Wacken 2000: Das Metal Mekka ruft

Und dieser Ruf erschallte am ersten Augustwochenende durch halb Europa und kaum einer konnte dieser Verlockung widerstehen. So packte auch die Eternity Crew die Rucksäcke und machte sich auf in das idyllische Örtchen Wacken, in welchem sich an diesem Wochenende wieder zich tausende Metaller, einer Heuschreckenplage gleich, niederließen und fortan die Felder, Straßen, Geschäfte und Dixies bevölkerten. Bereits zum 11. Male auf diesmal 4 Bühnen mit über 50 Bands sollte in diesem Jahr dieser Metal Event stattfinden und für bleibende Erinnerungen sorgen … Hier nun also unser Erlebnis Bericht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Geschehnisse, sondern als Spiegel unserer Meinungen und Eindrücke.

Wir machten uns am Donnerstag Morgen bei bestem Wetter auf den Weg nach Norden Als wir gegen 15:00 in Wacken eintrafen, galt es nach erfolgreichem Lageraufbau erstmal das Gelände zu begutachten, wo just zu diesem Zeitpunkt das Fussballspiel der RH/Allstars gegen wen auch immer am Laufen war.  Neben einem Blick auf das arg hechelnde Häufchen Elend auf dem Rasen fielen uns auch einige Veränderungen auf dem Gelände auf. Zum Beispiel gab es im Vergleich zum Vorjahr keine Bühne mehr mit Überdachung für die Zuschauer, die True Metal & die Black Stage bildeten direkt aneinandergelegen wieder die Mainstage, und es gab außerdem die Party & die Wetstage, wobei beide direkter zusammenlagen und ihre Namen tauschten. Die linksgelegene der beiden trat wie bereits im Vorjahr mit der schlechteren Sicht und dem schlechteren Sound hervor. Sämtliche Fressbuden lagen diesmal im Carree zentral zwischen den beiden Bühnenblöcken. Ärgerlich war gleich am ersten Abend ein Blick auf die Preise der ansonsten reichlich vorhandenen Fressläden. Döner für 8,- DM bzw Pommes + Bulette für 9,-DM halte ich keineswegs für eine Fan freundliche Angelegenheit. Gerade in dieser Beziehung hatte ich mir von der ‘Hard Union’ einiges versprochen und wurde gnadenlos enttäuscht. Nun ja, so wurde uns wenigstens gleich am ersten Tag klar, daß der Speiseplan der nächsten Tage zu großen Teilen aus 5 Minuten Terrine bestehen würde.
In Sachen Hygiene wurden stellenweise die Dixies komplett  durch richtige WC Containern ersetzt, in denen es folglicherweise richtige Becken mit Wasser & Spüling gab.

Zum am negativ behaftetsten Wort dieses Wochenendes entwickelte sich im Eternity Camp das Wort ‘Legenden’. So viel sollten davon auf dem diesjährigen WOA aufspielen und taten es leider auch. Zu viele wie wir fanden, denn oftmals brachten es die ‘Legenden’ zu nicht mehr als müden aufgetauten Belanglosriffs ohne jegliche Inspiration, was wohl nur den endgültigen Beweis dafür lieferte daß die Zeit eben jener Legenden schon längst abgelaufen ist und gleichzeitig die Frage nach dem ‘Warum’ beantwortete. Ein paar spritzige Newcomer hätten dem Festival an mehrern Punkten sicher besser getan,
Nach wie vor beherbergt das Billing des WOA außerdem eindeutig zu wenig Death und Düster Metal Kapellen. Wer mal auf dem Gelände, oder im Ort auf die Relation von getragenen Shirts death-metallischer Kost zu achten, dem wird aufgefallen sein, daß dieses Spektrum fast den größten Teil an Besuchern stellte, aber musikalisch gnadenlos unterrepräsentiert war.
Mit Testament und Overkill gab es zudem auch den Ausfall zweier Kompromisslösungen zu verschmerzen auf die ich mich   sehr gefreut hatte. Ausgefallen sind übrigens auch Immolation, irgendwie gabs da wohl Visumprobleme bei der Einreise eines Musikers. Tja und Thin Lizzy haben auch abgesagt, was uns eine Legende weniger bescherte, mich irgendwie aber gar nicht groß störte, aber sicher so manchen Besucher enttäuschte. Nun, die Band hat wohl das gesamte Veranstalter Team abgezockt und verarscht. Rockstars eben. Mit Dee Snider fand sich hierfür dann jedoch ein Ersatz, der überraschend im letzten Jahr gecancelt werden musste.
Wir nutzten den verbleibenden Donnerstag Abend erstmal zum gemütlichen Sitin mit den anwesenden Eternity Schreiberlingen und diversen Bekannten die da mehr oder weniger ungeschickt über unsere Zeltschnüre stolperten und können daher nicht’s über das Abschneiden der an diesem Abend noch auftretenden ‚Legenden‘ Krokus, Molly Hatched und The Comnpany of Snakes berichten …

