25 Jahre Party.San! Ein viertel Jahrhundert pure Freude am Metal, am Feiern, am Ausnahmezustand. Wir waren mit dabei und wollen euch daran teilhaben lassen:
Wie gewohnt steigt Anfang August kurzfristig die Bevölkerungsanzahl des thüringischen Dörfchens Obermehler rapide an – und zwar um circa 10.000 gut gelaunte Pommesgabelschwinger. Ebenfalls, wie üblich, gut organisiert werden die bereits am Mittwoch heranströmenden Festivalbesucher auf das Gelände geschleust, der Platz füllt sich schnell und ohne Vorfälle. Nach 25 Jahren merkt man dem Party.San einfach die Erfahrung an.
Sehnlichst von vielen erwartet startet irgendwann die Metaldisco und es wird sich allseits der Alltag von der Seele gefeiert. Klar, an diesem Abend werden musikalisch eher die Publikumshits gespielt, die man eigentlich schon dermaßen auswendig kann, aber trotzdem ist die Stimmung gut und die Fressbuden werden bereits fulminant belagert. Ein guter Start, der Lust auf mehr macht. Bereits jetzt macht auch schon das Gerücht die Runde, dass jeder Band ans Herz gelegt wurde, ein Cover ihrer Wahl auf die Setlist zu packen. Mal sehen, wie viele wir entdecken können.
Am DONNERSTAG startet das Festival dann mit Slaegt als eigentlich starkem Opener. Nicht nur aber gerade bei „I Smell Blood“ überzeugt das Drumming. Die Dänen liefern den über die Jahre geschehenen Wechsel vom reinen Black zu Heavy Black zweifelsfrei sicher ab. Leider fallen Slaegt aber dem Opener-Syndrom zum Opfer: Kinderkrankheiten beim Sound müssen erst noch behoben werden und so wird die halbe Spielzeit über noch ordentlich an diesem und jenem Rädchen gedreht. Dazu kommt das mal mehr, mal weniger starke Lüftchen, das Slaegt als erste und sicher nicht als einzige Band „vom Winde verweht“.
Wir bleiben mit Runemagick als Nachfolger in Skandinavien und bekommen zur Freude aller die ersten „UGH“-Rufe beim Soundcheck auf die Ohren. Mit schon deutlich besserem Sound lockt der finstere Death-Doom, direkt aus den Neunzigern entsprungen, mehr Publikum vor die Bühne. Vor allem der Titelsong des 99er-Albums „Enter The Realm Of Death“ dröhnt sich erfolgreich in die Köpfe. Trotzdem bleiben die Gothenburger unter ihrer Spielzeit und verlassen etwas früher als anberaumt die Mainstage.
Bei den nachfolgenden Skyforger aus Riga kommt der erste, für das PSOA typische, Stilbruch. Mit den folkigen Klängen können vorerst nicht mehr ganz so viele Besucher vor der Bühne gehalten werden, aber immerhin lässt sich ein erstes Cover verbuchen: Running Wild mit „Raw Ride“.
Mit Balmog wird nun auch die Zeltbühne gestürmt und tatsächlich ist das Zelt mehr als gut besucht. Die Spanier feuern groovigen Black von der Stage und sofort wird klar: Hier wird gerade nicht nur vor der prallen Sonne geflüchtet, sondern insbesondere mit der neuesten Scheibe „Vacvvm“ werden sehnsüchtige Ohren bedient. Sobald Incantation auf der Main Stage starten, zieht es allerdings deutlich die Reihen wieder nach draußen – trotzdem, Balmog haben das Zelt gebührend eingeweiht.
Incantation feiern derweil auf der Mainstage ihr dreißigjähriges Jubiläum und geben sogar einen noch nie live gespielten Coversong zum Besten. Die US-Amerikaner können die dichten Reihen mit klassischem Death-Gerumpel konstant halten und gedankt wird es ihnen nicht nur bei „Ibex Moon“ oder „Unholy Massacre“ mit einem Fausthagel in der Luft.
Zurück im schattigen Zelt geht es in römisches Brutal-Death-Gebiet: Devangelic fackeln nicht lange und malträtieren sofort gnadenlos ihre Felle und Saiten. Die gutturalen Vocals tun ihr übriges – noch vor dem Ende des ersten Songs hat sich die kopfnickende Zuhörerschaft mindestens verdoppelt. Dem Quartett gelingt es auch problemlos das Niveau über das gesamte Set hinweg zu halten und das Prädikat „brutal“ ist definitiv verdient.
