Physika Kai Mystika Interview

Ich hätte ahnen müssen, daß Musiker, deren Demos nie unter 90 Minuten dauern, keine gewöhnlichen Interviewpartner sein können. Richard und Stoffl von den Wiener Hartmetall-Avantgardisten Physika Kai Mystika ergingen sich dementsprechend auch in ausführlichen Antworten auf die Fragen, die ich ihnen stellte… und auch auf all die, die ich nicht gestellt hab’… wie z.B. wer der neue Bundestrainer wird und warum Pullerprinz Ernst August absolut verehrungswürdig ist… doch lest selbst!


Nennt den Eternitylesern zu Beginn bitte fünf gute Gründe, warum Physika Kai Mystika anders und besser sind als das, was man so tagtäglich in großen Vierfarbanzeigen angepriesen bekommt.

Richard und Stoffl: Wir sind anders, weil: erstens Wien anders ist, zweitens Thomas Anders anders ist, drittens, weil Anders Järryd gegen Horst Skoff verloren hat, viertens, weil Pamela Anderson auch anders ist. Quasi. Und fünftens: Wenn ihr euch unser neues Demo „Theravada“ zulegt und mehrmals anhört, dann ist das vergleichbar mit dem Glücksgefühl eines a) werdenden Selbstmörders, b) deutschen Teamchefs vor der EM, c) Kampfhundes nach Zunahme eines Neugeborenen, d) wie von jemand, der eine Clever-Pizza verzehrt. Und e) eines Prinzen mit Harndrang im türkischen Pavillion der Expo.
R: Ich glaube nicht, dass wir besser sind als andere Musikanten, doch wir arbeiten daran. Ich hab mir neuerdings Peter Burschs Metalgitarrenbuch für Anfänger gekauft, ich denke, dass wir am nächsten Demo schon Black Metal spielen können.

Beschreibt bitte in wenigen Worten, wie Physika Kai Mystika klingt, und in etwas mehr Worten die Konzeption hinter dem Projekt.
R: (weit ausholend) An sich haben wir uns ‘91 zu fünft unter dem Namen Six Feet Below formiert und Gothic Metal zum besten gegeben, in Proberäumen und auf Dampfschiffen. Es dauerte bis 1995, um draufzukommen, dass wir zwar irgendwie Potential haben, aber lieber saufen und Pornohefte mit dicken Frauen anschauen, während wir Demoaufnahmen machten. Da umgarnte mich der Hauch des Zweifels an der Richtigkeit des Tuns, und itzo sann es mir, ein Projekt ins Leben zu rufen, PKM. Das erste Demo „Vermächtnis“ entstand im Alleingang mit Drumcomputer und einigen Samples aus Filmen. Die Kritiken waren enorm gut, was mich bewog, den Keyboarder von Six Feet Below, den Stoffl, zu knechten, um bei PKM einige der Keyboards einzuspielen. Das zweite Demo „Fall“ kam 1996, und in der Zwischenzeit haben wir einige Line-up Wechsel hinter uns gebracht, Leute ausprobiert etc. Mit unserer Sängerin, der Kathi, hat’s auf Anhieb super geklappt, sie hat sich toll eingefügt. Was den Klang betrifft… ich wollte von Beginn an brachiale, möglichst bombastische Musik mit Tiefgang machen, was auf „Vermächtnis“ auch am augenscheinlichsten hörbar ist. In der letzten Zeit sind wir wohl ein wenig kommerzieller geworden, aber im Grunde ist es wohl irgendwie eine Mixtur aus Death Metal, Gothic, Industrial, Ambient, World Music – jetzt nicht mehr so – usw. Fällt mir wirklich schwer, das zu charakterisieren.

