Beltez Interview

Beltez

Lange Einleitungsworte zu finden, ist für dieses Interview nicht notwendig, denn mein Gesprächspartner D.K. (Gesang & Gitarre) hat die Fragen ausführlich beantwortet. Persönlich aufmerksam wurde ich auf BELTEZ durch einen sehr guten Facebook Kontakt. Nach kurzer Recherche spuckt das Internet aus, dass BELTEZ bereits seit 2002 unterwegs sind. Und da sind wir schon mittendrin, denn die obligatorische Einstiegsfrage bezieht sich auf Gründung und Geschichte der Band.

BELTEZ begann eigentlich als eine Schnapsidee zum Geburtstag. Der Geburtstag eines guten Freundes stand an und so beschlossen unser alter Sänger Michael (Nameless / Gnarv) und ich, „Was soll’s, bekommt er eben ein Black-Metal-Tape“. Bierselig ist dann zuerst „Schlachtherr“ entstanden, um kurz darauf „Fliehende Stürme“ aufzunehmen. Dass immer die Prämisse war, in 24 Stunden schreiben und aufnehmen, hört man diesen Relikten auch an.

Für einige Liveauftritte konnten wir dann eine kleine Truppe zusammenstellen. Mit Christian (Flagg) am Bass, jemanden mit dem ich bei ORKUS spielte, und als zweiten Gitarristen HOLGER (HRYMINYRG) von NOCTIFER.  Nachdem jahrelang Funkstille im Hause BELTEZ war, packte mich 2011 dann wieder der Elan und „Tod: Part I“ wurde aufgenommen. Dieses Mal mit etwas mehr Zeit und vor allem auch mehr Ernst, aber immer noch ohne echtes Schlagzeug. Die Vocals lieferte dann M.P. (Gezücht) von ALCHERA.

Eigentlich wäre das Thema BELTEZ dann wieder schnell vorbei gewesen, aber irgendwie bekamen wir Anfragen, ob wir Live auftreten wollen.

Frei nach dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“, versuchte ich dann schnellstmöglich, neben M.P. und Flagg, ein paar weitere Mitmusiker zu finden. Da wir mit J.K. und S.B. quasi wieder die alte ORKUS Truppe am Bord hatten, hatte Flagg das weitere Interesse verloren. Unseren jetzigen Bassisten C. U. habe ich über einen gemeinsamen Freund auf einem Festival kennengelernt.

Dieses Line-Up ist bisher konstant und hat sich auch als krisensicher herausgestellt.

Eigentlich wäre damit schon alles gesagt, aber da wir alle mehr als neugierig sind, wurde nochmal etwas nachgehakt. Bei Alter, Beruf, Hobbys, Musik Geschmäcker usw. gefragt, hält sich D.K. dagegen etwas bedeckter.

Wir sind Mitte / Ende 30. Zu sehr möchte ich bei mir und den anderen nicht ins Detail gehen was Berufe (ja, hat jeder und geht auch immer vor der Band) angeht. Natürlich spielt Black Metal eine wichtige musikalische Rolle, aber der Großteil der Band hat auch ein weites musikalisches Spektrum und sei es nur Metal in all seinen Facetten.  Bei mir zuhause wirst du zum Beispiel eine Kettcar neben einer „Bölzer“-Vinyl finden.“

Wer das aktuelle Album sein Eigen nennen kann, wird schnell feststellen das feinster Black Metal aus den Boxen ertönt. Schwieriger wird es die Scheibe in eine obligatorische Schublade zu stecken. Ist es denn nun klassischer oder eher neuartigen Black Metal?

Sowohl als auch. „Exiled, Punished…Rejected“ bietet eine gute Mischung aus USBM und klassischem skandinavischem Black Metal. Ersteres liefert die Energie, letzteres die Melodien.

Durch den Einsatz von diversen Gitarreneffekten rückt man natürlich dann noch etwas in die Post-Black-Metal-Richtung, in der wir uns aber nicht verordnen.

An dem kompletten Album wurde aber auch Bandintern gegenseitig darauf geachtet, dass kein verweichlichtes Album aufgenommen wird?

Während „Tod: Part I“ noch vollständig von mir geschrieben und aufgenommen wurde, war das Ausarbeiten der Songs von „Exiled…“ eine wirkliche Bandangelegenheit. Vor allem J.K. als zweiter Gitarrist ist ein gutes Korrektiv für meine geschriebenen Songs. Wird’s zu „dudelig“, gibt’s sofort was auf die Finger. Der Rest ergibt sich automatisch.

