Atrox Interview

Außergewöhnliche Kost bieten die Norweger Atrox auf ihrem über Season Of Mist erschienenen Album ‘Contentum’. Ihr SchizoMetal überzeugt nicht nur durch eine progressive, avantgardistische Instrumentierung sondern auch durch die Ausnahmesängerin (und Keyboarderin) Monika, die mir ausführlich auf meine Fragen antwortete.

Laß uns zunächst die Bandgeschichte aufrollen. Ihr habt 1988 unter dem Namen Suffocation begonnen. Wo konnte man euch damals stilistisch einordnen? Und warum habt ihr die Band 1990 in Atrox umbenannt? Hatte auch ein stilistischer Wandel stattgefunden?
Die Stilveränderung hat sich durch die LineUp Wechsel und auch durch den Umstand, daß die Mitglieder als Musiker gereift sind, stetig vollzogen. Ganz am Anfang haben wir Death Metal gemacht. Und der Name wurde in Atrox geändert, weil eine Band aus den U.S.A. namens Suffocation 1990 auftauchte. Drei, vier Jahre später gab es zwar auch zwei andere Bands, die sich Atrox nannten, aber zu dieser Zeit wollten wir den Namen nicht erneut ändern, also haben wir ihn behalten.

Hattet ihr niemals Probleme mit den anderen Bands, die sich Atrox nannten?
Nein, überhaupt nicht. Soviel ich weiß, existieren sie sogar noch. Eine ist eine US Hardcore Band und die andere eher ein Ambient Project. Eine italienische Band gab es noch, aber von denen habe ich schon ewig nichts mehr gehört.

1991 habt ihr bereits euer erstes Demotape ‘Mindshadow’ veröffentlicht. Erzähl mal ein bißchen aus der Zeit und von dem zweiten Demo ‘Dead Leaves’ (1993).
Damals war die Band nicht gerade besonders gut darin, sich selbst zu promoten. Die Demos wurden auch nur mit einer Auflage von 50 100 Exemplaren veröffentlicht. Sie wurden an einige wenige Magazine und Labels geschickt und der Rest an Freunde verteilt. 1994 wurde ein drittes Demo (‘Steeped in Mistery as I am’) eingespielt aber nicht abgemischt und deshalb nicht unters Volk gebracht. Ich glaube, 5 8 Exemplare von ‘Dead Leaves’ liegen noch bei irgendeinem von uns als Staubfänger in einer Schublade. Die Reaktionen waren damals ziemlich positiv und einige Leute bezeichneten Atrox als Kult Band. Wir haben 1996 übrigens eine neue und überarbeitete Version von ‘Rise’ vom ‘Dead Leaves’ Demo eingespielt.

Wie seid ihr mit Danza Ipnotica Records, bei denen die 7’’ ‘Silence the Echos’ erschienen ist, in Kontakt gekommen? Und auf wieviel Exemplare war die EP limitiert?
Sergio von Danza Ipnotica mochte ‘Dead Leaves’ sehr und kontaktierte uns. Als er hörte, daß wir keine anderweitigen Pläne hatten, hat er uns angeboten, eine 7’’ rauszubringen. Sie war auf 1000 Stück limitiert und die beiden, die hinter dem kleinen Label stehen, haben all ihr Geld in diese Scheibe gesteckt. Die meisten haben sich sehr schnell verkauft, aber man kann die 7’’ sicher noch in dem einen oder anderen kleinen Vertrieb ergattern. Darauf zu hören waren übrigens die beiden Songs ‘Silence the Echoes’ und der vorhin erwähnte ‘Rise’.

Habt ihr ansonsten noch Songs von den Demotapes oder der EP für euer erstes Album neu eingespielt?
Ja, ‘The Ocean’ ist von ‘Mindshadow’ und ‘Steeped…’, ‘A Mind’s escape’ und ‘Flower meadow’ sind vom 94er Demo. Außerdem ist ein Riff von ‘Mindshadow’ auf ‘Contentum’ zu finden.