FREITAG
13:00 Uhr – Black Stage – VADER
Eigentlich eine denkbar undankbare Aufgabe am ersten Tag als erste Band (zeitgleich mit Dark at Dawn auf der Party Stage) zu eröffnen. Vor allem wenn man ein solch starkes Album im Gepäck hat wie die polnischen Death Metal Götter, welche zugleich auch noch ein Livealbum vor Ort recorden wolten. Wer nun aber dachte der Platz würde sich erst so nach und nach füllen der lag gänzlich falsch. Schon lange vorher bevölkerten die langhaarigen Horden das Gelände vor der Black Stage und es dauerte nicht lange bis die ersten „Vader, Vader“ Sprechchöre erklangen und der Band einen geeigneten Empfang boten. Als diese dann loslegten brach es einem Gewitter gleich über die tobenden Massen die sich scheinbar schon bei der ersten Band des Tages völlig verausgaben wollten. Vader lieferten wiedereinmal den Beweis dafür, daß sie nicht zu Unrecht als eine der größten Death Metal Bands Europas (der Welt?) gehandelt werden und sowieso eine der besten Livebands überhaupt sind. Von meinem Standpunkt aus hatten die Polen anfangs etwas Soundprobleme, was aber schnell behoben war und einem wirklich nackenbrecherischem Gig nichts mehr im Wege stand. Vader kamen sahen und siegten.

14:00 -Black Stage – DERANGED
Nach Vader ging es dann schnurstracks zur Wet Stage, wo die Schweden von Deranged ihr Death Metal Brett auspacken solten. Irgendwie wollte es denen aber nicht gelingen zur Hochform aufzulaufen, wozu vielleicht auch einige Soundprobleme beitrugen, die zu verantworten hatten, daß der Zuschauer nur ein Bruchteil des eigentlich alles zerschmetterndern Hammersound zu Gehör bekam. Die Band selber ließ sich davon nicht beirren und tat trotz allem ihr bestes, was vom Publikum auch honoriert wurde.

14:30 -Black Stage – DARK FUNERAL
Noch vor Ende des Deranged Gigs hieß es rüberhechten zur Black Stage, wo sich Dark Funeral anschickten die Bretter zu entern und mich ziemlich positiv überraschten. Die Nordländer hatten einen beachtlich fetten und guten Sound und wussten auch von ihrer Liveperformance her zu überzeugen. Zu großen Teilen konnte nur ihre optische Präsenz den Black Metal Bezug aufrechthalten, wohingegen das musikalische Ergebniss viel näher am skandinavischen Death Metal lag, als es manchem lieb war.

17:30- Black Stage- MARDUK ?
Nach etwas Essen fassen ging es pünktlich zum anvisierten Marduk Gig  zur Bühne. Aufgrund der Wirrnisse des Vorjahres hegten etliche der Anwesenden ihre Zweifel ob des bevorstehenden Auftritts. Remember? Doch dieses Jahr sollte alles anders werden. Sollte. Es war 17:30. Es war 17:35. Es war 17:40. Unmut kam auf im wartenden und ‚Marduk, Marduk‘ skandierenden Mob. Erinnerungen ans Vorjahr. Wissendes Lächeln der Sorte „Ich habs ja gewusst“ in den Gesichtern der Skeptiker. Wie als Bestätigung aller Befürchtungen schritt plötzlich Götz zum Mikro:“Liebe Fans, es gibt ein paar kleine Änderungen im Ablaufplan.“ wütendes Getöse im Mob. Götz beschwichtigend: „Keine Angst, Marduk spielen… später.“ Das Getöse wird lauter. Die Erklärung: „Marduk sind hier, aber irgendjemand hat ihren Schminkkoffer geklaut, weswegen sie zu diesem Zeitpunkt noch ungeschminkt hier rumlaufen“ Die Stimmung lag inzwischen zwischen Wut, Stille und feierndem Gelächter. Noch bevor die Stimmung  umschlagen konnte, die einzige folglich richige Ankündigung: ‘Marduk später und haben ihre Zeit mit Immortal getauscht, anstelle von Marduk spielen also jetzt:

