Exxperior Interview

Tom - ExxperiorEs gibt Musiker, die vor Ideen nur so zu sprühen scheinen. Einer von ihnen ist der Wahl-Berliner Tom Liebing, der sich als kreativer Kopf von Exxperior oder Rodent (with Glasses) bereits einen Namen gemacht hat. Beide Thrash Metal Bands haben neue Veröffentlichungen am Start, über die Tom mir einiges zu erzählen hatte.

Exxperior sind auf unserem Podcast mit der Neuaufnahme von „Eat Thrash“ vertreten. Warum habt ihr überhaupt eine neue Version gemacht, wie kam es dazu? Erzähl mal!

Nun, wir wollten den Song in unser Live-Set übernehmen und dazu musste ich ihn ein wenig umschreiben. Im selben Atemzug hielt ich es für angebracht, eine Aufnahme mit Live-Sänger Keksgrinder an den Vocals online präsentieren zu können.

Du hast neue Pläne für Exxperior auf Facebook angeteasert. Worum geht es da genau?

Dabei ging es um die Tatsache das zwei Alben folgen werden. Zum einen ein Konzept Album, an dem ich persönlich seit 2014 schreibe. Zum anderen ein Album mit Songs, die gerade in Zusammenarbeit mit der gesamten Live-Band entstehen.

Ist Exxperior also mittlerweile zu einer „richtigen Band“ geworden? Wird sich das Songwriting damit verändern?

Ja, es ist (auch) eine richtige Band. Das Songwriting ändert sich stark, denn der Einfluss von vier weiteren Musikern, mit unterschiedlichen Vorlieben, macht sich sehr wohltuend bemerkbar. Unser Drummer Kalle ermöglicht z. B. neue Tempobarrieren zu durchbrechen. Keks hat seinen eigenen Stil zu singen und zu Texten. Andre fordert mit seinen Riffs jeden anderen Saitenbändiger heraus, was wiederum stark motiviert und trainiert.

Wirst du die nächsten Exxperior Aufnahmen selbst machen?

Ich denke es wird eine Mischung aus professionellen Studioaufnahmen und eigenem Home-Recording. Ich habe mir mittlerweile auch ein kleines Studio aufgebaut. (Exx studios)

Magst du schon etwas über das geplante nächste Album erzählen?

Auf jeden Fall wird es jeden überraschen, da wir viel experimentieren. Ich plane viele Dinge, wie ich sie selbst im Metal noch nicht gehört habe, z. B. Stepptanz. Viel mehr möchte ich aber noch nicht verraten.

Wirst du weiterhin Gastmusiker für die Aufnahmen (z. B. zusätzliche Sänger) einbeziehen?

Bei dem kommenden Konzept Album ist dies auf jeden Fall der Plan und wird auf Grund der Lyrics/Stories auch notwendig sein.

Dieses Stück ist somit das erste, das bis ins letzte Detail musiktheoretisch strukturiert ist.

Zuletzt warst du mit dem neuen Rodent Album „Summer in Space“ beschäftigt, oder? Möchtest du darüber etwas erzählen?

Hier tobe ich mich aus und verarbeite jegliche „Quatsch“-Ideen. Jeder Song hat zwar auch seine Tiefe und einen Hintergrund, aber insgesamt ist es in Fun-Thrash-Material verpackt. Keine Regeln, viel Satire. Mache dabei auch vor Größen wie Slayer und Metallica nicht halt und nehme sie aufs Korn.

Das Crossover Doppel Album ist extrem abwechslungsreich und bei der physischen Fertigung habe ich mich ausgetobt wie noch nie. 1000 Stunden Arbeit stecken darin und das Feedback ist großartig. Auf YouTube findet man zahlreich Videos.

Und über Bandcamp kann man reinhören. Du hattest zwischenzeitlich mal eine Crowdfunding Kampagne für eine Vinyl-Produktion von Exxperior laufen. Was ist aus den Plänen geworden?

Die Kampagne war nicht erfolgreich und ich plane keine weitere. Der Support ist einfach nicht ausreichend.

War vielleicht der falsche Zeitpunkt?! Kommen wir zum Songwriting. Wie entsteht ein neuer Song bei dir?

Puh… Das passiert sehr unterschiedlich. Mal arbeite ich gezielt auf direkte Ideen/Stimmungen hin, die mir in den Sinn kommen. Manchmal spiele ich drauf los und alles was amtlich klingt wird notiert und gesammelt. Hat man erstmal eine Sammlung an Riffs, folgt das arrangieren, was mir besonders viel Spaß bereitet.

Spielst du auf der Bühne lieber Bass oder Gitarre?

Bei Exxperior spiele ich Gitarre. Bei Psychaotic wiederum Bass. Vorzugsweise immer lieber Bass, da es mehr Raum für Performance und „Ausflippen“ ermöglicht.

Du scheinst eine Vorliebe für Studioprojekte zu haben. Spielst du genauso gern Konzerte?

Ich würde sagen, dass ich beides mag, würde mich aber für mein Studio entscheiden, wenn ich müsste. Live macht immer Laune, bin jedoch meistens unzufrieden mit mir selber. Im Studio kann man solange arbeiten/spielen bis man zufrieden ist.