Das Debütalbum ‘Mesmerised’ wurde dann via Head Not Found veröffentlicht. Was gibt es über die Zusammenarbeit zu erzählen und warum habt ihr das Label verlassen?
Martin von dem norwegischen Magazin ‘Metal Shuffle’ hat unser Demo an Head Not Found geschickt und wir bekamen den Deal. Das größte Problem, daß alle Bands auf Head Not Found hatten war, daß Metalicon (der Typ, der HNF geleitet hat sie haben mittlerweile andere Leute und ich habe gehört, daß es ein sehr viel besseres Label geworden ist, als es früher war) und die Mutter Firma Voices of Wonder nie zu erreichen waren. Metalion hat unsere Anrufe nicht angenommen, außer manchmal, wenn wir von Nummern angerufen haben, die er nicht kannte. Außerdem sind HNF und VOW davon ausgegangen, daß Platten sich von alleine verkaufen. Es gab so gut wie keine Werbung oder andere Promotion. Außerdem war die Absprache zwischen HNF und VOW miserabel. Metalion sagte, daß VOW das Studio bezahlen würden, aber das Geld kam nie, da Metalion VOW nicht informiert hatte. Wir mußten den Studiotermin 1998 für das zweite Album zwei Tage vorher stornieren. Danach haben wir das Label gebeten, den Vertrag zu lösen.

Hattet ihr nach den Problemen mit Head Not Found eigentlich daran gedacht, Atrox aufzulösen?
Nein, daran haben wir nie gedacht. Wir hätten auch ohne Label weiter Musik gemacht.

Laß uns genauer auf euer Debütalbum ‘Mesmerised’ eingehen.
Gut, stilistisch war es dem atmosphärischen Doom/Death zuzuordnen. Die meisten Songs auf dem Album waren sehr alt, also zwischen ‘91 und ‘94 geschrieben und ich denke, es wäre besser gewesen, wenn die veröffentlicht worden wären, als sie geschrieben wurden. Die Leute dachten oft, das Album wäre von Bands inspiriert, die sich erst lange, nachdem die Songs geschrieben wurden, gegründet haben. Wir haben drauf gebrannt, neues Material zu schreiben, aber wir wollten auch, daß das alte veröffentlicht wird.

Soweit ich weiß, hattet ihr auf dem Album noch männliche Vocals. War es eingeplant, daß ihr auf dem aktuellen Album darauf verzichtet?
Einer der Gründe, warum wir keine männlichen Vocals mehr haben, ist natürlich, daß Gersa, der alte Sänger, 1997 ausgestiegen ist. Ein paar von uns diskutierten darüber, ob man ohne Growls nicht ei ne zeitlosere Musik erschaffen könne. Aber wie dem auch sei, hat Tommy unser Bassist Gersas Part übernommen und bei den neuen Songs gesungen. Ende ‘98 haben wir erneut darüber gesprochen, ob wir mit oder ohne die männlichen Vocals weiter machen sollten. Kurz danach haben die Mitglieder, die für die Growls waren, die Band verlassen. Ich persönlich war auch der Meinung, daß diese unmelodischen Vocals ihren Effekt verloren hatten, nachdem jede Band sie benutzt hat. Während das anfangs extrem und außergewöhnlich gekungen hat, bemerke ich solche Vocals mittlerweile gar nicht mehr. Es ist der gleiche Effekt, als wenn jemand einen Staubsauger anmacht. Zuerst erschreckt man sich vielleicht, irgendwann wird es langweilig und dann geht es einem auf die Nerven. Das gilt für die Vocals ebenso wie für den Staubsauger. Wir waren einfach der Meinung, daß es nicht mehr zu unserer Musik gepaßt hat. Der ‘die Schöne und das Biest’ Kontrast hätte außerdem den viel feineren Kontrast in unserer Musik überschattet, so daß Atroxtypische Merkmale untergegangen wären.