Ein unglaublicher Stilbruch folgt nun auf der Hauptbühne mit Soilwork. Von Brutal Death zu Melodic Death (und heutzutage eher in Richtung Metalcore gehend) – daran müssen sich die Lauscher erstmal ein paar Minuten gewöhnen. Gut so, denn gerade zu Beginn gibt’s für die Schweden zunächst Soundprobleme am Keyboard. Nach kurzer Zeit sitzt aber alles und mit „Full Moon Shoals“ geben Soilwork einen Eindruck von ihrer neusten Schaffensperiode. So richtig will der Funke aber nicht überspringen und die Reaktionen bleiben verhalten. So hatten Soilwork sich ihren ersten Auftritt auf dem PSOA wahrscheinlich nicht vorgestellt. Fragt man alteingesessene PSOA-Gänger, wird Soilwork eher als „Pausenband“ betitelt.
Im Zelt ballern derweil Taphos fröhlich vor sich hin und retten die Ehre der skandinavischen Bands des diesjährigen PSOAS. Die jungen Dänen, deren Bandname im Deutschen „Grab“ bedeutet, tun mit ihrem bisher einzigen Full-Length-Album „Come Ethereal Somberness“ sicher alles, aber nicht die Stimmung zu Grabe tragen. Der Underground Death ist abwechslungsreich und geht schlicht direkt ins Ohr und poltert gegen die Trommelfelle. Underground bleiben die vier Musiker definitiv nicht mehr lange!
Komplett abgerissen, wie sich das gehört, betreten in der Folge Craft die Mainstage. Wieder bleibt es skandinavisch und auch Craft feiern ihr PSOA-Debut. Die Schweden geben natürlich einiges vom neusten Album „White Noise And Black Metal“ zum Besten, mit dem sie sieben Jahre auf sich warten ließen. Naja, so richtig ab geht es aber nur beim klassischem Material „Fuck The Universe“ und auch da haben zumindest wir uns eine bessere Darbietung erwartet. Richtig voll will es vor der Bühne auch nicht werden. Trotzdem, abgeranzter Black Metal geht eigentlich immer und diesbezüglich haben Craft die Hörerwartung vollstens erfüllt.
Nervo Chaos würden sich vom Namen her gut hinter Craft einreihen, aber der Schein trügt. Eher mit technischem Death kommen die Brasilianer daher, aber für die Festivalbesucher gilt heute nur „Hauptsache es ballert“ und so wird nach Craft wieder fleißig ins Zelt gepilgert. Richtig gut kommt bei Nervo Chaos definitiv der Bass und man schließt sich nur allzu gerne dem Unisono-Headbangen an.
Bis zu den nachfolgenden Ascension aus Sachsen-Anhalt liegt der Donnerstag auch noch hervorragend im Zeitplan. Und klar, Ascension haben mit ihren bisher drei Studioalben feurige Werke abgeliefert und sind ebenfalls zum ersten Mal beim PSOA dabei. Trotzdem enthalten wir uns aus diversen Gründen, die mitunter den ein oder anderen Live-Musiker und Label-Besitzer betreffen, jeglichen Kommentars.
Belphegor, die drittletzte Band dieses Abends, ist vor allem optisch wieder einmal sehr stark. Zum dritten Mal auf dem Party San wird eine Feuershow dargeboten, die in der mittlerweile angebrochenen Dunkelheit einfach richtig gut kommt. Die Österreicher legen sofort mit wildem Stakkato los, sodass die „Oi“-Rufe von Bandkopf Serpenth augenblicklich enthusiastisch erwidert werden – und das nicht nur bei „Hell´s Ambassador“.
