Klabautamann „Our Journey through the Woods“ 6/6

Eigenproduktion
Bewertung: 6/6
Spielzeit:
Songs: 0

Ein wahrer Ohrenschmaus begegnet mir mit diesem wunderschönen Album aus der Heimat. Die zwei Mannen, die sich seit 1998 dem melodischen Black Metal verschrieben haben, konzipieren hiermit ein Album, dass sich thematisch ausschließlich mit dem Wald befasst, wobei es ihnen nicht nur textlich, sondern in erster Linie auch darauf ankommt, die Inspiration des Waldes in der Musik zu verarbeiten. Schon das Intro lässt keine Erwartungen offen: Hier kann man einer Person lauschen, die sich ganz ohne Hast durchs Dickicht des Waldes bewegt. Vergleichend dazu fällt mir ein Titel von Ulver ein, bei dem man viele Minuten lang ebenfalls eine Person verfolgen kann, die, offensichtlich von irgendetwas getrieben, mit großen Schritten durch den Wald hetzt. Nur im Gegensatz zu Ulvers Waldgänger, bekommt der von Klabautamann schon nach kurzer Zeit Gesellschaft von mehreren Gitarren, die ihn den ganzen doch etwas kürzeren Weg über begleiten. Doch dann, beginnend mit dem nächsten Titel, wird die herrliche Idylle vollkommen zerstört, denn äußerst wütende Kreaturen, natürlich mit Knüppeln in den Händen, springen hinter den Bäumen hervor und eröffnen die Jagd auf das arme Geschöpf. Musikalisch gesehen ist damit die unbeherrscht rasende Spielgeschwindigkeit gemeint, die den Song beinahe vollkommen dominiert, wären da nicht die Akustikgitarren, die das Geschehen nicht nur auflockern, sondern dem Hörer, und ich denke nicht nur mir, das Gefühl geben, die arme Person hätte jetzt einen sicheren Unterschlupf gefunden, indem sie sich vor den bösen Wesen des Waldes schützen kann. Doch all zu lange kann sie sich nicht in Sicherheit wiegen, denn schon nach kurzer Zeit tauchen die Kreaturen wieder auf, um ihre Jagd nach dem fremden Geschöpf fortzusetzen. Diese Form von Wutausbrüchen, die mich nicht nur einmal an die eigentlich unvergleichbare Musik von Kvist erinnern, spiegeln sich im gesamten Album wieder, ohne aber dass sie plump oder unangebracht wirken; ganz im Gegenteil, sie sorgen für die nötige Abwechslung zwischen den immer wiederkehrenden Akustikgitarren, die ihrerseits wunderschöne Klangbilder erzeugen. Im sechsten Song stellen die Musiker dann noch einmal besonders unter Beweis, dass sie Herr ihrer Instrumente sind. Denn hier lässt man seiner Spielfreudigkeit an zwei Akustikgitarren in Begleitung einer E-Gitarre freien Lauf und erzeugt eine mal melancholische, dann wieder fröhliche Atmosphäre, wie ich sie in dieser Form bei einem vergleichbaren Titel noch nie wahrgenommen habe. Die Musik im Gesamten ist nicht nur von Melodien, die auch nach mehrmaligem Hören noch nicht langweilig werden, gekennzeichnet, sondern auch von einem hervorragenden Songwriting, welches zum Teil auch in der Heimatsprache vorgenommen wurde. Nachdem, was mir in der letzten Zeit alles unter die Ohren gekommen ist, war dieses mit Abstand das emotionalste, spielerisch anspruchsvollste und abwechslungsreichste Album. Es wäre schön, von dieser Band weiterhin hören zu können. Natürlich handelt es sich bei dem Vorangegangenen um eine Interpretation meinerseits, nur um die Komplexität dieser Musik und die Gefühle, die beim Hörer hervorgerufen werden, beschreiben zu können, bedarf es dieser Art von Darstellung.
www.klabautamann.de

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