Sunn O))) –31. Juli, Festsaal Kreuzberg, Berlin

Im Rahmen des CTM-Festivals hat die wohl bekannteste „Drone/Doom“-Band die deutsche Hauptstadt besucht, zum ersten Mal seit vier Jahren Abstinenz. Dafür gab’s auch gleich zwei Konzerte an zwei aufeinander folgenden Tagen (30. + 31. Juli). Das Motto der Veranstaltung: „Let There Be Drone“. Damit wurde nicht zu viel versprochen, denn die Amerikaner hatten nicht nur ihr neues Album „Life Metal“ im Gepäck, sondern auch ein ähnlich musikalisch orientiertes Vorprogramm.

Pünktlich um 20 Uhr betritt Caspar Brötzmann die Bühne, die umgehend in tiefrotes Licht gehüllt wird, und beginnt auf seinen Gitarrensaiten rumzuhacken, was das Zeug hält. Gesang wird hier klein geschrieben, denn davon gibt es nicht allzu viel. Dafür aber eine solide Bühnenshow. Stuntmanartig entlockt Brötzmann seinem Sechssaiter die Töne, lässt die an den Marshall-Verstärkern erzeugten Rückkopplungsgeräusche auf das Publikum niederprasseln, während er über die Bühne tänzelt und dabei ein wenig wie Jimi Hendrix in Monterey wirkt. Vielleicht etwas weniger schamanenhaft und auch nicht ganz so gut wie der Ausnahmegitarrist, passen tut es jedoch zum Motto des Abends – und ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt.

Was bei Rammstein die Pyrotechnik, sind bei Sunn O))) die Nebelmaschinen – nur extremer. Dichte Rauchschwaden füllen den Kreuzberger Festsaal. Dann stapfen finstere Gestalten in langen Mönchskutten über die Bühne, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Es wirkt ein bisschen so, als ob „Star Wars“-Bösewicht Darth Sidious (alias „Der Imperator“) sich dazu entschieden hat, mit Gleichgearteten eine „Drone-Doom“-Kapelle zu gründen – und genauso klingt es auch!

Dröhnende, elend lange Gitarrenakkorde durchbrechen die Stille im Saal, als die Bühne in so undurchdringlichen Nebel getaucht ist, dass man die Musiker selbst nur als durch die Deckenbeleuchtung eingefärbte Silhouetten wahrnimmt. Nur schemenhaft sind die fast zeitlupenartigen Bewegungen der Musiker zu erkennen. Stephen O’Malley und Greg Anderson greifen so respektvoll und bedacht nach ihren Klampfen, dass man meinen könnte, sie seien Reliquien. Nach minutenlanger, schwerer Instrumentaldröhnung betritt schließlich auch Attila Csihar (Gesang) die Bühne, dessen Stimme fortan zwischen einer Art gregorianischen Mönchsgesangs und gequält klingendem Fauchen und Grölen wechselt.

Die dichte Atmosphäre – das liegt nicht nur an den immer noch durch die Luft wabernden Nebelschwaden – zieht auch die Besucher in ihren Bann. Alle lauschen wie gebannt dem monotonen Hall, manche sitzen auf dem Boden oder bewegen sich wie in Trance zum Takt der Musik. Es fällt schwer zu sagen, ob das aus Vergnügen oder angestrengtem Zuhören geschieht. Wahrscheinlich ist es irgendetwas dazwischen.

Nach 90 Minuten (exklusive Vorgruppe) ist die musikalisch herausfordernde Reise dann zu Ende. Unter lautem Klatschen wird die Band verabschiedet, die nun ihre Kapuzen nach hinten fallen lässt und wie siegreiche Krieger ihre Fäuste gen Himmel recken. Eine Zugabe fordert keiner – verständlicherweise, denn diese schwere Kost muss erst einmal verdaut werden. Ein gelungenes Konzert war es aber allemal!

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