Wer nach Belphegor noch stehen kann, darf sich auf Hellhammer played by „Triumph Of Death“ freuen. Die Vorgängerband von Celtic Frost, die zuletzt in den 80ern live auftrat, katapultiert sich schnell und wahrscheinlich auch erwartungsgemäß zu unserem absoluten Highlight des Tages empor. Einfach, wie der Name sagt, hammermäßig: Klassiker wie „Massacra“, „Maniac“, „Crucifixion“ und auch Neues, wie „Blood Insanity“ – was will man mehr? Eigentlich bleibt nur ein Danke an Tom Gabriel Warrior, dass er unter Triumph Of Death diese Klassiker nochmal live aufleben lässt. Geschlossen wird der sagenhafte Auftritt natürlich auch mit „Triumph Of Death“. Wer das verpasst hat, ärgert sich spätestens am nächsten Morgen, sobald die Sinne wieder aufgeklart sind!
Nach diesem Anschlag auf Kopf, Herz und Verstand ist es erst einmal angenehm, dass Hypocrisy sich nach der Umbaupause noch eine gute viertel Stunde länger Zeit lassen als anberaumt. Zwar können die Schweden den Auftritt von Hellhammer nicht toppen, trotzdem sind sie heiß ersehnt, was die dicht gedrängten Reihen beweisen. Vom lange erwarteten Nachfolgeralbum von „End Of Disclosure“ dürfen, können oder wollen die Schweden an diesem Abend noch nichts preisgeben. Als Entschädigung bekommen die Party.Saner allerdings eine grandiose Darbietung von „Eraser“ aufs Parkett gelegt. Episch!
FREITAG – Traditionell geht es heute los mit einer feinen Grind-Darbietung; dieses Jahr von Gutalax aus Tschechien. Vor dem Einlass wird sich gedrängelt wie sonst nur vor Headlinern und die Kostümierungen werden auch von Jahr zu Jahr kreativer. Klar, das kann dann nur Spaß machen und somit wird der Auftritt kurzweilig und konfettigeladen. Das Gespann hat auch einen neuen Song im Gepäck, aber wie Chef-Grunzer Maty treffend bemerkt: „New song… you don´t care … because sounds the same.“
Weiter geht es für uns nach The Crown mit Solstice aus England, die ebenfalls ihr PSOA-Debut feiern, obwohl sie schon seit den Neunzigern ihr Unwesen treiben. Nach wie vor scheint nach Gutalax aber erstmal die Luft raus und die Reihen bleiben nur halb gefüllt. Eingefleischte Fans können sich aber über Songs wie „The Sleeping Tyrant“ vom 98er Album „New Dark Age“ freuen. Man merkt: Solstice scheuen sich auch nicht davor, Titel live zu präsentieren, die die Zehn-Minunten-Marke knacken. Hut ab!
Zum absoluten Weckruf mutieren anschließend Midnight, die sich zum zweiten Mal auf dem PSOA als hammermäßige Rampensäue zu präsentieren wissen. Die Massen flippen regelrecht aus, die Stimmung kocht und erstmalig bekommen die Securities richtig mit den Stagedivern zu tun. Midnight sind einfach zur Live-Band geboren und Klassiker wie „You Can´t Stop Steel“ (wenn auch an diesem Tag als „You can´t stop semen“ vorgestellt) oder „Violence On Violence“ kommen einfach noch besser als auf Platte.
Ob die nachfolgenden Traitor aus BaWü da mithalten können? Jedenfalls gelingt es den Thrashern mit ihrem Abwechslungsreichtum im Zelt für mehr Stimmung als bei so mancher Hauptbühnen-Band zu sorgen. Eindeutig 1a Thrash-Metal-Shouting, starkes Material z.B. von der neusten Scheibe „Knee-deep In The Dead“ und einfach Spaß auf der Bühne: Das überzeugt.
Brasilianisch wird es hiernach mit Krisiun. Nach annähernd dreißigjährigem Bestehen belagert das Trio nun zum dritten Mal die Mainstage in Obermehler und beweist Routine und Erfahrung. Krisiun bieten Death Metal, der ins Ohr geht und halten so das anfänglich strauchelnde Niveau des Freitags auf einem guten Level. Fragt man das Publikum: „Voll der Kracher!“
Spannend wird es jetzt mit den russischen Arkona, deren goldene Zeiten gut ein Jahrzehnt zurückliegen, als Folk Metal gerade voll im Trend lag. Neugier zieht wohl den ein oder anderen vor die Bühne, der die Recken um Screamerin Masha ebenfalls schon länger nicht mehr auf dem Schirm hatte. Der erste Eindruck: Die Band ist gereift, setzt nun vor allem auf dem neusten Album „Khram“ mehr auf epische Klänge und das fanatische Gehoppse über die Bühne ist auch auf ein Minimum reduziert. Gerade das Intro „Mantra“ der neusten Scheibe weiß tranceartig zu fesseln. Arkona darf man definitiv mal wieder ein Ohr leihen, zugegebenermaßen unerwarteter Weise.
