Puteraeon waren mir bis vor kurzem gar nicht bekannt, obwohl sie seit 2008 bereits drei Demos herausgebracht haben. Auch sind hier keine Neulinge, sondern alte Bekannte am Werken (z.B. Jonas Lindblood/Taetre oder Anders „Whoutan“ Malmström/Prophanity, Nominon). So half am Ende Kommissar Zufall mit, Puteraeon in den Weiten des Netzes zu entdecken. Da mich der Old School-Death der Schweden auf Anhieb begeistern konnte, lag es nahe Mastermind Jonas ein paar Fragen zu stellen.
Jonas, Puteraeon sind erst 2008 gegründet worden, haben aber mit „Fascination for mutilation“, „The requiem“ und „The extraordinary work of Herbert West“ bereits drei jeweils ca. halbstündige Demos am Start. Das ist eine längere Discographie als manch andere Band vorzuweisen hat, die länger existiert. Wie erklärst Du das schnelle Songwriting? Ist das alles neues Material oder wurden auf dem Demo auch ein paar ältere Sachen verbraten?
Yeah, wir sind schnell! Bis auf eine Ausnahme sind alle Stücke neu. „Butchery torment“ stammt bereits aus 1993. Ich hatte es seiner Zeit für meine andere Band Taetre geschrieben. Wir haben den damals im Proberaum auch gespielt, aber er hat es nie auf ein Demo oder eine CD geschafft. Alle anderen Stücke sind wie gesagt neu und wurden für Puteraeon geschrieben. Klar ist Puteraeon eine neue Band, aber was Musik anbelangt bin ich eine rastlose Person. Ich schreibe einfach gern neues Material und manchmal geht es halt auch ziemlich schnell. Das ist der einfache Grund, warum es bereits so viel Material von uns gibt, obwohl die Band noch nicht so lange existiert.
Wie siehst Du die drei Releases rückwirkend betrachtet? Was sind aus Deiner Sicht die Hauptunterschiede? Wie hat sich Puteraeon über die drei Demos entwickelt? Ich denke, der offensichtlichste Fakt ist, dass das erste Demo noch von Dir selbst eingespielt wurde…
Ich glaube, an der Stelle teile ich ein kleines Geheimnis mit Dir: Alle drei Demos sind von mir aufgenommen wurden – nicht um an meiner Art Musik zu kreieren fest zu halten, sondern um die ganze Sache schnell und billig fertigzustellen. Wenn wir einen Deal erhalten, werden wir das Album oder was auch immer auf die klassische Art und Weise einspielen. Aber bis dahin sind es nur Demos und da spielt das für uns nicht die große Rolle. Anyway, Du fragtest nach den Hauptunterschieden. Das erste – „Fascination for mutilation“ – hat das roheste Erscheinungsbild und das Demo ist vielleicht auch das, was am meisten nach Old School klingt. Ich glaube nicht, dass es sich so großartig von den anderen beiden unterscheidet. Vielleicht ist es besser zu sagen, „Fascination…“ klingt wie 1990 und die anderen beiden Demos „The requiem“ und „The extraordinary…“ klingen mehr wie 1991/92 oder so. Das ist ein schmaler Grat… hahaha. Von Demo zu Demo sind die Tracks mehr ausgearbeitet, das heißt meiner Meinung nach ist demzufolge auch das letzte Demo „The extraordinary…“ bis dato unser Bestes. Ich habe sehr stark versucht, die Musik nicht so zu entwickeln, dass sie wie 2009 klingt. Ich denke, das ist gelungen, „The extraordinary…“ klingt Old-School. Beide letzte Demos – „The requiem“ und „The extraordinary…“ sind vom Stil her recht ähnlich. Ich denke, der einzig richtige Unterschied ist, dass ich auf dem letzten Demo mehr Augenmerk auf die Gitarren-Leads gelegt habe.
Zurück zum Debüt: Das Cover-Artwork sieht sehr, sehr Old School aus. Das erinnert mich fast ein bisschen an die ersten Tapes schwedischer Death Metal Bands damals in den Achtzigern. Ist das auch von Dir selbst?