Von welchen Bands/Musikern/Künstlern seht ihr euch beeinflußt?
R: Zumeist sind wir oral beeinflusst, vor allem durch Ottakringer hell oder dunkel. Da dies aber kein Künstler ist, obwohl doch kunstvoll gebraut, verrat‘ ich Dir die Details aus meinem Tagebuch: vom Malerischen her Dali und Bosch, vom Musikalischen die Bomfunk MCs, Janus, Betray My Secrets, My Dying Bride, Thought Industry, Neurosis (göttlich!), Eläkeläiset und Toni Plasil. Außerdem hör‘ ich alles, wo Bongotrommeln und viel Percussion vorkommt.
S: Schwer zu sagen, wer mich beeinflusst hat, daß wir so klingen. Was ich seit langem höre, ist z.B. Life Of Agony, sonst je nach Stimmung quer durch den Gemüsegarten.
R: Karotten, Karfiol, Kohlrabi, Ravioli?
S: Gemüsedildos machen nicht so viel Spaß. Am ehesten noch eine harte Polnische.

Euer neuestes Demo, „Theravada“, ist wiederum an die 90 Minuten lang, wie schon zuvor die Demos „Fall“ und „Vermächtnis“. Während so manche Schwedencombo mit dem Material mal eben sieben, acht Platten füllen würde, bringt ihr lieber alle zwei Jahre etwa ein vollgepacktes 90er-Tape raus. Woher kommt diese Fülle an Ideen?
S: Aus unseren kranken Hirnen. Das Meiste ist sowieso gfladert.
R: Von unseren noch nicht verratenen Haupteinflüssen Hansi Hinterseer und Karl Moik.
S: Karl Moik, der eigentlich Alois Mock ist. Und da waren natürlich noch Herbert Prohaska und Hans Krankl. Deutsche Einflsse fallen mir jetzt nicht ein, nachdem sie so schlecht bei der EM gespielt haben.
R: Dazu ist zu sagen, daß Insider darüber berichten, daß Karl Moik der neue Teamchef der Deutschen wird, und Wastl der Copilot auf der Bank.
S: Und Hias wird Torwart.
R: Hias kann nicht Torwart werden, maximal Platzwart. Und Pamela Anderson wird Blaswart. Oder Ingrid Steeger, falls die noch lebt. Äh. Also gut, für’s Schmähführen werden wir hier ja auch nicht bezahlt (ihr werdet auch für ernsthafte Antworten nicht bezahlt, also nur weiter so – Anm. d. Verf.), also hier die rechtsgültige Version: wir haben uns für’s neue Demo ca. drei Jahre Zeit gelassen, da fallen dann schon ein ganzer Haufen Ideen an. Da wir uns wohl alle von den Medien berieseln lassen müssen, ist klar, daß aufgrund von Ereignissen wie Prinz Ernst Augusts Harndrang, EU-Sanktionen, Franz Fuchs‘ Selbstmord, chaotischen Verhältnissen auf den Unis und traditionell drastischer Verarmung Wiener Musiker von abartig gleißenden Haßtiraden gespickte Wutausbrüche wie „Totenpfahl“ etc. entstehen müssen. Denn wir trauen uns nicht, mit faulen Eiern auf die entsprechenden Leute zu werfen. Warum auch. Faule Eier halten nicht auf Grabsteinen. Ich begrüße übrigens Ernst Augusts Hang zur Schaustellung seiner Urination, denn unser viertes, inoffizielles Mitglied, der Martin, macht das auch, und der muß deswegen nicht unflätige, ungehörige Discobesitzer auf Mallorca verprügeln.
S: Ganz abgesehen davon, daß er das gar nicht könnte.
R: Eigentlich gibt es keinen fixen Ablauf beim Songwriting, wir nudeln einfach so auf unseren Instrumenten herum, bis sie kaputt sind oder wir ein paar Riffs zusammen haben. Auf „Theravada“ sind ein Haufen von sogenannten Mistkübeln, das sind bei uns Lieder, die nur entstanden sind, weil wir sonst einen ganzen Haufen von Riffs wegschmeißen hätten müssen. Die ersten zwei sind solche. Ein Gegenbeispiel ist „Nasciturus“, da ist alles durchdesignt, auch wenn es sich wie der größte Mistkübel anhört. Naja, eigentlich sind wir mit dem Songwriting schon ganz zufrieden. Nebenbei wollten wir bis dato gezielt kein Demo unter 90 Minuten rausbringen. Ich hab früher selbst begeistert Demos von anderen Bands gesammelt und war doch immer sehr enttäuscht, wenn entweder gar kein Tape zurückkam und das Geld im Arsch war oder ein 10-Minuten-Tape mit Scheiß-Sound zurückkam und das Geld zumindest im Mastdarm war. Deswegen machen wir 90-Minuten-Tapes mit Scheiß-Sound, damit wir unsere Fans (???) ordentlich foltern können.