Die Frage, ob Atmosphäre prinzipiell wichtig ist, hätte ich mir in der Tat sparen können, da mir das Album beileibe bekannt ist.

Das kannst du doch bestimmt sehr gut beurteilen, Sven! Uns ist Atmosphäre enorm wichtig, weshalb auch „Exiled…“ einen durchgehenden musikalischen Fluss besitzt, ebenso wie denselben Anfang und Ende. Auch die vereinzelten Soundspielereien und Gestaltungen der Gitarrensounds im Allgemeinen ist uns dabei sehr wichtig, um eine möglichst bedrückende und finstere Atmosphäre zu erzeugen. Da dies auch in vielen Reviews positiv erwähnt wurde, würde ich mal sagen, dass uns das Vorhaben gelungen ist.

Klar, dass es auch so einige unter uns interessiert, ob die Band den Black Metal „nur“ spielt, oder auch lebt.

Gegenfrage: Was heißt es, Black Metal zu leben? Das dürfte jeder in der Szene für sich selber definieren. Für mich zumindest ist es das Ausloten von musikalischen Grenzen, ohne dabei eine poppige Entwicklung des Materials zu fokussieren. Black Metal sollte meiner Meinung nach immer eine rohe, primitive Energie verströmen. Ganz analog zum Punk, der eben ein Mittelfinger Richtung des Rock-Genres war. Dass auch hier seit den 70ern immer mehr Pop Einzug gehalten hat, kann man auch wunderbar auf Black Metal übertragen.  Aber um noch mal auf den Kern der Frage zurückzukommen. Ich trenne Musik möglichst von meinem eigenen Leben.

Eine sehr ehrliche Antwort, die mich positiv überrascht. Kommen wir zurück zum neuen Album. Welches Studio habt Ihr denn geentert?

„Exiled…“ haben wir im Winter 2016 in der Klangfabrique Donrath aufgenommen. Sven, der Betreiber, ist ein guter Freund von mir, mit dem ich vor ein paar Jahren noch gemeinsam ein Label für Indie und Punkrock hatte. Ebenso waren wir Svens erste Metalproduktion. Da ich aber wusste, dass er definitiv der Richtige ist, um uns einen Sound zu verpassen, der uns von anderen Genrekollegen abhebt und auch die nötige Rohheit transportiert, war die Wahl des Studios sehr leicht.

Nach ein paar Anekdoten gefragt liefen die Aufnahmen aber alle wohl eher relativ unspektakulär ab. Auch das Endprodukt war keine großartige Überraschung.

Außer dass unser Bassist C.U. den Bass in einem halben Tag mit 40 Grad Fieber eingespielt hat, ist eigentlich alles glatt gelaufen. Ob man dies nun lustig findet, mag ich nicht beurteilen. Er zumindest war not amused. Da ich eigentlich jeden Tag im Studio war, immer auch den aktuellsten Mix im Auto hatte und das Vorabmaster schon hören konnte, war ich vom Resultat nicht wirklich überrascht. Wir alle sind sehr zufrieden mit dem Album, in jedem Aspekt.

Die Reaktionen auf das aktuelle Album und die Verkäufe scheinen dabei durchaus sehr positiv auszufallen.

Die Reaktionen sind überwiegend gut bis sehr gut, auch international. Wir haben z. B. viel in die USA verkauft aber auch ins europäische Ausland und natürlich dank Throats Productions (die eine Digipack Edition für Südamerika in Lizenz veröffentlicht haben) viele Leute in Mexiko erreicht. Dass Avantgarde Music auf uns aufmerksam geworden ist, war ebenso toll, da wir eh gerade auf der Suche nach einem neuen Label waren. Die Verkäufe laufen gut, weshalb wir die Kosten für alles wieder eingespielt haben.

Das aktuelle Album erschien auf CD & Vinyl.

Es war uns sehr wichtig, das Album auf Vinyl zu veröffentlichen. Alleine schon wegen des Covers und um ein richtiges Sammlerstück zu bieten. Das Gute war, dass wir somit die erste Vinyl-Veröffentlichung für The Crawling Chaos Records sein konnten, die sich vorher vor allem auf Tapereleases spezialisiert hatten.