IMMORTAL !!!
Die Enttäuschung über das (vorerst) Nichtauftreten Marduk’s wich sofort begeisterten „Immortal, Immortal“ Sprechchören,  welche dann auch einige Minuten später die Bühne betraten und  ihre Anhänger offenbar restlos begeistern konnten. Mir persönlich fehlt Live etwas der Zugang zur Band, welchen ich auf Platte durchaus etwas abgewinnen kann. Als Immortal anfingen war es mittlerweile schon 17:50 und der Terminplan drängte denn der nächste Gig stand unmittelbar bevor.

18:00 Uhr – Wetstage – LOCK UP
stand auf dem Programm und einen Besuch bei der geradezu All Star Brecher Combo wollte ich mir nicht entgehen lassen, weshalb ich frühzeitig den Immortal Gig verließ. Mittlerweile hat Pete Tätgren die Stelle am Mikro bei Lock Up geräumt und dem ehemaligen At The Gates Frontkreischer überlassen. Musikalisch tat das All Star Ensemble sein übriges um den Abend in Wacken einzuläuten und rotzten dem Publikum gnadenlos ihren Brachialsound entgegen. Eine an und für sich überzeugende Leistung einiger in ihren Ursprungbands offenbar nicht ausgelasteter Herren.

19:45 -Black Stage –  MARDUK? MARDUK!
Okay, da standen wir wieder. Mittlerweile gabs wohl kaum einen der keine ungläubige Miene zum Spiel machte. Einige verzweifelte Immortal Fans wolten nicht glauben daß sie den Gig ihrer Lieblinge bereits verpast haben, die Marduk Fans rechneten warscheinlich mit allem – nur nicht damit ihre Favestatsächlich noch Live zu Gesicht zu bekommen, waren aber dennoch zahlreich vor der Blackstage erschienen. Doch es kam alles anders, denn Marduk schickten sich tatsächlich an die Bühne zu entern und in ein einziges Inferno zu verwandeln.
Marduk verstanden es ihre Fans zu begeistern und für die Wartezeit zu entschädigen. Offensichtlich hatte sich auch der Schminkkoffer angefunden und so stand einem alles darniederwalzendem Auftritt der Panzerdivision nichts im Wege.

22:45 – True Metal Stage – ICED EARTH
Durch den Ausfall von Overkill ergab sich in unserer Planung ein etwas größeres Loch, welches wir nicht gewillt waren durch den Genuß diverser ‚Legenden‘ und/ oder reinrassigen True Metal Kapellen zu füllen. So nutzen wir einen Großteil des Freitags Abends zu einem gemütlichen Pläuschchen mit Vertretern der schreibenden und musizierenden Zunft, bevor es mich erneut aufs Gelände hinaus trieb um Zeuge zu werden, wie sich die US Power Metal Recken von Iced Earth zu fortgeschrittener Stunde schlagen würden. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen die sich mit der Bezeichnung des selben Genres schmücken erwartete ich von Iced Earth wirkliche POWER und wurde nicht enttäuscht. Die Band zelebrierte ihre Songs kraftvoll und zeigte ab und an sogar, daß sie in ihren Anfangstagen sehr nah am Thrash Metal beheimatet war.  Jon Schaffer spielte den kompletten Gig übrigens mit einer Halskrause, da er ja kürzlich am Halswirbel operiert wurde. Soweit der Ansage jedoch zu entnehmen war, soll wohl Jon aufgrund ärztlichen Anratens sein Live Engagement komplett einstellen und wird wohl nie wieder eine Bühne betreten. Es war jedoch sein ausdrücklicher Wunsch noch einmal in Wacken spielen zu können, weshalb er trotz ärztlichen Verbotes auf den Brettern stand die für ihn die Welt bedeuten.