Kontrastprogramm bieten nachfolgend Night Demon aus Kalifornien: Feuriger Heavy Metal, der so gar nichts Episches an sich hat, dafür aber kurzweilig, klassisch und mit ordentlich „Wumms“ daherkommt. „Welcome To The Night“ bleibt zwar noch Wunschdenken, aber die kleine Feuershow zieht auch so genügend Publikum vor die Mainstage, sodass es bis zum letzten Titel „Night Demon“ recht gut gefüllt bleibt. Ein Blick ins Publikum zeigt außerdem: Für Luftgitarrenspieler definitiv DIE Band des Freitags.
Rotting Christ scheinen als nächste Band gleich ein Unwetter als Bühnenshow mitgebracht zu haben: Der Himmel verdunkelt sich zusehends und für die Stimmung tut das schon einiges. Als griechischer Multi-Genre-Metal, der schon seit den Achtzigern die Bühnen belagert, hat das Duo es nicht schwer, die Stammkundschaft vor der Bühne zu versammeln. Dagegen kann letztendlich auch der einsetzende Regen nichts tun, denn beispielsweise „Fire, God And Fear“ lässt die Menge treu ausharren.
Der Regen kommt Stillbirth anschließend zu Gute, das Zelt füllt sich schneller, als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Dem Gespann aus der Pfalz kann man aber durchaus auch so mal zuhören, denn der dargebotene Brutal Death Metal (böse Zungen behaupten weiterhin „Deathcore“) ist recht kurzweilig.
Hiernach steht der Auftritt der Polen von MGLA an, die gleich drei neue Songs von „Age Of Excuse“ dabei haben. Wann das Album veröffentlicht wird, war zu dem Zeitpunkt noch unklar (und galt mit zwinkerndem Auge als Polens bestgehütetes Geheimnis), aber die drei Songs hauen definitiv rein. Wie immer vollkommen eingenebelt ziehen die Polen in gewohnter Manier ihr Ding durch. Der Sound sitzt, die Songauswahl ist bis auf die drei neuen Songs auch altbekannt, aber das Publikum hängt der Band begeistert an den Saiten.
Weiter geht’s für uns mit Deicide auf der Hauptbühne, bei denen man tatsächlich auch ein Sodom-Cover heraushören kann. Leider fällt der Auftritt anfänglich ziemlich „ins Wasser“, treue Fans harren aber unbeirrt aus. Testament kommentieren diesen Umstand nachfolgend schlicht mit „Fuck The Rain“ und als wäre die Message angekommen, wird es schnell wieder trocken. Der klassische Thrash aus den USA zieht ordentlich an und irgendwie kaum zu glauben: Auch diese Urgesteine feiern ihre PSOA-Premiere und das auch noch ziemlich gelungen. Definitiv ein letzter Headliner des Abends, der Eindruck machen konnte.
So schnell bricht auch schon der letzte Tag des Festivals an und der SAMSTAG startet bereits früh mit . Die Thüringer haben angenehm doomige Klänge im Gepäck, welche um die fast schon grausam frühe Uhrzeit die Gehörgänge nicht gleich überfordert. Erstaunlich, wie viel bereits los ist in der Tentstage und somit geht der Heidenspaß bei vollem Körpereinsatz, den Black Mood verbreiten, auch nicht ins Leere. Trotzdem, aufgrund so einiger – wenn auch sympathischer – Verständigungsprobleme: Nächstes Mal noch eine Probe mehr vorm Auftritt!
Zu Goat Explosion strömt nachfolgend noch einiges mehr an Publikum ins Zelt und egal ob jetzt vorrangig der Name gelockt hat oder nicht: Die Leipziger überzeugen mit tadellosem Livespiel und können sich einfach sehen und hören lassen. Die Mischung aus Heavy- und Stoner Metal macht wach und vor allem Spaß, auch wenn hier nicht gerade die Ziege explodiert, wie versprochen.