Selbstverständlich stell ich für Euch die etwas provozierende Frage, warum man sich eher das neue BELTEZ Album kaufen sollte, als eine Neuerscheinung von „etablierten/großen“ Bands?

Gegenfrage: Warum sollte man eher eine etablierte große Band bevorzugen? Wichtig ist doch vor allem, ob einem die Musik gefällt und die Güte des Albums. Gerade im Black Metal gab es in 2017 einige hervorragende Alben, z. B. Chaos Moons „Eschaton mémoire“ oder Ruins Of Beverasts „Exuvia“. Das Kaufen beider Alben sollte allerdings nicht von einem Kauf eines dritten oder vierten (etc.) Albums abhalten. Warum also unser Album? Weil es sehr viele Menschen sehr gut finden und somit die Chance groß ist, keinen Fehlkauf zu machen? Ansonsten kann man sich das Album ja auch auf unsere Bandcamp-Seite oder auf Youtube in voller Länge anhören. Allerdings ist die Vinylscheibe echt schick geworden!

Neben der Musik sind Texte der Band ebenfalls extrem elementar.

Das Konzept hinter „Exiled, Punished…Rejected“ basiert lose auf dem Roman „God’s Demon“ von Wayne Barlow. Die Geschichte behandelt dabei die Intrigen und Machtkämpfe zwischen den Dämonen der Hölle. Einige von ihnen sehen nach Äonen der Verdammnis ein Ende ihres Martyriums gekommen, andere wollen dabei den Status Quo ihres Reiches aufrechterhalten. Daneben gibt es noch die Seelen, verdammt in ewiger Folter, Schmerz und Zwangsarbeit zu leiden oder als Baumaterial für die expandierenden Städte verwendet zu werden. Als eine Seele die Chance bekommt, den Dämonen eine zusätzliche Armee zur Verfügung zu stellen, um somit die Machtverhältnisse zu verschieben, kommt es zu einem Krieg in der Hölle. „Adamantinarx“ behandelt dabei die Reise einer Seele vom Tod bis hin zur gleichnamigen Metropole am Styx. „Repent And Restless“ beschreibt den Anführer des Aufstands, den Dämonen Major Sargatanas, während „Algol“ in seiner Entrücktheit die Sehnsucht nach Erlösung verdeutlicht, indem es das Himmelsauge Algol in den Fokus rückt. „Exiled, Punished…Rejected“ beschreibt dabei rekapitulierend den Fall der Engel nach der verlorenen Schlacht im Himmel. Die Seelenweber Sag-Hrim stehen bei „Soulweaving“ im Fokus. Diese wurden von Beelzebub, dem neuen Herrscher der Hölle, so manipuliert, dass ihre besondere Gabe mit den Lebenden in Verbindungen zu stehen genutzt wird, um die Lebenden von ihrem rechten Pfad abzurücken und somit der Hölle neues Material zuzuführen. Dieser Song schließt somit an den Beginn des Albums an, was wir auch musikalisch mit „Prelude“ und dem Ende von „Soulweaving“ verdeutlicht haben.

Besteht auch ein Zusammenhang zwischen Cover und den Songs?

Ja steht es, aber eine Interpretation überlassen wir dabei dem Hörer. Kunst sollte immer interpretierbar bleiben. Ben Harf von Kodex Barabricus, unter anderem verantwortlich für das Design von Atlantean Kodexs „White Godess“, hatte von uns das Konzept grob erklärt bekommen und hat daraus seine ganz eigene Vision erschaffen.

Die Wichtigkeit der Band für die Mitglieder ist natürlich immer schwierig zu beantworten. Dies kann mit der Frage nach Häufigkeit und Intensivität von Proben aber sicherlich gut unterstrichen werden.

Die Band ist uns sehr wichtig. Allerdings kommen Job und Familie an erster Stelle, denn Ersterer ermöglicht es uns weiterhin Musik zu machen und die Familien halten uns in den Rücken frei, bis zu einem gewissen Grad versteht sich, den wir nicht zwingend überschreiten möchten. Wir proben einmal die Woche. Das Ganze kann dann von anderthalb bis zu vier Stunden dauern.

Da ich das meiste Material schon zu Hause schreibe, müssen wir für neue Songs eben nur noch den Feinschliff machen, oder eben den Song komplett verwerfen. Wir haben ehrlich gesagt auch keine große Lust mehr, den ganzen Tag über im Proberaum rum zu hängen. Kurze aber fokussierte Proben sind das Stichwort!

