Medusa Interview

Manche Bands lassen sich nach dem ersten Hören gleich in eine Schublade stecken, bei anderen kann man das auch nach dem x-ten Durchlauf immer noch nicht. Mit diesem Phänomen wartet die Konstanzer Band Medusa auf, die mit ihrem genreübergreifenden Mix aus Thrash/Death/Heavy Metal zusammen mit melodischen oder auch akustischen Elementen, sich nirgendwo richtig einordnen lassen will. Da es die Band nun schon 10 Jahre gibt, hatten Dennis (Drums), David (Gitarre) und Andi (Gesang) auch einiges zu erzählen.

Zuerst wäre es ganz gut, etwas über euer Bandgeschichte, Demos etc. zu hören.
Offiziell haben wir 1991 angefangen. 1994 hatten wir unser erstes Konzert mit Introit, das war damals DIE Thrash Metal Band aus der Konstanzer Gegend. Und dort war die Resonanz schon sehr gut und wir kamen besser an als die Hauptband. Aufgrund der Reaktionen haben wir den Kick bekommen dranzubleiben und beschlossen unser erstes Demo „Revenge“ aufzunehmen. Ende 1994 war das Demo dann fertig und auf den 4 Songs war roher, uriger Death Metal zu finden. Da es in Konstanz eh immer schwer ist Auftritte zu bekommen, hatten wir Glück, daß der hiesige Kulturladen uns für ihre Konstanzer Rocknacht haben wollte. Danach gab es viele Konzerte für uns und 1997 haben wir auf einem Nachwuchsfestival den ersten Preis gemacht, obwohl wir die heftigste Band waren, die es dort gab. Das war dann wieder ein Push für uns, da wir uns dort auch gegen Hip-Hop, Elektro und andere Bands durchgesetzt haben. Dann kam das zweite Demo, welches nie veröffentlicht wurde. Unser Mastertape haben wir zur Vervielfältigung weggeschickt, leider haben wir davon nie wieder was gehört. Nur ein Song war auf dem „Lake-Sampler – Die erste Kreuzfahrt“ vertreten, auf welchem Bands rund um den Bodensee zu hören waren. Dieser Song „Twilight“ ging aber eher in die Black Metal Ecke, obwohl wir uns immer um Eigenständigkeit bemühten. Bis auf uns drei als Kern, hatten wir natürlich die ganze Zeit Probleme mit Besetzungswechseln, Proberaumtheater etc., aber nach vielen weiteren Auftritten, komplettierten wir uns mit einem neuen Gitarristen, der sich gut ins Bandgefüge eingepasst hatte und danach haben wir uns gegenseitig hochgepusht kein weiteres Demo, sondern ein richtiges Album mit gutem Sound aufzunehmen. Dazu sind wir 1999 für das Mastering und den Mix ins House Of Audio nach Karlsdorf gegangen. Auf „Isolated Emotions“ wollten wir einen Querschnitt durch die ganze Bandgeschichte ziehen und unsere persönliche Einstellung zu Musik und der Gesellschaft offenbaren. In den Magazinen haben wir mit der CD ganz gut abgeschnitten (Orkus, Legacy, Metal Inside, Ablaze, Eternity). Trotz der guten Kritiken wurden wir etwas passiv, das Besetzungskarussel drehte sich wieder und es lief nicht viel zusammen. Jetzt sind wir wieder auf den Urkern zusammengeschrumpft, haben genug Frust angesammelt und wollen jetzt wieder viel auftreten und neue Sachen aufnehmen.