Auch auf „Theravada“ sind einige Songs sehr lang ausgefallen, „Der Hungerturm“ beispielsweise ist gar über 13 Minuten lang. Was reizt euch an Überlänge beim Komponieren?
R: Bei uns hat vieles mit Überlänge zu tun. Ich überlege mir eine Penisverlängerung…
S: Und ich eine Verkürzung, denn in die meisten Ärsche geht er nicht bis zum Anschlag rein.
R: Äh, ja. Ich überlege mir außerdem eine Schließmuskelverstärkung, damit mir auf der Bühne nicht dauernd die Pferdeäpfel aus den Bermudas herauskullern.
S: Vor lauter Freude über unsere guten Lieder. Es ist halt sehr schwer, eine Idee in wenigen Minuten zu intonieren. Am Anfang eines neuen Liedes stehen fast immer wenige Ideen, vielleicht drei oder vier. Nach dem ersten Riff (was wir als Riff bezeichnen, ist vielleicht schon ein kleines Lied) ist das Lied meistens schon zwei Minuten oder so lang. Manchmal denkt man sich, dieses Riff sollte öfters vorkommen. Aber ein Lied ist für mich eine Abfolge von Ideen (so ungefähr) und keine Wiederholung. Meistens zumindest.
R: Wir schreiben deshalb keine kurzen Lieder, weil wir auch keine kurzen Pimmel haben wollen.
S: Deshalb geben wir auch das meiste Geld für Pornofilme oder chirurgische Eingriffe aus.
R: Manche glauben, mein starker Unterarm kommt vom Training. Aber in Wahrheit kommt das vom einhändig Bierkisten jonglieren.
S: Na, vom wichsen.
R: Eigentlich wollt ich sagen, daß wir keine kurzen Lieder schreiben wollen, weil wir nicht auswimpen wollen. Ein langes Lied ist auch schwieriger zu schreiben, weil man einen weiten Bogen spannen muss, ohne den roten Faden zu verlieren. Type O Negative haben das auf „World Coming Down“ vorbildlich hinbekommen, oder auch Neurosis, die Meister des Spannungsaufbaus.

„Totenpfahl“, „A Hopscotch Funeral“ und „Catharsis“ wurden für „Theravada“ nochmal neu aufgenommen, wie kam es dazu?
R: Der Klang auf unserm zweiten Demo „Fall“ war ja wohl nicht so das Weiße vom Ei. Folgendermaßen wollten wir die für uns wichtigsten Stücke aus dieser Phase noch mal vertonen, um sie in ein Soundgewand zu stecken, das endlich nicht das Gelbe vom Hühnerprodukt ist. Es gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn wir haben alle Noten aus dieser Phase verloren und konnten uns auch nicht erinnern, wie diese Stücke gingen, oder welche Sounds wir verwendet hatten. Deswegen haben wir sie einfach gecovert, einige Teile hören sich halt anders an als früher, das meiste war aber rekonstruierbar. Der Stoffl hat mehrere Monate damit verbracht, das Keyboard-Solo von „Catharsis“ wieder hinzubekommen.
S: Obwohl, ich weiß schon wieder nicht, welchen Sound wir da verwendet haben. Außerdem werden wir diese Tradition fortsetzen, um uns das Geldverdienen zu erleichtern. Ab jetzt kommen die besten Stücke immer auf das nächste Werk.
R: Dafür brauchen wir dann auch kein Best-Of-Demo rausbringen, denn das ist immer das aktuelle.
S: Oder die letzten drei.

