meiner Jugend nochmal Revue passieren zu lassen. 

Lordi Lordi waren im Anschluß für die gute Laune zuständig. Auch wenn man sie musikalisch eher als belanglos bezeichnen könnte, sorgten die Finnen schon allein wegen ihrer Kostümierung für einen entsprechenden Unterhaltungsfaktor.

Wintersun @ RockHarz 2019

Wintersun @ RockHarz 2019

Zum  Abend hin wurde es musikalisch für meinen Geschmack deutlich interessanter. Die geballte Ladung von gleich drei Headliner-würdigen Bands startete mit den überragenden Wintersun, die ich tatsächlich zum ersten mal Live begutachten konnte. Die Finnen gaben sich auch keine Blöße und überzeugten mein Melodic Death Metal Herz auf ganzer Linie und frickelten und fidelten sich geradezu die Seele aus dem Leib.

 

Cradle Of Filth

Einen eher gemischten Eindruck hinterließen Cradle Of Filth. Gerade zu Beginn konnte ich mit den Briten nicht richtig warm werden. Ob es an der Setlist, oder den anfänglichen Soundproblemen lag, kann ich nicht so genau sagen. Aber je länger die Show dauerte, desto besser wurde es dann letztendlich doch. Und gerade die zweite Hälfte der Show war recht amtlich.

 

Amon Amarth

Amon Amarth @ RockHarz 2019

Das Highlight des Tages waren neben Wintersun aber Amon Amarth, wobei es schon unfair ist die Schweden als Maßstab zu nehmen. Denn ich kann mich an keine einzige Amon Amarth Show in den letzten 20 Jahren erinnern, die nicht überzeugt hätte. Ob nun im Jahre 2000 auf dem Fuck The Commerce, ebenfalls um die Jahrtausendwende noch vor 150 Zuschauern im Berliner K17 oder später auf größeren Bühnen und Open Airs – Amon Amarth überzeugten Live IMMER. Das war beim diesjährigen Rock Harz nicht anders.
Fetter Sound, eine gut zusammengestellte Setlist und eine unglaubliche Bühnenpräsenz rundeten den Abend ab.

 

 

 

Witt

Ich riskierte im Anschluß noch ein Ohr bei Witt / Rübezahl, trat dann aber schnell die Flucht zum Camp und zu meinem wohlverdienten „Feierabend-Bier“ an. Musikalisch war mir dieses NDH Projekt doch etwas zu flach. Auch der gewollten Witzigkeit Witts mit Ansagen irgendwo zwischen Helge Schneider und Karl Dall konnte ich nicht viel abgewinnen.

 

 

FREITAG

RockHarz 2019

 

Milking The Goatmachine Recht früh am Freitag hieß es dann ein Auge und Ohr bei Milking The Goatmachine und Nailed To Obscurity zu riskieren. Beide haben angesichts der frühen Mittagsstunde sehr anständig abgeliefert und hätten ohne Probleme auch einen späteren Slot füllen können.
Bei Mr. Irish Bastard kam im Anschluß bereits am frühen Nachmittag die erste ausgelassene und zünftige Partystimmung auf.

Omnium Gatherum Omnium Gatherum hatten dann zur besten Nachmittagsstunde ebenfalls leichtes Spiel die aufgeheizte Meute auf ihre Seite zu ziehen und zufrieden zu stellen. Der für den Freitag prognostizierte Wetterumschwung blieb erfreulicherweise aus und auf dem trockenen und staubigen Infield sorgte die Sonne für so einige rot gefärbte Gesichter.

Moshpit @ RockHarz 2019

 

Caliban Caliban sorgten am frühen Abend für anständige Moshpit-Action und wussten durchaus zu gefallen. Auch wenn ich mit den neueren Outputs der Band nicht mehr so viel anfangen kann wie noch zu Zeiten von „Vent“, „Shadow Hearts“ und „The Opposite Within“. 

Soilwork Enttäuscht war ich ein wenig von Soilwork, die kaum noch an ihre Melodic Death Metal Roots erinnerten. Hier hatte ich mir eine wesentlich energiegeladenere Show gewünscht, die mir musikalisch aber insgesamt etwas zu „poppig“ ausfiel. Die Darbietung der Band war zwar durchaus überzeugend, aber ich hänge einfach zu sehr an den Alben der Band um die Jahrtausendwende.

