Voodooshock Interview

Das Doomiversum folgt ja bekanntlich ganz anderen Regeln als der Rest der Szene. Hier laufen die Uhren anders und Zeit bekommt eine ganz neue Bedeutung. Das Bild vom dauerbekifften Doomster, der mit fettiger Matte, speckigem Stirnband und dreckiger Jeansjacke durch’s Leben torkelt, scheint jedoch überholt zu sein. Der Doomhead von heute lebt nicht mehr in ’nem schrottreifen Van, sondern hat Familie und steht im Berufsleben. Doom-Urviech Wino lebt ja schon seit einiger Zeit gesund und gutbürgerlich und auch der frühere NAEVUS-Chef Uwe Groebel hat mit den üblichen Klischees der Zeitlupen-Gemeinde nichts am Hut. Uwes aktuelle Truppe VOODOOSHOCK spielt trotz völligen Klischeeverzichts eine Art von Musik, die auch Old School-Metallern wie mir super reinläuft. Wenn das mal kein Grund ist, dem guten Mann etwas von seiner knapp bemessenen Freizeit zu stehlen und ihn mit ein paar doofen Fragen zu nerven. Lest selbst, was dabei herausgekommen ist!!

Dann erzähl unseren Lesern doch mal ein bisschen was über die Band!

Uwe: Jau, also Voodooshock gibt es seit etwa 2000, nachdem NAEVUS sich im Mai 1999 aufgelöst hatten. Ich habe ständig neue Songs weitergeschrieben um irgendwann wieder mit ’ner Band zu beginnen. 2000 hab ich dann das erste Mal mit Gunnar Drescher (damaliger Drummer von MIRROR OF DECEPTION) zusammen gespielt.
Daraus wurden so etwa vier Songs, aber meist wurde einfach auch nur gejammt. Das klappte recht gut, bis auf die Zeitprobleme. Wir fanden nie so wirklich Termine miteinander. Letztendlich standen wir auch ohne auch ohne Basser da. Etwa gegen Mitte/ Ende 2000 habe ich dann mit Matze Siffermann und Oliver Merkle von END OF GREEN gejammt und das waren die ersten Voodooshock. Vier Songs standen und die wurden aufgrund einer Sampleranfrage aufgenommen. Der Sampler, ein Saint Vitus-Tribute, ist jedoch nie erschienen.
Mit den Jungs hatte es aber dann doch nicht so hingehauen da die in einer anderen Zeit lebten als ich, also mit mehr easy going und mehr Spielraum. Ich war zu der Zeit schon selbständig und musste meine Freizeit mehr einteilen. Das heißt, es war für mich mehr ein zusammenarbeiten als bei der Probe erst ein paar Bierchen zu leeren und dann ein paar Töne zu dudeln. Also fiel das etwa Ende 2001 auch wieder auseinander nachem das Demo super Kritiken erhalten hatte. Mein Name war allerdings auch schon von NAEVUS vorher bekannt und somit war es für manche Leute etwas zugänglicher und vielleicht interessanter, was das die neue Band von Uwe Groebel macht.
Da meine Kreativität kein Ende nahm wollte ich in jedem Fall endlich wieder ins Studio und dachte mir ich kann vielleicht einfach auch mit Musikern nur für eine Scheibe zu sammen spielen. Also zusammen arbeiten und aufnehmen, eher so Projektmäßig denn ich hatte keine Hoffnung gute Musiker auf Dauer zu finden.
Michael Greilinger kannte ich aus seiner früheren band WINDFALL (Basel, Schweiz) und fragte ihn nach mehreren Jahren losen aber regelmäßigen Kontaktes ob er nicht Lust hätte, mit mir was zu machen und ober nicht noch durch Zufall einen Drummer mitbingen könne. – Konnte er! Er war sofort begeistert und schlug DREI Drummer vor wobei Specki dann den Job machte, da es den anderen doch zu problematisch schien, es durchzuziehen. Ich wußte ja selber nicht, ob’s klappt oder nicht. Aber es hatte gefunkt. Zwei Wochenenden haben wir gejammt und die Songs gespielt und gerockt was das Zeug hält. Das Dritte WE sind wir ins Studio und haben Basic Tracks aufgenommen, also Drums und Bass.
Das war Anfang 2002, Ende Februar/ März. Bis Juni hatten wir dann die zehn Songs inklusive meines Gesangs und Gitarren drauf…und schon war das Teil fertig zur Veröffentlichung.