Neu in die Band gekommen nach „Fall“ ist Sängerin Kathi. Inwieweit hatte sie Einfluß auf eure Musik?
S; Am Anfang hat sie sich eher zurückgehalten. Am Schluss hat sie oft eigene Melodien ausgedacht und mehrstimmig gesungen.
R: Kathi war ein echter Glücksgriff, sie hat eigentlich allen Liedern die Gesangslinien, die wir gegeben haben, erweitert, sich zusätzliche Stimmen ausgedacht und viel kreativen Input geliefert. Wir hoffen, dass sie in Zukunft schon bei den ersten Kompositionsphasen dabei ist, aber ihr Zeitplan ist durch ihre Krankenpflegerausbildung und ihr Engagement in einem Kirchenchor, mit dem sie auch dann und wann mal auf Welttournee geht, statt mit uns, ziemlich ausgefüllt. In Zukunft wollen wir die Musik ein bißchen mehr auf ihre Stimme ausrichten, weniger Gröhlgesänge einbauen. Vielleicht entstehen so ein paar ruhigere Sachen à la the Gathering, Balladen, Wanderlieder oder Beiträge zum Grand Prix der Volksmusik, den Karl Moik nun nicht mehr leiten kann, da er bald Teamchef der DDR, äh, von Deutschland wird.

Was leider immer wieder dem zweifellos gegebenen Hörvergnügen ein wenig hinderlich ist, ist meiner Meinung nach der 8-Spur-Sound eurer Tapes. Wäre es nicht auch mal reizvoll, in einem größeren Studio aufzunehmen?
S: Ohne Worte.
R: Nein. Ich mag die Tuchfühlung mit meinen Bandkollegen. Also na ja, eigentlich ist das eine rhetorische Frage. Warum wir alles selbst ohne irgendein Studio oder mit Hilfe anderer Leute aufgenommen haben, ist leicht erklärt: Wir hatten so wirklich Zeit, alle möglichen Sachen in Ruhe auszuprobieren. Die Stimmung ist immer sehr entspannt, und wenn einmal einen Tag lang gar nix klappt, dann wird eben mehr Gerstentee konsumiert oder Mikado gespielt.

Auf dem ersten Demo „Vermächtnis“ war noch die Thematik ‚Krieg‘ vorherrschend. Was fesselte Dich damals an diesem Thema, Richard?
R: Ich müßte hier jetzt wohl ein soziophilopsychologisches Traktat aus dem Unterärmel schütteln und auf Papyrus meißeln. Krieg ist generell ein Thema, das mich beeinflusst, in moralischer und politischer Hinsicht. Es gibt zu diesem Thema eigentlich auch nichts, das man in Worte fassen kann, ich wollte es am ersten Demo einmal musikalisch/kakophonisch ausprobieren. Krieg ist für den „normalen“ Verstand einfach nicht zu begreifen. Es gibt einige sehenswerte filmische Versuche, dies zu veranschaulichen, „Steiner, das eiserne Kreuz“ oder „Saving Private Ryan“ fallen mir da ein. Ich versuche wenigstens, wenn ich wählen gehe, dort mein Kreuz zu machen, wo ich am ehesten vermuten kann, dass sich diese Partei nicht für solche Scheiße wie einen NatoBeitritt Österreichs etc. verbürgt. Österreichs Neutralitätsvertrag ist für mich das fortschrittlichste, was wir in diesem Jahrhundert geschafft haben.