Das trifft den Nagel auf den Kopf! Ich denke, das Cover sticht hervor in seiner hässlichen, primitiven Art und Weise. Gemacht habe ich das Artwork nicht selbst, sondern ein enger Freund von mir, Johan, der übrigens auch das Logo gezeichnet hat. Vielleicht nutzen wir seine Fähigkeiten in der Zukunft auch noch einmal. Wir werden sehen.
Ins Auge sticht auch das sehr geile Artwork vom zweiten Demo „The requiem“, das – soweit ich weiss – von Deinem Nachbarn gemalt wurde. War auf jeden Fall eine sehr gute Wahl! Wird er zukünftig auch noch mal in Erscheinung (Releases, Shirts…) treten?
Ja, Du hast recht – das stammt von meinem Nachbarn. Er hat auch das Artwork für „The extraordinary…“ gemacht und wir werden auch zukünftig auf seine Dienste zurückgreifen. Unglücklicherweise ist sein Bild so detailliert, dass viele kleine Details verloren gegangen sind, als wir das Cover gedruckt haben. Es würde am besten auf ein großes Vinylcover passen. Da würden auch die kleinen Details sehr gut zur Geltung kommen.
Das textliche Konzept von Eurem aktuellen Demo „The extraordinary…“ basiert anscheinend auf dem Film/Buch „Re-Animator“. Gab es einen bestimmten Grund für diese spezielle Auswahl?
Der Titeltrack basiert offensichtlich auf dem Film, aber ich würde nicht sagen, dass das ganze Demo auf dem Film basiert. Ich denke, „Re-Animator“ ist einfach ein cooler Film. Das erinnert mich an meine Jugendzeit. Ein Kumpel hatte einen „Re-Animator“ uncut als sehr, sehr schlechte VHS-Kopie. Those were the days, haha… Die anderen Tracks sind hauptsächlich über Zombies generell. Ohne Zombie-Bezug ist das Instrumental „The innsmouth insanity“, das von H.P.Lovecrafts „The shadow over innsmouth“ inspiriert ist. Andere Inspirationsquellen waren der Film „Dagon“ oder das Videospiel „Call of chthulhu – dark corners of the earth“. Schon auf dem zweiten Demo „The requiem“ hatten wir einen offensichtlichen Song namens „Re-Animation“. Also haben wir auf dem neuen Demo die bereits schon bestehenden Inspirationen fortgesetzt.
„Re-Animator“ beschreibt ja Experimente mit einem Serum, dass Tote wieder zum Leben erwecken kann. Hypothetische Frage: Wenn es solche Experimente gäbe, würdest Du das Serum lieber jemandem verabreichen oder selbst bekommen?
Äh, ich glaube weder das eine noch das andere. Aber ich muss zugeben, es ist nichts desto trotz ein faszinierender Gedanke.
Lass uns kurz noch mal auf die Lyrics der ersten Demos eingehen. Hast Du dabei eine Art Konzept verfolgt? Hast Du schon bestimmte Ideen für zukünftige Texte?
Auch auf den früheren Demos habe ich mich von einigen Filmen inspirieren lassen. Auf dem zweiten Demo ist Stück, das stark von den Ereignissen in „Salem‘s lot“ beeinflusst ist und ein weiterer, der von dem Film „Deranged“ beeinflusst ist und von Ed Gein handelt. Für mich ist das jedoch mehr Tribut an einen alten Kult-Film als Tribut an einen alten, toten Serienkiller. Ich denke, wir weiter einfach weiter mit Zombie-Lyrics machen. That‘s the shit!
Kann man Puteraeon mehr als Band/Project von Mastermind Jonas sehen oder mehr als „demokratische Band“, wo jedes Bandmitglied seine Ideen/Vorstellungen einbringen kann?
Ich bin der Kopf der Band, die Musik und die Texte stammen von mir. Aber wenn jemand der Anderen Ideen einbringen möchte, habe ich immer ein offenen Ohr.
Du schreibst Musik und Texte allein, Du hast die Demos allein aufgenommen. Also welche Aufgaben haben dann die anderen drei? Mit Dir proben und Bier trinken? ;-)
Damit triffst Du ins Schwarze, haha… Die anderen drei helfen mir und geben Feedback. Ich wollte nicht nur ein Projekt, sondern eine Band, so dass wir auch live spielen können.
