Dornenreich „Hexenwind“ 6/6

Prophecy
Bewertung: 6/6
Spielzeit: 42:57
Songs: 5

Der neueste Erguß aus dem Hause Dornenreich dürfte für einige Kontroversen unter bisherigen Fans sorgen. Wer die Tiefe, die Intensität der Emotionen früherer Dornenreich – Veröffentlichungen, und speziell des letzten Albums „Her von welken Nächten“ schätzte, wird auch an diesem Juwel seine Seele weiden können. Hörer, welche Dornenreich vor allem wegen der musikalisch schwarzmetallischen Grundausrichtung ihre Aufmerksamkeit schenkten, werden wohl enttäuscht sein. „Hexenwind“ hat gar nichts mehr von stürmerischem Drang nach vorne, von verzweifelt – aggressiver Ekstase. Das Album ist vielmehr innere Emigration, Meditation fernab jeglicher Esoterik, doch verbunden mit viel (Natur-) Mystik. Dornenreich suchen den Zugang zum gefühlten Traum, um ihn im Moment zum Leben zu erwecken, einen Augenblick innezuhalten und das eigene Ich zu spüren. Dornenreich sind trotz aller musikalischen Veränderungen gewohnt intensiv und gefühlsmächtig. Bedenkt man die Zeit, die zwischen „Her von welken Nächten“ und „Hexenwind“ liegt, und betrachtet man den musikalischen Werdegang der Band von den ersten (grandiosen) Gehversuchen auf ihrer Demokassette „Mein Flügelschlag“ über „Nicht um zu sterben“ und „Bitter ist’s dem Tod zu dienen“ bis zum heutigen Standpunkt, so ist sogar eine gewisse „Logik“, eine gewisse Konsequenz im Fortschritt des Ausdruckes erkennbar. Dornenreich sind auch anno 2005 definitiv immer noch Dornenreich, vollziehen trotz aller Veränderung keinen Bruch, und finden sogar Anknüpfungspunkte in ihrer eigenen Vergangenheit, sind doch bereits auf dem Vorgänger ruhigere Akustikstücke vertreten. Hinzu mengen sich Parallelen mit beispielsweise Empyrium, auch leichte Einflüsse von Katatonias „discouraged ones“ meine ich vernommen zu haben. Akustikgitarren und „weich – verzerrte“ semiakustische Sechssaiter (ebenfalls eine Parallele zu Katatonia) dominieren den neuen Sound, hier und dort hat sich gar ein Black Metal Riff eingeschlichen, was im neuen (teilweise recht „rockig“ geratenen) Gesamtsound recht befremdlich klingt. Ansonsten fällt es schwer „Hexenwind“ angemessen zu beschreiben, man muß sich einfach von der Stimmung einfangen und treiben lassen, das Experiment wagen. Dornenreich beweisen mit „Hexenwind“ eindeutig, daß sie fernab fest gefügter Genres agieren, daß gute Musik sich nicht an Klischees zu klammern braucht, und daß ihre Kreativität ein fortwährender Schaffensprozeß ohne Stagnation ist. Sie bewahrheiten damit ihren Ausspruch „Dornenreich ist nicht, Dornenreich wird.“, und man darf gespannt sein, welche Wege die Österreicher noch beschreiten werden auf ihrer Reise durch Träume und Phantasie. „Zu Träumen wecke sich, wer kann“.
www.dornenreich.com/
http://www.prophecyproductions.de/streams/dornenreich_derhexeflammendblick.m3u

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