Neben vielen grandiosen Tracks wie „Springtime Overture“ und „Liebe“ fiel auf eurem zweiten Demo „Fall“ vor allem die Falco-Coverversion „Rock Me Amadeus“ auf. Was veranlaßte euch dazu, diesen Track zu covern?
R: Falco = Weltmeister.
S: Es gibt einige Lieder, die ich bzw. wir gerne covern würden, aber für’s erste sollte es doch jemand aus Österreich sein. Da gibt es nur eine Möglichkeit. Und daß wir beide Fans von Falco sind, brauche ich ja wohl nicht mehr sagen.
R: Leider haben sich mehrere diesem Trend angeschlossen, wie etwa Megaherz, Stahlhammer bzw. gibt es ja in unseren Gefilden eine „Falco-Cyber-Show“, von Paulus Manker inszeniert. Ich bin froh, daß das so ist, denn jede Huldigung ist irgendwie auch ein Lebenszeichen dieses Genies.

Sind in der Zwischenzeit noch weitere Coverversionen entstanden, die uns vorenthalten wurden?
S: Eine Persil-Werbung war sicher dabei.
R: Wir haben bereits eine Kaffeehausversion von „Gothic“ (Paradise Lost) in Arbeit, ob sie aber je erscheinen wird, ist genauso ein Rätsel wie wer statt Karl Moik den Grand Prix der Volksmusik moderieren wird, weil der ja Deutscher Teamchef wird.
S: Außerdem ist seit langem schon eine CD nur mit Coverversionen geplant. Statt Bonustracks gibt es dann eine Bonus-CD.
R: Hearst, immer dreinreden, der Stoffl. Ich wollt grad noch erwähnen, daß die Version von „Gothic“ ziemlich viele Trompeten und 70er-Jahre-Sounds beinhalten wird, es wird wohl eine Art „Schulmädchenhausfrauensaschahehnkotletten-Remix“. Wir wollen unbedingt noch wimpiger klingen als Paradise Lost jetzt, hehe.

Geht man alleine schon die Titel auf „Theravada“ durch, so fallen einem immer wieder mystisch wirkende Worte auf. Was hat es damit auf sich?
R: Jetzt einmal ernst (August). Der Titel ist gleichzeitig die älteste Strömung des Buddhismus, von Sri Lanka ausgehend. Zugleich ist das auch der Titel eines Stücks auf dem Demo, das einen eher meditativen Charakter hat und für uns die Freiheit des Geistes und die Kontrolle des Körpers repräsentiert. Songtitel bedeuten davon abgesehen eine Menge für mich, da ich absolut solche Titel vermeiden will, die es irgendwie schon gibt oder sofort mit anderen Bands assoziiert werden. Einige andere Titel entstammen der Welt der Mythologie oder der fantastischen Literatur. „Nyarlathotep“ beispielsweise, der gleichnamige Titel einer Kurzgeschichte von Lovecraft, die wohl eines der intensivsten, ergreifendsten Werke ist, das je erschienen ist. Mich interessieren lyrisch vor allem solche Dinge, die eigentlich mit Worten oder Strophen kaum zu beschreiben sind, denn die Musik sollte dies schaffen.

Was verbirgt sich hinter dem Bandnamen Physika Kai Mystika?
R: Physika Kai Mystika ist das älteste Buch der Alchemie, verfasst von Bolos von Mendes, ca. 200 v. Chr. Die Alchemie ist eines jener Themen, das die Menschheit von ihrer ersten Stunde bis in die Gegenwart verfolgt, ähnlich also wie der Krieg. Die Alchemie steht für mich für den Versuch der Menschheit, bisher unmöglich Geglaubtes mit unmöglichen Mitteln zu schaffen. Allein der Versuch ist es wert. Wir wollen auch das Unmögliche schaffen und endlich einen besseren Sound zustandebringen und Millionäre mit unseren Liedern werden.