Die Mainstage weihen an diesem Tag Vulvodynia ein. Hier beweist das Party San erneut die erfolgreiche Bemühung um Vielfalt, denn der Brutal Death aus Südafrika passt erstens gut ins Konzept und bietet zweitens einfach mal neue Höreindrücke, da das Sextett sicherlich nur wenigen bekannt sein dürfte.
Svartidaudi wird nun die Spielzeit zum Verhängnis. Die aus Island stammende Band kann in der sengenden Mittagshitze trotz tadellos dargebotenem Set nur treue Fans vor der Bühne halten und kommt einfach nicht so rüber, wie sie es sonst tut. Wieder einmal wird deutlich: Die meisten Black-Metal-Bands brauchen einfach das passende Setting um ordentlich zu wirken und dazu zählt definitiv nicht das Mittagstief in der prallen Sonne. Schade!
Jungle Rot, die Amis aus Wisconsin, haben es dahingehend schon um einiges leichter. Der groovige Death Metal geht leichter ins Ohr und stellt einfachere Kost dar, man glaubt es kaum. Trotz aller Motivationsversuche kann das Publikum aber nur zu schwachem Kopfnicken bewogen werden. Ist etwa schon die Luft raus?
Kann vielleicht guter, alter Thrash die Stimmung retten? Suicidal Angels aus Athen geben ihr Bestes und prügeln sich durch ihr Set, aber das verausgabte Publikum traut sich nicht so recht aus der Reserve. Nichtsdestotrotz liefern Suicidal Angels einen guten Auftritt ab und versuchen ihr brandneues Album „Years Of Aggression“ leidenschaftlich an den Mann zu bringen. Persönliches Highlight bleibt aber „Seed Of Evil“.
Wir versuchen es nochmal mit Death Metal und immerhin, Vomitory schaffen es, die Reihen vorne zu halten und sogar noch etwas zu füllen. Wahrscheinlich nicht ganz unschuldig daran ist die zwischenzeitliche Auflösung der Band, die 2019 ebenfalls dreißigjähriges Gründungsjubiläum feiern durfte. Die Schweden knallen dem Publikum jedenfalls ordentlich was vor den Latz und gerade das Drumming scheint die müden Gehörgänge nochmal wach zu poltern.
NWOBHM sollte eigentlich immer gehen, gerade bei der guten Vorarbeit von Vomitory. Aber Satan, die Schwermetalle aus Newcastle, wollen wieder nicht so richtig zünden. Gerade die bestechenden Heavy-Vocals sollten eigentlich für das Gegenteil sorgen, aber das neue Album „Cruel Magic“ wird eher ins Leere geschossen. Satz mit X?
So langsam scheint sich ein wahres Mittagstief zu manifestieren, das zugleich mit ordentlichen Windböen gewürzt wird, sodass die meisten zunächst mit Sichern von Zelt und Pavillon beschäftigt sind, anstatt Immolation Gehör zu schenken. Trotzdem, die New Yorker sind alte PSOA-Hasen und wissen die Menge zu begeistern. Mit Klassikern aus den Neunzigern wie „Dawn Of Possession“ und neuem Material wie „When The Jackals Come“ wird das Ganze zu einem tadellosen vierten PSOA-Auftritt der Deather von Immolation.
Wer bisher noch keinen Sonnenbrand hatte, holt ihn sich nun spätestens bei Destruction, aber es lohnt sich! Die Thrash-Giganten haben zugleich ein Old-School-Set im Gepäck und die Weltpremiere der neuen Scheibe „Born To Parish“. Na, wenn das die Fan-Herzen nicht höher schlagen lässt! Endlich ist das Publikum wieder erwacht und jetzt klappt es auch wieder tadellos mit den „Hey“-Rufen.
So gestärkt geht es gleich im Zelt weiter mit Carnal Tomb aus Berlin, die trotz ihres relativ kurzen Bestehens schon Material mit Prädikat „fein verranzter Old-School“ anzubieten haben. Teilweise unglaublich heiße Passagen lassen Carnal Tomb definitiv im Gedächtnis bleiben und insgesamt ist das ein überraschend einnehmender Auftritt. Zwar ist die Band manchmal sichtbar außer Atem, aber dennoch überzeugen Songs wie „Beneath The Coffin“ einfach vorbehaltlos.
