Dimmu Borgir & Amorphis, Support: Wolves in The Throne Room, 30.01.2020, Columbiahalle (Berlin)

Sie sind Grenzgänger im Black Metal: Zwar lieferten Dimmu Borgir mit ihrer ersten größeren Veröffentlichung „Enthrone Darkness Triumphant“ einen viel beachteten Meilenstein der schwarzen Musik ab, allerdings witterten nicht wenige Anhänger des Genres auch den puren Ausverkauf und Verrat hinter diesem Schritt. Heute genießen wohl nur wenige „Black-Metal-Kapellen einen ähnlichen kommerziellen Erfolg – offenbar Grund genug für die Norweger, mit ihren finnischen Metal-Kollegen Amorphis durch die Lande zu touren, die sich qua Abwendung von Death-Metal-Idealen schon den selben Stempel haben aufdrücken lassen müssen. Stilistisch darf also ein abwechslungsreiches Programm erwartet werden.

Begleitet werden die beiden Urgesteine von Wolves In The Throne Room, die die Columbiahalle umgehend in dichte Theaternebelschwaden und den Geruch von Räucherstäbchen tauchen lassen. Das vergangene Album „Thrice Woven“ der amerikanischen Blackgaze-Combo um die beiden Brüder Nathan und Aaron Weaver liegt mittlerweile drei Jahren zurück, für Bandverhältnisse aber eine durchaus gesunde Veröffentlichungsabstinenz. In bandtypischer Manier präsentieren die Amerikaner naturmystische Klänge in Überlänge mit Einflüssen nordischen Black Metals – ohne Satansbekundungen, versteht sich. Wolves In The Throne Room performen Songs wie „Born From The Serpent’s Eye“ in absoluter Hochform und legen die Messlatte für die noch folgenden zwei Acts enorm hoch – trotz der Bürde des Openers und der entsprechend noch verhältnismäßig lichten Reihen im Publikum.

Etwas „bunter“ wird es hingegen mit Amorphis: Obwohl die Finnen im Laufe ihrer Karriere mit dem gutturalen Gesang temporär einem ihrer musikalischen Kernelemente abgeschworen haben, wissen die Death Metaller sich mit ihrer Songauswahl als Brückenschlag zwischen ihren Vorgängern und den noch folgenden symphonischen Ergüssen Dimmu Borgirs zu präsentieren. Fix erlebt die Bühne noch einen optisch aufwändigen Umbau, Thorhämmer und das Coverartwork der aktuellen Scheibe „Queen Of Time“ prangen nun auf der Stage, dann blasen Amorphis zum Angriff und zeigen sich von ihrer besten Seite. Songtechnisch dürfte aufgrund des Diskografie-Querschlags sicherlich für jeden etwas dabei sein. Vor allem Sänger Tomi Joutsen, der die Band zu neuer Größe führte, gelingt es, dem inzwischen deutlich angewachsenen Publikum einzuheizen und die ersten Reihen mit seinem stetigem Wechsel aus Growls und beeindruckenden Klargesängen in eine Masse von im Takt schlackernder Schöpfe zu verwandeln.

Acht Jahre nach „Abrahadabra“ veröffentlichten Dimmu Borgir mit „Eonian“ endlich wieder ein Studioalbum – und schlagen darauf deutlich poppigere „Black-Metal-Klänge“ an. Damit dürften die schwarzen Symphoniker zwar wohl kaum die Fans der alten Tage zurückgewinnen, die sie teilweise bereits mit Vorgängerwerken verprellt haben, rein optisch bleiben die Norweger aber ihren Wurzeln treu und tragen das dämonische Image, basierend auf Corpsepainting und dunkler Kluft, weiter zur Schau. Okkult und böse geben sie sich, manchmal mit Nebelmaschine, manchmal aber auch nur auf die raumgreifende Gestik von Frontmann Shagrath setzend. Mit bombastisch anmutender Orchestrierung dröhnen Songs wie „Interdimensional Summit“ durch die Columbiahalle. Kleiner Wermutstropfen: Der Refrain wird komplett vom Band eingespielt. Nicht unbedingt der ausschlaggebende Punkt, um auf Livekonzerte zu gehen. Daneben geben Dimmu Borgir natürlich auch Bandklassiker der 90er-Jahre wie etwa „Mourning Palace“ zum Besten. Übrigens: Gitarrist Silenoz verspricht, dass das kommende Album deutlich gitarrenlastiger und aggressiver werden soll – hoffentlich gibt’s auf der dazugehörigen Tour wieder ein ähnlich hochkarätiges Line-Up.

Fotos

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*