Enslaved „Axioma Ethica Odini“ 5/6

Indie
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 58:27
Songs: 9

Wenn ich überlege, wann meine erste Begegnung mit Enslaved stattgefunden hat, muss ich bis ins Jahr 1994 zurück gehen. „Frost“ hieß damals das Objekt, das uns zusammenbrachte und mich mit klirrenden, aber gleichermaßen majestätischen Black/Viking-Kompositionen begeisterte. 16 Jahre später erinnert nur noch wenig an die Enslaved von damals, ihre Musik findet auf einem anderen Level statt, besser gesagt auf anderen Levels – denn die Norweger sind anno 2010 eine vielschichtige Band, die zwar durchaus noch mit rasend schnellen Abschnitten, krächzend-geifernden Vocals und zügellosen Ausbrüchen ihrer Geschichte Tribut zollt, dies aber fließend in rockig-progressive Strukturen einwebt oder harsche Eruptionen im Wechsel mit verspielten, komplexen oder verträumten Kompositionen bringt. Dabei klingen die Übergänge nie abgehackt oder gezwungen, Enslaved schaffen es die verschiedenartigen Stilrichtungen zu einem magischen Ganzen zusammenzuführen und den Hörer zu fesseln. Wenn nicht beim ersten Mal, dann ziemlich sicher bei einer der nachfolgenden Hör-Sessions. Die Norweger spielen mit Stimmungen, experimentieren mit Harmonien und Melodien, um plötzlich doch wieder die Attacke-Keule auszupacken. Einschmeichelnde, klare Vocals stehen im krassen Gegensatz zu den immer wieder Black Metal-artigen Krächzern. Die vielen Komponenten benötigen natürlich Platz, so dass der typische Enslaved-Song eher regelmäßig sechs-sieben Minuten lang ist, ohne auch nur in Ansätzen sperrig oder verschachtelt zu wirken. „Axioma ethica odini“ ist im Ganzen ein musikalischer Leckerbissen, aus dem ich trotzdem die Happen „Raidho“, „Night sight“ und das abschließende „Lightning“ als Anspieltipps herauspicken möchte. Wer waren gleich noch mal Opeth?

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