Was folgt, ist der insgesamt dritte Auftritt von Naglfar auf dem Party.San. Das Publikum ist begeistert und endlich ist es mal wieder ordentlich voll vor der Mainstage. Sänger Olivius betitelt das PSOA sogar als bestes Festival weltweit, sehr zur Freude der Menge. „The Perpetual Horrors“ wird zum Highlight des Auftritts.
Weiter geht es für uns nach Undergang im Zelt mit Legion Of The Damned aus den Niederlanden. Das Gespann hat ebenfalls ein neues Album im Gepäck und nutzt die gedrängten Reihen natürlich, um „Slaves Of The Shadow Realm“ ordentlich anzupreisen. Auch die Feuershow kommt in der angebrochenen Dunkelheit richtig gut. Begeistert werden die Haare zu Songs wie „Sons Of The Jackel“ geschwungen, obwohl der Sound leider bestenfalls als „verwaschen“ bezeichnet werden kann.
Nun ein persönliches Highlight des Tages: Malokarpatan! Dieser Auftritt der Slowenen ist ein Fest von vorne bis hinten. Die Mischung aus Black und Heavy ist ja schon auf Platte einnehmend und einfach etwas Besonderes, aber live gewinnt das Ganze nochmal eine ganz andere Qualität. Dieser Zugewinn hat sicher auch mit dem speziellen Auftreten der Band zu tun, denn jeder andere Sänger, der mit einer Kombination aus Sonnenbrille, Gehstock und Vampir-Cape auftritt, würde sich vorwiegend Lacher einfangen. Nicht aber Malokarpatan, die ihren Auftritt mit so einer Selbstsicherheit hinlegen, dass einem nur Anerkennung übrig bleibt. Musikalisch einwandfrei, abwechslungsreich, groovig und zugleich mit kulturellem Touch: Das sticht einfach nur heraus! Somit hat das Gespann sich die zahllosen Fäuste in der Luft redlich verdient. Ab ins Nordkarpatenland!
Wieder in Richtung Mainstage versprechen Solstafir das Niveau zu halten. Die Isländer wissen jedenfalls augenblicklich eine gelungene Atmosphäre zu verbreiten und lassen sich, was die Auswahl des Materials angeht, auch nicht lumpen. Viel altes Material trifft auf Kassenschlager wie „Fjara“ und „Otta“. Schnell macht sich ein gewisser Wehmut breit, den Solstafir so an sich haben. Diesmal bezieht er sich aber auch auf das langsam endende Festival. Doch nicht so schnell, alles ist diesmal nämlich nicht perfekt am Auftritt von Solstafir. Zunächst verschenken die Isländer Zeit, indem sie unheimlich lang gedehnte Ansprachen halten; das ist schlichtweg nervig. Auch der Sound ist definitiv zu schwammig für diese Art von Musik. So sehr man es sich auch wünscht: Solstafir legen wirklich keinen besonders guten Auftritt aufs Parkett.
Vor dem abschließenden Auftritt von Bloodbath steht zunächst die traditionelle Ansprache des Festivalchefs an, die definitiv Lust aufs kommende Jahr macht. Nun aber zu Bloodbath: Für viele das Highlight des Tages und der hochkarätige Schwedendeath bildet definitiv einen guten Ausklang für das Festival. Bloodbath sind weiterhin bemüht um Weltuntergangsstimmung und ein paar abgefackelte Augenbrauen tun ihr übriges für einen denkwürdigen letzten Auftritt. Auch gut dargebotene Songs wie „Outnumbering The Day“ steuern dazu einiges bei.
Und auf einmal verklingt die letzte Saite und die Bühne ist leer – das war das Party San 2019.
So sehr das Wetter insgesamt auch mit Auf´s und Ab´s zu kämpfen hatte, hielt sich doch im Gegensatz dazu das Niveau des Festivals sehr konstant. Das Party.San 2019 kann sich also problemlos einreihen in die besten Festivals des Jahres. Besonders begeistern konnte dieses Jahr die Auswahl an (noch!) eher unbekannten Underground-Nummern und die Vielzahl an hochkarätigen Truppen, die ihr PSOA-Debut gaben. Weiter so!