Ich welcher Weise verarbeitest Du Ideen für Puteraeon? Welche Kriterien verwendest Du? Arbeitest Du für eine bestimmte Zeit nur an Songs für eine Deiner Bands und alle Ideen, die Du in der Zeit hast, werden für diese Band verwendet oder eben verworfen oder entscheidest Du bei einzelnen Riffs oder Ideen danach, zu welcher Band es am besten passen würde?
Ich konzentriere mich während einer bestimmten Phase immer auf eine Band. Ich versuche mich dabei komplett rein zu wühlen und schreibe, was ich dann als am besten passend für diese Band fühle. Konkret auf Puteraeon bezogen sortiere ich alles aus, was nicht nach Anfang der Neunziger klingt. Wenn ich doch ein Riff kreiere, das in meinen Ohren nach neuerem Death Metal klingt, dann hebe ich es auf und nutze es vielleicht für meinen anderen beiden Bands Taetre und Deletion.
Apropros Taetre und Deletion: Was ist denn da der aktuellste Stand? Und wie sieht es mit Nebenprojekten bei Deinen Mitstreitern aus?
Meine Bands Taetre und Deletion sind beide noch aktiv. Anders spielt noch bei Nominon und die sind verdammt aktiv. Ich glaube, sie werden in der nächsten Zeit ein neues Album aufnehmen. Wie der derzeitige Stand bei Immemorial und Prophanity ist, bin ich mir gar nicht sicher. Daniel und Hasse haben neben Puteraeon derzeit keine anderen musikalischen Aktivitäten.
Soweit ich weiß, sind Puteraeon immer noch unsigned. Aber ich hört auch, dass es einige Interessenten gibt, Euch unter Vertrag zu nehmen. Gibt‘s von der Front Neuigkeiten?
Stimmt, es gab einige Interessenten, aber ich glaube nicht, dass es von deren Seite so ernst genommen oder gemeint war. Das ist zumindest was ich davon denke. Wir werden definitiv nicht irgendeinen x-beliebigen Deal unterzeichnen, nur um einen Deal zu haben. Dafür sind wir mittlerweile zu alt und zu lange dabei.
Was wären denn Eure Anforderungen an ein passendes Label? Was wären für Grundvoraussetzungen für einen Deal und was geht gar nicht?
Gute Promotion und guter Vertrieb sind zwei Grundvoraussetzungen. Ein ernsthaftes Angebot wäre, wenn wir das Gefühl haben, dass unser Label sein Bestes tut um uns zu pushen, zum Beispiel durch gute Promotion. Wir wären gern eine der Prioritäten bei dem Label. Wir brauchen keinen halbherzigen, schlechten Deal. Wir sind jetzt seit einigen Jahren dabei und es bringt uns nicht vorwärts, wenn wir jetzt ein schlechtes Angebot annehmen. Dann lassen wir es lieber und machen allein weiter.
Sollte sich kurzfristig ein Deal für Euch ergeben, würdet Ihr dann eher Demo-Material (zum Beispiel als Querschnitt-Compilation durch alle drei Demos) veröffentlichen oder direkt neues Material rausbringen?
Wir würden neues Material bevorzugen. Wahrscheinlich würden wir ein paar alte Sachen noch einmal neu einspielen, dazu einige neue Sachen packen und vor allem das Album als Band live einspielen. Ach ja, und ordentlich gemixt werden würde das Zeug. Die Demos wurde von mir selbst gemixt, wie Du weißt…
Wie promotet Ihr Puteraeon momentan, so lange wie es kein Label gibt, dass Euch unterstützt? Ich konnte keine richtige Homepage finden, Euer MySpace-Profil ist auch eher übersichtlich und enthält nur Standard-Informationen. Wie waren Eure Erfahren bezüglich Demo-Verschick-Aktionen?
Wir haben Demos an Zines rausgeschickt und wir haben auch mit dem Mystical Music Zine zusammen jede Menge Flyer drucken lassen. Aber daneben läuft momentan das Meiste über MySpace. Ich bin mir auch nicht sicher, welche anderen Informationen Leute auf einer anderen Homepage als auf der bei MySpace erwarten würden. Bis her sind wir der Meinung, das wir eine separate Website weglassen – aktuell zumindest. Vielleicht passiert in der Zukunft in dieser Richtung noch mal was.
