Candlelight Records
Bewertung: 5/6 – > Mächtig!
Spielzeit: 49:12
Songs: 8
Alben mit konzeptionell kriegerischem Hintergrund sind nichts Neues mehr, auch der zweite Weltkrieg fand aus diversen Blickwinkeln bereits ausreichend Beachtung. Dies im Focus zu haben ist also grundsätzlich nicht spannend, selbst wenn die Aufarbeitung eher auf emotionaler Ebene und an Hand einzelner Schicksale mit der Vertonung verschiedenster Schlachtfeld-Erfahrungen und Gefühle erfolgt und mit dem Label War Torn Black Metal versehen wird. Viel mehr haben Eastern Front erst einmal mit der Aufmerksamkeit zu kämpfen, die ihnen als Gesamtpaket zuteil wird, geschuldet dem Bandnamen, textlichem Konzept, Panzercover und Pseudonymen wie Krieg und Holocaust – wobei letzteres in der Tat schon grenzwertig ist. Aber so kommen sie nicht umhin in jedem Interview zu betonen, was ihr Anliegen ist und Eastern Front mitnichten NSBM-Tendenzen aufweist. Selbst ausgesucht… Kommen wir zur Musik, denn die hat es in sich! Verpackt in ein dichtes, transparentes Soundgewitter steigen die Engländer grimmig und harsch in das Album ein. „Stalinorgel“, „Battle of Smolensk“ und der Achteinhalbminüter „Blood on snow“ peitschen einem Schneesturm gleich, infernalisches Keifen lässt die Nackenhaare hoch stehen und doch zeigt sich bereits hier, dass Eastern Front mehr als nur 08/15-Black sind, denn zeitweise dunkles Grollen, abgestoppte Rhythmik und tiefer gelegtes Riffing sind zweifelsohne dem Death Metal entlehnt. Zwischen Raserei ist auch immer wieder Platz für majestätische Passagen, die dem Blizzard ein wenig Druck nehmen und dennoch vor Erhabenheit strotzen. Die Titeltrack ist hier nicht nur auf Grund seiner opulenten Länge das Paradebeispiel. „Unleash the panzer division“ geht mit einleitendem Kettenklirren und Filmsample (dass auch gut auf ne Panzerchrist-Platte gepasst hätte) stylistisch in etwas andere Richtung: stampfender Rhythmus und forderndes Midtempo simulieren wahlweise den Marsch an die Front oder trommelndes Artilleriefeuer. Akustische Gitarren lassen „Motherland“ besinnlich starten, bevor es im weiterem Verlauf wieder zu nachdrücklichem Black/Death-Auswurf kommt. Tatsächlicher Ruhepol ist Quasi-Instrumental „Moskvy“ (mit russischer Lautsprecherdurchsage als Intro), dass auch als Abgesang oder Trauermarsch durchgehen könnte und aus der Feder von Anathema’s Les Smith stammt. Nicht gekleckert wird auch zum Ausklang der CD: „At the gates of Moscow“ bietet noch einmal kräftigen Death/Black und der Neun-Minuten-Epos „Where warriors once fell“ taugt mit trauriger, fast melancholischer Stimmung als echter Abgesang. Aber Vorsicht – auch hier geht niemand ohne eine deftige Ladung Grundrasen nach Hause – nur etwas gedrosselter als zu Anfang der CD. Eastern Front gelingt es über die gesamte Spielzeit die Spannung aufrecht zu halten, verschiedene Atmosphären zu einem Ganzen zu verflechten und Black Metal-Hysterie mit Death und Doom-Elementen zu einer stimmigen Einheit zu konsolidieren.
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