Und wie läuft das Songwriting jetzt bei euch ab…Ich meine, jetzt, wo ihr ’ne stabile Band seid?

Naja, „stabile Band“ kann mans noch immer nicht nennen. Wir machen eben zusammen Musik und verstehen uns super gut und haben extrem viel Spaß. Geprobt/ gespielt haben wir seit April nicht mehr.
WIr sind alle sehr beschäftigt mit unseren Jobs . Irgendwie muss man ja Geld verdienen. So ist es dann, daß ich die Songs weiterhin fertig schreibe, per 4- Spur- MiniDisk aufnehme und den Anderen zukommen lasse. So zur Auswahl. Aktuell sind es etwa zwanzig Songs. Im Januar treffen wir uns zum ersten Jam.

Wie bist du auf den bandnamen gekommen?

Zuerst war die Idee Voodoo Shop…Der Name kommt aus dem James Bond Film „Live and Let Die“ (Der beste James Bond EVER!! -Anm. von Phil). Gunnar sagte damals, daß Schock besser klingt. Also war es dann Voodooshock…

Ihr steht ja alle im Berufsleben und habt familie, oder? Was sagt ihr zum klassischen Bild des Doom-Metallers, der in nem alten Van haust und den ganzen Tag am Kiffen ist?

Au weia, aus dem Alter sind wir raus. Also ich geh‘ jetzt nächstes Jahr auf die 30 und habe Frau und Tochter. Michi ist schon über 30 (also fast tot!!), solo und macht sein Journalistenstudium fertig. Specki ist 27 und arbeitet als Lehrer. Beide sind übrigens Schweizer.

Naja, Wino ist ja inzwischen auch braver Hausmann…

Man bleibt auch so wild im Kopf!!

Wie bist Du zur Musik gekommen und wie sieht Dein musikalischer Background aus?

Also ich hab‘ mit 13 angefangen, Gitarre zu spielen. Meine erste Band NAEVUS startete 1991. Musikalsich wars noch Death Doom ( damals war der Begriff ganz neu!), stark beeinflußt bei alllem was lansgam und grunzig war.
Als Beispiele nenne ich mal die ersten Entombed-, Death-, Carcass- und natürlich CATHEDRAL- Scheiben. Ich habe den „richtigen“ Metal größtenteils umgangen und bin Ende der 80er von Depeche Mode/ Duran Duran direkt über Iron Maiden und Punk (Ramones – immer noch geil!) zum Death-Metal…
Anathema und My Dying Bride waren damals ganz klar super. Emotional erste Sahne und einfach auch neu in ihrem Ding.
Cathedral waren auf Tour mit Vitus – Und ich wußte nicht wer Vitus ist – aber naja, man ist eben hingegangen. AUf dem Konzert selbst traf man dann allerdings nur Leute, die wegen Viitus vor Ort waren und die CATHEDRAL ganz okay fanden. Ich verstand die Welt nicht mehr…Danach schon!

Hehehe…Klarer Fall von „Born Too Late“ , würde ich sagen…

Wahrscheinlich…

VOODOOSHOCK sind aber ganz klar vom Heavy Rock der 70er und dem Doom Metal der 80er beeinflußt, oder?

Also Heavy Rock der 70 kann ich ganz klar bejahen, sei es Jethro Tull, Deep Purple, Led Zeppelin oder natürlich Black Sabbath. Die harte Seite der 80er habe ich, wie gesagt, umgangen.

Und was ist mit Bands wie Trouble, The Obsessed oder Count Raven ?

Ja natürlich. Trouble, Pentagram, Obsessed, Vitus, also die meisten Hellhound-Bands.
Count Raven haben mich noch nie so richtig angezogen…

Wo holst Du Dir die Inspiration für die Lyrics her?

Ähm Inspriration… Naja, das tägliche Leben halt. Soll ja alles positiv sein. Über die Liebe zu schreiben, so wie man denkt.

Was gibt es zu den Covermotiven zu sagen? Steckt irgendeine Message dahinter oder sollen sie einfach nur gut aussehen?