23:00 Uhr – Party Stage – ARTILLERY
Nach einer Viertelstunde Appetizer an der True Metal Stage machte ich mich jedoch auf, einer Legende beizuwohnen die sich ausnahmsweise mal nicht auf diesem Ruf ausruht, sondern in der Lage ist selbst feurigen Nachwuchsmusikern gehörig den Arsch zu versohlen. Die Dänen von Artillery knallten dem anwesenden Volk eine Thrashgranate nach der anderen um die Ohren. Das Ganze geprägt von einer begeisternden Mischung von filigranen Gitarrenschmankerl und wuchtigem Riffing. Wer immer die, zugegeben leicht angegrauten, Herren da auf der Bühne aufgrund ihres Äußeren beurteilt hat, wird sich gewundert haben zu welch nackenbrecherischem Speed diese Herren noch in der Lage sind. So muß Thrash Metal klingen. Hart, kraftvoll, wuchtig und immer auf den Punkt gespielt. Artillery waren mit Sicherheit einer der absoluten Höhepunkte des Festivals und wurden dafür auch frenetisch bejubelt. Die ‘Altherren Riege’ bewies mit diesem Gig, daß nackenbrecherischer Thrash keine Frage des Alters ist und daß auch ‚Legenden‘ durchaus in der Lage sein können durch Spielfreude und Ausdrucksstärke zu glänzen.

00:00 Uhr – Black Stage – HYPOCRISY
Nach der Dänen Thrash Granate ein kleiner Schwenk zur Black Stage um Mastermind Pete Tätgren die Ehre zu erweisen. Hypocrisy blieben ihren Fans nichts schuldig und boten das volle Programm ihres Reportoires. Ganz im Stile ihres letzten Live Albums „Hypocrisy destroy’s Wacken“ setzten die Schweden nahtlos an, dieses Werk zu vollenden. So jedenfalls schien die Absicht der schwedischen Death Metal Könige, die übrigens im offiziellen Wacken Programmgheft als „mörderisch gute Melodic Power Metal Gruppe“ angepriesen wurden. Nicht der einzige peinliche und nicht gerade Kompetenz versprühende Fauxpas dieser Art in dieser Broschüre übrigens. Vielleicht hätten sie jemanden fragen sollen der sich damit auskennt? Egal. Die Schweden gaben jedenfalls ihr bestes. Ganz bis zum Ende bleiben konnte ich jedoch nicht, denn leider mußte ich an dieser Stelle meinem gesundheitlichen Zustand Tribut zollen, denn zumindes was das Berliner Lager der Eternity Belegschaft betrifft sind wir alle recht angeschlagen nach Wacken gereist und lagen noch wenige Tage vorher mit teilweise hohen Temperaturen und einer ekelhaften Grippe zu Bett. Dahin zog es mich auch aufgrund plötzlichem Unwohlseins zunehmenst und so verpasste ich leider auch den Gig von Six Feet Under an diesem Abend, welche erst um 2:15 die Bühne betraten. Aber es lag ja noch ein kompletter Tag vor uns.

SAMSTAG
12:34 – Black Stage – ANCIENT
Tja da Immolation früh morgens um 11:15 ausfielen (wurden von einer Band namens Agro ersetzt) nutzten wir den Morgen um uns im Dorf nochmal richtig mit belegten Brötchen und Kaffee zu stärken, was dort auch wesentlich erschwinglicher war, als an den völlig überteuerten Festivalständen. Pünktlich zurück zu Ancient dann vor der Black Stage. Selbigen war es wohl auch noch etwas zu früh und so sprang der Funke auch hier nicht so recht über. Lediglich Frontkreischerin Deadl Kristin wusste durch ihre gezielten Posings und ihr abenteuerliches Outfit die Blicke der zumindest männlichen Anwesenden auf sich zu ziehen. Im Großen und Ganzen war der Gig der Skandinavier jedoch in Ordnung und in Anbetracht der frühen Stunde akzeptabel,

