Andras Interview

Eher im Stillen vollzieht sich die Entwicklung dieser hochinteressanten Band. Musikalisch als reinrassige, ambitionierte Black Metal-Band gegründet,
hat sich nach fast 15 Jahren Bandgeschichte der Wandel zu einer ebenso ambitioniert und originell klingenden Pagan-, Black- und überhaupt Metalband vollzogen.
Die Routine der Sachsen hört man heraus, die Leidenschaft für die schönste Musik der Welt ebenfalls. Sänger Steffen aka Ecthelion tauschte sich mit uns unter
anderem auch darüber aus:

Zwischen dem neuen Album „Iron Way“ und dem Vorgänger „Of Old Wisdom“ liegen vier Jahre. Das ist ein recht langer Zyklus. Was ist in den vergangenen Jahren alles bei und mit der Band Andras passiert? Immerhin habt ihr zwei Neuzugänge zu vermelden: Shardik als Drummer und Acardius als Gitarristen. Lasst ihr euch Zeit beim Songschreiben oder geht das euch etwas langsamer von der Hand?

Sei erstmal gegrüßt! Die vier Jahre zwischen den letzten beiden Alben sind wie im Fluge vergangen. Wir haben nicht nur die Lieder des neuen Albums geschrieben, sondern uns auch mit einigen Line-Up- Wechseln beschäftigen müssen. Einige Gitarristen kamen und mussten wieder ersetzt werden und der Posten am Drumset ging an Shardik. Er hat sich derweil fest in das Grundgefüge von Andras, was eigentlich nur aus C.D.Nightsky an der Gitarre, Adversarius in den Keys und mir am Gesang bestand, eingefügt. Von daher scheinen wir am Schlagzeug nun endlich die perfekte Besetzung gefunden zu haben, was sich von der Gitarre leider immer noch nicht behaupten lässt, da wir uns auch vom jetzigen zweiten Gitarristen Acardius wieder trennen müssen. Aus diesen und diversen anderen Gründen dauerte die Phase zwischen den letzten Alben etwas länger.

Ihr seid im wunderschönen und geschichtsträchtigen Erzgebirge zu Hause. Das ist im Süden Sachsens eine interessante Gegend, in der viele dunkle Wälder, Felsen, kleine aber wilde Bäche und Flüsse, Traditionen, alte Geschichten und Sagen existieren. Mir gefällt, dass ihr darüber singt und diese Einflüsse eurer Heimat auch in den Texten verarbeitet. Bei euren ganz alten Alben (z. B. „Die Rückkehr der dunklen Krieger“ 1997) sah das noch anders aus. Wie geht ihr denn aktuell auf Themensuche? Museen, Bibliotheken, den älteren Leuten „aufs Maul schauen“?

Bei dem lyrischen Konzept von „Iron Way“ inspirierten uns, wie auch auf der letzten CD „…of old Wisdom“, Sagen und Legenden unserer Heimat. Die Quellen dazu liegen zum Einen im eigenen Erfahrungsschatz, welcher über die Jahre in denen man sich mit der Thematik befasste, stetig gewachsen ist, zum Anderen in allerlei Büchern und Sammlungen aus dem Erzgebirge. Diese Thematik haben wir teilweise bereits mit dem Album „Quest of Deliverence“ aufgegriffen und über die letzten Jahre ausgebaut. Die ersten Alben waren, wie du schon sagtest, anderer Natur und von Texten aus okkulter Thematik begleitet. Da wir aber nun mal, wie du ebenfalls perfekt beschrieben hast, in einer faszinierenden Umgebung leben, war der Schritt, die textlichen Inhalte dahin zu ändern, für uns nur natürlich und passt auch besser zur musikalischen Ausrichtung der jetzigen Andras.

Einige der alten Geschichten beschreiben den „Miriquidi“ eurer Heimat: dunklen, dichten und großflächig zusammenhängenden Wald. (Nebenbei gibt es auch ein kultiges Kleinstmetallabel gleichen Namens im Erzgebirge, das zuweilen gar kleine Konzerte oder Open Airs mit organisiert). Im Song „Dunkelwald“ habt ihr das verarbeitet. Das ist einer der wenigen Songs, die ihr auch in deutscher Sprache intoniert. Ansonsten bevorzugt ihr die englische Sprache auf euren Veröffentlichungen. Rein in Deutsch zu singen, ist keine Möglichkeit für euch?