Sehr interessant zu hören, daß du der Meinung bist, daß die Growls ihren Effekt verloren hätten, nachdem jeder sie benutzt hat. Die meisten Leute, die ich kenne, sagen genau das von dem Frauengesang…
Das zeigt doch nur, wie konventionell die Growls sind. Aber ja, ich denke auch, daß der Frauengesang, wenn er so ‘Die Schöne und das Biest’ like eingesetzt wird, wenig effektiv ist. Alles verliert seinen Reiz, wenn man es zu oft hört. Als wir die Growl rausgeschmissen hatten, haben einige gesagt, wir würden brav werden oder einfach verrückt sein, denn schließlich bräuchte jede harte Metal Band solche Vocals. Einige sagten auch, ich solle singen wie all die anderen Damen. Aber ich denke, daß ein origineller und guter Sänger (ob nun männlich oder weiblich) nicht so schnell langweilig wird.

Aber zurück zur Geschichte der Band. Ihr habt Euch mit zwei Demos bei diversen Labels vorgestellt und schließlich bei Season of Mist unterschrieben. Haben sie das beste Angebot gemacht?
Nun, sie haben das einzige Angebot gemacht. Wir haben 12 Plattenfirmen kontaktiert und Antworten wie; ‘Wenn all eure Songs wie ‘Serenity* und ‘Ignoramus’ klingen würden, wären wir interessiert’ und ‘wir sind der Meinung, daß euer Stil sich nicht sonderlich weiterentwickelt hat’. Dem Rest war die Musik einfach nicht kommerziell genug.

Season of Mist haben euer Potential erkannt und euch ins Tico Tico Studio geschickt. Hat es euch dort gefallen?
Oh ja! Der Tontechniker Ahti ein coolerTyp und wir wissen, wie man sich eine gute Zeit im Studio macht! Allerdings war die kleine Stadt, in der das Studio lag, sehr langweilig. So war das lustigste Ereignis, als Hingst Hirbel aus dem Nichts ankam, den Baß einspielte und dann wieder im Sonnenuntergang verschwand. Niemand hat ihn jemals wieder gesehen.

Wer ist Hingst Hirbel? Habe ich da irgendeinen Witz nicht verstanden…?
Er ist kein Witz, er ist real und sehr misteriös! Wir wissen nichts von ihm. Er taucht immer einfach ohne Vorankündigung auf und das ist alles sehr faszinierend…

‘Contentum’ ist nun schon einige Monate veröffentlicht. Seid ihr immer noch voll und ganz zufrieden?
Ja! Natürlich denkt man hinterher immer, daß man das eine oder andere hätte besser machen können. Aus diesem Gefühl heraus schreibt man dann bessere Songs fürs nächste Album. ‘Contentum’ ist für uns persönlich allerdings schon recht alt, da wir die Aufnahmen ein Jahr vor der Veröffentlichung gemacht haben und das Material zwischen ‘96 und ‘98 geschrieben wurde. Die einzige Ausnahme ist ‘Lizard dance’, den wir einen Monat vor den Aufnahmen fertig gemacht haben. Aber der Song enthält auch alte Riffs, also ist das Songmaterial doch komplett alt für uns. Aber es hat den Test der Zeit bestanden – wir lieben es!

Wer hat das Covermotiv gemacht?
Ich habe das Cover und auch die vorigen beiden Cover gemalt. Zuerst habe ich ein abstrakteres Bild gemalt, aber unser Label hat es abgelehnt, also habe ich ein neues entworfen. Ich wollte ein Cover, das wirklich zu den Texten und der Musik paßt. Und das ist mir gelungen. Da die anderen das Gemälde auch möchten, war es eine leichte Wahl. Wir wollten erst mehr von meinen Bildern, sowie ein neues Logo (das nicht so weibisch und hausgemacht aussieht, wie das alte) im Booklet unterbringen, was dann aber doch nicht geklappt hat. Wir werden das alte Logo als offizielles Logo behalten und eine Präsentation der original Coverskizze, kann man auf unserer Hompage bewundern: http://travel.to/atrox

Du hast das Cover gemalt? Kompliment! Wann hast Du mit dem Zeichnen angefangen? Hast Du auch schon Cover für andere Bands gemacht?
Eigentlich habe ich schon als Kind damit angefangen. Das hat aber nachgelassen, seit ich in der Band bin. Gemalt habe ich nur für unsere Cover. Ich habe allerdings schon mal ein Covermotiv für eine Band entworfen, aber das Label hat es dermaßen entstellt, daß ich nicht sagen möchte, welche Band das war.

