Faust Again „Seizing our Souls“ 6/6

Circulation Records
Bewertung: 6/6
Spielzeit:
Songs: 0

Daß die Alben mit der kürzesten Spielzeit nicht die schlechtesten sein müssen, wissen wir
spätestens seit Slayers „Reign in Blood“. Gewagt ist es allerdings, wenn das Debütalbum einer Band
keine 34 Minuten lang ist – Feigheit wird man Faust Again mit „Seizing our Souls“ (33:28 Min) also
nicht unterstellen können. Der Ärger wird jedoch schnell weggewischt – besser gesagt:
weggeprügelt, denn diese junge polnische Band hat ein großartiges Thrash-Deathmetalalbum
geschaffen, mit dem sie ihren begründeten Anspruch manifestiert, in der ersten Liga ihres Genres
zu spielen. Ich wage sogar zu behaupten, daß sie in die Fußstapfen von At The Gates tritt, deren
geniales Album „Slaughter of the Soul“ wohl des öfteren in den Anlagen der Jungs rotiert haben
dürfte. Was hier geboten wird, hat jedoch nichts mit Epigonentum und Ideenlosigkeit zu tun. Im
Gegenteil: Faust Again spielen mit unglaublicher Virtuosität ihre einfallsreichen, wütenden Songs,
dominiert von einem starken und vielseitigen Sänger, der sich zwischen John Tardy (Obituary) und
dem jungen Mille Petrozza (Kreator) bewegt, auch mal growlt oder durch cleanen Gesang
unterstützt wird. Überhaupt nimmt die Band die Genregrenzen nicht so streng: gerne wird auch
mal gemosht wie bei Pantera oder der Verzerrer aus der Gitarre genommen, um die zornige,
aggressive Stimmung abzukühlen, die auf dem Album vorherrscht. Interessante Riffs, saubere
Leads, ungewöhnliche Rhythmen, Taktwechsel: Faust Again ziehen rotzfrech alle Register ihres
musikalischen Könnens, ohne jemals gewollt progressiv zu wirken. Die sechs Songs + Outro
kommen so natürlich daher und werden in einem druckvollen aber klaren Sound präsentiert.
Insgesamt läßt sich sagen, daß diese Band auf „Seizing our Souls“ ihr verdammt hohes Potenzial
ausspielt und darüber hinaus in der Lage ist, den von Stagnation bedrohten Deathmetal
weiterzuentwickeln. Besonders hervorzuheben ist dabei meines Erachtens „In the land of dreams“,
ein Song der geradezu übervoll von Ideen ist und das übliche Metal-Soundspektrum enorm
erweitert – naheliegend bei einem Text über Tibet. A Propos: Schön, daß zu jedem Text im Booklet
ein paar erläuternde Zeilen stehen, vor allem dann, wenn es sich wie hier um eine Band handelt,
die sich Gedanken über die Welt um sie herum macht und die nicht nur über finstere
Vollmondnächte oder Suizidfantasien singt. Beeindruckend!
=> Faust Again Website

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