Du sprachst gerade Print-Flyer an: Meinst Du, dass man heutzutage damit noch etwas erreichen kann?
Ich denke schon. Wahrscheinlich nicht mehr so viel wie früher, aber immer noch ein bisschen was. Ich verschicke viele Briefe und ich packe immer noch viele Flyer mit rein, sei es von Puteraeon oder anderen.
Eine andere Frage bezüglich Promotion: Findet Puteraeon momentan live statt oder gibt es momentan nur die Demo-Releases?
Bis jetzt haben wir noch nicht live gespielt. Aber ich hoffe, wir bekommen demnächst die Daumen aus unseren Ärschen und ändern das.
Erzähl uns mal ein bisschen über die Reaktionen, die Ihr bisher auf die Demos erhalten habt. Speziell das Feedback aus Deutschland würde mich interessieren. Ich kann mir vorstellen, dass es hier einige Leute gibt, die sich nach Puteraeon die Finger lecken würden…
Ja, da hast Du recht. Es sieht so aus, als wenn Deutschland unsere Musik mag. Aber davon abgesehen haben wir bisher generell gutes Feedback erhalten. Es gab nur wenige Leute, die etwas zu beanstanden hatten. Ich denke, dass Fans die auf Old School-Death Metal stehen, auch auf unsere Musik abfahren. Und es scheint, als hätten wir sie nicht enttäuscht. Hauptsächlich schreibe ich die Musik für mich selbst, es macht aber natürlich Spass zu hören oder zu lesen, wenn Dir andere Leute sagen, dass sie Deinen Kram mögen.
In letzter Zeit sind eine Menge von CDs von Bands veröffentlicht worden, die sich dem puren, dem Old-School-Death Metal widmen und nicht versuchen Death Metal mit irgendwelchen anderen, modernen Stylen zu vermischen oder irgendetwas „Coriges“ daraus zu machen. Wie siehst Du das? Ist das auch einfach nur ein Trend?
Nein, das glaube ich nicht. Die Leute wollen einfach zum Kern des Death Metal zurück – schlicht und einfach. Ich finde das perfekt. Death Metal muss nach Old School klingen und nicht wie Einiges des neuen Drecks.
Ich habe irgendwo gelesen, dass Du aus Göteborg weggezogen bist, ein Stück weiter raus in eine kleinere Stadt. Gaben private Gründe oder die Arbeit den Ausschlag? Gibt es in Deiner neuen Heimat auch eine Metal-Szene?
Ja, das ist richtig. Ich bin in eine kleine Stadt ca. 60 km von Göteborg entfernt gezogen, die Alingsas heisst. Ich bin hierher gekommen, um mit meiner Freundin zusammen zu leben. Alingsas hat einige berüchtigte Death Metal Acts hervorgebracht, Inverted, Prophanity und Immemorial zum Beispiel. Es war natürlich einfacher hierher zu ziehen, weil ich neben meiner Freundin bereits einige Leute kannte. Mit meiner anderen Band Taetre haben wir etliche Male mit Prophanity gezockt, so dass ich beide – Wouthan und Grendel – sehr gut kenne. Durch meinen Umzug wurde es vielleicht auch für Anders (Wouthan) einfacher mit bei Puteraeon einzusteigen.
Jonas, lass uns noch kurz in Deinen Alltag schauen: gibt es Tag, die komplett ohne Metal stattfinden?
Metal ist immer da! Sei es nun in meinem Kopf, in meinem Outfit oder was auch immer… Metal gilt einfach mein größtes Interesse. Ich höre Metal, wenn ich trainiere, wenn ich Auto fahre oder wenn ich einfach nur Party mache. Ich liebe es alte Videos und Livemitschnitte auf YouTube anzusehen oder checke auf MySpace und Blabbermouth ob es etwas Interessantes gibt und klar – ich verbringe auch viel Zeit damit Briefe zu schreiben und eMails zu beantworten etc.
OK Jonas, ich bin fertig für heute. Vielen Dank für Deine Zeit! Die berühmten letzten Worte gehören Dir…
Thanks for the interview Kai! Last words then: „A little naked, a little rotten“!
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