Deaf Forever Birthday Bash, 07.09.2019, Markthalle Hamburg

Das Deaf Forever feiert sein Fünfjähriges. Selbstverständlich muss das erste kleine Jubiläum auch gebührend gefeiert werden. Götz Kühnemund und Co. verwandeln die ausverkaufte Hamburger Markthalle für einen Abend in ein Mekka für Metalfans: Eine handvoll Bands – passenderweise fünf an der Zahl – geben sich an diesem Abend die Klinke in die Hand und feiern mit.

Bis vor Kurzem galten Chapel Of Disease noch als Geheimtipp unter „Death Metal“-Kennern (oder solchen, die einen Blick über den Tellerrand des Genres hinauswagen wollten). Hier treffen Deathgrunts auf Bluesrockgitarre. Passt nicht? Von wegen – Chapel Of Disease wissen wie kaum eine zweite Band, wie man die Aggression des Extreme Metals in Einklang mit musikalischer Virtuosität bringt und dabei eine überraschend einfach verdauliche Kost serviert. Besonders gut kommt das jüngste Werk „… And As We Have Seen The Storm… We Have Embraced The Eye“ (2018) an, welches man wohl mit Fug und Recht als das vorläufige Magnum Opus der Jungs bezeichnen kann – ein wirklich gelungener Auftakt!

Klassisch geht’s weiter mit Metal Inquisitor, deren aktuelles Album „Panopticon“ (2019) beim Deaf Forever äußerst positiven Anklang fand. Den vollmundig von Götz Kühnemund angepriesenen Entertainerqualitäten des Frontmanns El Rojo wird der Auftritt der Schwermetaller aus der Pfalz mehr als gerecht. Wer klassischem Heavy Metal etwas abgewinnen kann, ist hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse: Harte Riffs, melodiöser Gesang und eine ordentliche Bühnenperformance. So hat Heavy Metal zu klingen und glücklicherweise folgt davon an dem Abend noch ein bisschen mehr.

Wenn man über „Death Metal“-Scheiben des vergangenen Jahres spricht, dann fällt nicht selten neben Chapel Of Disease auch der Name Sulphur Aeon, welche ebenfalls eine drei Longplayer starke Diskographie verzeichnen können. Mit ihren beiden von den Kritikern gefeierten Alben „Gateway To The Antisphere“ und „Cult of Starry Widsdom“ verwandelt die Black-/Death-Combo die Stage für die nächste Stunde in einen finster-schwarzen Altar, an dem einem der zweifellos größten Impulsgeber in puncto lyrischer Thematik in der härteren Metalriege – H. P. Lovecraft – gehuldigt wird. Fast so beeindruckend – aber nur fast – ist dabei die Haarpracht von Sänger M., die er bedrohlich im Takt der Musik schwingen lässt.

Zum alten Eisen – wahrscheinlich müsste man eher ‚Metall‘ sagen – gehören dagegen Satan. Natürlich nicht im negativen Sinne, denn bei den Briten handelt es sich schließlich um eine gestandene Größe. Mit Unterbrechungen rockt die 1979 gegründete Truppe um den Globus und gilt damit als NWOBHM-Pionierband. Und das lassen die sichtlich gealterten Rocker das Publikum spüren: Mit einer bunten Setlist aus Klassikern und neueren Veröffentlichungen beweisen Satan, dass sie trotz ihres hohen Bandalters noch keinesfalls angestaubt sind und heizen der Menge noch einmal ordentlich ein, bevor es in die letzte Pause vor dem finalen Auftritt geht.

Bevor es aber zum letzten Act des Abends kommt, platzieren die Jungs vom Deaf Forever noch eine kleine Überraschung. Die Redaktionsgarde selbst betritt die Bühne und bedankt sich bei allen Fans für die treue Unterstützung, speziell beim berühmt berüchtigten „Deaf Forever“-Forum. Als kleines Dankeschön gibt es natürlich auch ein kleines Präsent – und was passt besser zu Metal als Bier? Voller Stolz wird das hauseigene Gebräu präsentiert, von dem, so heißt es, nur eine Kiste existiert – und die leert sich rasch, als die ersten Flaschen durch die Menge gereicht werden. Prost!

Der vielleicht meist erwartete Act bildet den krönenden Abschluss. Schon die Masse an Patches und T-Shirts mit Motiven von Cirith Ungol und Candlemass lässt erahnen, dass hier gern ausufernden, epischen Kompositionen gefrönt wird. Und mit Begeisterung wird Atlantean Kodex begrüßt, die sich genau einer derartigen Sparte verschrieben haben. Publikumsnah wie gewohnt wissen die den stilistischen Brückenschlag zwischen den Einflüssen der Kultklassiker des Epic Metals und modernen Elementen und Doom-Einschlag darzubieten und machen dabei ihren vielen musikalischen Einflüssen wie Candlemass, Rainbow oder Bathory alle Ehre. Und so textsicher, wie sich die hartgesottenen Fans zeigen, sind die vielen Zugaben mehr als verdient. Höhepunkt des Auftritts ist aber sicherlich der Zehnminüter „Pilgrim“.

Mehr als begeisternd klingt das Birthday Bash aus, nachdem auch Atlantean Kodex von der Bühne geht. Rundum eine gelungene Geburtstagsfeier – sowohl für das Deaf Forever als auch für die Fans. Am Ende des Abends bleibt wohl bei nicht wenigen das Gefühl zurück, spätestens zum zehnten Jahrestag noch einmal eine Schippe drauflegen zu wollen.

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