Hast Du einen Lieblingsmaler?
Ich mag die Werke von Egon Schiele, Gustav Klimt, Käthe Kollwitz, Hieronymous Bosch, HR Giger und Edvard Munch.

Von welchen Themen handeln eure Texte im allgemeinen? (Der Promo CD lagen leider keine bei.)
Vor ‘Contentum’ waren unsere Texte einfach sehr depressiv und mit einigen Fantasy Elementen angereichert. Meiner Meinung nach, sind einige davon eindimensional und wiederholen sich, aber ‘Wave’ von ‘Mesmerised’ ist zum Beispiel sehr interessant. Es handelt davon, wie Dinge voneinander abhängen und andere beeinflussen. Ein paar der Texte von ‘Contentum’ wie z. B. ‘Letters to earth’ sind fremdartige Geschichten, die die Realität für eine Weile außer Kraft setzen. Andere Texte wie der von ‘Serenity’ oder ‘Gather in me no more’ weiden sich in Verzweiflung, Angst und Schmerzen. Rune hat ‘Panta rei’ und ‘Serenity’ geschrieben und ich den Rest. Ich grübele viel über die menschliche Natur an sich, Philosophie oder den Gegensatz Realität und Traum und solche Dinge nach. Aber normalerweise schreibe ich nicht meine genauen Gedanken nieder. Ich möchte Texte, die an meine Gefühle appellieren und hoffentlich auch an die des Hörers. Ich weiß, das ich mich nie ganz frei von meiner Sicht der Dinge machen kann, aber ich versuche mein bestes. Ich mag es weniger, Situationen aus dem realen Leben zu beschreiben, also erschaffe ich Personen und benutze Metaphern. ‘Lizard dance’ handelt von gierigen Leuten und ein tanzenden Echsen. Es hat eine mysteriöse Atmosphäre, die ich gar nicht in Worte fassen kann. ‘Igoramus’ kann man folgendermaßen interpretieren: Was ist falsch daran, manachmal irrational zu sein oder auch: Lerne, indem du die Ignorance der anderen beobachtest. ‘Homage’ tröstet mich, wenn ich niedergeschlagen bin.

Warum habt ihr einen so ausgefallenen Song wie ‘Unsummoned’ an den Anfang des Album gepackt. Als ich ihn das erste Mal gehört habe, war ich sofort begeistert; er ist wirklich großartig! Vor allem der ungewöhnliche Gesang gefallt mir (dazu später mehr). Aber ich war dann etwas enttäuscht, weil die anderen Songs nicht so schizophren sind sondern sehr viel eingängiger. Versteh’ mich nicht falsch, mir gefallen alle Songs sehr gut, aber die anderen sind harmonischer und softer.
Danke für das Kompliment. Allerdings ist ‘Sultry Air’ der erste Song. Die SongReihenfolge auf der Promo CD ist falsch. Die CD wurde mit der Reihenfolge gedruckt, die Season of Mist wollten, aber wir haben uns für eine andere entschieden. Das ist etwas verwirrend – vor allem, wenn die Texte nicht beiliegen. Wie dem auch sei, haben wir ‘Sultry Air’ als Opener gewählt, weil er uns sehr gut repräsentiert und einen richtigen Kickstart bietet. Unser neues Material ist ‘Sultry Air’ ähnlicher als dem Rest des Albums. Für mich klingt der Song eingängig und ich war überrascht, als die Leute sagten, er wäre seltsam, ha ha.