Die sollen schlicht und ergreifend gut aussehen.
Die Photos von uns sind ja eher freundlich.

Auf dem Photo seht ihr ja auch nicht gerade aus wie eine Klischee-Metal-Truppe

Dann isch ja recht, wäre ja schrecklich!

Eure Einflüsse hört man ja recht deutlich heraus. Wie wichtig ist euch Eigenständigkeit? Wie wichtig ist es euch, „anders“ zu klingen?

Etwas „Eigenes“ zu machen ist ja heute nicht mehr so einfach. Uns war es wichtig, das Album etwas abwechslungsreich in Sachen Sound und Songs zu gestalten. Auch die neuen Songs sind sehr verschieden. Mal sehen wie es mit Band klingt.
Ich denke, man versucht durch verschiedene Einflüsse doch was eigenes zu kreieren. Das ist in vielen Reviews und Berichten auch so wahrgenommen worden.

Ihr habt ja recht unterschiedliche Coversongs verzapft. Nach welchen Kriterien wurden die zu covernden Songs ausgewählt?

Das einzige Kriterium ist, daß uns die Songs so gefallen. Der Stil ist egal.

Mit einem Saint Vitus-Song hätte wohl jeder gerechnet, aber „Nights In White Satin“ hat mich dann doch etwas überrascht. Ich finde aber, daß es die erste Version dieses Stücks ist, die dem Original gerecht wird. Gerade von diesem Stück gibt es ja zahllose wirklich grottenschlechte Versionen…

Merci für das Kompliment!! Ja, von „Nights…“ gibt es in der Tat viele schlechte Versionen…Die Idee entstand sehr spontan. Der Song selber schwirrte schon seit einiger Zeit im Kopf rum. Hammersong einfach…schön schmalzig und so.
Am Samstag der Aufnahme der Drums sind wir dann spasseshalber in einen CD-Laden gefahren und dachten, den spielen wir einfach mal. Wir haben die Akkorde rausgehört und losgelegt. Wir hätte nicht gedacht, daß er so gut wird. Der Song war eigentlich nicht für die CD vorgesehen. aber er war so gut…

Zumindest habt ihr sämtlichen Schmalz erfolgreich weggeputzt…

…Und er ist richtig langsam und dooomy!!

Saint Vitus zu covern lag da schon näher, oder?

Das war usprünglich die Idee wegen des Vitus-Samplers, der aber noch nicht erschienen ist. Wahrscheinlich kommt’s auch nicht mehr raus…
Die Anfrage für den Sampler kam noch bevor die Band überhaupt Aufnahmen am Start hatte.

Deshalb findet man auf so vielen PsycheDOOMelic-Releaes Vitus-Songs…Reverend Bizarre hatten wohl auch noch ’nen fertig aufgenommenen Vitus-Track rumliegen…

Ja so ist es. Mirror Of Deception ebenso…Ich weiß die ganzen Bands nicht mehr.

Naja, schaden kann es ja nicht! Sprechen wir mal über Live-Aktivitäten!

Uff!! Also letztes mal dieses Jahr drei Shows in Belgien, nochmal Belgien und Zschopau. Das war’s für dieses Jahr. Wir sind alle super-eingeschränkt in der Zeit, eben weil ich selbständig bin und keine Mitarbeiter habe und habe, aber die normalen Öffnungszeiten eines Geschäftes.

Dann ist eine richtige Tour eher unwahrscheinlich, oder?

Das muß man mal abwarten. Mal sehen, was das nächste Jahr bei mir finanziell bringt. Wenn ich’s mir leisten kann, dann geht’s schon. Wir haben ab dem neuen Jahr auch eine gute Unterstützung an unserer Seite. Wir werden das nächste Album für Exile On Mainstream Records (Berlin) aufnehmen.

Mit wem würdet ihr den gerne auf Tour gehen? Irgendwelche Wunschvorstellungen eurerseits?

Natürlich mit The Hidden Hand oder Cathedral! Das wäre cool! Wenn möglich eine Band aus dem Doom Rock-Genre. Keine Death-Band oder Gothic-Truppe. Irgendwas rockiges wäre gut.

The Hidden Hand fände ich sehr passend!