13:00 Uhr – Party Stage – PAIN
was man auch von Mastermind Pete Tätgren & Pain behaupten kann, der sich ja am Vorabend noch mit Hypocrisy die Seele aus dem Leib gebangt hat und nun als der Leibhaftige persönlich auf den Brettern stand. Es sah schon beeindruckend aus,wie er ganz in Rot getüncht (inkl Hände &Arme, bzw das was davon zu sehen war) und in langem schwarzen Mantel, die Stirn mit 2 Hörnern bestückt über die Bühne tigerte. Musikalisch muß man Pain lassen, daß das Material Live durchaus besser umgesetzt wurde als erwartet. Während die Scheibe warscheinlich nicht nur mir viel zu künstlich und unecht wirkt, entfaltete sich Live aufgrund einer kompletten Bandbesetzung durchaus soetwas wie Charme in den einzelnen Songs, was jedoch nichts an der grundsätzlich ablehnenden Haltung von Puristen wie mir solchen Experimenten gegenüber ändert. Beim Rest der Zuschauer kam sowohl das Material als auch das extravagante Bühnenoutfit recht gut an und es bildete sich ein kleiner, heißer Kessel der bereits zu dieser frühen Zeit euphorisch auf und nieder wippte.

13:30 Uhr – True Metal Stage – BLAZE
Was sich dann auf der True Metal Stage abspielte war für mich die Überraschung des WOA schlechthin. Blaze Bayley schickte sich an die wartenden Zuschauer zu beglücken. Ehrlich gesagt hatte ich nicht sehr viele Erwartungen in diesen Auftritt und wolte nur aus lauter Neugier mal vorbeischauen was der Ex-Wolfsbane & Ex-Iron Maiden Frontman jetzt so fabriziert – und wurde gnadenlos überrascht, denn bereits bei den ersten Tönen wurde klar, daß hier eine spielfreudige Band am Werk ist die sich zur Aufgabe gemacht hat es allen zu zeigen. Und das taten sie. Erinnerten die erstenbeiden Songs des Sets noch stark an Maidenlastige Arrangements (womöglich bewusst um die zögernden Zuschauer zu ködern?) welche jedoch mit einem dermaßen hohen Energie Level vorgetragen wurden, daß es einem unwillkührlich ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte, hatte der Rest des Materials einen wesentlich schwereren Touch. Bisweilen kratzte man hier arg an den Grenzen des Power lastigen Thrash Metals, setzte auf fette stampfende Riffs, Doublebassattacken und bangte sich die Seele aus dem Leib. Selbst Blaze himself, der einst auf der von mir besichtigten Maiden Tour mit My Dying Bride noch arg bewegungslos am Bühnenrand verharrte, hat offenbar daß so eine Bühne durchaus mehr Bewegungsfläche als 1×1 Meter bietet und so rannte er fleissig die gesamte Breitseite ab und nutze jeden Zentimeter der etwas nach vorn ausgelagerten Plattformen. Blaze war musikalisch ein Lichtblick und er trat an diesem Tag den Beweis an daß er durchaus ein großartiger Sänger ist, der sich vor einem Bruce Dickinson nicht zu verstekken braucht. Absolute Daumen hoch für eine energiegeladene Show von einer vor Energie nur so sprühenden Band.

14:15 Uhr – Black Stage – SENTENCED
Gleich im Anschluß an Blaze begannen die Finnen von Sentenced auf der Nachbarbühne ihre mittlerweile routinierte Show. Man mag von der Band halten was man will und es gibt sicherlich mehr als tausend Gründe „North from here“ nachzutrauern, aber die Zeiten sind eben vorbei und Sentenced verstehen es immer noch gute Songs zu schreiben, auch wenn ihnen mittlerweile etwas an Intension verloren gegangen ist. Momentan teilen sich an Sentenced die Geister. Fakt ist, daß sie wissen was sie tun und dabei absolut überzeugend zu Werke gehen, ob einem der Stil nun gefällt oder nicht. Ich selber hatte an diesem Samstag nicht lange Zeit mich von den Depressionen der Finnen heimsuchen zu lassen, denn ein weiterer Act wartete bereits.