Apropos, wir waren denn die bisherigen Reaktionen auf das Album?
Genauso wie wir es erwartet hatten. Einige lieben es aufgrund seiner Eigenheit, andere hassen es aus diesem Grund. Die Reaktionen der Leute hängen sehr stark davon ab, ob ihnen die Vocals gefallen oder nicht, da sie sehr ungewöhnlich sind. Ich habe auf so viele verschiedene Arten gesungen, weil es die Bedeutung der Texte unterstützt und darüber hinaus unterschiedliche Gefühle hervorruft. Ich habe beabsichtigt, daß die Leute, die den Gesang lieben, ihn in bestimmten Punkten auch hassen. Natürlich ist es so sehr leicht, den Gesang im allgemeinen zu hassen, aber da wir das erwartet haben, ist es in okay.

Sei so nett und gib uns ein paar Informationen zu jedem der Songs auf ‘Contentum’.
Sultry Air ist energiegeladen, intensiv, schizophren, ein Gefühlschaos.
Unsummoned ist ein verträumter, düsterer, flüchtiger Song.
Lizard Dance ist der neueste Song auf dem Album. Es ist ein Spiel mit verschiedenen Teilen und unterschiedlichen Stimmen. Die meisten davon sind ziemlich krank, da sie einfältige Charaktere porträtieren.
Panta Rei heißt soviel wie ‘alles fließt’ und genau das tut der Song. Es ist unser einziger 1RiffSong.
Gather In Me No More ist ein Song, der sich langsam entwickelt und verschiedene Stimmungen beinhaltet von Traurigkeit zu Angst zu Wut. Manchmal ist er ziemlich aggressiv.
‘Ignoramus’ ist groovig und psychedelisch. Er ist vom 70er Jahre Rock beeinflußt, hauptsächlich von Black Sabbath.
‘Letters to the earth’ ist ein bißchen doomig. Der Song ist immer wieder verändert worden. Er hatte zuerst andere Arrangements und sogar einen anderen Text.
‘Serenity’ ist sehr atmosphärisch und der älteste Song. Er enthält ein Riff vom ‘91er Demo und würde 1996 geschrieben.
Manche Leute nennen ‘Homage’ unseren Black Metal Song, ha ha. Es ist aber kein Black Metal, er hat nur einige Stimmungsschwankungen und ein paar Parts, die ich einfach nicht beschreiben kann.
‘What Crawls Underneath’ ist ein ruhiger, atmosphärischer Song mit einem ‘Ausbruch’ gegen Ende.
Zu ‘Torture’ fällt mir momentan nichts ein. Und das Outro ist sehr verträumt.

Wie würdet ihr selbst euren Stil beschreiben? Und wir hat er sich im Laufe der Jahre entwickelt?
Atrox haben als klassische Death Metal Band begonnen, wurde vom 70er Jahre Rock beeinflußt, machte eine Doom/Death Phase durch und wurde mehr und mehr melodischer und atmosphärischer. Wir haben es eine Weile Epic Metal genannt. Aber als wir gemerkt haben, daß einige dieser Dragon/Warrior/Viking Bands diesen Begriff auch benutzten, haben wir damit aufgehört. Wir bezeichnen unsere Musik jetzt Schizo Metal, was sich auf die Bedeutung von schizophren bezieht; also gespalten, zerrissen. Und das sind die Hauptaspekte der Musik, die wir jetzt machen. Sie beinhaltet eine große Bandbreite von Eindrücken, Stilen und Stimmungen. Der Ausdruck reflektiert auch das, was die Leute oft sagen, nämlich:’Diese Musik ist wirklich schizophren!’. Allerdings hat die Bezeichnung keine Beziehung zu der Krankheit Schizophrenie.

