Inferno-Festival: Letzter Tag

Das Inferno näherte sich dem Ende. Noch einmal zehn Bands werden heute Abend dem Publikum geboten, bevor dann wieder Schluss ist. Viele Zusatzveranstaltungen gibt es heute nicht mehr. Man kann nochmal eine Black-Metal-Sight-Seeing Tour buchen oder man nutzt halt die Gelegenheit einfach mal auszuschlafen.

Wir haben uns für das Filmmuseum entschieden. Dort kann man die Geschichte der Fotografie und des Filmes kennenlernen und alte Kameras etc. bestaunen. Sehr schön sind vor allem die alten norwegischen Stummfilme, die in dem Kinosaal gezeigt werden. So können wir uns die Aufnahmen von der Südpolexpedition von Roald Amundsen ansehen und besonders witzig war dabei eine Szene, wo ein Pinguin mit der Pfeife eines Seemannes spielen wollte. Man bekommt auch einen Eindruck über die norwegische Filmgeschichte allgemein, denn es gibt mehrere Stationen zu Zensur und Zeittafeln der Veröffentlichungen. Nicht weit weg vom Museum ist die Oper von Oslo. Ein riesiger Glasbau, direkt am Meer gelegen, mit Aufstiegsmöglichkeiten, sodass wir auf das Dach der Oper klettern können. Von hier aus hat man erneut einen sehr schönen Ausblick, diesmal auf den Westen der Stadt. Zum Abschied gönnen wir uns in einem Restaurant norwegische Spezialitäten. Kjøttkake (Frikadellen) und Rentierfleisch ist schon mal eine interessante und den Gaumen erfreuende Abwechslung. Den letzten Abend eröffnen Aggravator. Mit Black-Thrash-Metal verbreiten sie eine gute Stimmung im halbvollen John Dee. Es ist nichts besonderes, aber dafür ein guter Beginn des Abends.

Im Rockefeller sind Throne Of Katharsis der Opener. Sehr authentisch wird das Konzert mit einem Intro eingeleitet, bei der Sänger Infamroth mit klarem Gesang satanische Sprüche rezitiert und nebenbei ein anderes Mitglied Feuer spuckt. Es werden noch umgedrehte Kreuze angezündet und dann geht es richtig los. Die Songs sind sehr lang und das Publikum brauch eine Weile bis es warm wird, doch angetan ist es allemal. Düsterer Black-Metal, so wie er sein sollte, das ist der Gesamteindruck des Konzertes. Abgerundet wird das ganze mit erneuten Feuerspucker-Einlagen und ohne viel Gerede verschwindet die Band von der Bühne. Düster geht es im John Dee weiter, denn Svarttjern wollen in 30 Minuten das Publikum mit Black Metal überschütten. Gespielt wird ein guter Mix aus den beiden Alben, so zum Beispiel „Breathing Soil“ oder „Ancient Shadows Relevatiuon“. Die Stimmung ist sehr gut und der Raum füllt sich immer mehr. Hansfyrste und Konsorten geben dabei eine Show mit viel Posing und Zungenakrobatik, aber es passt einfach zum Gig. Für manche Geschmäcker war das Konzert sicher insgesamt zu kurz, aber es war genial. Bei Einherjer wird es dann ein wenig fröhlicher. Das Intro sind schöne Folkklänge und das ist erst mal eine Abwechslung zu den beiden vorherigen Black-Metal-Bands. Die ersten Songs sind jedoch schleppend und erst zur Mitte hin werden auch mal schnellere Sachen herausgeholt. Die Fans sind sichtlich angetan, aber man kann auch nicht übersehen, dass deutlich weniger Menschen anwesend sind. Da fragt man sich schon, warum dann diese Band gleich eine Stunde spielen darf, wenn die Masse doch mehr an den vorherigen Konzerten interessiert ist. Ancient VVisdom sind der ruhige Pol an diesem Abend. Auf der Bühne steht ein Herr mit Sonnenbrille und Tambourin, dahinter sitzt der Rest der Band. Neo-Folk ist sicher nicht jedermanns Sache und bei weitem nicht extrem, aber es ist mal eine Abwechslung, die auch einige Zuschauer für sich gewinnen kann.

