Bewertung: 5/6 Mächtig!
Songs: 7
Spieldauer: 54:40
Bei den Nachbarn tut sich momentan auf dem Black-Metal–Sektor viel…und zwar viel Gutes, möchte ich mal behaupten. Nachdem erst jüngst die Alben „Into everlasting Death“ von Eerie sowie „Ghost Chants“ von Outre einer Eternity-Betrachtung unterzogen und für gut befunden wurden, legt nun das Quintett Blaze of Perdition nach und haut mit „Near Death Relevations“ sein drittes Full-Length-Album raus. Und beweist damit einmal mehr, dass das ach so katholische Polen offensichtlich enge Beziehungen zu dem himmlischen Rebellen pflegt, der eine Etage unter uns die Fäden in der Hand hält.
Dabei ist es vor allem die unglaubliche Komplexität, welche die Musik so interessant, frisch und einfach hörenswert macht. Schon die ersten düsteren und sphärisch anmutenden Takte des Openers „Królestwo niczye“, was wohl so viel wie „Niemandes Königreich“ bedeutet, erzeugen große Neugier auf das, was da gleich folgen möge. Wer hier das Einsetzen eines Blastbeat-Gewitters erwartet hat, wird zunächst enttäuscht – nur um angenehm über den nahtlosen Übergang überrascht zu sein, den das geradezu melodiöse Zweit-Intro in den eigentlichen Song findet. Sänger Sonneillon screamt und growlt sich makellos durch 9 Minuten abwechslungsreichen Black Metal, während denen der Rest der Band ebenfalls sämtliche Register zieht und somit gleich mit dem ersten Song der Scheibe den Anspruch, in ihrem Milieu ganz oben mitzuspielen, deutlich klarmacht.
Auch im weiteren Verlauf des Albums sind keine Schwächen erkennbar. Souveräne Leadgitarren, die trotz der obligatorischen Knüppelpassagen immer wieder düstere Melodien aufglimmen lassen, mal untermalt, mal dominiert von dem wahrlich großartigen Gesangsrepertoire, dass durch ein andauerndes Wechselspiel aus Screams, Growls, Flüstern und Murmeln die Stimmung des Albums in entscheidendem Maße mitträgt… selbst nach mehrmaligem Hören wird dieses Album einfach nicht langweilig. Denn immer wieder blitzen neue akustische Eindrücke und Entdeckungen auf, die einem zuvor entgangen waren. Ich hatte schon fast vergessen, dass man auch im positiven Sinne dick auftragen kann.
Einzig das Stück „Dreams shall flesh“ fällt durch eine zugegebenermaßen etwas schwer zu definierende Inkonsequenz im Vergleich zum restlichen Album etwas negativ auf. Vielleicht ist es hier die sonst so gut funktionierende Wechselhaftigkeit, vielleicht ist der Song auch einfach zu ruhig und dafür zu lang; wirklich schwer zu sagen.
Abgesehen von dem Intermezzo „The Tunnel“ geht übrigens kein Song mit weniger als 7 Minuten ins Rennen.
„Near Death Relevations“ ist dem 2013 bei einem Autounfall verstorbenen Bassisten Wojciech „23“ Janus gewidmet. Einen schöneren Abgesang kann man sich trotz der Tragik dieses Ereignisses, bei dem übrigens auch Sänger Sonneillon und Drummer Vizun schwer verletzt wurden, kaum wünschen.
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