Welches war euer bestes Konzert bisher (und warum)? Ich habe euch als letztes beim Metalkeller Open Air in Potsdam gesehen. War ziemlich cool der Gig!

Das war wohl auch unser bestes Exxperior Konzert. Wir hatten mega viel Spaß und gutes Feedback. Wir finden uns als Band ja gerade erst zusammen, da wir in der Konstellation gerade mal ein Jahr existieren.

Open Air ist immer wieder was besonders für jeden von uns.

ExxperiorWie bist du auf die Idee zur Weihnachts-EP „From Weird To Magical“ – ein Thrash-Metal-Weihnachts-Musical, das auf Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte basiert – gekommen? Erzähl mal!

Plötzlich war sie da und ich hatte 25 Tage sie zu verwirklichen, damit sie rechtzeitig an Weihnachten 2016 online geht. Inspiriert von Musicals, der aufkommenden Weihnachtsstimmung und Disney Filmen, die ich mit meiner Freundin geguckt habe. Letztendlich war es jedoch eine Challenge an mich selber.  Ich griff also auf eine Geschichte zurück, die viele kennen und eine gute Basis setzt.

Ich habe 2015 Medien-Komposition in Wien studiert und hatte jetzt endlich die Gelegenheit mein neues theoretisches Wissen im Metal anzuwenden.

Dieses Stück ist somit das erste, das bis ins letzte Detail musiktheoretisch strukturiert ist. Ich wollte sicher gehen, dass es sich auch in Zukunft auf jede erdenkliche Weise arrangieren oder expandieren lässt (z. B. auf ein Orchester).

Nach zwei Wochen Songwriting und Recording (in meinen kleinen Exx-Studios) blieb noch eine Woche für die Berliner Gastsänger sich meiner Komposition anzunehmen.

Der allseits bekannte Keksgrinder brachte es trotz Erkältung fertig, am letzten Tag vor meiner Abreise aus Berlin (23.12.) den Löwenanteil einzuträllern.

Ich saß bis tief in der Nacht am Mix und ergänzte das Lied um letzte Keyboardeinlagen. Danach hieß es nur noch ab zum Mastermann meines  Vertrauens (Kinskinoize) und ohne Zeit für Promotion ging der Song mit Lyrik-Video am 24.12.2016 online.

Wenn immer es die Zeit zulässt, arbeite ich auch an meiner eigenen Metal-Musical Geschichte. Der erste Teil findet sich auf dem „Killing Entertainment“ Album: „Curse of Misery – Part One“.

Pünktlich zum letzten Weihnachtsfest ist die CD Version von „From Weird to Magical“ mit drei zusätzlichen exklusive Bonus Tracks erschienen.

Kommen wir zu noch einem Projekt von dir: Triopus. Die Band ist aufgelöst, oder?

Ja. Triopus war meine erste Berliner Band. Zusammen mit Paul und Jason haben wir tolle Konzerte gehabt und viele bekloppte Proben. Nach dem wir auseinander gegangen sind habe ich die Songs mit Drummer Paul auf einem Album verewigt. So entstand 2015 „Death on Full Blast“.

Später bin ich bei Jason‘s Bloodbeat eingestiegen. Bis zum erneuten Ausstieg von mir – und Drummer Sascha – im April 2017.

Du spielst jetzt auch bei der Berliner Death Metal Band Psychaotic. Wie lief das erste Konzert? (Ich habe es leider verpasst – zu viele Termine.) Und wie kam es überhaupt zu deinem Einstieg bei der Band? Wolltest du mal etwas anderes machen als Thrash?

Ich wollte schon immer mehr als nur Thrash spielen. Psychaotic proben im selben Raum wie Exxperior und ich feiere deren Album, wie kaum eine andere Death Metal Scheibe. Irgendwo muss ich mich ja auch am Bass austoben und da kam die Anfrage vor einigen Monaten wie gerufen. Wir arbeiten gerade an dem 2. Album.

Darauf bin ich sehr gespannt. Das Debüt ist einfach große Klasse!

Mal angenommen, du könntest ein Projekt umsetzen, bei dem Geld und Zeit keine Rolle spielen würden und jeder lebende Musiker verfügbar wäre. Was würdest du gern tun?

Puh. Ich würde das geilste Genre-übergreifende Album produzieren, dass ich mir nur vorstellen kann. Dieses dann samt Orchester als Live Performace umsetzten. „Waltari“ haben etwas in der Art schon mal abgeliefert.

Vielen Dank für das Gespräch, Tom! Weiter so ;)

Ich danke für das Interview und jedem Leser für sein Interesse. Da ich mich als Songwriter etablieren will habe ich eine HP erstellt, wo man in viele meiner Werke rein hören kann. Würde mich freuen, wenn sich jemand die Zeit nimmt. https://tomliebing.bandcamp.com

Ansonsten bleibt nur zu sagen: Seid nett zu einander. Zeigt Respekt und Toleranz. Gegen Sexismus, Rassismus und Speziesismus.

exxperior.bandcamp.com

Fotos: Tom/Exxperior

(Artikel aus Eternity #23)