Halb so schlimm, denn mein persönliches Highlight des Tages sollte mit Hypocrisy bald folgen.

Hypocrisy

Hypocrisy @ Rock Harz 2019Hier noch Worte zu verlieren ist wie Eulen nach Athen tragen. Hypocrisy waren und sind einfach nur fett und der Auftritt auf dem Rock Harz dieses Jahr gehört für mich zu einer der besten Festivalauftritte, die ich von den Schweden bisher gesehen habe. Vom ersten bis zum letzten Ton zeigte sich entsprechend auch das gut gefüllte Infield begeistert.

 

Im Anschluß gab es dann die für mich positive Überraschung des Tages. Mit Saltatio Mortis stand ein Vertreter der von mir eigentlich weniger präferierten Mittelalter-Dudelsack Kapellen auf dem Programm. Deren Auftritt wollte ich ursprünglich mit der Suche und Aufnahme von Nahrung oder einem Toilettengang verknüpfen. Doch ich war zufrieden, zu Beginn der Show noch in Hör,- und vor allem Sichtweite zu sein, denn die Burschen brannten ein wahres Feuerwerk an Unterhaltung ab. Das Ganze war musikalisch durch einen großen Punkeinfluss durchaus annehmbar und darüber hinaus rockte die Band so dermaßen die Hütte, dass man einfach nicht weggehen konnte. 

Stimmung @ RockHarz 2019

Saltatio MortisAuch wie hier das Publikum eingebunden wurde, war einfach erstklassiges Entertainment. Ob nun das komplette Hüpfen der Crowd vom Bühnenrand bis zum FOH (und dahinter), oder das fast flächendeckende Ausziehen und winken mit T-Shirts während „Nie wieder Alkohol“. Saltatio Mortis wussten auf jeden Fall, wie man eine zünftige Party rockt und stürmten auf meiner persönlichen „Momente-an-die-man-sich-gern-erinnert“-Skala von Null auf Zehn.

 

Größer, zumindest was den Gute-Laune-Faktor angeht, konnte der Kontrast zu den folgenden Dimmu Borgir kaum sein.

Dimmu Borgir

Dimmu Borgir

Dimmu Borgir

Die Norweger schufen vom ersten Ton an eine außergewöhnliche Atmosphäre und zogen eine ungeheuer große Masse an Publikum vor der Bühne in ihren Bann. Ich würde fast sagen, dass hier die größte Anzahl an Zuschauern des Wochenendes gleichzeitig auf dem Infield versammelt war. Die Show an sich lässt sich vor allem mit einem Wort beschreiben: Beeindruckend!
Auch ohne ekstatische Partystimmung konnte sich kaum jemand der Anwesenden dieser Darbietung, nebst der nahezu perfekten Soundwand entziehen. 

 

Schlafgefährt of Hell
Heidevolk im Schlafgefährt

Die After-Headliner von Russkaja waren so etwas wie der Geheimtipp des Festivals. Ich muß aber zugeben, dass ich dem Ganzen nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Trotz ausgelassener Partystimmung im Publikum wurde ich mit der Combo einfach nicht warm und verzog mich alsbald dahin, wo es genau das – nämlich „warm“ – war: in mein Schlafgefährt. Von da lauschte ich noch den Tönen von Heidevolk, welche gegen 1:45 Uhr das Ende des Tages markierten.

 

 

SAMSTAG

RockHarz 2019

Samstag war der Tag, der sich vom Billing her für mich weniger interessant gestaltete. So machte ich mich einmal mehr auf, um über das weiträumige Gelände zu flanieren. Es blieb genügend Zeit für etwas Smalltalk am Stand von Remission Records mit dem immer wieder gern gesehenen Christian Otto. Und natürlich durfte auch ein Besuch am Stand der „Painted In Blood“ Ausstellung nicht fehlen, die erstmals auf dem Rock Harz vertreten war.

