Stormwitch „Walpurgis Night“ 6/6

Battlecry Records
Bewertung: 6/6
Spielzeit: 55:59
Songs: 13

Die Sturmhexen sind so ein Rerelease der echt mal nötig war. Wie beim gesamten GAMA-Backkatalog schwirrten nur mehr oder minder illegale Bootlegs mit liebloser Aufmachung durch die Gegend, jetzt hat sich Andy Preisig die Rechte an den alten Schoten gesichert und kann endlich die unterbewertetsten deutschen Bands aller Zeiten wieder ans Licht bringen (als nächstes bitte Darkness, Tyrant und High Tension !) Achja: PRAISE PREISIG !! Nu‘ aber zu de‘ Hex‘: Sehr deutscher Heavy Metal aus einer Zeit, als Rage noch unter Avenger bekannt waren (und auch bessere Musik gemacht haben). Was die Witches von der Masse der Mitbewerber wie Angel Dust unterscheid und sie zu einer absoluten Kultband gemacht haben, waren die Gimmicks und Showeinlagen, Schwertkämpfer, Pyros, barocke Kostüme, Horrormasken, das volle Programm sozusagen aus einer glücklicheren Zeit, als man noch kein Gefühl für Peinlichkeit hatte. Heute muss ja alles cool sein, aber damals konnte man sich getrost optisch zum Affen machen, wie n Eunuch jodeln und gute Songs schreiben und dennoch Erfolg haben. In Osteuropa konnten die Schwaben ganze Stadien füllen, hier kamen sie durch das Bankrotteurslabel GAMA leider nicht recht vom Fleck, aber 8 Alben bis zum Split, mittlerweile neun plus eine Best of sind recht beachtlich. Cans und Dronjak haben die Sturmhexe vor dem völligen Vergessen bewahrt, als sie Ravenlord coverten und ungefragt jedem Journalisten aufs Brot schmierten, wie geil sie die Band doch fanden. Danach haute ein Sublabel von Last Episode eine Best of raus, die kurzfristig dem Engpass Abhilfe schaffen konnte, eine Reunion war auch fällig, aber ausser Andy Müclk war keiner mehr an Bord, zwei der Mitmusiker von damals haben parallel dazu The Armada an den Start gebracht, nicht übel zwar, aber eine Geschichte, die eher vom welken Lorbeer der grossen Vergangenheit profitiert, als an Grosstaten wie Walpurgis night anzuknüpfen. Jetzt also zum ersten Langeisen, das an der Walpurgisnacht 84 auf die Welt losgelassen wurde.9 Absolut edle Klassiker plus 4 Livetracks gibt es zu hören. Vom Riffing her typisch deutscher Heavy Metal, wie etwa die genannten Avenger, oder die zweite Angel Dust. Was Stormwitch besonders macht, sind die NWobHM-artigen Einschübe und die herrausragende zweistimmige Gitarrenarbeit, die den Songs eine ganz eigene gruselig-schöne Atmosphäre verleiht. Auch die Ausdrucksstarke Stimme von Andy Mück trug zu dem Entstehen des Kultes bei, rauh, aber melodisch, wer das heute hören will, sollte mal den Sound von Solemnity antesten, die in Form und Inhalt auf den Spuren der Hexen wandeln. Eigentlich muss man nicht mehr dazu sagen, denn eigentlich sollte die CD in jedem Regal stehen, das ist schliesslich genauso metallische „Allgemeinbildung“ wie Manowar, Slayer oder Iron Maiden. Der Sound ist leider nicht mehr wirklich konkurrenzfähig, aber das sollte nicht stören, damals kams mehr auf die Musik an als auf studiotechnischen Overkill. Auf dieser Scheibe ist jede Melodie ein Knaller, jeder Song ein Klassiker, wer also regelmässig zum Keep It True, dem Headbangers, Balingen oder dem neuen Swordbrothers Festival pilgert, guten deutschen Qualitätsstahl mag, der muss sich diese Rereleases unbedingt sichern. Damit hat die Jagd nach drittklassigen Bootlegs mit scheußlichem Artwork endlich ein Ende, Linernotes, Texte und kultige alte Photos machen die Neuauflage zum Pflichtprogramm. Praise Preisig, falls ich das noch nicht erwähnt habe.
www.battlecryrecords.de

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