Wo liegt eure Motivation Musik zu machen?
David : Ich kann da gar nicht aus meiner Haut. Die Musik treibt mich dazu und sie macht mich zu dem was ich bin. Es zieht sich bei mir durch das ganze Leben und den Alltag, um das darin Erlebte in der Musik zu verarbeiten.
Andi: Bei mir ist es eine Flucht aus der Gesellschaft und um meine Gedanken auszudrücken. Es ist wie ein zweites Ich, das von mir Besitz ergreift und somit ist es bei mir eine Art Sucht Musik zu machen. Da ich gleichzeitig noch DJ bin, bin ich ständig mit Musik in Kontakt.
Dennis : Für mich ist es eine Lebenseinstellung. Mir gibt keine andere Form von Musik soviel Ausgleich oder Rückhalt wie Death Metal. Es ist egal wie ich rumrenne, ob lange oder kurze Haare, weißes oder schwarzes Hemd, ich kann bei Death Metal immer voll abschalten. Ich bin zwar anderer Musik nicht verschlossen, aber Death Metal ist einfach DIE Musik, da kommt kein Black Metal oder so gegen an.

Wo seht ihr die Qualitäten und Schwächen von „Isolated Emotions“?
Das kann jetzt nur eine subjektive Bewertung von uns sein und ist keinesfalls als allgemein geltende Wertung zu verstehen. Die Stärke des Albums ist auf jeden Fall der Abwechslungsreichtum und es zieht sich ein roter Faden durch das gesamte Album. Im Intro ist z.B. versteckt die Titelmelodie zu finden. Damit man dies erkennt, muß man sich etwas intensiver mit der CD und den Texten auseinandersetzen. Mit dem schlichten Layout haben wir dann auch versucht eine Verbindung mit dem Titelsong „Isolated Emotions“ herzustellen. Im Nachhinein liegen die Schwächen in den unterschiedlichen Aufnahmequalitäten der verschiedenen Songs und manche Arrangements hätten auch noch besser ausgearbeitet werden können.

Ist die große Stilbreite auf „Isolated Emotions“ ein Kompromiß oder ein Gesamtkonsens?
Das ist ein Gesamtkonsens. Da wir alle unterschiedliche Einflüsse haben und es für uns eine Herausforderung ist uns musikalisch in verschiedene Richtungen zu begeben. Obwohl man in der Musik immer Kompromisse eingehen muß, sind wir erst dann zufrieden wenn alle sich mit dem Song identifizieen können. Daher dauert es auch immer etwas länger bis wir einen Song fertigstellen.

Wo liegen eure eigenen Faves denn so?
Dennis: Die Richtung ist ganz klar Florida Death Metal wie Immolation, Death, Cannibal Corpse. Dann noch schwedischer Death Metal der alten Schule a la Entombed, Dismember…
David: Meine Faves liegen in handgemachter Musik, die was ausdrückt. Das kann dann von Grindcore bis hin zur Klassik und darüberhinaus reichen.
Andi : Ich steh’ lieber auf Elektro-Gothic, EBM und Industrial, wobei ich mir doch immer noch gerne Bands wie Cradle Of Filth, Six Feet Under oder Hypocrisy anhöre.

Könntet ihr euch vorstellen eine ganze CD nur in einem Stil, von mir aus a la „No Personality“ zu machen?
Vorstellen können wir es uns schon, aber auf längere Sicht würden wir damit nicht zufrieden sein. Unsere musikalische Einstellung ist zu vielfältig, um alles unter einen Hut zu bekommen und uns nicht einzuengen.. Außerdem würde der Unterhaltungswert der CD verloren gehen. Es würde aufgesetzt klingen und wäre nicht ehrlich. In der Arbeit und sonst muß man immer seine Maske aufsetzen, aber im Proberaum klappt das nicht, da die Gefühle bei uns eine große Rolle spielen.

Was habt ihr denn bisher an neuem Material geschrieben. Was für Stile kann man diesmal erwarten?
Die Songstrukturen sind wie gehabt sehr verworren und an nichts festgemacht. Wir orientieren uns nicht am Schema Riff-Refrain-Riff. Nach wie vor spielt der Abwechslungsreichtum eine große Rolle. Wir sind sogar der Meinung, dass sich weitere musikalische Tore geöffnet haben. Im Moment sind ein paar härtere Sachen dabei, wobei wir auch psychodelische Sachen verwenden.