Painted in BloodWer das Ganze nicht kennt, dem sei ein Besuch bei nächster Gelegenheit ans Herz gelegt. Unter dem Banner „Painted in Blood“ zeigen Thomas Ewerhard, Björn Gooßes (Killustrations) und Jan Meininghaus eine gemeinsame Ausstellung ihrer, vorwiegend aus dem Bereich von Metal Artworks entstammenden, Kunstwerke. Hier hatte man die Gelegenheit etliche Motive, die man sonst nur in Miniatur auf CD Covern von Bands wie Odium, The Crown, Dew Scented, Therion, Kreator oder Edguy zu Gesicht bekommt, als großformatige Exponate zu betrachten. Zusätzlich konnte man sich das ein oder andere Teil als A2-Kunstdruck sichern. 

So verpasste ich einige Bands am Nachmittag, was ich aber bis auf Anvil und Grave einigermaßen verschmerzen konnte.

Grave @ RockHarz 2019
Grave

Anvil
Anvil

KorpiklaaniInteressant wurde es für mich nochmals bei Legion Of The Damned, die einem anständig den Kopf wegballerten. Und natürlich später bei Korpiklaani, von denen ich zwar keine einzige Platte besitze, die ich aber auf keinem Festival (so es denn Gelegenheit gibt) auslasse, weil sie einfach eine wirklich großartige Liveband sind.

 

 

Crowd RockHarz 2019

Children Of BodomMittlerweile zeichnete sich auch der angekündigte Wetterwechsel ab und die ersten Tropfen versickerten im ausgetrockneten Boden. Children Of Bodom hatten noch das Glück, weitestgehend regenfrei aufzuspielen. Sie wurden ihrem Headliner Slot mehr als gerecht und boten für den Großteil der Besucher den krönenden Abschluss des Festival Wochenendes.

 

 

Bei den folgenden After-Headliner Slots von The O’Reillys & The Paddyhats, sowie dem Apocalypse Orchestra regnete es sich dann leider langsam und dauerhaft ein, was dem Party-Feeling bei den Paddyhats zwar keinen Abbruch tat, aber das Publikum auf dem Infield nach Children Of Bodom deutlich dezimierte.

Paddyhats

Man könnte auch sagen: Selbst der Himmel weinte, ob des bevorstehenden Endes des diesjährigen Rock Harz Open Airs. Ich selbst tat es etlichen Besuchern gleich und verzog mich nach Mitternacht in mein trockenes Schlafgemach, ließ die letzten 3 Tage an meinem inneren Auge und Ohr vorbeiziehen und schlief selig und zufrieden ein.

 

FAZIT:

RockHarz Open Air 2019
Veranstalter und Team bei der obligatorischen Abschlussansprache am Samstag.

Auch wenn man mittlerweile Größenverhältnisse erreicht hat, in denen sich einige Abstriche und Kompromisse kaum vermeiden lassen, gehört das Rock Harz nach wie vor zu den familiärsten und entspanntesten Festivals, denen ich beiwohnen konnte. Das zeigt sich auch am gut durchwachsenen Altersdurchschnitt, bei dem man sich mit Mitte Vierzig nicht zwangsläufig vorkommt wie ein Opa, sowie der gesamt guten Stimmung und dem Miteinander überall auf dem Gelände. Von den Essens- und Getränkeständen, an denen man immer noch Gelegenheit findet zu einigermaßen humanen Preisen satt zu werden, über das Veranstaltungsteam, die Security, die Malteser bis zu den überragenden Grabenschlampen, welche in der ersten Reihe vor dem Publikum stehen und den feiernden Crowdsurfern eine sichere und freundliche Ankunft vor der Bühne gewährleisten (und dabei selbst in Stresssituationen nahezu ausnahmslos hilfsbereit und freundlich auftreten).

Kurzum: Es war mir ein Fest und der Termin 2020 (1. – 4. Juli) ist bereits im Kalender fett angestrichen.

RockHarz Festival

 

LINKS & CREDITS

Fotos:  Stefan Zwing / Deisterpics (bester Nachbar der Welt^^): Website | Facebook | Instagram
Rock Harz Open Air: Website | Facebook
Painted In Blood:  Facebook

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*