14:30 Uhr -Party Stage – SOLSTICE
Doom Time war angesagt, denn die Briten von Solstice suchten das WOA heim. Leider hatte die Band arge Probleme mit dem Sound, bzw klang dieser an jedem Zentimeter des Platzes vor der Bühne anderes. Es hatte eben die bereits im Vorfeld erwähnte Bühne mit dem eh miestestn Sound getroffen, was natürlich für eine Band wie Solstice, die nunmal nicht mit nackenbrecherischer Geschwindigkeit überzeugen kann, alles andere als eine gute Vorraussetzung ist. Doch die Engländer hielten sich wacker und im Laufe des Gigs waren auch die Soundprobleme unter Kontrolle, was der Band erleichterte ihre schwermütige Heavyness unter Beweis stellen. Leider hatten sich bis dahin einige Zuschauer schon entschieden die Partystage zu verlassen, es lief insgesamt irgendwie nicht so erfolgreich für die Briten, doch wer bis zum Schluß verharrte kam denoch voll auf seine Kosten und konnte bei den tonnenschweren Slow Mow Hymnen den Nacken kreisen lassen. Wer durch den Wacken Auftritt etwas skeptisch geworden ist, sollte mal in ein Album der Band reinhören, das drückt einem garantiert die Eingeweide aus dem Leib.

15:45 Uhr – Black Stage – ENTOMBED
Kann man von einem Entombed Gig überhaupt enttäuscht sein? Gleich von Anbeginn an suchten die Schweden das WOA mit einer gewaltigen Soundwand und brachialer Härte heim, blieben keinem ihrer Fans etwas schuldig und wussten selbst Anhänger aus der Left Hand Path/Clandestime Phase zu befriedigen. Entombed waren einfach nur brachial und walzten an diesem Samstag Nachmittag einem Bulldozer gleich über das Festival Gelände.

17:00 Uhr – Wetstage – HADES
Und hierbei wären wir bei der nächsten positiven Überraschung des WOA. Die Amis von Hades zelebrieren feinsten Power Thrash, drehen dazu schonmal gehörig an der Geschwindigkeitsschraube ohne dabei jedoch ihren leicht Bay Area lastigen Einschlag zu vernachlässigen. Technisch versiert vom feinsten fegten die Burschen über die Bühne. Wer Hades bis dato nicht kannte hat schon nicht schlecht gestaunt als die Amis ihre zum Teil ähnlich wie Slayer gelagerten Riffs und Melodielines vom Stapel liessen. Solch ein Kaliber hat man den harmlos anmutenden Jungs wohl nicht zugetraut, doch Hades ließen sich nicht beirren und waren für mich einer der Geheimfavoriten des diesjährigen WOA.

17:40 – Black Stage – MORBID ANGEL
MA waren dagegen kein Geheimfavorit, denn von „Geheim“ kann bei einer Band dieses Kalibers einfach nicht die Rede sein. Sie waren, wenn auch zeitlich ungünstig plaziert die eigentlichen Headliner des Festivals.
Vom ersten bis zum letzten Ton an in höchster Präzision fegten Morbid Angel über das WOA. Dieser Auftritt ließ wahrlich keine Fragen offen. Morbid Angel sind Götter und wer daran zweifelt, dem ist nicht mehr zu helfen. Ich habe an diesem Wochenende keine Band gesehen, die dieser hier das Wasser reichen könnte. Leider wollten Morbid Angel das WOA im Schnelldurchlauf nehmen und so blieben am Ende ihres Sets noch ca 15 Minuten freie Zeit, die auch nicht mehr durch Zugaben ausgeglichen wurden. Knapp über 40 Minuten anstatt der erhofften vollen Stunde sorgte dann doch für einigen Missmut bei den Anwesenden. Letztendlich sollte man ihnen aber nicht die fehlenden Minuten verübeln, sondern für die erlebten Minuten danken! Ich denke an der Story in dieser Ausgabe werdet ihr deshalb nicht vorbeikomme..
Nach Morbid Angel klaffte dann wiederum ein groooßes Loch in unserem Terminplan, da wir uns weder für Doro, noch für Dee Snider (von welchem ich jedoch noch den meisterhaften Klassiker ‚Under the Blade‘ mitbekam) noch für Rose Rattoo und auch nicht für Heir Apparent, Jacobs Dream und Skew Siskin interessieren wollten, die alle im Anschluß musizierten. Man mag uns das verdenken, doch wir gönnten uns an dieser Stelle eine größere Abwesenheit vom Festivalgelände