Du benutzt deine Stimme wie ein zusätzliches Instrument und entlockst ihr sogar Töne, die man selbst nur schwerlich oder mit grossem Können mit einem Instrument erzeugen mag. Du scheinst dieses Instrument (eben deine Stimme) also meisterlich zu beherrschen. Hast Du jemals Unterricht gehabt?
Nun, nicht wirklich! Ich hatte einige wenige Stunden, mit denen ich aber nicht zufrieden war, weil ich nicht wirklich etwas gelernt habe. Also habe ich aufgehört. Ich habe das, was ich kann, beim Experimentieren und Ausprobieren gelernt. Ich habe mir die Werke von großartigen Sängern angehört und mitgesungen. Die Technik vieler arabischer, indischer, indianischer und osteuropäischer Sänger ist sehr interessant. Ich habe durchs Zuhören viele Arten des Singens kennengelernt und nachgeeifert. Außerdem habe ich mir genau angehört, was schlechte Sänger falsch machen machen und mir gemerkt, was ich vermeiden muß. Also analysiere ich, mache mir Notizen, experimentiere, stelle Hypothesen über die verschiedenen Techniken auf, vergleiche sie miteinander und mit den schlechten Techniken. Ich probiere und versage, ich probiere es erneut und stelle neue Hypothesen auf, die endlich bestätigt werden, wenn ich in der Lage bin, das zu tun, was ich tun wollte. Und dann versuche ich, mit Hilfe der neuen Erkenntnisse meinen eigenen Stil zu finden. Und es ist sehr spannend, Dinge zu probieren, die man noch nie von jemandem gehört hat. Und das macht den größten Teil meiner Art zu singen aus.

Nun bist du dummerweise (oder glücklicherweise?) die Schwester der 3Rd and the Mortal Sängerin. Hältst du persönlich das für einen Vorteil oder nervt es nur noch, daß es überall erwähnt wird?
Es ist ärgerlich, wenn Atrox als ‘kleiner Bruder von The 3rd and the Mortal’ bezeichnet wird. Das ist keine Hilfe für uns, vor allem, weil wir nicht wie sie klingen. Leute, die uns immer nur mit anderen vergleichen, haben übersehen, was Atrox eigentlich ausmacht. Andererseits fühlen sich eventuell auch manche dadurch angezogen, die mit Atrox sonst nicht in Berührung gekommen wären.

Bitte stell uns die einzelnen Atrox Mitglieder mal etwas genauer vor.
Alle von uns lieben die Musik, aber ich denke, das war ohnehin klar. Eivind spielt die Gitarre. Er ist 25 Jahre alt und interessiert sich für Daten, Fußball und Spielfilme. Er studiert Computertechnik. Rune (‘The Makeout Artist Formerly Known as Kneggen’) ist unser anderer Gitarrist. Er ist 24 und interessiert sich für Tontechnik, seine Katze Oggy, Datenverarbeitung, Graphik und Frauen. Er ist ein Allroundtalent und arbeitet manchmal in einem Studio. Ich, Monika, singe und spiele Keyboard. Außerdem bin ich 25 und meine Hobbies sind Zeichnen, Malen, Fotografieren und ähnliches. Ich interessiere mich für Kunst, Tiere, gute Filme, Cartoons, Psychologie, Philosophie und studiere (Medien). Tor Arne (06 Helgesen) ist unser Drummer. Er ist 26 und er interessiert sich dafür, sich um alte Leute zu kümmern, für öffentliche Toiletten, Filme, Fußball und arbeitet im Schlachthaus. Unser Bassist ist Tom (Vaffel). Er ist 26 Jahre alt, schreibt Gedichte, interessiert sich für Wale, Geographie (besonders Congo), Filme und studiert (Soziologie).

Warum nennt ihr Rune ‘The Makeout Artist Formerly Known as Kneggen’?
He he he, nun wir geben uns alle dämliche Spitznamen und manche davon sind vollkommen ohne Bedeutung. Kneggen kommt von ‘knegg’ das ist das Geräusch, das Pferde machen… und der Make out artist… nun, wer wurde beobachtet… he, he.