Wir haben auf den letzten zwei Alben immer ein deutsches Lied gepackt. Oftmals ist dieses Lied in unserer Muttersprache damit auch eine Art Mittelpunkt des Albums oder zumindest ein Lied mit dem wir uns persönlich sehr verbunden fühlen. Der Rest ist in englischer Sprache verfasst. Dies liegt unter anderem an der Art wie ich meinen Gesang verstehe und einsetze.
Für mich ist die Stimme mehr ein weiteres Instrument und dies kann ich mit englischen Texten besser einsetzen. Die Wörter fließen einfach besser und dies macht die melodische und atmosphärische Stimmung des Gesangs erst so passend zur Musik.

Euer Bandname Andras beschreibt eine Figur aus der „Goetia“. Dort wird diese Figur als finstere Gestalt beschrieben, die Zwietracht sät und blutrünstig ist. Inwieweit könnt ihr euch heute damit noch identifizieren?

Der Name stammt noch aus der Gründungszeit von Andras Anfang der neunziger Jahre. Er ist damit aus der Phase wo es hauptsächlich um okkulte Themen bei Andras ging. Dennoch stand es nie zur Debatte den Namen zu ändern oder ihn irgendwie den Entwicklungen in der Musik anzupassen. Wir stehen schließlich nach wie vor zu unseren Black Metal-Wurzeln und auch zu der Anfangsphase der Band!

Das schlägt ebenfalls eine Brücke zur folgenden Frage: stilistisch bewegt ihr euch zwischen Black-/ Death- und
Pagan Metal. Persönlich halte ich eure neue Scheibe einfach nur für ein starkes Stück Metal pur. Nicht mehr, aber verdammt auch nicht weniger! Wie seht ihr die Sache mit den Kategorien/Stilrichtungen? Fühlt ihr euch einer Szene besonders verbunden? Immerhin seid ihr durchaus als Black Metal-Band an den Start gegangen.

Wir sehen es haargenau wie Du. Es ist einfach nur METAL! Wir sind alle auch dem Ursprungsmetal früherer Zeiten sehr verbunden, wo noch nicht jedes kleine Einbringen eines neuen Instruments usw. eine neue Stilrichtung hervorbrachte. Mit den Jahren in denen man Musik macht und mehr und mehr einen eigenen Stil findet, merkt man, wie unwichtig die genaue Kategorie der Musik wird. Es geht im Endeffekt doch immer nur um die gleichen grundlegenden Sachen beim Metal: man muss mit vollem Herzen dabei sein, die Musik im Blut haben und sich von niemanden in künstlerische Aspekte reinreden lassen. In letzter Zeit werden wir vermehrt in die Pagan Metal-Schiene eingeordnet, was uns nicht stört aber wo wir auch nichts dazutun. Wir haben schließlich auch auf der neuen CD wieder keine einzige Folkmelodie oder diesbezüglich geartetes Instrument benutzt.

Sehr gelungen finde ich den Klargesang von dir, Steffen (Ecthelion). Der wirkt im Kontrast mit den tief gesungenen Passagen oder den gelegentlich blackmetalmäßigen Gesang richtig ausdrucksstark. Und vor allem noch besser und ausdrucksstärker als auf vorherigen Scheiben. Hast Du daran besonders gefeilt? Ich könnte mir sogar eine CD mit ausschließlich diesem Klargesang vorstellen.