22:30 Uhr – Party Stage – RAISE HELL
Bei Raise Hell Gig haben die Tücken der Partystage wiedermal zugeschlagen, denn von ‘viel zu laute Vocals’ bis zu ‘den Sänger hab ich kaum gehört’ ist mir anschließend alles zugetragen worden, Für mich legten Raise Hell einen furiosen Gig hin. Auch wenn das neue Material weniger Infernalisch und thrashiger als noch ‘Holy Target’ ist, bleiben die Jungs Live keinem eine Erklärung schuldig und blasen einfach drauflos

23:15 – Black Stage – VENOM
Viel habe ich mir von Venom eigentlich nicht versprochen, daß meine ohnehin schon niedrigen Erwartungen dann auch noch unterboten werden, hätte ich vorher jedoch nicht gedacht. Es fing damit an,  daß es keine Erlaubnis gab Venom zu fotografieren. Nicht vom Fotograben, nicht vom Rand, von nirgendwo. Auf meine Nachfrage erfuhr ich daß das wohl von der Band so veranlasst wurde. Vielleicht haben Venom ja Angst daß sie keine Groupies mehr abkriegen wenn jemand sieht wie alt sie mittlerweile aussehen, oder aber es ging ihnen um die Exclusivität eines eigenen Mitschnitts der an diesem Abend wohl gemacht wurde. Live gab es eine musikalisch noch mieserablere Umsetzung ihrer ohnehin schon zweifelhaften Alben. Nach all den Jahren haben die Herren anscheinend immer noch nicht gelernt ihre Instrumente zu bedienen. Es ist nicht zu leugnen daß Songs wie ‚Black Metal‘ oder ‚Countess Bathory‘ mittlerweile echte KultKlassiker sind aber live reichte das bei weitem nicht.  Als Ausklang und Abschluß eines ansonsten so großartigen Festivals wie das diesjährige WOA war der Venom Gig daher ziemlich ungeeignet. doch noch war ja auch nicht Schluss …

00:30 – Wetstage – KNORKATOR
Schon aus reinem Lokalpatriotismus musste ich der Berliner Combo einen Besuch abstatten. Also nix wie hin und nicht schlecht gestaunt – der Platz  war brechend voll. Und Knorkator enttäuschten niemanden. Das Keyboard überstand nicht mal den ersten Song, wurde geschultert, geworfen und auf jede andere erdenkliche Weise gequält. Stumpen sang, sich nur mit einer Hand festhaltend, hängend und Kunststücke zeigend an den Bühnentraversen, Buzz Dee stand unbeteiligt und schier regungslos am rechten Bühnenrand und präsentierte aller paar Minuten ein neues Brillengestell  und das Publikum hatte seine helle Freude am Reportoire. Die Band konnte machen was sie wollte.  Es wurde Obst und Gemüse kleingehäckselt ins Publikum gespritzt und am Ende passend zum Song „ich hacke alles kurz und klein“ sämtliches mitgebrachte Bühneninventar kurz und klein gehackt. Tische, Schränkchen, Fernseher und Monitore wurden mit Axt und Vorschlaghammer zerlegt und alle hatten einen Heidenspaß. Was für eine Show!

Fazit:
Obwohl mir im Vergleich zum Vorjahr soetwas wie ein wirklicher Headliner fehlte und auch das Gesamtbilling im Vorjahr etwas stärker besetzt schien (bis auf Morbid Angel!) versprühte das diesjährige WOA eine Menge Happening Feeling. Es war alles etwas besser organisiert, und ziemlich Kultverdächtig, und mal ehrlich  nach Wacken fährt man nicht wegen Band X, oder Band Y, sondern man fährt hin weil WACKEN ist (oder weil Morbid Angel spielen)! Wacken ist einfach eine Reise wert. Das ganze Dorf ist liebenswert, die Frau im Bäcker die den ganzen Tag Kaffee und Brötchen nachreicht und für die jeder Metaller ‘min Jung’ ist. Die Einwohner, die mit ihren Kindern Sonntags an den Fenstern und Zäunen stehen und der abreisenden Kolonne hinterherwinken. Wir kommen wieder, denn bei all den Unannehmlichkeiten die solch eine Großveranstaltung mit sich bringt sollte man respektvoll auf die Dinge blicken die funktionieren.

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