Eure Bandfotos sind wirklich sehr ungewöhnlich für eine Metal Band. Sieht aus, als hättet ihr viel Spaß gehabt… Wolltet ihr euch absichtlich von dem WirsindböseImage abgrenzen?
Die norwegischen Wälder sind überfüllt von jungen, hoffnungsvollen Black Metal Kids, die Fotos machen und an dem Tag, als unsere Foto Session (zusammen mit anderen Bands) angesetzt war, haben wir drei Stunden vergeblich gewartet und dann unsere Schnee Piknick Fotos geschossen. Wir sehen zwar nicht evil aus, aber wir sind es!!! Übrigens waren am Ende Brusum Schuld, daß wir keine bösen Fotos haben (sie sind nämlich mit ihren einfach nicht fertig geworden).

Was hältst du von der Metal Szene in Norwegen und besonders von der Gothic Metal Szene und Bands wie Tristania, Theatre of Tragedy, Trail of Tears etc?
Zuerst muß ich klarstellen, daß wir keine Gothic Metal Band sind. Natürlich verarbeiten wir einige Elemente aus diesem Bereich in unserer Musik, aber wenn man ‘Contentum’ mit der Erwartung, eine Gothic Metal Scheibe zu hören zu bekommen, anhört, wird man sehr enttäuscht oder auch überrascht oder sogar sehr glücklich sein (je nachdem, ha ha). Ich habe einen Artikel über Genres geschrieben, den man (wie auch andere) auf unserer Homepage nachlesen kann. Ich mag experimentelle Bands, die sich von der Masse abheben. Von den Norwegern sind da Arcturus, Tartaros, In the woods, Ved Buens Ende und Dødheimsgård zu nennen. Aber ich habe noch nicht alle experimentellen Bands antesten können, obwohl ich den Großteil meines Geldes dafür ausgebe. ToT, ToT oder Tristania finde ich nicht sonderlich interessant und ich mag dieses Striptease Image nicht. Versteh mich nicht falsch, ich bin keine Feministin oder so, aber diese Bands sorgen dafür, daß meine Situation komplizierter wird. Da es in der Metal Szene so wenig weibliche Wesen git und fast alle von ihnen sich halb nackt oder sogar nackt zeigen, schürt das Vorurteile gegenüber den paar ernsthaften Musikerinnen. Viele dieser Sex Symbole sind in keiner Weise am Songwriting beteiligt, so daß die Leute überrascht sind, wenn sie merken, daß ich Songs schreibe, Interviews beantworte und all die anderen Dinge tue, die andere Bandmitglieder normalerweise tun. Ich hasse es wirklich, wenn ich mit all diesen Püppchen in einen Topf geworfen werde. Und ich denke, daß die Einstellung dieser Gothic Metal Bands dazu beiträgt, daß die Leute einen nicht ernst nehmen.

Seid ihr mit der Arbeit eures Labels zufrieden?

Ja, die Promotion scheint gut zu sein. Wir konnten zwar die Erfahrung machen, daß unsere Musik das Potential hat, auch Hörern außerhalb der Metal Szene zu gefallen, aber dort hat unser Label nun mal die Kontakte, da kann man nichts machen.

Ich habe kürzlich ein e-mail von dir bekommen, mit dem du eure Band denjenigen, die in das Dreams of Sanity Gästebuch geschrieben hatten, vorgestellt hast. Machst Du auf diese Art und Weise viel Promotion? Macht es dir Spaß, die Fans direkt zu kontaktieren und für wie wichtig hältst du diese Arbeit?
Ja, ich denke, daß das sehr wichtig ist. Ich schreibe Leute an, die openminded zu sein scheinen, denn so schätze ich unsere Hörer ein. Ich tue dies, um mit Seelenverwandten Leuten in Kontakt zu kommen und um unsere Band zu promoten. Und ich habe auch ziemlich viele Antworten bekommen. Bisher habe ich bis zu 99% der Mails beantwortet und ich werde dies weiterhin tun, da ich dadurch eine Menge netter und interessanter Leute kennengelernt habe. Einige von ihnen haben zuvor noch nie etwas von Atrox gehört und haben mir, nachdem sie die MP3s gehört haben, mitgeteilt, daß sie sehr erfreut waren, eine Band zu entdecken, die ihnen wirklich gefällt. Außerdem kontaktiere ich Leute aus Ländern, in denen es sehr schwer ist, die Platten zu finden, die man gerne hätte und helfe ihnen beim Knüpfen von Kontakten oder auch einen Mailorder zu finden. Momentan investiere ich sehr viel Zeit in diese Tätigkeiten, da ich gerade Sommerurlaub habe. Wenn ich wieder zu tun habe, muß ich das wohl etwas zurückschrauben.