Beim Titel des letzten Tracks auf eurem neuen Demo habt ihr den Titel eines Dalì-Bildes verwendet. Ist das in euren Augen die perfekte akustische Umsetzung seiner surrealen Visionen?
R: Dalì-Bilder musikalisch umzusetzen ist wohl ein Frevel sondermaßen. Wenn dies überhaupt jemand geschafft hat, dann Thought Industry auf ihren ersten beiden Alben. Der Abschlußtrack war eigentlich als Riff für ein neues Lied gedacht, doch artete dieses irgendwann dermaßen aus, daß es als Zwischenintermezzo zu den Akten gelegt wurde und als Outro wiederbelebt wurde. Vielleicht werden wir in Zukunft mehr solcher „klassisch“ angehauchter Elemente in unsere Songs einbauen.

Bislang hat Physika Kai Mystika Projekt-Charakter. Aber würde es euch nicht mal reizen, mit entsprechenden Mitstreitern die Bühne zu entern und dem Publikum eure Klangkonstrukte um die Ohren zu ballern? Wie sähe rein theoretisch ein PKM-Gig aus?
R: Unter lautem Trompetengeschall würde zunächst unser viertes, inoffizielles Mitglied, der Martin, die Bühne entern, mit Strapsen und Gogo-Outfit, um sich der Urination ins Publikum hinzugeben, und zwar durchgehend, während des gesamten Gigs, also bis zu vier Stunden. Das ist besonders grauslich, wenn man bedenkt, daß der Martin unter Harnröhrenblutungen leidet, die regelmäßig auftreten, alle 28 Tage. Er braucht deswegen wasserdichte Slipeinlagen, die natürlich auf der Bühne in Neonfarben leuchten werden. Zum Abschluß des Gigs wird diese Einlage dann in die Menge geworfen, mit den Drumsticks des Drumcomputers. Das war jetzt natürlich nur Spaß. Bitte nicht verklagen. Der Martin würde sicher irgend ein Instrument in die Hand bekommen, ein Dildo oder eine Gitarre oder den Bass, und dann wären wir drei auch noch da, sind zusammen vier, nicht schlecht, was? Fein wär‘ das schon, mit einem echten Schlagzeuger und echten Gitarristen und echten Leuten auf der Bühne. Momentan sind wir alle drei zeitlich stark begrenzt, doch wir haben eine Live-Präsenz noch immer im Hinterkopf, aber die Effektivität von so etwas ist natürlich immer eine Budgetfrage. Eine Nachwuchsband kann wohl schon mehr als glücklich sein, wenn sie mit wenigen Spielfehlern runterkommt. Gwarähnliche Eskapaden würde man sich wohl nicht erwarten dürfen von uns, aber Showeinlagen müßten schon drin sein, vielleicht eine Live-Pfählung eines unartigen Gastes beim Stück „Totenpfahl“. Da kann ich euch nur ordnungsgemäßes Headbangen empfehlen, wer weiß, wer sonst drankommt!

Wie beurteilt ihr die Musikszene und die Metalszene im speziellen derzeit?
R: Momentan wird alles von uninspirierten Tuntenmetalbands überflutet. Eine Stimmlage wie Mimi, die Gans, möglichst primitivbäurige Gitarrenriffs aus den 80ern und schon ist Platin sicher. Die Musikszene allgemein schlachtet eben momentan alle Britney Aguileras und sonstige Latin-Pop-Tussis aus, wo gibt. Ein Lichtblick sind da Zlatko, Jürgen und Konsorten, die wenigstens überhaupt nichts können. Vielleicht haben wir da auch noch Chancen. Leider gibt es sehr viele Leute, die erstens auch wählen dürfen und zweitens halt nur solche Musik kaufen. Bands wie Xerxes, Neurosis, Anacrusis, Thought Industry etc. bleiben da natürlich auf der Strecke, denn die Masse will sich mit Musik nicht auseinandersetzen, sondern sie beim Geschirrspülen oder Ficken hören. Diesen Leuten empfehlen wir nicht die PKM-Demos. Unsere Demos sind eher für Proteinkonglomerate mit Hang zum Selbstdestruktivismus. Man sollte sie nicht nebenbei belauschen, maximal bei Tätigkeiten wie Briefmarkenzackenzählen oder beim Gartenzwergegießen.
S: Übrigens hören wir gerade Britney Spears. Ganz ehrlich. Die Metal-Szene verfolge ich im Moment nicht. So richtig gute Sachen gibt es aber selten. Zumindest gilt das für alles, was ich so mitkriege.