Ja, ich denke die Leute sind eben auch ziemlich cool drauf. Wino mag unsere Musik auch
Und ausserdem ists dasselbe Label.

Und außerdem seid ihr alle über das „Sex, Drugs & Rock ’n ‚Roll“-Alter hinaus…

Ja eben…Jetzt nur noch Sex und Rock’n‘ Roll…

Ist auf jeden Fall gesünder, denk ich mal. Ist ja nicht jeder so robust wie Lemmy…

War ich noch nie, hab‘ schon immer vom Alkohol Abstand gehalten.

Inwieweit fühlst Du Dich einer bestimmten Szene zugehörig?

Schon eher der Doom-Szene, wobei das inzwischen so ’ne Sache ist mit den Schubladen. Früher, da war man Metaller oder eben was anderes. Heute geht es mir einfach um gute Musik. Aber in der Doom-Szene ist Voodooshock natürlich eher bekannt. Wie damals auch NAEVUS recht beliebt war, nur hat man das damals so ohne E-Mail und Internet noch nicht so mitbekommen.

Würdest Du mir zustimmen, wenn ich behaupte, daß Doomer eh ein ganz eigenes Völkchen sind und die Doom-Szene immer etwas abseits der normalen Metal-Szene stand?

Ja, mit Metal hat’s ja nicht immer was zu tun. Ich denke, daß die Doomsters zumeist eher etwas „ältere“ Leute sind. Mit 17 da muß es noch schnell und dreckig sein. Auf The Hidden Hand-Konzerten oder dem DOOM SHALL RISE-Festival sind Haudegen dabei, die Du schon vor 10 Jahren auf Konzerten gesehen hast. Und die waren damals schon nicht mehr tausfrisch! Das sind dann oftmals alte Led Zeppelin- oder Deep Purple-Fans.

Doom ist auch nie wirklich kommerziell ausgeschlachtet worden. Candlemass haben zwar was gerissen, aber die waren ja auch mit einem Bein im Power Metal. Was sagst Du dazu?

Ja das stimmt. Mir gefallen die ersten Candlemass-Alben ganz gut, aber wie gesagt, der Metal ist bei mir nicht richtig durchgedrungen. Messiah Marcolin ist aber sehr charismatisch! Doom hat immer versucht durchzustarten und man hat es im Rock Hard oder ähnlichen Magazinen zeitlang auch versucht hervorzuheben, aber irgendwie waren es dann doch wieder dieselben Redakteure, die die entsprechenden Scheiben gehört haben…

Na, immerhin ist dem Doom dadurch viel Trittbrettfahrerei und Gier der Labels erspart geblieben…

Stimmt auch wieder!! Wobei es doch Zeiten gab, in denen Bands wie Cathedral plötzlich Stoner Rock waren.

Stoner Rock ist dann ja gut durchgestartet. Was hälst Du von Bands wie Kyuss, Orange Goblin oder Queens Of The Stone Age?

Kyuss sind genial, vor allem die „Blues For The Red Sun“. Orange Goblin waren anfangs spannend, aber heute…gähn….Queens Of The Stone Age waren mit „Songs For The Deaf“ ganz cool. Dave Grohl ist eben ein guter Drummer. aber irgendwie muß ich mich momentan zwingen, da reinzuhören. Vielleicht ist es doch wieder zu berechenbar.

Sooo, kommen wir mal langsam zum Schluß….Was möchtest Du den Leuten da draußen noch mit auf den Weg geben?

Stay positive und kauft unsere Alben!! Klaro!! Glaubt an Euch! Voodooshock gibt’s neu im Jahr 2005. Danke für’s Interview. Unsere Bandseite www.voodooshock.de ist ab dem kommenden Wochenende wieder online!

Alles klar!! Ihr habt’s vernommen, liebe Leser!! Danke für das Interview und viel, viel Glück für die Zukunft!!


Und schöne Feiertage und guten Rutsch!! Auch euch viel Glück!! Merci!!

Da gibt’s doch kaum noch was hinzuzufügen. Folgt Uwes Aufruf und kauft fleißig VOODOOSHOCK-Platten, Leute!! DOOM OR BE DOOMED!!

www.voodooshock.de
www.psychedoomelic.com

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