Wird es eine Möglichkeit geben, euch auf Tour zu bewundern? Ist in der Richtung irgendetwas geplant?
Wir haben kürzlich eine kleine Tour gehabt und würden natürlich gerne mehr touren, aber wir müssen erstmal abwarten, wie sich das Album verkauft. Außerdem haben wir noch so viel zu tun, bis wir wieder ins Studio gehen, so daß uns die Zeit fehlen wird. Aber wir werden unseren Manager drängen, weiter daran zu arbeiten, weil wir sehr gerne auf Tour gehen würden.

Euren Infomaterial war zu entnehmen, daß das Studio schon für Januar gebucht ist, um das nächste Album einzuspielen. Demnach arbeitet ihr an neuem Material, oder?!
Wir arbeiten seit den Aufnahmen zu ‘Contentum’ an neuem Material. Bisher sind vier Songs vollkommen fertig und der fünfte fast. Außerdem haben wir viel Material, das noch geprobt und verbessert wird. Die neuen Songs sind ausgefeilter was die Struktur, die Melodieführung und die Rhythmischen Elemente betrifft. Manche sagen, daß unsere Musik sehr an Prog Music erinnert und insgesamt schizophrener ist als ‘Contentum’. Allerdings denke ich, daß die Vocals wahrscheinlich ‘normaler’ sein werden, weil die Instrumentierung kränker geworden ist und ich mich auch mehr auf die Keys konzentrieren muß. Es macht wahnsinnig Spaß, an dem neuen Material zu arbeiten. Wir werden weiterhin neue Stile erforschen und ich denke, daß alle, die ‘Contentum’ mögen, unser neues Material genauso gut oder sogar besser finden werden.

Habt ihr noch irgendwelche Zukunftspläne?
Wir haben ein Angebot ein Video zu drehen, von einem Typen, der bei NRK (einem TV Kanal) arbeitet, bekommen. Er hat bereits eins für The 3rd, Tactile Gemma und vor ganz langer Zeit ein vollkommen lächerliches für Darkthrone gemacht. Wir würden zwar gerne ein Video machen, aber momentan haben wir zu viel zu tun und auch keine Idee, also werden wir mal sehen.

Beschreib mal einen für Dich perfekten Tag.
Nun, wir würden ein oder zwei brillante Songs schreiben, sie proben, aufnehmen und den restlichen Tag lang anhören. Danach würde ich lächend einschlafen. Hm, nein, wenn es ein wirklich perfekter Tag wäre, würde er eine Woche dauern, in der wir weder schlafen noch essen müßten. Wir würden ein Geisterhaus und einen Vergnügungspark besuchen und einen Wunschbrunnen finden. Ich würde außerdem ein fantastisches Bild malen, im Meer schwimmen, Freunde treffen, die ich sonst selten sehe…

Damit wären wir am Ende angekommen. Die letzten Worte gehören dir.
Dank’ dir für das Interview. Folgendes geht an die Leser: Testet unser Album ‘Contentum’ und Atrox ähnliche Bands wie Manes, Tactile Gemma, Mist Enticer oder Minstrel an und besucht unsere Homepage. Und schreibt unserem Drummer Liebesbriefe unter atrox_no@hotmail.com
Keep your mind open!

http://www.myspace.com/atroxno

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