Klabautamann „Der Ort“ 5/6

Heavy Horses Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit:
Songs: 8

Als ich erfuhr, dass Klabautamann ein neues Album raus haben, konnte ich es nicht erwarten, dieses in meinen Händen zu halten, hatte mich doch das Debüt auf ganzer Linie überzeugt. Hoffnungserfüllt lauschte ich also den ersten Tönen, und das, nachdem ich die ganze Nacht durchgezecht hatte und mir eigentlich nach Schlafen zumute war. Da lag ich nun, schaute in den blauen, sonnenerhellten Morgenhimmel und träumte vor mich hin. Träumen, ja, das kann man dabei sehr gut, und einschlummern, was ich bald darauf auch tat. Das soll aber auf keinen Fall heißen, dass mich das Album langweilte, das tut es Tage danach und nach zig Durchläufen immer noch nicht. „Der Ort“ ist ebenfalls wie der Vorgänger so komplex aufgebaut und von Emotionen durchdrungen, dass es schwer ist, die richtigen Worte zu finden, um diesen Ohrenschmaus zu beschreiben. Wie ich nicht anders erwartet hatte, hält man sich thematisch auch hier überwiegend im Wald auf; ist es nicht nur die in schwarz-weiß-gehaltene Waldlichtung des Covers, die mich gedanklich immer wieder in jenem grünen, moosbewachsenen Unterholz sitzen lässt, sondern auch die verspielt und durchaus einprägsam angelegten Melodien, welche mich immer wieder in eine heitere Stimmung versetzen. Wie beim Vorgänger ist der Sound sehr schratig und erdig gehalten, was so vermutlich nicht jedem zusagen wird, da er im Gesamten etwas basslastiger sein könnte, dennoch bleibt man mit einem guten, sehr klaren Gesamtsound weit über dem, was da mancher Waldteufel so daheim im feuchten und wurmzipfel-verseuchten Kellerloch fabriziert. Klabautamann bleiben im Ganzen ihrer Linie treu und konzipieren hiermit ein Album, das charakterlich dem Vorgänger recht ähnlich ist (thematisch und soundtechnisch auf alle Fälle). Technisch, und man achte dabei besonders auf die Gitarren, befindet man sich wieder auf einem äußerst hohen Niveau; man verstärkt dabei nicht nur den Einsatz der Akustikgitarren, welche auch hier häufig an Ulver erinnern (ich weiß, so was hört man als Musiker nicht gerne), nein, man wagt sich auch noch ein Stück weiter und baut kompliziert gestrickte Gitarrenläufe ein (diese gab es zwar schon beim Vorgänger, tauchen hier aber noch verstärkter auf), die mir leider manchmal etwas zu verspielt rüberkommen und mich ab und an mal den Faden verlieren lassen. Dabei werden nicht selten Parallelen zu den neueren Enslaved hergestellt, was mir im neunten Song besonders auffällt. Nach mehrmaligem Hören machen die Songs den Eindruck, als würden sie sich untereinander sehr ähneln (man vergesse dabei erst mal Titel Sieben und Neun), was bei näherer Betrachtung natürlich nicht der Fall ist, und trotzdem folgen sie einem gewissen Schema; neben den immer wieder verspielten E-Gitarren, machen die Akustikgitarren einen sehr zaghaften Eindruck, der noch durch dem diesmal sehr häufig, dann aber meist solo, vertretenen Piano unterstützt wird. Abwechslungsreicher kann man ein Album dennoch kaum gestalten, denn neben den häufigen Tempiwechseln, hervorgerufen durch die oft sehr abrupte Umstellung der verschiedenen Gitarren, verfügt das Album auch gesanglich über einen enormen Facettenreichtum. Nach wie vor ist der relativ gut zu verstehende Kreischgesang dominant, dennoch muss er ab und an mal weichen, um einer klaren, sehr ruhigen, aber trotzdem sehr vollen Männerstimme Platz zu machen, welche dann auch mal zu einem Flüstern werden kann. Man geht am Ende des Albums sogar so weit, dass man sich von der metallischen Härte löst und in eher rockige Gefilde gelangt (Enslaved kommen wie gesagt dabei sehr stark durch). Jedoch liegt das Besondere an diesem Song an dem faszinierenden weiblichen Gesang; ein absolut zauberhaftes Stimmchen: kraftvoll und wieder lieblich, ja fast wie ein Elfenweibchen. Doch vor allem klingt der nicht altbacken, so wie das Soprangeträllere bei so vielen anderen Bands, wo es einen irgendwann nur noch annervt, dem zuzuhören. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Trollbande sich dieses Weiblein recht warm hält und weiter solch lockere Songs in ihrem Pilzgarten wachsen lässt. www.heavyhorsesrecords.de
www.klabautamann.de

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