Vielen Dank für die Blumen. Es wird oft über den Gesang geschrieben und ich nehme dies dankend zur Kenntnis. Ich habe bei der aktuellen CD großen Wert auf gute Gesangspuren gelegt, da auch der Anspruch an mich selbst in dieser Hinsicht in den letzten Jahren
gewachsen ist. Mit dem Ergebnis bin ich selbst auch zufrieden. Ich habe darauf Wert gelegt, jeden einzelnen Chor einzusingen, es ist also keine einzige Stimme vom Computer oder Effektgerät generiert, wie dies leider immer häufiger üblich wird.
Ein komplettes Album nur mit cleanen Vocals kann ich mir aber vorerst bei Andras nicht vorstellen, da ich wohl immer auch für die black- und deathlastigen Stimmen passende Passagen finden werde und diese unsere Musik noch mehr unterstützen. Dazu könnte der geneigte Hörer höchstens in mein Projekt Coldun reinhören (www.coldun.de), auf dem ich nur clean singe.

Wem stellt den der finstere, bewaffnete Wanderersgeselle auf eurem neuen Cover dar?

Das Cover schlägt die Brücke in die Anfangszeit von Andras. Der gleiche Krieger des neuen Covers ist bereits auf älteren Covern zu sehen, nur ist er auf dem jetzigen gealtert und von der Zeit gezeichnet. Man sieht ihn sozusagen bei der Heimkehr in seine Heimat auf dem Iron Way (der Eisenweg ist eine uralte Handelsstraße durch das Erzgebirge).

Ihr habt die CD erneut (wie auch „Of Old Wisdom“) selbst bei Dir produziert und aufgenommen. Für euch der beste Weg, um eure Musik ohne Außenstehende und Zeitdruck aufzunehmen? Wie kann man sich das Sieben-Türen-Studio vorstellen (7th Door Studio)?

Das ist richtig. Ich nehme in der Regel alle Projekte, wo ich selbst involviert bin, bei mir im Studio auf. So kann man absolut sicher sein, von niemand Außenstehenden in die künstlerische Arbeit hineingeredet zu bekommen. Die Arbeit im Studio ist für das Endprodukt enorm wichtig, da erst hier die Feinheiten der Songs entstehen und den Liedern den letzten Schliff geben. Bei meinem Studio handelt es sich dabei um einen ausgebauten Bereich im Keller des Hauses, in dem ich wohne. Es ist sehr klein gehalten und hat nur die wichtigsten Geräte enthalten, die ich zum Arbeiten brauche.

Mit „Iron Way“ habt ihr nun wieder einmal eure Plattenfirma gewechselt. Seid ihr bis jetzt zufrieden mit der Arbeit von Einheit Produktionen?

Wir haben uns für Einheit Produktionen entschieden, weil wir durchweg gute Meinungen über das Label und die Leute dahinter vernommen hatten. Als wir mit Olaf (Chef von Einheit Produktionen) ins Gespräch kamen und die Zusammenarbeit forcierten, bestätigte sich dieser Eindruck schnell. Wir sind daher mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden und freuen uns, dass „Iron Way“ die öffentliche Beachtung und Verbreitung findet, die wir uns erhofft haben.

Was wollt ihr mit Andras noch alles erreichen und mit wem würdet ihr gern auf Tournee gehen (wenn denn die Zeit dafür vorhanden wäre)?

Wir werden weiter unseren Weg marschieren und die Musik, die uns im Blut liegt, spielen! Auch live werden wir verstärkt präsent sein, auch wenn wir nie die Band sein werden und wollen, die jedes Wochenende irgendwo live spielt. Auch eine Tour liegt dabei in Zukunft im Bereich des Möglichen. Mit wem wir da gern spielen würden ist schwer zu sagen, da wir recht verschiedene Lieblingsbands haben. Dies wäre auch nicht so wichtig, solange die Atmosphäre bei den Gigs stimmt.

Von wem würdet ihr lieber einen Song covern, wenn ihr NUR diese 3 Bands zur Auswahl hättet:
–      Hecate Enthroned

–      Eminenz

–      Cirith Ungol?

Wahrscheinlich Eminenz, wir sind ja nach wie vor eng befreundet und sehen uns häufig zu Konzerten und allgemeinen Besäufnissen. Von daher haben wir eh eine besondere Verbindung zueinander, im Vergleich zu den anderen zur Wahl stehenden Bands. Außerdem hätte unser Drummer einen Vorteil beim Spielen des Materials, da er einige Zeit als Drummer bei Eminenz ausgeholfen hat.

www.andras.de.vu
www.einheit-produktionen.de

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