Zurück im Rockefeller kommt nun eine der besten Brutal-Death-Metal-Band des Festivals auf die Bühne. Decapitated wissen das Publikum an zu heizen. Nach ein paar Songs ist viel Bewegung in die Menge geraten und der Sänger geht im Pressegraben auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Zur Auflockerung kommen immer mal wieder ruhige Intros und sehr gut gespielte Soli zum tragen. Beim letzten Song scheint das gesamte Rockefeller nochmals richtig ab zu gehen. Etwas melodischer geht es bei Monolith Deathcult zu. Mit vielen Synthesizern-Einlagen erinnert die Band einen teilweise an Melechesh, da sie ebenfalls Death-Metal auftischt. Aber Monolith Deathkult haben ihren eigenen Stil und das überzeugt den ein oder anderen. Noch einmal Thrash-Metal bieten Witchery im Rockefeller. Die Schweden bringen das Publikum zum bangen und verbreiten eine gute diabolische Stimmung. Das letzte Mal Black Metal für das diesjährige Inferno bieten One Tail One Head aus Trondheim. Eine relativ Junge Band, die Songs von ihren bisherigen zwei EPs spielt und zum Teil an alte Black-Metal- bzw. Thrash-Metal-Sachen erinnert. Damit sind One Tail One Head ein würdiger Abschluss im John Dee.

Nun zum letzten Akt des Inferno-Festivals 2013. Arcturus nehmen uns mit auf eine Reise durch die Weiten des Alls. Zumindest was das Bühnenbild angeht. Ein Spaceshuttle steht bereit und es geht los in lila gefärbte Sphären. Progressiv und sehr experimentell gestaltet sich das Konzert. Wobei sich ruhige Parts und Mid-Tempos abwechseln. Untermalt wird alles mit dem Operngesang des Sängers. Sicherlich scheiden sich hier die Geister. Entweder man mag Arcturus oder nicht. Ein guter Abschluss für ein Festival sind sie allemal, zu mal Konzerte der Band Raritäten sind.

Fazit: Das Inferno-Festival ist natürlich eines der bekanntesten und zieht auch immer mehr internationale Gäste an. So war auch ein Fan aus Australien nach Norwegen gereist. Dennoch ist der Preis für das Festival alles andere als Besucher freundlich. Auch wenn es über drei Tage geht, knapp 50 Bands spielen und sicherlich auch norwegische Verhältnisse berücksichtigt werden müssen, so sind ca. 200 € für dieses Line-Up einfach zu viel. Selbst viele zusätzliche Angebote müssen extra bezahlt werden und die meisten Anwesenden brauchten ja auch noch ein Unterkunft die nochmals Geld fordert. So ist der Kostenfaktor ziemlich hoch und das Line-Up war insgesamt nicht das beste, welches es in der Geschichte des Infernos gab. Sich alle 48 Bands anzuschauen ist unmöglich, da alleine am Clubtag in sieben Locations Konzerte parallel laufen. 10 Bands am Tag sind an sich eine gute Zahl, nur gibt es aufgrund der zwei Stages keine Pausen, sodass ein Durchhalten dabei eine Meisterleistung ist. Die kleinen Giveaways, wie die Inferno Taschen sind natürlich etwas besonderes aber das Preisleistungs-Verhältnis stimmt bei weitem nicht. Positiv hingegen war der Sound. Auch wenn es kleine Probleme gab, so wurden diese schnell behoben und es war fast durchgängig ein angenehmes Hörvergnügen. Auch die Merchandise-Stände waren sehr gut ausgewählt und preislich völlig in Ordnung. Und natürlich sind einige Bands wie Arcturus oder Throne Of Katharsis schon Raritäten, wenn es um deren Konzerte geht.

Das Inferno-Festival hat sicher Kultfaktor, da es mit eines der ersten Extreme-Metal-Festivals in Norwegen war. So lohnt es sich sicher ein mal dahin zu fahren, nur sollte man dafür ein paar Monate vorher mit dem Sparen dafür anfangen.


Ab morgen gibt es dann täglich eines der in Oslo gemachten Interviews hier zu lesen.


In Zusammenarbeit mit Andreas Langer


Bilder auf der Inferno-Facebook-Seite

http://www.infernofestival.net/no/festival

https://www.facebook.com/InfernoMetalFestival

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