Nebenbei hast Du, Richard, ja noch Veda am Start, erzähle den Eternitylesern doch bitte auch darüber was…was macht den musikalischen und textlichen Unterschied zu PKM aus?
R: Veda war ein Soloausflug von mir im 97er Jahr. Es erschien damals ein Demo namens „Zen Koan“, also wieder so was Buddhistisches. Ich bin aber kein Buddhist, manches an diesen Anschauungen interessiert mich halt. Die Musik ist ein wenig technolastiger, klingt ein wenig spaciger, mit mehr Keyboards als bei PKM.

Zu guter letzt bist Du auch als Autor zugange. Siehst Du da Parallelen zum Musikmachen oder sind das zwei grundverschiedene Dinge?
R: Na, ich schreib ja alles mögliche Zeux, von Humoristik bis Splatteristik. Und Goreistik. Parallelen zur Musik sehe ich kaum. Ich schreib‘ halt auch die Texte von PKM und bemühe mich, möglichst viele Worte zu verwenden, die keiner versteht, ich auch nicht. Also, meist geht’s da nur um bizarre Gefühlswelten und so, keine Sozialkritik oder Liebesgeschichten.

Was dürfen wir in Zukunft von PKM und Veda erwarten?
R: Veda ist für’s erste wohl auf Eis gelegt. Wir basteln mit PKM momentan an neuen Songs, die mehr in die Wolfgang Petry-Richtung gehen. Außerdem werden wir uns alle für die nächste Big Brother-Staffel bewerben, dann können wir uns fein unsere erste CD finanzieren lassen. Außerdem haben wir dann im Container Zeit genug, uns neue Lieder auszudenken oder zu summen und nebenbei andere Leute zu unterjochen.
S: Die erste CD (gibt daraufhin Unverständliches („Gnf“) von sich, das wohl auf den eher geringen Wahrscheinlichkeitsgrad der vorangegangenen Äußerung hinweisen soll – Anm. d. Verf.). Natürlich Multisession mit exklusiven Pamela Anderson-Nacktfotos im Datenteil.
R: Rückständig sind wir mit einer Homepage, obwohl ich solche neuzeitgeistige Trendscheiße eigentlich nicht unterstützen will, aber wir wollen ja auch reich werden. Wie immer wird dabei jeder Strich selbstgemacht sein, das ist PKM-Tradition. Man wird dort Urinationsfotos vom Martin sehen, Pimmelgipsabdrücke von allen Mitgliedern der Band außer der Kathi und unsere Lieblingshormonspiralen. Alles, was Britney Spears-Fans wissen wollen, wird es auch bei uns geben. Geburtsdatum noch unbekannt.

Last words?
R: Unser Demo „Theravada“ ist gut! Bitte kauft es viel und fest, damit ich wieder für Arme in der Welt spenden kann. Ihr werdet belohnt mit Weltuntergangsständchen aus dem Abendland, die die Knochen erweichen lassen und Hausfrauen zum Wahnsinn treiben.
S: Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt sexistisch klinge, hehe: Ich wünsche mir von jedem weiblichen Fan ein Nacktfoto.

Soweit also die exzessiven Ausführungen der Herren Widhalm und Macheiner.
Zu sagen bleibt mir, daß nun hoffentlich einige Freunde nichtalltäglicher Musik aufgehorcht haben und sich beim Richard für 10.-DM das aktuelle Demo „Theravada“ holen werden!

Kontaktadresse:
e-mail: r.widhalm@a-null.com

https://www.metal-archives.com/bands/Physika_Kai_Mystika/3540381240

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