Um sich im Underground einen Namen zu machen hat D.K. auch vollkommen Recht.

Das bestmögliche Material abliefern, was wir können und möglichst viele interessante Gigs mitnehmen. Meiner Meinung nach ist auch das die einzige Möglichkeit eine Band zu etablieren.

Habt Ihr Sampler-Beiträge schon einmal wahrgenommen?

Zumindest für Bands mit längeren Songs gibt dies meist keinen Sinn, da oft nur gekürzte Versionen der Songs auf Sampler können. Klar kann man sich somit schnell einen Eindruck von Bands machen, aber in Zeiten von YouTube ist ein Sampler leider überholt.

Was passiert an der Konzertfront bei Euch? Seid Ihr oft auf den Brettern die die Welt bedeuten zu finden und wie fühlt Ihr Euch da oben?

Das waren circa drei bis vier in der Anfangszeit von Beltez, also unter altem Line-Up. Seit dem Wiederaufleben waren es bisher 16 Konzerte. Weitere sechs Stück sind für die erste Hälfte des Jahres geplant. Die zweite Hälfte wird dann eher etwas ruhiger, da wir mit dem Songwriting für das nächste Album beginnen wollen. Sicherlich war unser aller erster Gig mit dem neuen Line-Up auf dem Rhein In Blood vor circa 120 Leuten ein gelungener Einstand. Ich war niemals wirklich aus dem Musizieren raus, hatte auch damals schon vor Beltez Auftritte gehabt. Der Gig auf dem Rhein In Blood war allerdings für unseren Bassisten sein erster Auftritt überhaupt. Da kann man schon mal Muffensausen bekommen.

Kommen Eure Songs live auch so gut an wie aus der Konserve?

Das funktioniert überaus gut. Zumal wir mittlerweile das neue Album an einem Stück durchspielen. Da wir auch jetzt, wie auch vorher, keine Ansagen Live machen, fühlt sich das Ganze überaus gut für uns an.

Ihr seid ein Teil der deutschen Metal-Szene. Was haltet Ihr selbst davon?

Die deutsche Metal-Szene ist überaus lebendig und kreativ, auch wenn in Sachen Innovation andere Länder wie immer die Nase vorne haben.

Meinst Du es hat sich in den letzten Jahren in der Metal-Szene eher alles zum Guten oder zum Schlechten gewandelt?

Konzertveranstaltungen sind insgesamt mittlerweile etwas breiter aufgestellt und es wird versucht, mindestens eine Band von außerhalb dabei zu haben. Ebenfalls ist natürlich die Technik sowie die Versorgung der Bands deutlich besser geworden durch die Veranstalter. Die illegalen Downloadseiten sind ja schon seit Anfang der 2000er ein Umstand, mit dem man leben muss. Alben werden trotzdem weiterhin gekauft. Wir reden hier schließlich über Underground und da ist der Support so groß wie seit Jahren nicht mehr. Ich selber besuche ungerne sehr große Festivals. Bei 8000 Leuten hört für mich der Spaß auf. Kleiner ist meist feiner und geselliger. Diese größeren Touren sind für mich meist uninteressant. Ich habe aber auch keine wirklich negative oder positive Meinung dazu.

Bei Fanzines ist die Metal-Szene sich nicht immer so einig. Was bevorzugt ihr, klassich gedruckt oder online?

Beides! Print ist natürlich charmant, aber wir haben halt auch 2018.

Welche Träume habt Ihr in Bezug auf die Band? Was kann die Fangemeinde auf kurze und lange Sicht von Euch erwarten?

Dass unser nächstes Album so gut wird und so gut ankommt wie „Exiled…“. Ich verspüre da einen gewissen Leistungsdruck. Ansonsten kann das Ganze ruhig permanent weiter so aufwärts gehen. Das liegt natürlich auch ganz in unserer Hand. Ein neues Album im nächsten Jahr und damit einhergehend hoffentlich auch die erste Tour. Diese ist arbeitstechnisch derzeit nicht bei uns möglich. Aber wer weiß, was das nächste Jahr bringt.

Jetzt kannst Du noch ein paar Schlussworte loswerden….

Ich danke Dir vielmals für die Interviewmöglichkeit und die spannenden Fragen, Sven!

Fotos: Beltez

(Artikel aus Eternity #23)