Von was laßt ihr euch textlich beeinflussen?
In erster Linie entsteht die Musik und diese projeziert dann die Texte darin hinein. Gleichzeitig kommt auch viel vom Umfeld und von den Gedanken, außerdem bieten die Texte die Möglichkeit viele Sachen zu kritiseren und an die Öffentlichkeit zu tragen. Wobei wir nie versuchen über Sachen zu richten und andere Dinge als einzige Wahrheit hinzustellen.

Und wann kann man mit was neuem von euch rechnen?
„Isolated Emotions“ liegt ja schon etwas zurück. Wir wollen erst wieder ein paar Gigs durchziehen und danach das neue Material aufnehmen. Dieses Jahr wird es aber sicher nichts mehr und nächstes Jahr werden wir dann auf jeden Fall die gesammelten Eindrücke und Songs auf einem Silberling veredeln. Es wäre auch möglich, daß wir mal eine CD mit nur einem Gesamtwerk a la Edge Of Sanitys „Crimson“ produzieren, da es ein lang gehegter Wunsch von uns ist, diese Idee zu realisieren.

Ihr wart schon auf einigen Samplern (Only Death is Real, Lake-Sampler, Eternity) vertreten. Was kamen daraufhin bisher für Reaktionen zurück?
Positiv ist anzumerken, daß das Ganze recht weite Kreise zieht und von Bands diverse Briefe zurückkamen. Großartige Reaktionen gab es aber bisher nicht, aber das lag auch teilweise ein wenig an den Samplern. Aber was nicht ist kann ja noch werden.

Was war bisher euer Bandhöhepunkt?
Der Höhepunkt ist es jeweils wenn wir auf der Bühne stehen und die Reaktionen der Leute sehen. Wenn die Leute unten richtig abgehen ,abmoshen, Pogo tanzen, Stage diven und Zugaben forden, ist das für uns der Lohn der ganzen Bemühungen. Das gibt einem Kraft für die Zukunft. Ansonsten ist die CD natürlich ein Höhepunkt oder auch der Gewinn des Nachwuchsfestivals in Radolfzell.

Was für Ziele wollt ihr mit Medusa noch erreichen?
Früher waren die Ziele noch hochgesteckter, aber mit der Zeit ist man erfahrener geworden. Trotzdem haben wir den Wunsch nur noch Musik machen zu können. Aber wir haben gelernt zu akzeptieren, daß auch der Alltag und die oberflächliche Welt Tatsachen sind. Da muß man durch. Das Ziel ist schlicht die Musik weiterzuentwickeln, Gigs zu spielen etc. Aber zu sagen, daß wir ein Label finden wollen, hängt viel von Glück und Pech ab.

Wie sieht die Szene von damals, als ihr angefangen habt im Gegensatz zu heute aus? Würdet ihr heute nochmal Medusa gründen?
Die Szene von damals hat sich total im Sand verlaufen. Viele haben sich von irgendwelchen Modetrends beeinflussen lassen und ihr eigenes Ich und ihre Ideale aufgegeben. Nichtsdestotrotz würden wir heute wieder die Band gründen, da sich an unserer Verbundenheit und der Liebe zur Musik nichts geändert hat. Wenn wir uns jetzt erst gründen würden, wäre der Sound trotzdem Metal, auch wenn wir uns unabhängig voneinader erst jetzt treffen würden.

Habt ihr abschließend noch irgendwelche letzten Worte?
Kommt zu unseren Konzerten und laßt euch nicht von Trendkacke beeinflussen. Trinkt mehr Jever. HSV rules. Medusa is still alive Das Album “Isolated Emotions” gibt es nach wie vor im Eternityshop. Medusa Kontakt: D. Mahn, Kehlhofstr.25, 78465 Konstanz

Interview aus Eternity #20

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