Aural Attack
Bewertung: 6/6
Spielzeit: 51:08
Songs: 10
Kalt ist es in diesen Tagen geworden (wie schon wieder Winter?), trotzdem sind es die weiß glänzenden Felder und Wälder der Heimat, die uns wieder einmal mitteilen wollen: Hier bist du zu Haus. Auch sollte in jenen Zeiten ein Spaziergang durch den heimischen Wald der traurigsten Seele zu einem kleinen Lächeln verhelfen können. Warum ich so etwas an dieser Stelle erzähle? Weil mich in den letzten Tagen immer wieder die Musik der Frankfurter Formation begleitet, und weil ich nun einmal mehr schätzen lerne, welch natürliche Schönheit uns unsere Vorfahren mit diesem Land hinterlassen haben. Die Mannen von der Oder zeigen uns mit diesem musikalischen Machtwerk wo der Hammer hängt, oder eben das Schwert mit dem unsere Vorväter so viele Schlachten geschlagen haben. Eben vor ungefähr drei Jahren wurde ein Schwert neu geschmiedet und metzelt sich seither durch die Brandenburger und Berliner Metall-Szene. Oh, zimperlich geht man in „Schwertzeit“ wahrlich nicht zu Werke; schon im ersten Titel zeigt man dem verwöhnten Metaller, dass sich Aggressivität auch gern mit sanfter Weiblichkeit verbinden lässt. Denkt man da nur an die alten Zeiten, als sich der Kerl (die Liebste immer im Hinterkopfe) noch wie ein irres Vieh in den Kampf stürzte- sicherlich dem ein oder anderen ebenso Kaputten seine Waffe in den Leib schob-, um dann mit ´nem Stück Fleisch im Rachen in des Weibes Armen zu liegen, in der Hoffnung, auch ihm noch was in den süßen Schoß legen zu dürfen. Der Knüppel agiert im Opener tatsächlich mit recht hoher Geschwindigkeit, wobei es auch die Gitarren nicht versäumen, das nötige Aggressionspotential zu versprühen, ohne aber dass sie dabei an Atmosphäre einbüßen. Sie legen vielmehr den Teppich auf dem sich die sehr bald einsetzende Flöte bewegt, welche mit ihren immer wiederkehrenden Melodien mächtigen Ohrwurmcharakter verbreitet. Und es sind gerade die flüchtigen ruhigeren Passagen, die zwar immer wieder dem Zorne der Axt weichen müssen, aber mit dem Zauber der Flöte den Titel in eine beinahe romantische Atmosphäre hüllen. Im Großen und Ganzen bleibt man das gesamte Album hindurch seinem Stil treu, ohne aber dass es dabei an Abwechslung mangelt. Man wagt sich sogar zeitweise in Death-Metal-Fefilde („Innocent Flesh“- der Titel wurde wohl auf dem Rückencover mit „Mithrandir“ vertauscht, im Booklet steht´s dann wieder richtig), wobei auch gesanglich stark variiert wird; vom genretypischen Gekreische und Gegrunze über verachtendes Gekrächze hin gelangt man auch zu angebrachtem Zeitpunkt in kraftvolle pathetische Höhen, die weder an den Tönen vorbeigehen, noch in irgendeiner Weise aufgesetzt wirken. Mit überwiegend deutschem Liedgut ausgestattet, wappnet sich die „Horde“, um in den Kampf zu ziehen. Authentizität erhält die Scheibe gerade immer wieder dadurch, dass entweder urisches Kampfgeschrei ertönt („Allvaters Traum“) oder man einem Menschen lauschen kann, der sich in vollkommenem Einklang mit der Natur durch den Wald bewegt, dem wie es scheint kein Haar zu krümmen ist, und dem Regen noch Donner was anhaben können- neeeiiin, sondern ihm geradezu noch neue Kräfte verleihen. Gelegentlich unterstützt von einer Maultrommel erreicht „Schwertzeit“ hoch emotionale Dimensionen- eine Stimmung, wie sie sonst nur unsere Ahnen wahrgenommen haben können. Auch optisch gesehen besitzt das Album gewisse Reize (Cover, Bandphotos im Booklet), nur wird dem ein oder anderem die Mitte des Booklets gewiss ein Dorn im Auge sein, da sich die Band hier von der ganz privaten gibt, was sicherlich zu den anderen sehr kunstvoll gestalteten Bildern einen starken Kontrast darstellt. Ich find´s einfach nur goil- ist doch mal was anderes. Wer die Männers aus dem Osten- seit 1997 sind sie nun schon aktiv- noch nicht gesehen haben sollte ist selbst schuld. Die zahlreichen Auftritte von Minas Morgul, die ich nun schon erleben dürfte, zeigten mir, dass die Band vollkommen hinter ihrer Musik steht und sie mit vollem Herzblut spielt. Songs wie „Blut und Eisen“-selbstverständlich auch auf dieser Scheibe enthalten- haben dabei schon richtigen Hitcharakter erlangt, und das mittlerweile auch ohne Flöte und Keyboard agierend. Man darf sich nun auf die in den nächsten Monaten erscheinende Scheibe „Todesschwadron Ost“ freuen.
Kommentar hinterlassen